Addendum zu „Atomkraft wird dämonisiert“

  • Hallo Matthias,



    gern würde ich nocheinmal etwas ausführlicher auf deinen Post



    Im Ukraine Riots -Thread eingehen.
    Da das Ganze relativ wenig mit dem Ursprungsthread zu tun hat, bin ich so frei und öffne ein neues Thema. Wir wollen ja nicht in den OT-Bereich abschweifen.


    Einen Post später forderst du eine rationale(re) Betrachtung des Themas, möglichst ohne Einfluss von Weltuntergangsmythen oder irrationalen Ängsten.
    Dem würde ich gern nachgehen und einen Versuch liefern, die Nicht-Rentabilität der Atomkraftwerke (rational) zu begründen.


    Ein Hauptargument für die friedliche Nutzung von Atomkraft zur Stromerzeugung ist der Preis.
    Die Produktionskosten pro kWh liegen hier bei 3 bis 4 ct, im Gegensatz dazu ist die Windenergie etwa dreimal so teuer. Von neueren Rechnungen, bei denen Kraftwerksbetreiber aufgrund gestiegener Sicherheitsvorschriften den Preis pro kWh eher bei 10 ct ansetzen (das gilt für Neubau von AKWs, wie es z.B. in Frankreich-Flamanville oder Großbritannien der Fall ist), will ich vorerst absehen.


    Für eine vernünftige Betrachtung ist es natürlich wichtig, dieselben Vergleichskriterien anzusetzen. Das Problem mit der Atomkraft ist, dass viele Kosten, die eigentlich auf die Betreiber fallen sollten, externalisiert werden. Häufig zu finden sind hier der Umgang mit dem Restmüll, die Beteiligung der Betreiber an Kosten für Forschung und Entwicklung oder die Kostenübernahme für den Rückbau von Atomkraftwerken.


    Worüber man sich seltener Gedanken macht, ich aber auch mit meinem OT-Post im o.g. Thread andeuten wollte, ist die Versicherung und Versicherbarkeit von Atomkraftwerken. Vorab: ja, wenn so ein Windrad umkippt, sind Schäden betreiberseitig versichert.


    Atomkraftwerke sind nicht (wirklich) versichert. Was meine ich mit nicht wirklich?


    Einerseits besteht eine Haftpflichtversicherung für jeden Kraftwerksblock in Höhe von 255 Mio. Euro.
    Weiterhin verpflichteten sich die Kraftwerksbetreiber zur gemeinsamen Deckung im Schadenfall in Höhe von 2.356 Mio. Euro.
    Zusätzlich existiert ein Brüsseler Zusatzübereinkommen, das aus öffentlichen Mitteln (wollen mal nicht so sein) 300 Mio. Euro bereitstellt.
    Macht knapp 3 Mrd. Euro – das reicht aber nicht annähernd.


    Ein kleines Beispiel aus der jüngeren Geschichte:
    http://www.taz.de/!79960/
    Hier sind, wie auch im Artikel erwähnt, bei Weitem nicht alle Kosten enthalten.


    An der Stelle sei auf eine französische Regierungsstudie verwiesen:
    http://www.spiegel.de/wissensc…euro-kosten-a-881940.html


    Ebenfalls aus der jüngeren Geschichte ist die von mir erwähnte Studie, der Vollständigkeit halber nocheinmal hier verlinkt:
    http://www.bee-ev.de/_download…ersicherungsforen_KKW.pdf
    Wie Du richtigerweise festgestellt hast, ist der Auftraggeber dieser Studie nicht unbedingt neutral einzustufen. Ein Blick in die Studie ist dennoch interessant, da hier detailliert erläutert wird, welche Gefahren zu berücksichtigen sind und wie man diese aktuariell abbilden könnte. Die Studie beziffert in der Rechnung im Übrigen die Laufzeit von AKWs optimistisch auf 100 Jahre.


