Verhalten unter Staatszwang beim Notfall

  • Hallo,


    in den Foren Wass tun wenn... !? und Survival in besonderen Situationen (mit Familie, Tieren, Behinderung/ Krankheit, etc.) ist wenig zum Verhalten von einzelnen Menschen unter Zwang vom Staat beim Notfall dabei. Auch in den anderen Teilforen z.B. Diskussion einzelner Szenarien wurde dies nicht als eigenständiges Thema und mit Details besprochen¹. Angeregt von der Diskussion

    Zeltengehen

    setze ich mal "Verhalten von einzelnen Menschen unter Zwang vom Staat beim Notfall" als neues Thema.


    Ausgangssituation:
    Durch eine Katastrophe sind die einzelnen Menschen und die staatlichen Stellen gegenseitig stärker aufeinander angewiesen. D.h. es gibt gehäuft die öffentlichen Ausgabestellen für den Einzelnen, und es wird auch "Arbeit und Mittel"-Abgabestellen von den Einzelnen für die staatlichen Stellen geben.


    Fragen:
    Was werden staatliche Stellen von den einzelnen Menschen bei einer Notlage fordern? Wie sollen sich die einzelnen Menschen in so einer Situation verhalten, dass sie

    • von den Mitteln, die sie für das Überleben benötigen, nicht zu sehr bedrängt werden, und
    • das staatliche Stellen etwa die Mittel erhalten, um in der Breite der Gesellschaft die Menschen zu unterstützen?


    ...Diskussion:
    Z.B. schränken Ausgangssperren den Einzelnen sehr ein, falls die Staatsstellen diese nicht nur aussprechen, sondern auch die Mittel zum Handeln haben.


    ________________
    ¹ Zwar besteht das Thema

    previval.org/f/forum/index.php?thread/1869/

    unter Diskussion einzelner Szenarien. Besprochen wurde dort über 3 kurze Beiträge, was mit den Cherokie-Indianer bei der Umsiedlung geschehen ist.



    Einen schönen Gruß, σ

  • Hallo,

    wir sollten " Notlage" bzw. " Katastrophe " vorher definieren.
    Anders sind Massnahmen des Staates zur Aufrechterhaltung der Ordnung nicht vorhersehbar.
    AKW-Unfall wird anders gehandelt als Hungeraufstände.
    Auch die Intensität der " Katastrophe/des Notfalls muß berücksichtigt werden,örtlich begrenzt,deutschlandweit,global ?
    Und schlußendlich halte ich für wichtig die Frage zu klären,was denn der Staat mit solchen Aktionen erreichen will.
    Will er die Nahrungversorgung durch Beschlagnahmung sicherstellen ? Will er die Bevölkerung vom selbstständigen Handeln abhalten weil unsere Regierenden in ihrer ach so intelligenten Weitsicht besser wissen was gut für uns ist ? Oder wollen sie einfach ihren A.... retten ?

    Ergo ist es wichtig :

    1. Wie definieren wir " Katastrophe " ?
    2. Inwieweit wird der Staat ( nach 1. ) in der Lage sein überhaupt etwas
    zu tun ?
    3. Was will der Staat erreichen ?

    LG badener

    .....der glaubt daß etliche thinktanks schon alles durchgekaut haben und egal welches szenario eintritt,wir werden vermutlich überrascht sein von der Effizienz und Schnelligkeit der Massnahmen.....

  • Zitat von Sigma;34664


    Ausgangssituation:
    Durch eine Katastrophe sind die einzelnen Menschen und die staatlichen Stellen gegenseitig stärker aufeinander angewiesen. D.h. es gibt gehäuft die öffentlichen Ausgabestellen für den Einzelnen, und es wird auch "Arbeit und Mittel"-Abgabestellen von den Einzelnen für die staatlichen Stellen geben.


    Das war doch schon alles da, von Lebensmittelkarten bis Arbeitsdienst.
    Um die Karten wirst du froh sein falls du das auch bekommst was drauf steht und dem Arbeitsdienst wirst du nicht so einfach entkommen.


    Zitat von Sigma;34664


    Fragen:
    Was werden staatliche Stellen von den einzelnen Menschen bei einer Notlage fordern?


    Das kann ein breites Spektrum sein von mehr Steuern, Arbeitsdienst bis zu Totalverlust seiner gesamten Vorräte/Haus/Grundstück (Totalverlust ist für mich nur in bestimmten Szenarien vorstellbar wie Krieg). Das hängt wohl auch vom Szenario ab das von dir nicht genauer definiert wurde.


    Wahrscheinlich werden die "Arbeiter" je nach Fähigkeit und/oder nach Bedarf "einberufen"
    man wird wahrscheinlich kaum einen Arzt bei einem Autobahnbau o.ä. verheizen.


    Das der Staat seine Entscheidungen zum "wohle" aller durchsetzt kann man an Enteignungen sehen z.B. Grundstück das für den Bau eines Flughafens benötigt wird.


    Zitat von Sigma;34664


    Wie sollen sich die einzelnen Menschen in so einer Situation verhalten, dass sie


    • von den Mitteln, die sie für das Überleben benötigen, nicht zu sehr bedrängt werden,

    Wie meinst du das jetzt? Das mich meine Vorräte bedrängen weil ich zuviel eingelagert habe:zany_face:





    Zitat von Sigma;34664
    • das staatliche Stellen etwa die Mittel erhalten, um in der Breite der Gesellschaft die Menschen zu unterstützen?


