Kaminofen - auf was achten?

  • Zitat von mueller;278423

    Meine Theorie: von oben nach unten dauert es länger und ist sparsamer.


    Die Verbrennung ist so schadstoffärmer.

  • Die "Vonobenanbrennen-Methode" kenne ich nur von den Sturzbrand-Holzvergaseröfen.
    Ich hab hier hauptsächlich meinen Bullerjan in Betrieb,der wird von unten nach oben geschichtet/angefeuert-
    und da mein Holz für´n Ofen trocken ist,rußt da auch so gut wie nix.
    Als "Zunder" habe ich Papp-papier (Stopfmaterial vom Großhändler) im gebrauch,daß hat richtig Brennwert und fackelt schön langsam ab.
    Da drauf kommen dann 1-2 Zapfen als Brandbeschleuniger,
    ein wenig Kleinholz von Tanne/Buche und dann Scheite.
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    Die Brikett´s auf dem Bild kommen ab und zu beim Badeofen und im Küchenherd zum Einsatz.


    Gruß
    Hatz

  • Soll der Ofen wasserführend sein , d.h. irgendein Heizsystem unterstützen ? Ein normaler Ofen gibt oft soviel Wärme ab, daß man nach einigen Stunden wieder aufhören muß zu heizen, trotzdem wird es um 2 Ecken und durch 1 bis 2 Türen auf der selben Ebene nicht viel wärmer. Bei höheren Häusern (z.B. Reihenhaus) mit 3 Etagen sieht das schon besser aus, wenn der Kamin zentral und unten steht. Kenne ich von Bekannten.
    Was wenig beworben oder sogar in den technischen Daten vergessen wird, ist die Größe des Feuerraums, dabei gibt es 2 Kenngrößen:
    a) Das Volumen des Feuerraums(Brennkammer) bestimmt wieviel kWh man mit einer Beschickung raus bekommt. Da dies reine Physik ist, kommt da kein Hersteller drum rum. Ein Abbrand dauert ca 1 h und ist nicht regelbar, d.h. je mehr Holz rein paßt, desto höher die effektive Leistung in dieser Stunde. Bei zwei Öfen mit gleicher Nennleistung sollte man immer den mit der größeren Kammer nehmen. Die Hersteller messen die Nennleistung wahrscheinlich mit ein 2 Kilo Mikadostäben ( gibt für 5 min wahrscheinlich ne irre Leistung, danach aber nicht mehr ).
    b) die mögliche Scheitholzlänge. Standard ist of 33 cm . Wenn man nur gelegentlich damit heizt ist das ok. Wenn man jedoch im Jahr mehrere Raummeter verheizen will, ist eine Kammer für 50 cm Scheite besser ( der Ofen wird aber auch tiefer ). Außerdem sind 50 cm Scheite meist etwas billiger und man kann sie oft etwas besser stapeln.
    Wir heizen seit mehreren Jahren mit unserem wasserführenden Kamin "dazu" und haben damit 2/3 unseres Ölverbrauchs ersetzt. Mit dem vorherigen einfachen Kamin konnten wir nur ca. 1/6 des Ölverbrauchs durch Holz ersetzen, weil eben nur im Wohnbereich wirksam.
    Eventuell könnte es aber auch ein Holzherd werden. Es gibt welche mit Umschaltung zwischen Heizen und Kochen. Für Notfallbetrachtungen ist das nicht zu verachten. Steht bei uns auf der Wunschliste für das restliche 1/3 Öl.



    Solarfuzzi

  • Da es hier passt:
    wir heizen ausschliesslich mit Stückholz und einer thermischen Solaranlage.
    Die Öfen sind ein schwerer Grundofen aus Speckstein und ein wasserführender Zentralheizungsherd.


    Der Hauptnachteil beim Zentralheizungskochherd (die Vorteile überwiegen, aber das merkt man dann ja selber ...): Man überheizt die Küche, wenn man damit den Speicher hochheizen will, weil ein bestimmter Anteil der Heizleistung eben in der Küche frei wird.