    Nichtsdestoweniger möchte ich die PROGNOS-Studie aus dem Jahre 1992 verlinken, die im Auftrag des Wirtschaftsministeriums die Kosten pro kWh auf 3,6 DM allein für die Versicherung beziffern.
    http://www.zukunftslobby.de/Tacheles/prognstu.html (nicht über den Link wundern, er führt zur Studie)



    Es lassen sich sicherlich viele weitere Beispiele mit Rechnungen finden, denen man Glauben schenken mag oder auch nicht. Die Versicherungswirtschaft geht im schlimmsten Fall in Deutschland von 5-7 Billionen (5*10^12) Euro Schaden für den Steuerzahler aus. Nicht nur Kraftwerksbetreiber können rechnen, sondern auch Versicherungen, weshalb AKWs auch als nicht versicherbar gelten.


    Zitat von Waldschrat;170551

    Ist uns schon mal eins um die Ohren geflogen?


    Diese Aussage verstehe ich ehrlich gesagt im Zusammenhang mit einer Haftpflicht-Versicherung nicht so ganz. Hast du eine Privathaftpflichtversicherung? Empfehlenswert, leider sind erschreckend wenig Deutsche haftpflichtversichert – es gibt kaum Provision für den Vertreter.


    Im Übrigen muss man nur hinreichend lang AKWs nutzen, bis uns mal eins „um die Ohren“ fliegt. Das ist keine Floskel, sondern Mathematik. Das Theorem mit dem Affen, der vor einer Schreibmaschine sitzt und zufällig beliebige Shakespeare-Werke tippt, ist dir sicher auch bekannt. Aber das wirklich nur am Rande.



    Verstehe mich nicht falsch, Matthias, ich bin weder Fortschrittsverweigerer, noch fürchte ich mich vor „neuen“ (falls man das bei Atomkraft überhaupt sagen kann) Technologien. Problematisch wird’s, wenn suggeriert wird, diejenige Technologie wäre komplett ungefährlich und beherrschbar (Gegenbeispiele hast du selbst geliefert) und vor allem wirtschaftlich.


    Zum Fracking und zur Gentechnik werde ich mich vorerst nicht äußern, ich denke aber auch hier rationale Begründungen zu haben, um mich ruhigen Gewissens und unaufgeregt zumindest in der aktuellen Art und Weise der Umsetzung gegen diese Technologien positionieren zu können.


    Beste Grüße

  • Atomkraftwerke sind vom Teufel und nicht zu vergleichen mit allem anderen verteufelten Handlungen und Wirrungen in der Geschichte der Menschheit.
    Versicherungsversprech und Garantien der Betreiber sind nicht das Papier wert auf dennen sie stehen.
    Kein Krieg und nicht mal alle bisherigen zusammen sind fähig so viel Leid über die Menschheit zu bringen oder riesige Gebiete für tausende Jahre unbewohnbar zu machen.
    Die wohl dümmste Erfindung der Menscheit!


    Nur Rückgängig machen ist jetzt schwierig. Man müsste ja auf was verzichten.


    Die Gewinne mir, die Schulden der Allgemeinheit......sofern es dann überhaupt noch eine Allgemeinheit gibt....
    (Das abwracken eines AKWs dauert ca. 20 Jahre und kostet Milliarden. Und ratet mal wer das bezahlt. Der Betreiber ist es nicht oder nur zu einem ganz kleinen Teil.)


    Noch kurz zu: Ist uns schon mal eins um die Ohren geflogen?


    Kurze Rechnung aus dem Stegreif.
    Atomare Grossereignisse alle paar tausen Jahre, geteilt durch Anzahl bestehender AKWs = ca. alle 20 Jahre


    http://de.wikipedia.org/wiki/L…n_kerntechnischen_Anlagen


    Ganz soooooooo selten sind die nicht wie gerne sugeriert wird von den (bez.) Medien und Betreibern.


    Morgen ist es vielleicht das in deiner Nähe!?
    Gruss, Worber

  • Hallo,
    Zum: Um die Ohren geflogen.
    So richtig explodieren tun die Dinger ja nicht, es ist eher so eine langwierige Sache. Ich denke Fukoshima und Tschernobyl sind da gute Beispiele.
    Sellafield ist jetzt nicht wirklich geflogen, aber geleuchtet hat es ganz gut denk ich.
    Das ist die eine Schwachstelle die ich sehe. Es passiert relativ selten etwas, aber wenn, dann sind große Gebiete betroffen und viele Menschen leiden darunter. Da wir hier alle gerna davon ausgehen, daß die Zeiten nicht besser werden, sondern eher schlechter, sehe ich das Problem der Wartung dieser Anlagen für die Zukunft.