    Ich glaube nicht das der Staat bei einem Normalbürger vorbei kommt und die Nudel Packungen nachzählt. Der Aufwand lohnt normalerweise nicht um die paar Prepper unter den Schafen zu finden.
    Wenn wir von einem Vorrat für 1 Jahr/Person beim durchsschnitts Prepper ausgehen dann werden davon 52 Menschen eine Woche lang satt. Dieser Aufwand lohnt nicht



    Anders sieht das wohl bei Firmen und Großlagern aus. Wenn von einem Raiffeisen oder Baywa Lager das Getreide beschlagnahmt wird braucht man dafür wesentlich weniger Personal pro Tonne als wenn man Haus für Haus einer Straße durchsucht um bei 95% der Häuser fest zu stellen das es sich nicht gelohnt hat.



    Zitat von Sigma;34664


    ...Diskussion:
    Z.B. schränken Ausgangssperren den Einzelnen sehr ein, falls die Staatsstellen diese nicht nur aussprechen, sondern auch die Mittel zum Handeln haben.


    Natürlich schränken mich Ausgangssperren ein da sie direkt in meine persönliche Freiheit eingreifen.


    Im 2. WK wurden in Deutschland Ausgangssperren verhängt die Meisten hielten sich daran einige nicht,
    die die sich nicht daran hielten und erwischt wurden mussten mit der dafür vorgesehen Strafe rechnen.


    Heute sind die Möglichkeiten der Überwachung wesentlich besser d.h. es können mehr Menschen mit weniger Personal überwacht werden.
    Daraus folgt dann das sich nur noch sehr wenige trauen werden dagegen zu verstoßen und die Zahl derer die dabei nicht erwischt werden wird noch geringer als im WK II.



    PS. Im Moment bin ich mir noch nicht sicher ob ich lieber die Geschäftsbedingungen meiner Bank durchlese oder deine Posts. Diese Fragen hätte man auch einfacher formulieren können.


    Gruß


    DosenBurger



  • :) Du meinst , lange Rede,kurzer Sinn ?

    :):lachen::grosses Lachen::Rol::Rol:

    LG badener

  • Ich glaube auch dass man sich dabei an den Geschehnissen, Kriegen, Katastrophen der Vergangenheit orientieren kann.

    Arbeitsdienst: Wie von DB bereits geschrieben wird man nach seinen Fähigkeiten und Kenntnissen eingesetzt um Dienst für die Allgemeinheit zu leisten.

    Enteignung: Halte ich eher für unwahrscheinlich. Ich denke dass 99% ihr Häuschen oder ihre Wohnung in strategisch unbedeutender Gegend haben, aber auszuschliessen ist es sicherlich nicht.

    Sachspenden: Auch wenn man mit Sicherheit erstmal versuchen wird sich bei Industrie und Handel zu bedienen, wird bei langanhaltender Notwendigkeit auch auf den kleinen Privatmann zurückgegriffen. Sammlung von Arzneimitteln, Metallen, Lebensmitteln, Kleidung, Fahrzeuge, Heizstoffen etc. sind wahrscheinlich.

  • Zitat von bemac;34672

    Ich glaube auch dass man sich dabei an den Geschehnissen, Kriegen, Katastrophen der Vergangenheit orientieren kann.

    ...

    Enteignung: Halte ich eher für unwahrscheinlich. Ich denke dass 99% ihr Häuschen oder ihre Wohnung in strategisch unbedeutender Gegend haben, ...


    realistischer ist wohl - wenn man in die nach-WK 2-Zeit zurückblickt - dass bei einer großflächigen Katastrophe (bzw. damals Vertreibungen) Dir einfach (nichtzahlende) Unter"mieter" in die Wohnung/ins Haus miteinquartiert werden



    Zitat von bemac;34672

    Sachspenden: Auch wenn man mit Sicherheit erstmal versuchen wird sich bei Industrie und Handel zu bedienen, wird bei langanhaltender Notwendigkeit auch auf den kleinen Privatmann zurückgegriffen. Sammlung von Arzneimitteln, Metallen, Lebensmitteln, Kleidung, Fahrzeuge, Heizstoffen etc. sind wahrscheinlich.


    Lebensmittel usw. wohl weniger - mangels Masse
    (Argumentation siehe Dosenburger)
    Fahrzeuge schon eher ... wenn z.B. Geländefahrzeuge benötigt werden, dann reicht ein Blick in die Datenbank der Zulassungsstelle, um zu sehen, wo die benötigten Modelle bereitstehen :devil:
    am besten wohl Diesel - die stellen die Heizöltanks der mit Öl heizenden ein dichtes Netz an Nottankstellen dar, auf die man (mit ein paar Feldjägern im Rücken) theoretisch zugreifen könnte

  • @{

    von badener}:
    zu 1. (Wie definieren wir "Katastrophe"?):
    Ich habe gerade den Film "Der erste Tag" über den Link durch

    previval.org/f/forum/index.php…d/&postID=34578#post34578

    angesehen. Ich nehme an, wenn wir eine "Notlage" bzw. "Katastrophe" als den im Film aufgezeigten AKW-Unfall definieren, so haben wir einen bedeutend leichteren Einstieg als bei einer Nahrungsmittelkrise. Die Wahl für den AKW-Unfall soll andere Arten von Notfällen für weit spätere Diskussionen nicht weglassen. Also eine Katastrophe entsprechend dem Film Der erste Tag.


    zu 2. (Inwieweit wird der Staat (nach 1.) in der Lage sein überhaupt etwas zu tun?):
    Im Film wird erwähnt oder wird deutlich, dass:

    • das Kernkraftwerk Dukovany hat durch eine Explosion kein Hallendach und 15% an AKW-Masse ist als Staub in der Atmosphäre. Ein Vergleich mit dem Kernkraftwerk Tschernobyl und seinem Unfall zeigt:

      • etwa die gleiche Menge an radioaktiven Stoffen wird in die Umwelt freigesetzt,
      • das lokale Wetter ist ähnlich,
      • die Bevölkerungsanzahl und Siedlungsstruktur auf der Seite Österreich (Bezirke Horn und Hollabrunn) und der tschechischen Seite (südlicher Teil der Region Vysočina) sind grob ähnlich der 30km-Zone um das AKW Tschernobyl (betrifft Ukraine, Weißrußland),


      Es handelt sich um eine Katastrophe wie Tschernobyl, aber das darauffolgende Verhalten der Einsatzkräfte in Österreich ist ein erkennbar anderes, als was von der Sowjetunion bekannt ist.

