Welche Lebensmittel [aus Bayern] 28 Jahre nach Tschernobyl verseucht sind

  • Teaser:

    Zitat

    Es strahlt noch immer: Das radioaktive Cäsium 137 verseucht Jahrzehnte nach dem Atomunfall von Tschernobyl hierzulande immer noch einige Nahrungsmittel. In Einzelfällen war Fleisch so belastet, dass es als Sondermüll entsorgt werden musste.


    Kurzfassung:
    Wildschweine und Pilze aus Bayern meiden.


    Link:
    http://www.derwesten.de/panora…eucht-sind-id9277557.html


    Und noch ein Zitat:

    Zitat

    In den Handel dürften hochbelastete Lebensmittel nicht gelangen.


    Dann ist ja alles gut, woll? :peinlich:

  • Grundsätzlich gilt: nur weil man es nicht sieht, riecht, hört, schmeckt oder fühlt, heißt es noch lange nicht, es ist nicht existent. :winking_face:

  • Nach Möglichkeit, sollten die betroffenen Produkte gemieden werden. Wenn unter gewissen Umständen die Nahrung knapp werden sollte,
    bzw. keine mehr vorhanden ist und kurzfristig keine Hilfe zu erwarten ist, muss jeder das Risiko für sich abwägen.
    Es wäre auch vorteilhaft zu wissen, ob unter Umständen gewisse Gebiete weniger oder stärker belastet sind, als andere.
    Generell gilt hier, wie bei jedem Giftstoff, dass diese sich über die Nahrungskette nach oben akkumulieren.
    Wie bei jeder radioaktiven Strahlung ist es auch hier, ein kleine Menge erzeugt nicht automatisch Krebs, erhöht aber die Wahrscheinlichkeit.

  • Seht es gelassen,


    Pilze sind bekannt dafür, dass sie 137Cs akkumulieren, in den Wildsäuen kommt es halt auch vor, weil das Zeug wie Kalium verstoffwechselt wird, ist ja auch ein Alkalimetall und steht im PS zwei Stellen unter dem Kalium (nach Rubidium). Die effektive Halbwertszeit (aus der physikalischen und der biologischen) ist aber in der Sau eher niedrig.


    Meine Strahlenschutzempfehlung: Ihr solltet am Tag nicht mehr als drei bayrische Wildsäue, gefüllt mit je 10 kg bayrischen Pilzen essen. :)


    Ganz im Ernst: Habt Ihr Euch eigentlich schon mal überlegt, welche ganz natürliche Hintergrundstrahlung Ihr im Schwarzwald oder im Erzgebirge abkriegt? Übrigens ist nach dem Deutschen Krebsatlas der Schwarzwald trotz signifikant erhöhter natürlicher Strahlenbelastung durch ganz natürliches Uran, Thorium, eines der gesündesten Gebiete der Nation.


    Ihr könnt als ganz natürliche Hintergrundstrahlung (ohne zivilisatorische Quellen) 1 mSv/a in der norddeutschen Tiefebene haben, oder das zehnfache in Sankt Georgen im Schwarzwald.


    Ich bin jetzt zu faul das rauszusuchen, aber wenn Ihr mir sagt, mit wieviel Bq 137Cs Eure Wildsau kontaminiert ist, dann rechne ich Euch gern die Dosis aus und vergleiche sie mit natürlichen Quellen - etwa auch einem Interkontinantalflug.


    Vom indischen Bundesstaat Kerala, in dem ich auch mal gelebt habe, will ich gar nicht reden. Da gibt es eine richtig fette Hintergrundstrahlung durch Monazitmineralien. Erhöhte Inzidenz von Tumorerkrankungen oder Fehlbildungen? Fehlanzeige!


    Der Monazitsand aus Kerala, ganz normal am Strand aufgelesen, steht noch heute bei meinen Mineralien und ich freue mich dran, meine Radioaktivitätsmesstechnik an ihm auszuprobieren.


    Wen es interessiert: Ich habe hier im Forum schon einiges zum Thema Radioaktivität geschrieben. Wenn Ihr Fragen darüber hinaus habt, gern im Forum oder per PN.