    Das Zweite Problem das ich sehe, ist da der Betreiber so einer Anlage den Strompreis ganz offensichtlich nicht richtig rechnet. Er zahlt die Entsorgung nicht wirklich kostendeckend.


    Was mich etwas wundert Waldschrat ist, daß du als einer unserer Experten für Strahlung kaum ein Problem mit KKWs hast?
    Ich meine solange diese funktionieren ist es ja toll, aber wenn sie mal nicht so funktionieren, sondern eher mehr strahlen, dann sind sie schon ein wenig problematisch. Siehst du das nicht so?


    Gruß
    Gerald

  • Ich verstehe JEDEN der Bedenken bezgl. der Betriebsrisiken und "Spätfolgen" von Kernenergie hat.


    Aber was wären denn Alternativen? Kurz/Mittel/Langfristig? Wären diese durch "Umlage" auf den Verbraucher überhaupt zu finanzieren? Welche (wirtschaftlichen) Risiken bringt das mit für den "Industriestandort CH-A-D"?


    Zu sagen "gefällt mir nicht" oder "ich mag keinen Atomstrom" ist leicht (und vielleicht sogar berechtigt), aber ohne das man praktikable, nachhaltige (also non-fossile) Energieträger und vor allem finanzierbare Alternativen hat, werden wir meiner Meinung nach erstmal nicht komplett von der Kernenergie wegkommen.

  • Mir würde es einfach gewaltig stinken "Haus und Hof" fluchtartig verlassen zu müssen und die "Heimat" zu verlieren wenn sowas passiert. Und dazu braucht es nicht das schlimste vom schlimmen.
    Und wenn dann noch rauskommt dass aus Spargründen (sprich Gewinnmaximierung) was hochgegangen ist, und davon gehe ich in der Zwischenzeit grundsätzlich aus, stellt es mir jetzt schon die Nackenhaare.
    Wie das dann abgeht sieht man in Japan.


    Gruss, Worber

  • @Worber


    Volle Unterstützung für deinen Beitrag, aber nochmal meine Frage: Worin bestehen die Alternativen? Ich denke jedem von uns wäre es lieber, wenn wir allein aus Sonne, Wind, Wasser und Geothermie unseren Energiebedarf decken könnten... Aber fossile Brennstoffe (die ja aktuell noch den absoluten Löwenanteil der Energieerzeugung ausmachen) sind nunmal endlich. Daraus resultiert (zumindest in meiner Erdbeerwelt) die Erkenntnis, das auf Grund des schwindenden Angebots bei gleichzeitig steigender Nachfrage (B-R-I-C) irgendwann die Preise so massiv steigen werden, das man sich "Strom" aus fossiler Quelle nicht mehr leisten kann. Und dann? Leben wir im Dunkeln und kalten oder greifen dann doch wieder zu Atom-Strom?

  • Hallo Worber,



    Du hast geschrieben:

    Zitat

    Mir würde es einfach gewaltig stinken "Haus und Hof" fluchtartig verlassen zu müssen und die "Heimat" zu verlieren wenn sowas passiert. Und dazu braucht es nicht das schlimste vom schlimmen.



    Dieses Szenario sehe ich genauso wie Du. Mich würde es ebenso ankotzen, wenn ich auf einen Schlag alles verlieren würde. Von daher habe ich (heute zu meinem Glück!) nur wenig Besitztum anhäufen können.


    Was ich im Szenario einer atomaren Verseuchung, eines Krieges oder einer schreckliche Seuche verlieren könnte,… ist nicht all zu schwer zu verkraften.

    Dennoch ist folgender Hintergrund sehr bemerkenswert:

    Ich erinnere mich Mitte der 70er Jahre, als der Widerstand gegen die atomare Energiegewinnung ihren Anfang nahm, dass die so genannte „gestrickte Pullover- und Hippie-Bewegung“ gegen die atomare Energiegewinnung demonstrierte und selber „nixx auf de’ Juppe“ hatten und von daher bei einer atomaren Katastrophe keinen Haus- und Grundbesitz verlieren konnten.