    • Die österreichischen Einsatzkräfte haben bis Mittag die lokalen Kräfte vor Ort und ziehen am Ende des Tages aus den gesamten Land die Spezialkräfte auf das betroffene Gebiet zusammen.
    • Es geschieht an einem Wochentag und in der darauffolgenden Zeit nur diese eine Katastrophe.


    zu 3. (Was will der Staat erreichen?):
    Entsprechend dem Film:

    • Volkswirtschaftlichen Schaden deutlich kleiner halten, als damals bei anderen Staaten als Antwort auf den Tschernobyl-Unfall.



    @{

    previval.org/f/forum/index.php…d/&postID=34667#post34667

    von DosenBurger}:

    Zitat


    Wie meinst du das jetzt? Das mich meine Vorräte bedrängen weil ich zuviel eingelagert habe


    Stimmt, das verwirrt. Ich habe die Stelle nun geändert in:


    Fragen:
    Was werden staatliche Stellen von den einzelnen Menschen bei einer Notlage fordern? Wie sollen sich die einzelnen Menschen in so einer Situation verhalten, dass sie

    • ihre Mittel, die sie für das Überleben benötigen, hinreichend behalten können, und
    • das staatliche Stellen etwa die Mittel erhalten, um in der Breite der Gesellschaft die Menschen zu unterstützen?


    Zitat


    Heute sind die Möglichkeiten der Überwachung wesentlich besser d.h. es können mehr Menschen mit weniger Personal überwacht werden.
    Daraus folgt dann das sich nur noch sehr wenige trauen werden dagegen zu verstoßen und die Zahl derer die dabei nicht erwischt werden wird noch geringer als im WK II.


    Interessante Folgerung.



    Einen schönen Gruß, σ

  • Hallo Sigma,

    Zitat

    Mittel, die sie für das Überleben benötigen, hinreichend behalten können

    wenn angeordnet wird abzugeben oder zu beschlagnahmen, dann bleibt Dir was Dir von der anordnenden Stelle gewährt wird. Also wenn abzugeben ist bis auf 5Kg Mehl und 5Dosen, dann bleibt Dir genau das, ebenso wenn beschlagnahmt wird...
    Also wenn so etwas angeordnet wird, buddeln was das Zeug hält. Was nicht da ist, wird auch nicht beschlagnahmt.:peinlich:


    Bsp. Abgabepflicht aller Goldmünzen im Dritten Reich. Bei Abgabe erhielt der Abgebende entsprechendes Papiergeld oder eine Quittung für die er sich Papiergeld holen konnte und sonst nichts - keinerlei Wertausgleich.


    Die staatlichen Stellen fangen mit der Beschlagnahme da an, wo es sich lohnt, wie schon aufgeführt, Großlager, Getreidesilos Mühlen... und enden in der örtlichen Sammelstelle, zu welcher Du gehen wirst und etwas abliefert, damit Du in der Liste stehst, dass Du reagiert hast und Du damit auf der Liste der zu durchsuchenden Hütten weiter hinten stehst und noch buddeln kannst.
    Also besorge Dir Gefäße, Spaten und Handschuhe, damit Du dann schnell anfangen kannst.:devil:
    Ich würde mich sehr wundern, wenn das anders gemacht werden würde, denn genau so würde ich vorgehen, wenn ich verantwortlich wäre um Nahrung für die nächste Großstadt zu beschaffen.
    Mit freundlichen Grüßen
    Nikwalla

    „Der Tag mag kommen, da das Zeitalter der Menschen tosend untergeht.Doch heute kämpfen wir!
    Haltet Stand! Menschen des Westens!“

  • @all:
    Ich habe in #1 den Rahmen der Möglichkeiten zu weit gesetzt. Auf die darauffolgenden Beiträge #2-#6 habe ich mit #7 schon spät mit genaueren Angaben zu den Punkten 1.-3. von badener reagiert. Zum jetzt in #7 erwähnten AKW-Unfall kann nur einiges aus #2-#6 und #8 wiederverwendet werden. Deshalb von mir: ENTSCHULDIGUNG!


    Einen schönen Gruß, σ

  • ............ich gewöhn mich dran.......ich gewöhn mich dran......ich gewöhn mich dran......ich gewöhn mich dran......:Cool:

    LG badener :face_with_rolling_eyes:

  • Zu#1 Bahnhof, zu #2 und 6 Bahnhof.
    Eigentlich zu allen #### Bahnhof.
    Tut mir echt Leid, aber ich bin ehrlich.....

  • Es braucht etwas Zeit, aber ich finde diese Aufstellung u.s.w. doch recht informativ.:Gut:


    Wenn da nicht einer seine Uni-Abschlussarbeit machen und uns alles aus den Fingern saugen würde...:face_with_rolling_eyes:


    Na ja, schauen wir mal.