    Der Nachteil beim Specksteinofen: Man muss einige Stunden vor dem Warm-haben-wollen einheizen. Deshalb wäre es eine schlechte Idee, sowas im Wochenendhaus einzubauen. Der Wirkungsgrad von dem Teil ist super, wenn man vergleicht, was die üblichen Baumarkt-Kaminöfen für Holzmengen fressen.
    Warum das so ist, erklärt am besten die Physik.
    Ein Kilo ofentrockenes Brennholz hat ziemlich unabhängig von der Holzart etwa 4kWh Brennwert. Davon sollen, wenn der Ofen eine akzeptablen Wirkungsgrad hat, etwa 3kWh (75%) nicht durch den Schornstein weg, sondern im Ofen oder Raum bleiben, denn man will ja den Raum heizen.
    Für eine saubere Verbrennung muss Holz mit voller Luftzufuhr brennen, d.h. jede Drosselung der Zuluft bewirkt eine unsaubere Verbrennung. Das ist eine Sauerei und Energeiverschwendung.
    Jetzt mache mal jemand ein Feuer, das in einem halbwegs modernen Raum mit 1.5kW Heizbedarf, um die Innentemperatur zu halten, bei voller Luftzufuhr mit 0.5kg Holzverbrauch pro Stunde brennt - das geht vielleicht mit einem Pelletofen, aber sicher nicht mit Stückholz!


    In der Praxis haben Kaminöfen eine Nennleistung von 5 - 8kW, also viel zuviel für einen halbwegs gedämmten Wohnraum. Also anfeuern, Raum überheizen, lüften, Feuer ausgehen lassen, zu kalt, wieder anfeuern ... kennt jeder.
    Abhilfe ist, dass der Ofen viel Wärme speichern kann. Das beste Material dazu wäre Wasser mit einer spezifischen Wärmekapazität von etwa 4.2kJ/kg.K (1 kg Wasser benötigt 4.2 kJ, um 1 Grad wärmer zu werden). Da eine kWh 3'600 kJ sind, kann man mit einem kg Holz und unserem Ofen mit 75% Wirkungsgrad 3 * 3600/4.2 = 2500 Liter Wasser um 1 Grad erwärmen oder, was dasselbe ist, 25 Liter um 100 Grad oder 50 Liter um 50 Grad.
    Leider haben Materialien, aus denen man Öfen baut, nur etwa 1 kJ/kg.K Speicherkapazität.
    Gusseisen nur 0.5kJ/kg.K, Ziegelsteine, Natursteine, Beton usw. 0.9 bis 1.1.
    Das bedeutet, um 1kWh Wärme aus dem Feuer in der Ofenmasse zu speichern, muss ich ca. 100kg Ofenmasse um 100 Grad erhitzen (4mal soviel wie Wasser). Um den Heizwert von 2 kg ofentrockenem Holz aufzunehmen, muss der Ofen 600 kg Speichermasse haben!
    Natürlich kann man den Ofen mehr erwärmen, aber wer will einen glühend heissen Ofen im Zimmer stehen haben? Das wird dann ungemütlich.
    Wenn man also einen Raum mit 1.5 kWh Heizbedarf einen Tag warm halten will, braucht man 24*1.5 kWh, was 12kg Holz entspricht (mit 3kWh/kg nutzbarem Heizwert bei Ofenwirkungsgrad von 75%, siehe oben).


    Hat man einen speichernden Grundofen, braucht der etwa 1200 kg Speichermasse, um im aufgeheizten Zustand mit 100 Grad über Zimmertemperatur nicht unerträglich warm zu werden. (Das ist natürlich eine Mischrechnung. Wegen der schechten Wärmeleitfähigkeit von Ofenkacheln ist er dann aussen angenehm warm, innen aber deutlich wärmer als die 100 Grad, was ein weiterer Vorteil dieser Bauart gegenüber Metallöfen ist). Je schwerer desto besser.
    Ein früher üblicher Bauernofen mit Ofenbank und Backofen von gegen 2t Gewicht hatte schon seine Berechtigung. Man kann, abgesehen davon, sich nirgends den Hintern so schön wärmen wie auf einer Ofenbank und mit nichts so feines Brot backen als wie mit einem solchen Ofen.