    Aber die Befürworter der atomare Energiegewinnung waren in der Regel (wenn sicher auch nicht alle) sehr gut situierte bis hin vermögende oder gar reiche Bürger, die von dieser neuen Energiegewinnung geradezu begeistert waren, aber aufgrund Ihres Besitztums das Allermeiste zu verlieren hatten.




    Ist das nicht paradox?



    Gruß Jörg

  • Hätte ich ein Lösung für dieses Problem würde ich jetzt auf einer Bank, in der Sonne, sitzen und Geldbündel zählen.


    Eine Lösung heisst "Verzicht". Und gerade daran scheitern sinnvolle Lösungen. Die Leute sind dazu nicht...nie und nimmer...bereit.
    Das ganze macht halt unser Leben schon verdammt angenehm.
    Aber ich könnte sehr gut auch ohne PC, Handy, Vollbeleuchtung Tag und Nacht und einem dritten Grossbildplasmafernseherdingsbums leben.
    Ist früher auch gegangen und das Leben war nicht schlechter!


    Bei den ganzen Überlegungen geht es nicht mehr um mich sondern um unsere Kinder und nächsten Generationen.
    (Wir oder unsere Eltern haben uns das ganze eingebrockt. Deswegen sollten wir auch zur Lösung versuchen beizutragen....)


    Gruss, Worber

  • Tja Worber, das "Verzicht" alleine hilft leider nicht.


    Nur 25-30% des gesamten Energiebedarfs wird von Haushalten verbraucht. In den Haushalten gehen fast 80% alleine für Heizung und Warmwasser drauf. 10% jeweils für "mechanische Energie", 10% für Prozeßwärme und nur 1% für Beleuchtung.


    Wenn du also bereit bist, im Winter auf eine warme Wohnung und ganzjährig auf warmes Wasser und warmes Essen zu verzichten, könnte das was werden...


    Zurück zu den Zahlen: 70-75% entfallen also auf Industrie, Handel und Dienstleistungen und Transport. Hierbei fast zu gleichen Teilen. Wir können sicherlich überall "Schräubchen" drehen, aber um aus einem Erzklumpen einen Stahlträger zu machen, brauche ich nunmal eine gewisse Menge Energie. Ich kann versuchen mit effizienteren Geräten, Maschinen und Prozessen zu arbeiten, oder mit der gleichen Energiemenge einen größeren Outout zu erzeugen. Trotzdem sind das alles nur minimalste Korrekturen. Und wir dürfen nicht vergessen, das große Teile der Erdbevölkerung gerade beginnen zu erleben was "Industrialisierung" heißt...

  • Zitat von De_Ba_Be;170612


    Und wir dürfen nicht vergessen, das große Teile der Erdbevölkerung gerade beginnen zu erleben was "Industrialisierung" heißt...


    Und davor graut mir wirklich!


    LG Wolfgang

  • Atomkraft Teufelswerk ja oder nein?


    Keine Ahnung. Mir, wie wohl auch den allermeisten anderen Menschen sind die dramatischen Auswirkungen von Tschernobyl und Fukushima durchaus bewusst. Allerdings weiß auch jeder, dass die Medien allgemein egal welche Themen recht reißerisch präsentieren.


    Wenn mir also jemand erzählen möchte, dass AKWs völlig ungefährlich sind mag das statistisch stimmen. Sollte es aber zu dem statistisch unwahrscheinlichen Zwischenfall kommen möchte ich einfach nicht in der Nähe sein. Natürlich kann es sein, dass in Tschernobyl/Fukushima gar nichts wirklich Gefährliches passiert ist und wir alle der Überdramatisierung der Medien aufgesessen sind.


    Zurzeit können wir nicht auf AKWs verzichten. Das ist schon richtig. Aber wir könnten wenn wir wollten. Nicht sofort, aber womöglich mittelfristig. Das Vorgehen ist ja relativ einfach: Wir haben einen IST-Zustand (Energie mit AKW), definieren einen SOLL-Zustand (Energie ohne AKW) und planen dann wie wir den SOLL-Zustand erreichen. Bestimmt ein großes Projekt, aber es muss ja nicht von heute auf morgen passieren.