  • Ich steige in der Mitte des Films zum AKW-GAU ein, und gliedere denn Ablauf zeitlich:


    • Die Sicherheitszentrale setzt aus angrenzten Bezirken Personal in das betroffene Gebiet in Bewegung. Danach benachrichtigen sie die Bevölkerung, im Haus mit geschlossenen Türen und Fenster zu bleiben. Es gibt einige Insider außerhalb der Einsatzkräfte, für die die Nachrichten so neu nicht sind.
    • Die Einsatzkräfte erreichen das betroffene Gebiet, und richten Kontrollpunkte ein. Etwa zeitlich erhalten die Verwaltungen der dort öffentlichen Einrichtungen Anweisungen für das gesamte Personal. Die anfangserwähnten Insider benachrichten ihre wichtigsten Kontakte. Diese für sie wichtigsten Personen sind oft überrascht, zweifeln und müssen von den Insidern erst überzeugt werden.
    • Nachdem die Kontrollpunkte eingerichtet sind, wird der vom Verkehr aus dem GAU-Gebiet transportierten Stau bereits mit 40 mSv gemessen. Weite Teile der Bevölkerung, die über öffentliche Nachrichten erreichbar ist, ist nun etwa zur Hälfte in geschlossenen Räumen. Im öffentlichen Personal besteht Unsicherheit zwischen denen, die im Kontakt mit der Sicherheitszentrale stehen und Wissensvorsprung haben, und denen, die es nicht sind. Die Personen im Kontakt zu den Insidern stehenden Personen packen ihre Koffer, unterstützen andere in der Vorbereitung (z.B. Alarm) oder holen die Kinder ab.
    • Die Sicherheitszentrale erkennt eine Wetteränderung, die eine Dekontamination und Unterbringung weiter Teile der Bevölkerung des betroffenen Gebietes notwendig macht. Die benachrichtigte Bevölkerung und auch das öffentliche Personal halten die Jod-Tabletten in Reichweite (gelegentlicher Kauf in Apotheke). Die Personen der Insider verlassen allmählig das betroffene Gebiet, und das geschieht langsam wegen der vielen Hindernisse (z.B. Tankstelle ist geschlossen, wegen den "geschlossenen Raum"-Gebot). Einsatzkräfte richten Auffanglager ein, um Menschen, die vom baldigen Regen in Berührung kommen, dekontaminieren zu können. Die Einsatzkräfte geben akkustisch die Warnung des "geschlossenen Raum"-Gebots aus und suchen umhergehende Personen auf. Das Ganze zuerst bei den Hauptstraßen, dann Nebenstraßen, und schließlich Feld- und Forstwege.
    • Es regnet im betroffenen Gebiet. Die Sicherheitszentrale misst weiter steigende Radioaktivität. Sie entsendet nun alle Spezialkräfte aus dem gesamten Bundesland Niederösterreich in das betroffene Gebiet. Benachrichtigte Personen suchen unbenachtigte oder bislang noch nicht erreichbare Personen auf. Die Nachrichten im Fernsehn befehlen den Zuhörern in den geschlossen Räumen zu bleiben, da dort die Strahlenbelastung weniger als 10% beträgt. Die Nachrichten sprechen den Notstand aus, und sagen, dass den öffentlichen Einsatzkräften unbedingt Folge zu leisten ist. Die Einsatzkräfte sammeln nichtbenachrichtigte, oft kontaminierte Personen auf.
    • Die Sicherheitszentrale erhält die Info mit dem vollen Schadensmaß (GAU) des tschechischen AKWs. Die Berechnung der Lage ergibt, dass die Einsatzkräfte 4-5h haben, um alle Menschen aus dem betroffenen Gebiet zu evakuieren, bevor diese ernsthaft erkranken. Die Einsatzkräfte bereiten sich auf die Absiedlung von 40'000 Menschen vor. Im betroffenen Gebiet läuft die Dekontamination der Menschen auf vollen Touren. Die betroffen Menschen kommen umgehend über LKWs in das Lager. Sie müssen alles abgeben, duschen sich, und erhalten neue (Einheits-)Kleidung, Unterkunft, medizinische Betreuung und Verpflegung.
    • In den Nachrichten kommt die Meldung des GAUs und die beginnte Absiedlung.


    Meine ersten Gedanken:


    • Der Mensch hat keine Wahrnehmung für Radioaktivität. Im Film hatten nur die Einsatzkräfte und das Sicherheitszentrum Meßsensoren. Bis auf Insider erfährt die Bevölkerung zuerst den Unfall über die Massenmedien, dann erst durch öffentliches Personal.
    • Die österreichischen Einsatzkräfte erfahren Zeitversetzt den Zustand des AKWs von den tschechischen Ensatzkräften, wie auch die österreichische Bevölkerung Zeitversetzt von ihren Einsatzkräften die eigentliche Lage erfährt. Die Insider waren je nach Art fast oder teilweise besser informiert als das österreichische Sicherheitszentrum.
    • Erste Großvorkehrung und Unterstützung der Bevölkerung wird durch das öffentliche Personal im betroffenen Gebiet gewährleistet. Mit den allmählich anrückenden Einsatzkräften wird das öffentliche Person erst ergänzt und dann später ersetzt.
    • In den Nachrichten wird aus einen Gebot ein Befehl die geschlossenen Räumen aufzusuchen und dort zu bleiben. Die Einsatzkräfte verkehren zuerst bei den Hauptstraßen, dann Nebenstraßen, und schließlich Feld- und Forstwege. Da anfangs wenig Einsatzkräfte vor Ort sind, werden vorerst nur wenige Menschen zur Dekontamination aufgelesen und abtransportiert.
    • Bei der Dekontamination wird alles an Dingen an der Person abgelegt und geht ihr (vermutlich) verloren.
    • Es sind ein paar Stunden, die zwischen der Bekanntgabe der ersten Nachrichtenmeldung bis zur Bekanntgabe des GAUs und der geplanten Absiedlung liegen. Zwischen Bekanntgabe der Absiedlung und dem Abholtermin liegen vermutlich zusätzlich noch wenige Stunden. Für einzelne Bewohner kann die Zeit viel knapper ausfallen, weil die Nachrichten, Alarm oder sonstiges spät oder gar nicht wahrgenommen wurde.
    • Die Gewalt war am ersten Tag der Katatsrophe (im Film) vernachlässigbar.
    • Am ersten Tag hatten die Einsatzkräfte und öffentliches Personal genug Mittel in ihren Depots. Sie bezogen daher noch nichts vom Bürger.



