Hallo,
ich möchte mal ein Thema anschneiden, worüber man sich Gedanken machen sollte. Die meisten Menschen halten es für selbstverständlich, dass Kommunikationsnetze wie Internet, Handynetze, SAT-TV und das gute alte Telefonnetz einfach da sind und halt funktionieren.
Was dabei häufig vergessen wird ist, dass nahezu alle diese Netze mittlerweile im Besitz von kommerziellen Betreibern sind und dass diese Netze von einigen wenigen zentralen Knoten abhängen.
Kommunikationsunternehmen können Pleite gehen (z.B. steht der Satelliten-Dienstleister INTELSAT seit einiger Zeit lt. div. Rating-Agenturen auf der "Todesliste" der Unternehmen, die die momentane Finanzkrise vermutlich nicht überleben werden.
Zusätzlich kommt hinzu, dass diese technischen Netze nur deswegen scheinbar zuverlässig funktionieren, weil sie von anderen Netzen (Stromversorgung z.B.) abhängen. Wer sich an die Hochwasser-Ereignisse von 2002 erinnert, weiss vielleicht noch, dass dort ganze Regionen tagelang von sämtlichen öffentlichen Kommunikationsnetzen abgeschnitten waren und wochenlang auf die Wiederherstellung von Telefon- und Internetverbindungen warten mussten.
Da ich wenig vom Einzelgänger-Survival halte und eher ein Mensch bin, der (soziale) Netzwerke aufbaut und pflegt, brauche ich auch im Krisenfall zuverlässige Kommunikationsnetze über den eigenen Wohnort hinaus.
Die Technik dazu steht zur Verfügung, es ist sogar legal. Mit herkömmlicher WLAN-Technik kann man schon im Kilometerbereich "auf Sicht" kommunizieren. Mit "gepimpter" WLAN-Technik (WiMax) lassen sich zig Kilometer zuverlässig und mit hoher Datenrate überbrücken, was neben einem "eigenen Internet" auch Filesharing und IP-Telefonie ermöglicht.
Eine sehr interessante Sache ist die Freifunk-Initiative
Etwas abenteuerlicher und viel langsamer aber dafür mit deutlich höherer Übertragungsreichweite ist Datenübertragung im CB-Funk. Mittlerweile sind Datensendungen und automatische Relaisstationen auch für CB-Funk erlaubt.
Siehe Packet-Radio im CB-Funk
Funkamateure betreiben Datenfunk und automatische Relaisstationen (inkl. eigene Satelliten!) schon sehr lange und dürften auch künftig im Krisenfall von großer Bedeutung sein. Amateurfunk setzt allerdings noch mehr als CB-Funk ein gewisses technisches Interesse und Verständnis voraus, außerdem braucht man eine Lizenz, die man durch Ablegen einer Prüfung erwerben kann.
Siehe Amateurfunk in Katastrophen
Faszinierend finde ich auch die Langstrecken-Datenübertragung per Laser oder Hochleistungs-LEDs. Setzt natürlich "Sichtkontakt" zwischen den Stationen voraus. Strecken über 80km wurden schon mit einfachem Equipment überbrückt (Hannover - Harz mit einer Laserdiode aus einem DVD-Brenner).
Siehe Laser-Amateurfunk-TV
Für mich stellt sich nun konkret diese Ausgangslage:
Ich möchte 5 Haushalte autark vernetzen. Diese Haushalte verteilen sich auf Bayern, Baden-Württemberg und Sachsen-Anhalt. Die Standorte liegen zwischen 15 und 500km voneinander entfernt. Die Bewohner sind überwiegend "technische Laien". Wie kann ich diese 5 Standorte legal, kostengünstig und weitgehend "idiotensicher" miteinander verbinden?
Man könnte ein Konzept in Anlehnung an Freifunk entwickeln ("Weitfunk"?), das eben über die typischen WLAN-Strecken deutlich hinausgeht und z.B. Datenstrecken über CB-Kanäle vorsieht, die zwar sehr langsam (das Modem lässt grüßen) aber eben sehr weitreichend sind. Mit CB-Datenfunk könnte man SMS-artige Textmeldungen direkt in Echtzeit austauschen und größere Datenmengen über Nacht und ggf. über mehrere Kanäle parallel von einer Region in die andere schaufeln.
Man bräuchte also "automatische" Funkstationen, die jeweils aus einem Rechner, zwei CB-Funkgeräten mit Antennen, etwas Elektronikgebastel und einem WLAN-Accesspoint, Stromversorgung etc. bestehen.
Ziel ist, dass man den einzelnen Haushalten eine kompakte wetterfeste Kommunikationsbox mit Antennen hinstellt, die man nur an geeigneter Stelle montieren muss, mit einer Stromversorgung (kann ja solar-wind-akkugepuffert sein verbindet und dann nach dem Einschalten einen lokalen WLAN-Zugang bekommt, der einem mit diesem Survival-Weitfunk-Netz verbindet. D.h. auch Laien sollen es bedienen können (Zugang über den eigenen PC per WLAN und Webbrowser).
Die Kommunikationsbox sucht nach dem Einschalten auf den entsprechenden CB-Kanälen nach "Datenverkehr" und verbindet sich selbsttätig mit anderen Survival-Kommunikationsboxen, gleichzeitig stellt die Box eine automatische Relaisstation dar, d.h. wenn sie auf ihrem Eingangskanal Datenpakete empfängt, die nicht für sie selbst (bzw. die an ihr hängenden Teilnehmer) sind, dann sendet sie diese Pakete auf ihrem Ausgangskanal wieder weiter.
Die Technik einer Kommunikationsbox könnte daraus bestehen:
- ein Mini-ITX-PC (Car-PC)
- zwei 80-Kanal-CB-Funkgeräte mit aufs Handmikro herausgeführten Up-/Down-Tasten (damit man die Kanalwahl vom PC aus über den Mikrostecker steuern kann)
- ein WLAN-Accesspoint
- zwei CB-Antennen, WLAN-Antenne
- 12V-Stromversorgungsmodul, ggf. Akkus, (Solar-)Ladegerät, Netzladegerät
Die Modulation der Daten erfolgt über die Soundkarte des PC, der Line-Ausgang geht an den Mikrofon-Eingang des einen Funkgeräts ("Ausgangskanal" der Kommunikationsbox), der Line-Eingang der Soundkarte wird vom Audio-Ausgang des anderen Funkgeräts gefüttert ("Eingangskanal" der Kommunikationsbox). Ein bischen Bastelektronik am Druckerport schaltet die Sendetaste des einen Funkgeräts und steuert die Up-/Down-Tasten zur Kanalwahl beider Funkgeräte. Eigentlich ganz einfach...
Könnte man nun beliebig erweitern, z.B. den Betrieb mit nur einem Funkgerät (dann geht halt kein "Vollduplex"-Betrieb, weil man nicht gleichzeitig senden und empfangen kann). Oder mit ein paar Schaltrelais die Möglichkeit zum "Notbetrieb", wenn eines der beiden Funkgeräte kaputt gehen sollte. Und und und.
Nur mal so als Gedankenspiel...wer hätte Lust, da aktiv mitzumachen? WLAN- und Linuxprofis sowie Funker vor!
Grüsse
Tom