    Nun ist die Energiewende ja ein politisches Thema in all seinen üblichen Ausprägungen und dazu auch noch von allen Seiten ideologisch aufgeladen. Also kann man davon ausgehen, dass sich am aktuellen Status auch in Zukunft nicht viel ändern wird.


    Wenn man nun schon als Volk keine wirkliche Einflussname ausüben kann: Womöglich gelingt es aber, die "Energiewende" als Konsument leichter in die Wege zu leiten. Man geht zu einem Provider, der den Strom so produziert oder produzieren lässt wie man es sich wünscht. Der Markt gibt da so einiges her.

    I feel a disturbance in the force...

  • Und in Deutschland reden wir über 11% der erzeugten Energie, die aus Atomstrom kommt. Die Frage ist nur, wie wird sich die Verfügbarkeit und vor allem die Finanzierbarkeit der fossilen Energieträger in den nächsten Jahren entwickeln und um wieviel steigt der Energieverbrauch insgesamt. Wird sich das (durch einen Verzicht auf Kernenergie angenommene) Delta von 10% Vergrößern? Wie weit kann das durch Alternative Energien ausgeglichen werden? Wie werden die Technologien (vor-)finanziert?

  • Zitat von De_Ba_Be;170593

    Ich verstehe JEDEN der Bedenken bezgl. der Betriebsrisiken und "Spätfolgen" von Kernenergie hat.


    Aber was wären denn Alternativen? Kurz/Mittel/Langfristig? Wären diese durch "Umlage" auf den Verbraucher überhaupt zu finanzieren? Welche (wirtschaftlichen) Risiken bringt das mit für den "Industriestandort CH-A-D"?


    Zu sagen "gefällt mir nicht" oder "ich mag keinen Atomstrom" ist leicht (und vielleicht sogar berechtigt), aber ohne das man praktikable, nachhaltige (also non-fossile) Energieträger und vor allem finanzierbare Alternativen hat, werden wir meiner Meinung nach erstmal nicht komplett von der Kernenergie wegkommen.


    Österreich hat keine Kernkraftwerke, ich und viele andere haben damals(Zwentendorf) viel eigene Zeit und Ressourcen darauf verwendet es zu verhindern. Wie man sieht geht es auch ohne.



    LG Wolfgang

  • Zitat von Isuzufan;170617

    Österreich hat keine Kernkraftwerke, ich und viele andere haben damals(Zwentendorf) viel eigene Zeit und Ressourcen darauf verwendet es zu verhindern. Wie man sieht geht es auch ohne.



    LG Wolfgang


    Und Österreich produziert den gesammten Strom selber in Österreich ? oder wird
    vom nahen Ausland Strom importiert, wenn ja ist das absolut Atomfreien Strom ?
    Weiss das Jemand genauer ? würde mich interessieren.


    LG

  • Ja Wolfgang,


    Ihr importiert aber auch knapp ein Viertel der Gesamten verbrauchten Energie aus Deutshcland und der Tschechischen Republik. Also bekommt ihr den Atomstrom auch, ihr lasst ihn nur woanders produzieren, ihr Schmarotzer :winking_face: *kleiner Scherz*


    Sicher ist der Netto-Import geringer, da ihr ja wiederum auch exportiert, nur ist deine Betrachtung eben etwas unvollständig.


    Kurze Quelle dazu: http://oesterreich.orf.at/stories/2516365


    Gibt sicher noch detaillierteres Material, aber das war ganz okay für den Einstieg...


    Perfider Plan:


    In der Nordsee gibt es eine "große" Insel, die mit dem europäischen Festland ohnehin nichts zu tun haben will...da könnten wir doch reichlich Kraftwerke bauen :winking_face:
    Sind wir ehrlich, gebackener Kabeljau und fett-triefende Kartoffelecken bekommen wir selbst besser hin.... :winking_face: /Ironie


    Edit:


    Verdammt...zweiter....Commando dachte das gleiche :winking_face:


    Edit II (weitere Quellen):


    http://de.statista.com/statist…in-oesterreich-seit-1996/


    30% des Österreichischen Stroms aus Atomstrom:


    http://derstandard.at/12829790…n-Oesterreichs-Steckdosen

  • Zitat von Isuzufan;170617

    Wie man sieht geht es auch ohne.Wolfgang


    Es existieren schon Reaktoren: http://www.ati.ac.at/~kerntech/TRIGA_deutsch.htm


    Und in Tschechien stehen ja auch ein paar herum. Temelín ist sogar recht nah. Die Zuverlässigkeit dieses Reaktors war ja auch schon Gegenstand von Diskussionen. Was immer das bedeutet...