    Einen schönen Gruß, σ

  • Hallo,


    in Deutschland gibts es für solche Fälle die "Notstandsgesetze", die noch aus den Anfängen des kalten Kriegs stammen, jedoch hin und wieder geräuschlos modernisiert wurden und nach wie vor gültig sind. So gibt es z.B. das "Ernährungssicherstellungsgesetz", das die rechtliche Grundlage dafür schafft, das u.a. im Bereich der Land- und Forstwirtschaft sowie der Lebensmittelindustrie weitreichende Vorschriften zur Abgabe von Waren, zur Bevorratung aber auch zur Anwendung von Betriebsmitteln, Fahrzeugen, Kraftstoffzuteilung usw. möglich macht.


    Wer privat einen grösseren Allrad-Lastwagen besitzt, kann in D durchaus damit rechnen, dass er eines Tages Post vom Kraftfahrtbundesamt bekommt und er einen Fragebogen ausfüllen muss, in dem sinngemäss die genaue Bauart, der Zustand usw. des Fahrzeugs abgefragt wird. Man kann sich darüber so seine Gedanken machen.


    Ein Bekannter von mir leitet eine grosse Kantine in einer kirchlichen Erholungseinrichtung ("Freizeitheim") ca. 40km von einer Grosstadt entfernt. Die Kantine kann mehrere hundert Personen problemlos versorgen. Vor einigen Jahren kamen eines Tages zwei Herren vorbei, stellten sich als Amtspersonen vom (damals noch) Bundesamt für Zivilschutz vor und verlangten die Kantine und ihre Vorratsräume besichtigen zu dürfen. Dabei wurde neben dem Essensdurchsatz der Küche auch die Lagermenge und -kapazität an Lebensmittelvorräten akribisch erfasst. Sie würden ihre Listen für Katastrophenfälle aktualisieren, war das einzige, was man den beiden Herren entlocken konnte, dann verschwanden sie auch wieder.


    Nur zwei Beispiele dafür, dass ein funktionierender Staat durchaus darüber wacht, was im Krisenfall nützlich sein kann und was unter staatliche Aufsicht gestellt werden könnte. Im Grunde halte ich das auch für sinnvoll. Wir profitieren alle davon, dass wir in stabilen politischen Verhältnissen leben und aufwachsen können. Wird diese Stabilität bedroht, muss sich der Staat (für seine Bürger) zur Wehr setzen. Und dabei kann es auch zu zeitweisen Beschlagnahmungen oder "Besetzungen" kommen.


    Man darf bei solchen Betrachtungen aber nicht das Kind mit dem Bad ausschütten: ich halte es für unwahrscheinlich, dass ein Staat seinen Bürgern die Lebensmittel aus den privaten Vorräten wegnimmt, mit der Begründung, man müsse die Bürger mit Lebensmittel versorgen... Abgesehen davon, dass es ziemlich ineffizient sein dürfte, in hunderttausenden Haushalten die Maggi-Tütensuppen zu inventarisieren und einen Teil davon einzuziehen. Selbst bei einer "Abgabepflicht" mit Strafandrohung müsste man zigtausende Kontrolleure einsetzen. Die Ressourcen, die dabei verschwendet werden, braucht ein Staat, eine Gesellschaft im Krisenfall anderswo viel wichtiger.


    Meine Einschätzung ist, dass der Staat lediglich die Grundversorgung an Lebensmitteln und den Betrieb wichtiger Infrastrukturen (Energie, Wasser, Kommunikation) kontrollieren wird und bei Bedarf Sammellager und Evakuierungen durchführt. Gerade bei Evakuierungen ist es manchmal hilfreich, Widerspenstige gegen ihren Willen zu evakuieren. So kommt es bei Hochwasser immer wieder vor, dass Menschen sich weigern, ihr Haus frühzeitig zu verlassen (wenn es "trockenen Fusses" noch möglich wäre). Diese Leute müssen ein paar Tage später aufwendig und ressourcen-bindend
    per Helikopter in gefährlichen Aktionen von ihren Hausdächern gefischt werden.


    Ein Problem sehe ich dann, wenn man als Einzelner oder Familie/Kleingruppe in eine Massenevakuierung gerät. Dann unterscheidet man sich äusserlich nicht von den anderen Flüchtlingen und wird mitgerissen und von den Ordnungskräften mehr oder weniger gut "verwaltet. Und da ist man dann möglicherweise in den Händen charakterlich problematischer Typen, die einen auf wichtig machen, weil sie "Abschnittsbevollmächtigter", "Blockwart", "leitender Irgendwas" etc. sind, ne Unimform oder nen Dienstausweis haben und schlimmstenfalls ne Knarre.



