(alten) Traktor mit Olivenöl betreiben ?

  • Hallo zusammen,


    ich habe auf meine alten Tage Zugang zu einem Stückchen Land bekommen (kl. Wiese / Weide mit ein paar Olivenbäumen drauf) und da ist mir die Idee gekommen, einen sehr günstigen alten Traktor (aus den 60-ern) zu besorgen, den man mit Olivenöl betreiben könnte (Direkteinspritzer bzw. Vorkammermotor).


    Ich weiss, dass man alte LKWs mit Reiheneinspritzpumpen und alten Direkteinspritz- oder Vorkammermotoren mit relativ wenig Aufwand mit Rapsöl oder "Aldi Sonnenblumenöl" betreiben kann.

    Das Prinzip:


    Ich stelle mir vor, ggf. eine Vorwärmung für das Oliven-Öl vorzusehen und eine 2 -Tank Anlage eine mit Diesel und eine mit Ölivenöl. Mit Diesel würde ich starten bis der Motor warm ist, und dann auf Olivenöl umschalten. Vor dem Ausschalten wieder eine Spülung mit Diesel um die Verharzung der Einspritzdüsen, Einspritzpumpe und Leitungen / Filter zu vermeiden.


    -> Hat das schon jemand mit Olivenöl probiert ?


    -> Wo liegt der Flammpunkt und die Cetanzahl von Olivenöl ?


    -> muss ich ggf. den Spritzbeginn der Motors modifizieren ?


    -> Wie muss ich das Olivenöl ggf. aufbereiten / Konditionieren (da sind ja gewisse Säuen drin) um es in einem Dieselmotor verwenden zu können ?


    -> Müsste ich einige kritische Dichtungen am Motor dazu austauschen ?


    Es gab ja bei der BW vershiedene Vielstoffmotoren in den 50-er 60 er Jahren. DAs Know How müsste demnach auch noch irgendwo verfügbar sein oder ?



    Die Frage stellt sich mir, wie hoch der Aufwand für sowas ist und ob sich das jemals rechnet.
    Ich sehe das aber eher unter Prepper Gesichtspunkten, sollte es mal kein Diesel mehr geben.... Wenn das mit einem sehr überschubarem Aufwand zu machen wäre, hätte ich Lust auf so ein Experiment....


    Würde mich über einen Gedankenaustausch zu diesem Thama sehr freuen


    Danke + Gruss,


    Udo (DL 8 WP)

  • hi Udo,


    ich hab zwar keine kontrekten Erfahrungen mit der Verwendung von Pflanzenölen , hab mich aber früher schon damit beschäftigt, ein Auto auf Pflanzenölbetrieb umzustellen.


    Schau mal auf der Webseite der Firma Elsbet (Motor) , da gibts ne prinzipielle Einführung zum " Pflanzenölbetrieb" (wär auch ein google-Begriff). Im übrigen gibts von verschiedenen Firmen Umbausätze.
    Hab da jetzt keine für alte Schlepper gefunden. Aber vielleicht kannst Du da mal schauen, was , die Profis austauschen. Gibt mittlerweile auch verschiedene Additive für Pflanzenöleinsatz .


    Frieder

  • Wir haben vor einigen Jahren hundert Ölpalmen bei uns gepflanzt. Der Ertrag an Palm Früchten ist noch zu klein, da die Palmen derzeit eher als Zierbäume verwendet werden, d. h. Wir lassen die Palmvwedel einfach wachsen und das geht auf Kosten des Fruchterttags.


    Im tropische warnen Klima kann, so glaube ich jedes Öl zum betreiben Einfacher Dieselmotoren verwendet werden, auch ohne Vorwärmung.


    Man hat mir allerdings gesagt, dass die Kolbenringe etwas darunter leiden.


    In meinen 9 PS Kubota würde ich Palm Öl ohne Bedenken verwenden.


    Hier 2 Videos von Versuchen, die ich auf YouTube gefunden habe.
    Diese sogenannten "TokToks" im Video sind universell einsetzbare Kleintraktoren, die pflügen, Wasser pumpen und Strom erzeugen. Mit entsprechenden Anhänger kann man sogar die gesamte Sippschaft auf das Volksfest karren.


    http://m.youtube.com/#/watch?v=h6__v7xi5J8


    http://m.youtube.com/watch?v=oJ7SahNVlpk

  • Im Prinzip läuft jeder Dieselmotor mit Pflanzenöl.
    Die Schwachstelle ist das Einspritzsystem bzw. die Einspritzpumpe, diese sollte durch das Motoröl geschmiert werden wie z.B. die BOSCH-Stempelpumpen.
    Die häufig verwendeten einfacheren Rotopumpen werden mit dem Treibstoff geschmiert und sind deshalb nicht langzeittauglich.


    Meine pers.Erfahrung :
    Meinen W124 200D (Ges.km ca.350T) fahre ich schon seit über 100T km mit unterschiedlichen,oft zufälligen Mischungen aus Planzenöl, (derzeit ca.70-80% Pöl-Anteil, im Sommer oft gegen 100%) und er springt immer problemlos an, hat beste Abgaswerte und stinkt lediglich nach Pommesbude.