    Deutschland: http://de.wikipedia.org/wiki/L…rke_in_Europa#Deutschland
    Schweiz: http://de.wikipedia.org/wiki/L…ftwerke_in_Europa#Schweiz


    Ihr seid umzingelt. :face_with_rolling_eyes:

    I feel a disturbance in the force...

  • Zitat von Commando;170619

    Und Österreich produziert den gesammten Strom selber in Österreich ? oder wird
    vom nahen Ausland Strom importiert, wenn ja ist das absolut Atomfreien Strom ?
    Weiss das Jemand genauer ? würde mich interessieren.


    LG


    Natürlich kommt auch Atomstrom irgendwie nach Österreich, lässt sich bei der heutigen Vernetzung wohl kaum verhindern da Elektronen kein Mascherl umhaben, es ist aber ziemlich verpönt. Viele Leute zahlen gerne einen etwas höheren Preis für garantiert Atomstromfreien Strom den es bei uns auch gibt. Seit 2001 importiert A mehr Strom als es Exportiert (allerdings unter 1%).
    Vielleicht könnte sich unser Member Wiki dazu äußern er hat da sicher mehr Ahnung als Ich und die meisten anderen hier.


    LG Wolfgang


    [COLOR="silver"]- - - AKTUALISIERT - - -[/COLOR]


    lord_helmchen


    Der von Dir zitierte Forschungsreaktor ist schon länger abgeschaltet und für Temelin können wir ja nichts.


    LG Wolfgang

  • AKWs sind "Friedensengel"


    Hallo!
    AKWs erhalten uns den Frieden, denn Länder mit AKWs sind nicht verteidigungsfähig!!! Ein Bömbchen auf den Reaktordruckbehälter ... :waving_hand:


    Übrigens, wusstet ihr, dass die Notstromaggregate, die bei Netzausfall anspringen (für System, Kühlwasserpumpen..), nur für wenige Tage Laufzeit ausgelegt sind und dass ein AKW sich über die Primärstromerzeugung (also viele, viele Megawatt...) nicht selbst versorgen kann? :tot:


    Für alle, die mehr wissen wollen empfehle ich den Sammelbeitrag von @Crisis Maven im "Gelben Forum", für mich eines der Besten im Netz (außer dem Previval Forum, natürlich... :grosses Lachen:).


    http://www.dasgelbeforum.de.org/forum_entry.php?id=208864



    Grüsse


    Akif

  • Moin zusammen,


    ich habe auch etwas Probleme mit der Gleichsetzung der "subjektiv empfundenen Gefahr" durch Hexen und der, in meinen Augen sehr objektiven, Gefahr durch Kerntechnik pp.


    Zitat von Waldschrat;170532


    ...Das Erdbeben war nicht das Problem. Die Kraftwerke haben eine Magnitude 9 problemlos überstanden und das getan, was sie konstruktiv sollten. Sie sind in die Notabschaltung gegangen. Nur dummerweise hat der Tsunami die Notstromdiesel ersäuft, die am denkbar ungünstigsten Ort positioniert waren und die Kühlung ging nicht mehr. Aber dieses Risiko hätte wirklich jeder Depp mit Abitur/Matura auf einer Baumschule durch Blick in ein Geschichtsbuch ermitteln können.


    Auch Tschernobyl, wen es interessiert ist lehrreich. Zunächst mal ein notorisch unsicherer Reaktortyp (Graphitmoderiert). Dann wurden mit dem Reaktor unverantwortliche Versuche in der Unterkritikalität gefahren, wo man doch meinen sollte, dass jeder Student, der mal Reaktortechnik gehört hat, das Wort "Xenonvergiftung" des Reaktorkerns buchstabieren könnte.


    Interessant übrigens in Tschernobyl. Die Verantwortlichen waren keine qualifizierten Ingenieure, die nach Fachkompetenz ausgesucht wurden, sondern Parteikader, die nach Linientreue ausgesucht wurden.