    Grüsse


    Tom

  • Staats-"Einzug"


    Hatte mal vor einigen Jahren überlegt einen Gepanzerten
    Geländewagen(Beschusssicher) zu kaufen.Ich entdeckte
    immer wieder relativ günstige Gebrauchtangebote von zb
    Werttransport-Unternehmen:devil:.

    Als Ich dann gelesen hab`,daß die Dinger im V-Fall einfach
    Zwangseingezogen werde,brauchte Ich nicht lange weiterüberlegen
    ob nun Spritverbrauch oder Mehraufwand bei Wartung das größere
    Problem sind-AKTION GESTORBEN!:traurig:

    Gilt übrigens anscheinend für jede Menge aus dem Privatbesitz bei
    "Staatsbedarf"

    :winke:Stalkerunit

  • Um nochmal auf den OP zurückzukommen: Ich muss ja mal ne Lanze für den Staat brechen. Es gibt clevere Notstandsregularien. Es gibt strategische Weizenreserven. Es gibt Dosenmilch, Erbsen, Linsen und Haferflocken in den Zivilschutzreserven. Es gibt strategische Öl- und Gasreserven. Ist ja nun nicht alles schlecht was staatlich ist.


    Natürlich würde im Ernstfall massiv in den Markt eingegriffen werden. Es wird z.B. einfach das gesamte Lebensmittelvolumen von Aldi oder Rewe beschlagnahmt. Aber bitte nicht vergessen das das ganze A) durch Gesetze abgedeckt ist und B) auch euch zugute kommen wird.


    Zivilschutz wird zumindest in Deutschland sehr ernst genommen und hat meiner Meinung nach mehr gutes als schlechtes.

  • Hallo,

    nichts dagegen einzuwenden wenn der Staat versucht Zivilschutz zu leisten bzw.sicherzustellen.
    Nur stellt sich die Frage,was ist wenn der Staat/die Staaten mit ihrer beschissenen Politik ursächlich für das ganze Disaster sind ? Wenn Politik von Lobbyisten gemacht wird ,denen wir den bevorstehenden crash zu verdanken haben ?
    Tut mir leid,da fehlt es mir an Dankbarkeit . Das wär so als würde mir einer aufs Maul hauen und dann macht er mir pustepuste und vielleicht gibts auch noch Pflästerchen.
    Es steht hier auch schon irgendwo,daß die staatlichen Reserven sehr stark gekürzt wurden,vor der Wiedervereinigung hatten wir mehr pro Kopf als heute,rechnerisch 'ne gute Portion Erbsensuppe z.B.,

    Nee,ich halte es da lieber mit Eigenverantwortung und meinen Vorrat teile ich mit wem ich will und lass mir den eh nicht abnehmen.

    LG badener

  • Bei einen Atom- oder Chemie-Katastrophe wird der Staat fast nur durch eigene "Spürgeräte" gewarnt. In einer Epidemie ist der Staat besonders auf den einzelnen Menschen angewiesen. In so einer Situation ist die Meldung uncharakteristischer und häufiger Krankheitsfälle wichtig. Dies gilt auch bei gleichzeitigen Auftreten von Erkrankungen bei Mensch und Tier.


    Wenn der Staat eine großangelegte Durchsuchung von Wohnungen durchführt, so braucht er eine breite Unterstützung aus der Bevölkerung. Im 3. Reich wurde nicht systematisch jede Wohnung durchmustert, sondern nach Verdacht von Personen, die auf der "roten" Liste standen.


    Ich vermute, dass die Menschen, die das Regime unterstützt haben, sich der Abgrenzung zu den unerwünschten Minderheiten sicher waren. Verblüfft bin ich, das die Mehrheit der damaligen erwachsenen Deutschen die Definition von "was ist vom Staat = Uns erwünscht und was nicht" in der Verschiebung "fremde Religion, Politik usw." bis "hat den Befehlen nicht blind gehorcht usw." aufrecht gehalten haben.


    Das sich heutzutage eine große geschlossene Gruppierung findet, die den Staat unterstützt, dass er systematisch jede Wohnung durchsuchen kann, halte ich durch die Verschiedenartigkeit der Interessen unwahrscheinlicher als in den 1930ern. Das Beispiel 3. Reich zeigt auch, dass der Zwang auf einen Einzelnen nicht allein durch das öffentliche Personal besteht, sondern auch durch viele Sympatisanten der Bevölkerung.

  • [COLOR="Red"]Beiträge zur staatlichen Ernährungsvorsorge habe ich zum Thread Staatliche Ernährungsvorsorge in der BRD verschoben.




    Falls die letzten Hinweise bei euch nicht angekommen sind, sage ich es nochmal ganz deutlich - Haltet euch ans Thread Thema!


    Es kann nicht das man bei Thema Staatszwang über die Ernährungsversorgung zu der Situation der deutschen Bauern kommt. Wir können in unserem Forum über alles diskutieren, aber eben nur an passender Stelle.


    In Diskussionen ist ein Abdriften vom Thema manchmal unvermeidbar, aber ein abdriften vom abdriften kanns nicht sein! Wenn es nicht besser wird, werden wir demnächst eine Verwarnung aussprechen.


    Beachtet bitte außerdem folgenden Beitrag: https://www.previval.org/forum…t.php?p=32900&postcount=4


    Moderator
    Nachtfalke[/COLOR]

  • Themenrahmen: In einer Katastrophe müssen der Einzelne und der Staat kooperieren. Wie sollen sie sich zueinander verhalten?


