Eine Nacht im Viernheimer Wald

  • Hallo Leute,


    da ich in diesem Jahr bisher noch keine großen Möglichkeiten hatte raus zu gehen - ständig kam etwas anderes dazwischen - war ich umso erfreuter am 31.07.2015 mal wieder eine Nacht draussen verbringen zu können.


    Der Viernheimer Wald liegt fast vor meiner Haustüre, und etliche kleinere, als auch größere Wanderungen habe ich in diesem Gebiet schon vorgenommen. Für alle, die ihn nicht kennen: 80km² Wald, durchzogen von der A65, A6 und einer Bundesstraße, ansonsten recht ruhig und ein ehemaligs Munitionsdepot zur Zeiten des Österreichers :grosses Lachen: und späterhin der US-Armee.
    Bis 2012 führte die US-Armee dort Übungen durch, aber mittlerweile herrscht in dieser Hinsicht Ruhe, da keine derartige Nutzung mehr stattfindet.


    Per Google-Earth habe ich mir im Vorfeld meines geplanten Aufenthalts einen dicht bewaldeten Abschnitt herausgesucht, da ich meine Hennessy-Hängematte zum Einsatz bringen wollte, ebenso legte ich ein gewisses Augenmerk darauf jene Areale auszusparen in denen sich die alten Munitionsbunker befinden, da einige davon vermietet sind und wieder einige wenige alte Siegelmarken der Staatsanwaltschaft tragen - ein Zeichen dafür, dass hier unter anderem Drogengeschäfte usw. womöglich abgewickelt wurden....und man kann nie abschätzen wer sich des Nachts im Wald mit welchen Absichten herumtreibt.


    Ich suchte Natur, Ruhe und wollte keine seltsamen Begegnungen.


    Meinen Tasmanian Tiger Trooper packte ich mit Nahrung für ein Abendessen und ein Frühstück, alles direkt ohne Erwärmen essbar, da ich im Sommer auf ein Feuer (und sei es nur ein oder Benzinkocher) verzichten mag (Brandgefahr!). 3l Wasser gingen ebenso mit und das "übliche" Kleinzeug, welches das Leben in der Natur angenehmer gestaltet: SOG-Klappspaten, , Fotoapparat, Stichfrei, Notfallapotheke (Schmerzmittel, Pflaster.....) eine Fleecejacke und Regenjacke, Fernglas. Weiterhin hatte ich ein kleines Fiskas Beil dabei, Lappländer Säge von Bahco, etwas und eine kleine Rolle Schnur.


    Zusammengerechnet wog der Rucksack dann 14kg, was problemlos und bequem zu tragen ist.


    Kleidungstechnisch hatte ich meine seit 2009 an den Füßen festgewachsenen Magnum Elite II an, die für mittlere Distanzen bis unter 20km gute Stiefel sind, für Draussen hatte ich als Hosen ein Paar Pinewood Hunter Extreme an, die ich vorher schon bei warmem Wetter ausgiebig getestet und als robust und atmungsaktiv befunden habe.


    26 Grad samt Sonnenschein hatt es, als ich am Viernheimer Wald ankam und mein Auto abstellte, rund 5km "Spaziergang" lagen vor mir, was ich von der Distanz her nicht als Wanderung bezeichnen mag. Zwar hätte ich auch von daheim aus loslaufen können, aber das wären dann über 15km geworden für die es nach der Arbeit und vor Einbruch der Dunkelheit etwas zu knapp geworden wäre. Ich wollte meine Matte kurz vor Einbruch der Dunkelheit hängen haben.


    Als ich an meinem ausgewählten Lagerplatz ankam, musste ich feststellen, dass der Baumbestand fast ausschließlich aus sehr jungen Bäumen besteht, die maximal armdick waren und derart dicht standen, dass eine Montage meiner Hängematte sinnlos ist. Querfeldein durch diesen Abschnitt zu laufen gestaltete sich auch schwierig und ich war recht froh 400m weiter südwestlich einen Bereich zu finden, der Kiefernbestand hatte und überaus gut geeignete Bäume zum Aufspannen der Hennessy.
    Übrigens stand auch genau in Richtung meines ersten Lagerplatzes ein Hochsitz, der vom Schussfeld her genau in meine Richtung gezielt hätte!
    Es ist also stets wichtig dies vorher genau in Augenschein zu prüfen, um im Fall der Fälle nicht irgenwo in eine Schusslinie zu geraten!


    Innerhalb von 10min hatte ich meine Hennessy montiert und schaute mir die Umgebung etwas an.
    Auf dem Waldboden war reichlich Losung von Wildsauen zu finden, aber keine Kratzspuren; in rund 100m Entfernung zog sich ein nicht mehr genutzer Waldweg hin und soweit herrschte Ruhe im Wald.