    Es gibt meines Wissens viele alte Traktoren, welche mit Stempelpumpen ausgerüstet sind (bzw.Deutz,Güldner, Hanomag,Normag, Schlüter).
    Irgendwo im Forum gibt es auch eine Diskussion über Pflanzenöl als Dieselersatz.


    Gruß von einem alten Dieselfahrer von ziemlich allem zwischen W120/121 bis einschl. W204 (auch mal mit div.Bezinern fremdgegangen )


    Rugo

    Vorbeugen ist besser als auf die Schuhe :brech: (brech.. , das stand mal was anderes :nauseated_face:)

  • Hallo Udo,


    ist das Olivenöl nicht zu schade dafür? Der Aufwand für Pressen und Filtern ist ja auch nicht ohne, bis man da eine Tankfüllung zusammenhat. Ich glaube, ich würde das Olivenöl in Flaschen abfüllen und verkaufen und vom Erlös dann billiges Rapsöl kaufen.
    Was mir in der Küche auffällt, ist dass man Sonnenblumen- und Rapsöl in den Kühlschrank stellen kann, Olivenöl fängt im Kühlschrank sofort an zu klumpen. Das würde bedeuten, dass das Öl kälteempfindlich ist und bei Kühlschranktemperaturen (<8°C) auch im Tank eines Traktors klumpt.


    Prinzipiell dürfte ein alter Traktormotor mit (Oliven-)Öl funktionieren, die Pöler-Szene macht das ja seit langem. Aber dort gilt auch die Grundregel, das Öl sollte 60-70°C haben, bevor es in den Motor darf.


    Am zuverlässigsten funktioniert das Zweitank-Prinzip: zum Starten und fürs Warmfahren nimmt man Diesel, dann schaltet man (bzw. eine Automatik) um auf Pöl, das über einen Plattenwärmetauscher (Kühlwasser/Pöl) auf die 60-70°C gebracht wird und fährt dann mit Öl. Vor dem Abstellen des Motors muss man wieder auf Diesel umschalten, um das Einspritzsystem, Filter und Kraftstoffpumpe des Motors vom Pöl zu befreien und beim nächsten Kaltstart keine Probleme zu haben. Das kann auch per Automatik als "Nachlauf" geschehen, d.h. wenn man die Zündung abstellt, schaltet die Steuerung auf Diesel um und lässt den Motor noch 1-2min nachlaufen.


    Das Zweitank-Prinzip an einem alten (luftgekühlten) Traktormotor, den man per Abstellhebel (oder Hochziehen des Gaspedals) ausmacht, umzusetzen, dürfte allerdings aufwändiger sein, als bei einem wassergekühlten Dieselmotor mit Magnetventil in der Kraftstoffzufuhr (zum Abstellen des Motors). Da müsste man sich was für die Vorwärmung des Pöls ausdenken, weil man bei luftgekühlten Motoren ja schlecht einen Plattenwärmetauscher einsetzen kann. Grundsätzlich könnte man den Motorölkreislauf als Wärmespender anzapfen, aber wenn das nicht in irgendeiner Art vorgesehen ist (z.B für eine motorölbetriebene Kabinenheizung wie bei alten Magirus-Deutz-LKW), dann ist das auch für ambitionierte Schrauber ein heikler Eingriff (zumal das Motoröl im Betrieb bis zu 5bar Druck hat und ein Leck rasch zum Motorschaden führt).
    Die Vorwärmung kann in diesem Fall über eine Induktionsheizung erfolgen, da gibt es Lösungen z.B. für induktiv beheizte Einspritzdüsen. Das nützt aber wiederum bei einem alten Vorkammer-Diesel nichts. Abgesehen davon braucht man für eine elektrische Heizung entsprechend viel Strom, was die originale Lichtmaschine des Traktor überfordern dürfte.


    Eine "Bastel-Lösung" wäre, dass man das Pöl in einem Thermosbehälter als Tank mitführt und den Thermosbehälter z.B. über eine Heizschlange (Tauchsieder) thermostatgesteuert erwärmt. Über eine temperaturgeführte Umschaltautomatik der Zwei-Tank-Steuerung wäre sichergestellt, das erst dann auf Pöl-Betrieb umgestellt wird, wenn es warm genug ist. Bei einem Zweileitungs-Kraftstoffsystem kommt der Kraftstoff aus dem Rücklauf nach einiger Zeit ohnehin erwärmt zurück, so dass bei betriebswarmem Motor der elektrische Heizaufwand geringer wird.



    Grundsätzlich muss man bei Pöl-Betrieb das Motoröl im Auge behalten (durch den Pöl-Eintrag ins Motoröl kann dieses polymerisieren und wandelt sich in eine Art Pudding um) und auch die Einspritzdüsen (sofern vorhanden) regelmässig kontrollieren. Verkokte ESD neigen zum Tropfen/Trielen, was zu Einbrennschäden auf dem Kolben führt und auch die Ventile beschädigen kann (überhitzte Zonen, die dadurch verhärten und sprödbrüchig werden).


    Grüsse


    Tom