    Viele Unternehmen gelten über das Privatrecht als eine juristische Person. Damit ergibt sich das Thema auch sinngemäß: Wie sollen Unternehmen und der Staat kooperieren?


    Die in früheren Beiträgen genannten "Arbeitseinsätze" des Einzelnen für den Staat während einer Katastrophe, sehe ich eher als Nebenerscheinung, und zwar bei Tätigkeiten, bei der sich kaum Unternehmen finden lassen. In einer Katastrophe wird bisher bewerte Leistungsfähigkeit von Unternehmen und Arbeitsteilung auch eine unverzichtbare Rolle spielen.


    DosenBurger schrieb in #3:

    Zitat


    Wahrscheinlich werden die "Arbeiter" je nach Fähigkeit und/oder nach Bedarf "einberufen"
    man wird wahrscheinlich kaum einen Arzt bei einem Autobahnbau o.ä. verheizen.


    An einen Bau wird in einer Katastrophe ein dafür qualifiziertes Unternehmen tätig sein, dass dafür auf Bauarbeiter, umgeschultes Personal usw. zurückgreift. Ein Überangebot/Mangel in Berufen während einer Katastrophe zwingt ähnlich heute Menschen dazu, sich bedarfsorientiert Weiterzubilden. Die Katastrophe zwingt Arbeitgeber und Arbeitnehmer ihre Wahl möglichst nach den "Arbeits"-Engpass auszurichten.


    DosenBurger schrieb in #3:

    Zitat


    Anders sieht das wohl bei Firmen und Großlagern aus. Wenn von einem Raiffeisen oder Baywa Lager das Getreide beschlagnahmt wird braucht man dafür wesentlich weniger Personal pro Tonne als wenn man Haus für Haus einer Straße durchsucht um bei 95% der Häuser fest zu stellen das es sich nicht gelohnt hat.


    Stimmt.


    Ein Unternehmen wird im Register aufgenommen, wenn es die Regeln anerkennt, wie es auf Staatsgebiet/Wirtschaftsraum verkehren darf und was von ihm erwartet wird. Auch bei unserem Forum müssen Teilnehmer, die sich registrieren wollen, die entsprechenden Regeln anerkennen. Aber wie ist es mit dem Einzelnen in der Gesellschaft? Bei Immigranten ist es ein Test und eine Unterschrift unter die Regeln. Menschen, die in eine Gesellschaft hineingeboren wurden, läuft dies allein über die Erziehung, nur eine Verbindlichkeit gibt es nicht. Andererseits konnten die Hineingeborenen sich die Gesellschaft nicht aussuchen und die ganzen Regeln nocht nicht als Kind verstehen.


    Bei einer (produktiven) Kooperation spielt Vertrauen eine herausragende Rolle. Einerlei, welche Kooperationsform man wählt. So ermöglicht Vertrauen


    • eine flexible Organisation,: Es ist Ersatz für ein Wissen über den anderen und seine Motive, insbesondere ermöglicht es koordiniertes Handeln zwischen Partnern, die sich unbekannt sind und bleiben.
    • bindet Personen über die Interessen an die Organisation,: Eine Marke ist kristallisiertes Vertrauen. Sie reduziert Komplexität. Sie wirkt wie eine Navigationshilfe. Das wird angesichts von Zeitknappheit wie in Katastrophen wichtig bleiben.
    • Schnelligkeit,: Ein Mensch handelt schneller und entschiedener, wenn er nicht großartig darüber nachdenken muss, ob er jetzt festgezurrte Regeln bricht oder jeden Schritt seines Handelns dreifach absegnen lassen muss.
    • Wissenstransfer,: Wissen zu teilen ist eine "Enteignung der Experten". Menschen teilen ihre Ideen nur dann, wenn ihnen daraus keine Nachteile entstehen. Je mehr Menschen sich vertrauen, desto eher teilen sie ihr Wissen ohne Regeln aufzustellen, Verträge auszuhandeln oder gar Rechtsanwälte einzuschalten.
    • spart Kosten: Die Kosten der


      • häufigen Aus- und Abwahl unerwünschter Partner
      • Reibungsverluste durch permanente Absprachen, Verhandlungen und Neuvereinbarungen
      • vertraglicher Sicherungsmaßnahmen und Monitoring-Aktivitäten
      • Aufbauen und Durchführen von Geldanreizen samt ihrer desaströsen Nebenwirkungen ("Wenn ich vertraue, muss ich nicht kaufen, was ich umsonst erhalten kann.")



    Der hohe Grad an Arbeitsteilung der Einzelnen oder Unternehmen im Staat bedarf Vertrauen. Vertrauen muss die Angst besiegen, als Einzelner "alles im Griff" (Autarkie) zu haben. Deshalb ist Vertrauen fundamental für die Moderne schlechthin. Eine autarkte Ausrichtung eines Einzelnen ruft daher ein Misstrauen im Staat hervor.


    Das Leben ist immer lebensgefährlich. Wenn wir nicht vertrauen, leben wir in permanenter Angst. Ein Leben in Angst zu führen ist die schlimmere Erfahrung, als gelegentlich betrogen zu werden. Dann leben wir in einer Falle, die wir uns selbst gebaut haben. Wenn wir andere ängstlich überwachen, überwachen wir uns schließlich selbst, weil die Mauern, die wir für andere bauen, uns selbst umgeben. Was die anderen ausschließen soll, schließt uns selbst ein. Dies betrifft Staaten untereinander, Einzelne untereinander, und zwischen Staat und Einzelnen. Im Survivalforum greift das Thema

    previval.org/f/forum/index.php?thread/1863/

    dies bildhaft auf.