    Meint


    Matthias

    They who can give up essential liberty to obtain a little temporary safety, deserve neither liberty nor safety.
    Benjamin Franklin (1775)

  • Zitat von Apokalypson;169162


    Kurzfassung:
    Wildschweine und Pilze aus Bayern meiden.


    Waldpilze aus Bayern wird es kaum im Handel gaben. Man darf ja nur in geringen Mengen zum Eigenbedarf sammeln. Maronenröhrlinge ganz meiden ist leicht gesagt. Andere Speisepilze findet man bei uns kaum ... und wenn ich Pilze im Handel kaufe, sind die aus Osteuropa. Ob das besser ist?


    Bei Wildschweinen wird die Radioaktivität immer gemessen. Diejenigen, die in den Handel gelangen, sollten daher in der Tat unbedenklich sein. Höchstens Wilderer leben gefährlich.

  • Zitat von Thomas;169309

    Waldpilze aus Bayern wird es kaum im Handel gaben. Man darf ja nur in geringen Mengen zum Eigenbedarf sammeln.


    Danke für den Hinweis Thomas,


    Waldpilze sind in Bayern tatsächlich geschützt, man darf sie nur in haushaltsüblichen Mengen für den Eigenbedarf sammeln, nicht für kommerziellen Handel. Die gesetzliche Grenze lautet "Maximal 1 kg pro Person und Tag". Die Pilze, die Du in München auf dem Viktualienmarkt bekommst, stammen meist aus Polen. Habe aber auch schon welche aus der Ukraine gesehen.


    Aber wie Du schreibst. Ob das besser ist?


    Viele Grüsse


    Matthias


    P.S. Hinweis für die Leser aus A und CH: Forst- Fischerei- und Jagdrecht ist in Deutschland Landesrecht. Da gibt es durchaus erhebliche Unterschiede zwischen den deutschen Bundesländern. Im Waldgesetz von Baden-Württemberg habe ich jetzt spontan keine Mengenbeschränkungen gefunden.

    They who can give up essential liberty to obtain a little temporary safety, deserve neither liberty nor safety.
    Benjamin Franklin (1775)

  • Zitat von Waldschrat;169265


    Meine Strahlenschutzempfehlung: Ihr solltet am Tag nicht mehr als drei bayrische Wildsäue, gefüllt mit je 10 kg bayrischen Pilzen essen. :)


    Ich bin jetzt zu faul das rauszusuchen, aber wenn Ihr mir sagt, mit wieviel Bq 137Cs Eure Wildsau kontaminiert ist, dann rechne ich Euch gern die Dosis aus und vergleiche sie mit natürlichen Quellen - etwa auch einem Interkontinantalflug.


    Wen es interessiert: Ich habe hier im Forum schon einiges zum Thema Radioaktivität geschrieben. Wenn Ihr Fragen darüber hinaus habt, gern im Forum oder per PN.


    Ja, mich interessiert das.


    Wie steht die erhöhte natürliche Strahlenbelastung im Schwarzwald in Relation zum Interkontinentalflug und in Relation zur Strahlenbelastung von Wildschweinfleisch jenseits des Grenzwerts. Wieviel kg belastetes Wildschwein entspricht tatsächlich den anderen Werten?


    mfg

    Aus gegebenem Anlass: ich distanziere mich hiermit ausdrücklich gegen jeden Form von Gewaltphantasien gegen andere, den Staat oder staatliche Organe. Ich betreibe prepping als Krisenvorsorge und als Hobby und tausche mich hier mit Gleichgesinnten aus.

  • Zitat von Cephalotus;169598

    Ja, mich interessiert das.


    Wie steht die erhöhte natürliche Strahlenbelastung im Schwarzwald in Relation zum Interkontinentalflug und in Relation zur Strahlenbelastung von Wildschweinfleisch jenseits des Grenzwerts. Wieviel kg belastetes Wildschwein entspricht tatsächlich den anderen Werten?


    mfg

    Hallo Cephalotus,


    ich nehme jetzt mal an, dass Du eine gesunde Portion bayrischer Wildsau verdrückst, so ungefähr 500 Gramm bei 600 Bq 137Cs pro Kilo.


    Dann schaun mer mal:


    Physikalische Halbwertszeit des Zeugs rund 30 Jahre. Hört sich richtig eklig an.