    Dieser Argumentation kann ich voll zustimmen! Ich sehe aber die Komponente Mensch, als unlösbar verknüpft mit der Komponente Technik an.


    Ich glaube, dass ich es einfach mal als Tatsachenbehauptung stehen lassen kann, dass der Mensch durchaus auch irrational und unvernünftig handelt. Durch die Verknüpfung brauche ich mir dann eigentlich keine Gedanken mehr über die theoretische technische Beherrschbarkeit zu machen.


    Fakt ist, die Notstromgeneratoren in Fukushima standen nun mal, durch Menschen geplant, im Untergeschoss. In Tschernobyl wurden nun mal, durch Menschen angeordnet, unverantwortliche Versuche durch ungeeignetes Personal gefahren. Es hilft in beiden Fällen nicht mehr, wenn wir jetzt feststellen, dass man das hätte doch bemerken müssen...


    Ich bin auch nicht mehr so vermessen, dass ich auf die "sorgfältigere Mentalität" der Deutschen oder Franzosen setzen würde.


    Ich bin in Sichtweite des AKW Grohnde aufgewachsen und mein Stiefvater hat dort im Steuerungsbereich (u.a. der Leitwarte) gearbeitet. Es war unglaublich beeindruckend, während der Bauphase, im späteren Reaktorbecken zu stehen. Diese unglaublich dicken Betonmauern erschienen mir als Jugendlichem einfach nur gigantisch. Auch später, während der Betriebsphase, konnte ich an mehreren Besichtigungen und Infoveranstaltungen teilnehmen. Diese mehrfachredundanten Sicherungssysteme und Rückfallebenen haben mich absolut überzeugt!


    So wie viele Menschen im Mittelalter an die Gefahr durch Hexen geglaubt haben, genau so habe ich an die Sicherheit westlicher Kernanlagen geglaubt!


    Damals waren die Arbeitsbedingungen der Belegschaft auch noch grandios. Unter anderem wurde ein eigenes Sportstudio für den Dienstsport gebaut und die Mitarbeiter konnten dort zweimal die Woche bei angerechneter Dienstzeit Sport treiben. Niemand hat sich etwas dabei gedacht, dass hin und wieder mal die Warte nicht voll besetzt war, da "mal eben" einer der Kollegen für ein Stündchen zum Sport war. Die Sicherungssysteme hätten (und haben) ja jeden Störungsfall sofort gemeldet.


    Interessant war dabei noch das kreative Potential der Belegschaft, da ein ungemeldetes Verlassen der Warte durch das Zugangskontrollsystem technisch gar nicht möglich war. Irgendwie wurde da mit "einer rein und der andere ohne Karte raus..." gearbeitet. Hat mich aber auch nicht interessiert, da ja (in meinem Weltbild) wirklich nichts passieren konnte...


    Solange es Menschen gibt, wird es Probleme mit Gier, Dummheit, Extremismus, Naivität, falschem Stolz pp. geben. Diese Eigenschaften gehören nun mal genau so zu uns, wie Pflichtgefühl, Aufopferungsbereitschaft, Ehre, Mut pp.
    Da ich mich aber nicht von Computern bestimmen lassen möchte, muss ich halt auch die Schattenseiten der Menschen hinnehmen und in meine Überlegungen einfließen lassen...


    ...und da bin ich wieder bei der Verknüpfung der Faktoren Mensch und Technik.


    Ich bin nach wie vor der Meinung, dass die Kernenergie das Potential hat, ein Zwischenschritt zu sein. Mag es Fusion sein, oder etwas noch völlig neues. Sie sollte jedoch an der ganz kurzen Leine liegen. Solange ich mit den Systemen der Gegenwart noch reichlich Geld verdienen kann, besteht nicht wirklich der Druck nach etwas Neuem zu suchen. Auch wenn ich keine Antwort auf die Frage nach der derzeitigen Alternative habe, hoffe ich darauf, dass diese Antwort von jemandem gefunden wird, der hierfür mehr Potential hat als ich.


    Bis dahin versuche ich im Rahmen meiner Möglichkeiten die Bedingungen zu schaffen, dass dieser "Jemand" Gelegenheit erhält ernsthaft zu forschen.


    Grüße
    Grauer