    Hinter dem Handeln eines Staats stehen immer Menschen, die aber für den Einzelnen in der Gesellschaft meist fremd sind. Nicht nur dort kooperiert der Einzelne mit Fremden, sondern mit jeden, denn er einmalig oder selten als Dienstleiter beansprucht oder im Beruf im Kontakt steht.
    Im Survivalforum besteht auch das Thema

    im Katastrophenfall. Ich meine, einiges wird im Umgang mit Fremden anders sein, aber vieles nicht. Dazu das Beispiel:[INDENT]
    Stell dir vor, du machst Ferien in einer fremden Stadt und willst zum Friseur - jenen Menschen, der dir fremd ist und den du dennoch so nahe an dich heranlässt wie sonst nur noch deinen Arzt. Dein äußeres Erscheinungsbild steht auf dem Spiel! Du gehst ja ein Risiko ein, wenn du dich in den Stuhl eines dir unbekannten Friseurs setzt. du musst Vertrauen im Voraus investieren.


    Das tut der Friseur aber auch. Wenn er dich als Kunden akzeptiert, dann vertraut er dir, dass du seine Arbeit anschließend - also nach der erbrachten Dienstleistung - bezahlen wirst, d.h. bezahlen willst und kannst. Er, der in dir vielleicht sofort den Touristen erkennt, wird zudem kalkulieren, ob er sich überhaupt anstrengen soll. Wahrscheinlich sieht er dich ja nie mehr wieder.


    Nun du entscheidest dich, setzt dich in den Stuhl, beobachtest ihn bei der Arbeit. Die Art, wie er sich bewegt, dich berät, wie der Salon aussieht, alles das flößt dir Vertrauen oder mindestens Zuversicht ein. Während der Friseur schneidet, gerät dein Vertrauen vielleicht ins Wanken: Er schneidet auf eine andere Weise, als der dein vertrauter Friseur zu Hause. Dann das Ergebnis: Du gefällst dir. Du fühlst dein Vertrauen bestätigt. Du bezahlst zufrieden - damit sieht auch der Friseur sein Vertrauen bestätigt, freut sich über deine Freude (und über das Trinkgeld) und verabschiedet sich herzlich.
    [/INDENT]
    Dieses gegenseitige Nicht-Ausnutzen des Vertrauens stärkt das Vertrauen beider Seiten. Das Beispiel spielt in einer Nicht-Katastrophenzeit. Es macht aber deutlich, das in Katastrophen nachgefragte Dienstleistungen und vorallem zeitlich versetzte Gegenleistungen als Waren kaum anders das Vertrauen beanspruchen wie bereits in heutiger Form.


    Das Vertrauen in meinen Freund Jan, den ich seit über 23 Jahren kenne, ist unspezifisch - aber es hat dennoch Grenzen: Ich traue ihm z.B. nicht zu, meinen Laptop zu reparieren. Jemand mag ehrlich, gerade, berechenbar - leistungsbereit sein. Aber ist er auch kompetent, erfahren, wissend - leistungsfähig? In manchen Hinsichten werde ich also Fremden viel stärker vertrauen als meinem Freund. Vertrauen ist sinnvollerweise immer begrenzt.


    Vertrauen kann nicht heißen, auf Vorsicht, Sicherung und Kontrolle völlig zu verzichten. Blindes Vertrauen reduziert (!) vielmehr die Vertrauensbereitschaft der Menschen eher, als es sie erhöht (die Massenselbstmorde von Sektenmitgliedern, das undifferenzierte Vertrauen eines "Menschenfreundes"). Deshalb wird man Täuschung und Enttäuschung im Zusammenhang mit blindem Vertrauen unablässig erleben.


    Der Zwang zwischen Einzelnen und den Staat wird in den nächsten Jahren durch die (technische) Vernetzung von Menschen einen noch nicht ganz abschätzbaren, aber deutlichen Wandel im Umgang mit Katastrophen hervorbringen. Einer dieser Sache die ich momentan sehr spektakulär finde, ist die Geschichte des Erdbebens in Sichuan. Leute veröffentlichten Informationen darüber auf QQ, Chinas größtem Internetdienst, und auf Twitter, dem Kurznachrichtendienst, während es passierte. Ich meine das im wahrsten Sinne des Wortes: "Es passierte jetzt gerade ein Erdbeben." Das Interessante daran, dass es aus China kommt, ist, das China das Internet gleichzeitig begrüßt und zensiert. Aber sie sind überhaupt nicht gut darin ihre eigenen Leute zu zensieren, wenn diese selbst als Medien fungieren. Sie sind gut darin, die aus dem Ausland einströmenden Medien zu zensieren. Aber auf einmal nehmen Bürgermedien explosionsartig zu, die aus dem Land selbst kommen. Diese Geschichte wäre früher nicht möglich gewesen, noch nicht einmal 2006 (als ich in meine jetzige Wohnung zog), weil die sozialen Bedingungen in China noch nicht gegeben waren. Die Technologie war da, aber sie war noch nicht ausreichend verbreitet, es gab zu wenig Nutzer. Und als das Erdbeben dann passierte, sah man plötzlich diese neuen Möglichkeiten. Es gibt Katastrophenberichte in Echtzeit, die Menschen beginnen zu reagieren: "Wie können wir Hilfslieferungen vor Ort organisieren? Wie können wir spenden?" Und das geschieht ohne irgendeine offizielle Koordination. Und dieses Mal passierte es in einem globalen Ausmaß.


    Ich verabschiede mich vom Thema "Verhalten unter Staatszwang beim Notfall".
    Einen schönen Gruß, σ