    Nur, da es wie Kalium verstoffwechselt und renal (über die Nieren) eliminiert wird, ist die biologische Halbwertszeit nur 110 Tage, woraus sich eine effektive HWZ von 109 Tagen ergibt.


    Hier gilt die Formel:


    HWZ_effektiv= (HWZ_physikalisch x HWH_biologisch) / (HWZ_physikalisch + HWZ_Biologisch)


    Was bringt Dir die Mahlzeit von einem Pfund Schweinsbraten von einer einer Wildsau mit angenommen 600 Bq/kg 137Cs ein? Übrigens die Oberkante der tatsächlich heute erfassten Messwerte.


    Das ergibt eine Betadosis (RBW=1 für Betastrahlung) von rund drei Microsievert. Ein Jahr Leben in der norddeutschen Tiefebene bringt Dir 1 Millisievert (mSv) ein, also rund das dreihudertfache davon, durch rein natürliche Strahlenbelastung ohne zivilisatorische Komponenten. Ein Jahr Leben im Schwarzwald 5-10 mSv, ein Transatlantikflug etwa 10 Microsievert, eine Röntgenuntersuchung beim Arzt etwa 50 Microsievert.



    Ich hoffe geholfen zu haben, Antworten auf weitere Fragen gern


    Matthias


    P.S. Literatur, wie man sowas ausrechen kann, habe ich hier schon gepostet, es ist da halt teilweise ein bisserl "hässliche" Mathematik dabei.
    Aber ich helfe da gerne, wenn mich jemand fragt, was er in einem Gelände mit 100.000 Bq /m² 60Co Flächenkontamination innert einer Stunde an Strahlung aufsammelt:) Es ist Integralrechnung auf Basis einiger Grundformeln.


    Das für die Berechnung erforderliche Faktenwissen (Zahlen und Daten) kann man z.B. gratis von der Homepage des Oak Ridge National Laboratory beziehen oder käuflich in der sehr guten Nuklidkarte des Forschungszentrums Karlsruhe erwerben.


    Viele Grüsse


    Matthias

    They who can give up essential liberty to obtain a little temporary safety, deserve neither liberty nor safety.
    Benjamin Franklin (1775)

  • Interessant. Die Wildschweine in Bayern sind gar nicht wegen Tschernobyl noch immer radioaktiv, sondern weil sie Hirschtrüffel, die durch die oberirdischen Atomwaffentests in den 50er und 60er jahren kontaminiert wurden, aus 40cm Tiefe ausgraben und fressen.


    „Wildschwein-Paradoxon“ gelöst
    Seit der Nuklearkatastrophe von Tschernobyl wird bei Wildtierfleisch großer Wert auf Lebensmittelsicherheit gelegt. Anders als Rehe und Hirsche können…
    science.orf.at

  • Was bringt Dir die Mahlzeit von einem Pfund Schweinsbraten von einer einer Wildsau mit angenommen 600 Bq/kg 137Cs ein? Übrigens die Oberkante der tatsächlich heute erfassten Messwerte.


    Das ergibt eine Betadosis (RBW=1 für Betastrahlung) von rund drei Microsievert. Ein Jahr Leben in der norddeutschen Tiefebene bringt Dir 1 Millisievert (mSv) ein, also rund das dreihudertfache davon, durch rein natürliche Strahlenbelastung ohne zivilisatorische Komponenten. Ein Jahr Leben im Schwarzwald 5-10 mSv, ein Transatlantikflug etwa 10 Microsievert, eine Röntgenuntersuchung beim Arzt etwa 50 Microsievert.

    Danke für Deinen damaligen Beitrag.


    Im neuen link steht, dass die Messwerte bei Wildsau bis zu 30.000 Bq/kg betragen, das wäre um den Faktor 50 höher.


    Faktor 50 lässt dann auch die Vergleichswerte in einem anderen Licht erscheinen und es scheint schon Sinn zu ergeben, dass die Grenzwerte existieren und man das Fleisch nicht nach Belieben verzehrt

    Aus gegebenem Anlass: ich distanziere mich hiermit ausdrücklich gegen jeden Form von Gewaltphantasien gegen andere, den Staat oder staatliche Organe. Ich betreibe prepping als Krisenvorsorge und als Hobby und tausche mich hier mit Gleichgesinnten aus.