    Mit einem Kaminofen von 250kg Gewicht müsste ich hingegen 5mal anfeuern und immer nur wenig auflegen, oder ich vernichte Holz durch Lüften oder Drosseln. Wäre der Ofen ganz aus Gusseisen, wäre es noch schlechter.


    Da werden aber Kaminöfen mit nur 150 kg Gewicht und 8kW Leistung (super!) verkauft, und "weil links und rechts eine Specksteinplatte ist speichert der wunderbar" ...



    In der Praxis speichern die Raumwände auch, was das Problem etwas entschärft, aber das Grundproblem bleibt: Entweder schwerer Ofen oder dauernd anfeuern oder wilde Temperaturschwankungen im Raum oder Holzverschwendung durch Feuer drosseln mit uvollständiger Verbrennung.
    Die Hersteller werben für hochpreisige Wundermaterialieen wie Magnesit als "speziell entwickelte Ofenspeicherkeramiken". Die kommen vielleicht auf 1.3 kJ/kg.K, was am Grundproblem wenig ändert. Da nimmt man doch lieber gewöhnliche Ziegelsteine und macht den Ofen 30% schwerer, also in allen Abmessungen 10% grösser, und ist gleich weit.


    Deshalb ist ein Kaminofen im Wochendenhaus gut, wo man nicht stundenlang auf Wärme warten will und wo der Holzverbrauch nicht so entscheidend ist. Zu Hause taugen sie für die Übergangszeit und um Gemütlchkeit zu erzeugen, aber nicht als vollwertige Heizung. Das liegt, wie ich zu zeigen versuchte, am Prinzip, nicht an der Unfähigkeit der Hersteller.


    Was noch ganz wichtig ist: man schenke der Brennholzbewirtschaftung die Beachtung, die sie verdient. Nicht ganz trockenes Brennholz ist Energieverschwendung und wer Scheite körbeweise über Treppen schleppen muss, verliert bald die Freude daran. Wir haben einen gedeckten Holzlagerplatz, von wo aus man ebenerdig mit Rollkisten zum Ofen kommt, und sind jeden Tag im Winter froh darum.

  • Zum Thema Anzünden:
    Warum steht da bei Anzündehilfe und Anfeuerhoz nur "im Handel erhältlich"? Spreisseln macht man doch selber, und mit etwas Knüllpapier und zwei oder drei Tropfen Speiseöl oder Omas guten alten Kienäpfeln (Kiefernzapfen) geht es genau so gut.
    Wer faul ist, spart sich Anzündehilfe und kustvolles Aufschlichten. Der kauft sich eine Gaskartuschen-Lötlampe mit Piezozündung, tut in der Mitte des Rostes ein wenig Keinholz und drumrum grössere Ware und pustet mit dem Lötgebläse kurz drauf.


    Zum Thema Herd: TIBA, Schweizer Fabrikat. Dazu noch einen schweren Grundofen vom lokalen Ofenbauer.
    Es gibt mehrere Hersteller, die wissen, wie man Öfen baut. Nimm aber einen, der dir vom lokalen Heizungsinstallateur oder Ofenbauer empfohlen wird, und frag vorher noch den Schorni, ob er damit auch Erfahrung hat - die haben schliesslich schon viele Öfen nach mehreren Betreibsjahren gesehn.
    Spare nicht am falschen Ort, Qualität ist hier gleich Langlebigkeit. Bei uns gehen pro Jahr mehrere Festmeter Holz durch die Ofentüre, das ist nichts für Baumarktware.
    Wichtig ist auch, dass der Schornstein bezüglich Unterdruck und Rauchrohrdurchmesser passt.