    Ich aß meine Mitbringsel, rauchte noch die eine oder andere Zigarette und legte mich gegen 22.10 Uhr in meine Hängematte. Der Wetterbericht hatte Nachttemperaturen von 16 Grad gemeldet und rein zur Kontrolle hatte ich ein kleines Minimax-Thermometer dabei, welches mich noch eines Besseren belehren sollte....


    Gerade als ich am Einschlafen war, wurde die herrliche Nachtruhe durch den ersten Schuss zerrissen und dieser war vielleicht 300 oder 400m weit entfernt. Durchs Geäst flog nichts und so versuchte ich wieder Schlaf und Ruhe zu finden. Die Nacht über brachen noch drei weitere Schüsse, aber diese waren allesamt weiter entfernt.
    Wesentlich mehr machte mir zu schaffen, dass es langsam aber sicher richtig kalt wurde. Dreimal musste ich aus meiner Matte heraus und mich erleichtern, wobei auch auch einen Blick aufs Thermometer warf: 10 Grad !!
    Meine Fleecejacke hatte ich an, aber das reichte nicht aus und die dünne Regenjacke half auch nicht wirklich weiter - offenbar hatte ich mir die kälteste Nacht für meine Aktion herausgesucht, womit ich dann eben klarkommen musste.
    Die negativen Folgen nebst Frieren waren, dass ich von Wadenkrämpfen heimgesucht wurde, die recht heftig waren.
    Ich hatte zwar dicke Wollsocken aus Finnland an, aber die waren gerade ausreichend um keine eiskalten Füße zu bekommen.


    Mein Schlaf war unruhig, ich hörte allerhand Geraschel in meiner Nähe, sah aber nichts und ansonsten gab es "gackernde" Geräusche der Füchse und zweimal das Bellen von Hunden in der Entfernung. Irgendwann fuhr ein Auto durch den Wald.
    Besuch bekam ich keinen und war recht froh darüber. Ohnehin "schluckte" die Vegetation mein Lager ab einer Distanz von rund 30m vollständig.


    Die Dämmerung setzte gegen 5.30 Uhr ein und zu diesem Zeitpunkt brach ich dann auch mein Lager ab, um mäßig erholt mit einem leichten Umweg wieder zum Auto zu laufen. Ich traf auf Hasen, ein Reh und sogar eine Wildsau.


    Mein Fazit: Eine interessante Nacht im Wald, die mit einem leichten Schlafsack viel angenehmer hätte sein können. Die Ausrüstung hat soweit tadellos funktioniert und meine Liste der Dinge, welche ich nicht benötige ist etwas optimiert worden, denn Beil und Säge wären nicht unbedingt erforderlich gewesen.


    Ich werde garantiert noch ein paar Nächte in diesem Wald verbringen, an anderen Stellen, womöglich mit einem Biwak-Zelt und vielleicht auch im Tiefsten Winter.....sobald sich die Gelegenheit ergibt.



    Anbei noch ein paar Photos:


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    Übrigens hat es um den 6.8.2015 im Viernheimer Wald mehrere Brandherde in der Nähe des Mannheimer Wasserwerks gegeben; es macht also stets Sinn peinlich darauf zu achten, dass Kippenstummel und andere Feuerquellen zuverlässig gelöscht und vergraben sind, damit sich kein Brand bilden kann. In einen Brand zu geraten wäre für meinen Geschmack etwas zu viel "Abenteuer" gewesen, als ich erwartet hätte. Letztlich ist es auch sehr schade, wenn durch unachtsamen Umgang mit Feuer derartige Waldgebiete zerstört werden. 20.000 Quadratmeter wurden ein Raub der Flammen.



    Gruss, Fairlane

  • Interessant - Ein netter Artikel der die topographischen Verhältnisse gut beschreibt :grosses Lachen: .


    Wenn du mal wieder gehst sag vorher Bescheid !
    Grüße aus Nordbaden

  • Ich frage mich auch immer, wo genau diese nächtlichen Temperaturangaben gültig sein sollen. In Städten ist es oft wärmer als angegeben, auf dem Land meist kälter. Ich hatte mir im Hochsommer (tagsüber > 30°C) mal in der Nacht den Boppes abgefroren, weil es im Wald auf ca. 500m nur noch 8°C hatte.

    I feel a disturbance in the force...

  • Deshalb auch im Sommer immer eine leichte Iso-Matte mitnehmen, damit man in der Hängematte nicht wegen Kälte von unten friert.


    Und das passiert sehr schnell.

    The citizen watches the watchman, not the taxpayer.