Der Umgang mit einer schrumpfenden Wirtschaft

  • Hier mal ein Positionspapier zum Thema "Zufrieden trotz sinkenden materiellen Wohlstands"


    Hier wird z.B. die Frage aufgeworfen, wieviel materiellen Wohlstand man eigentlich braucht, um glücklich zu sein und was es bedeutet, wenn in einer alternden Gesellschaft plötzlich weniger davon vorhanden ist.


    Das ist eine ganz andere Form von "Vorbereitung" auf kommendes, die aber bei mir großen Anklang findet.


    http://www.ernst-freiberger-st…rbeitsgruppe_03052010.pdf


    mfg

    Aus gegebenem Anlass: ich distanziere mich hiermit ausdrücklich gegen jeden Form von Gewaltphantasien gegen andere, den Staat oder staatliche Organe. Ich betreibe prepping als Krisenvorsorge und als Hobby und tausche mich hier mit Gleichgesinnten aus.

  • Hallo,


    das ist ein wirklich guter Beitrag. Allerdings: Unsere Wirtschaft unterliegt systembedingt einem Wachstumszwang. Wenn nicht permanent der Konsum angeregt wird (Bedarfsweckung) dann implodiert die Wirtschaft.
    Das ist im Moment was in den USA und Europa vor sich geht. Die verängstigten Konsumenten sparen und entziehen dem System dadurch Liquidität (*Der Rubel rollt nicht mehr*). Die Folge dieser Kaufzurückhaltung: Der Umsatz bei Unternehmen geht zurück, während die Kosten (überwiegend Personlakosten) konstant bleiben. Ergo: Die Kosten (Personalkosten) müssen runter. Arbeitslose kaufen aber keine Autos...und so geht der Teufelskreis weiter bis irgendwann die Leute wieder beginnen Geld auszugeben.


    Wisst Ihr noch was Bush dem amerikanischen Volk nach dem 9. Sept. in seiner ersten Fernsehansprache als wichtigste Botschaft vermittelt hat ? "Go shopping"...und jeder wusste, was er damit meint.

  • Zitat von Elf;46496

    Unsere Wirtschaft unterliegt systembedingt einem Wachstumszwang. Wenn nicht permanent der Konsum angeregt wird (Bedarfsweckung) dann implodiert die Wirtschaft.




    Ja, leider ist das so. Aber genau das wird m.E. immer mehr zum Problem: Einerseits streben wir permanent nach Wachstum. Andererseits sind unsere Ressourcen aber endlich: Platz, Wasser, Rohstoffe, Anbauflächen für Nahrung usw. stehen nich unbegrenzt zur Verfügung. Auch unsere Umwelt und das Klima leiden unter dem ständigen Ausweiten unserer Existenz.
    Irgendwann muss das mal ins Auge gehen, wenn es so weiter geht...

  • Zitat von Elf;46496

    Allerdings: Unsere Wirtschaft unterliegt systembedingt einem Wachstumszwang...


    Ich glaube nicht, dass unsere Wirtschaft einem (quantitativen) Wachstumszwang unterliegt, bisher hat man halt gedacht, das ewige exponentielle Wachstum wäre was Gutes und ist garnicht erst auf die Idee gekommen, das in Frage zu stellen.
    Noch wird mit Wachstumsversprechen auch Politik gemacht, schauen wir mal, wie es in 5 Jahren aussieht. Es hat z.B. keine 5 Jahre gedauert, bis "peak oil" von der Spinnerecke in die Mainstream Medien gewandert ist.


    Was einem Wachstumszwang unterliegt ist unser Finanzsystem.


    Aber Finanzsysteme kommen und gehen....


    In diesem Zusammenhang kann ich noch einen Buchtipp abgeben: Meinhard Miegel: Exit - Wohlstand ohne Wachstum.


    Deutschland hat die "Chnace", den Umgang mit einer stark schrumpfenden und alterenden Bevölkerung in einem wirtschaftlich schwachem Umfeld zu "proben" und zwar durch die Sonderentwicklung in einigen Regionen im Osten, wo in den letzten 20 Jahren vor allem die gut ausgebildeten und jungen Männer und vor allem auch Frauen weggezogen sind und die schwachen und alten zurück lassen.
    Man wird hier lernen können, wie man mit so einer Gesellschaft umgeht, denn dasselbe Schicksal droht Deutschland und Europa dann 20-30 Jahre später.


    Das muss keineswegs hoffnungslos und trostlos sein, vielleicht bietet dieser Wandel sogar Chancen, um z.B. alte Menschen wieder als wertvolle Teilnehmer ins soziale Gefüge zurück zu führen, statt sie irgendwohin abzuschieben und darauf zu warten, dass sie wegsterben.


    mfg

    Aus gegebenem Anlass: ich distanziere mich hiermit ausdrücklich gegen jeden Form von Gewaltphantasien gegen andere, den Staat oder staatliche Organe. Ich betreibe prepping als Krisenvorsorge und als Hobby und tausche mich hier mit Gleichgesinnten aus.

  • Hallo Elf,

    Zitat

    nd so geht der Teufelskreis weiter bis irgendwann die Leute wieder beginnen Geld auszugeben.

    knapp daneben, aber auch richtig.
    Besser: so geht der Teufelskreis weiter bis irgendwann die Firmen auf einen Konjunkturaufschwung hofft und wieder beginnen investiert (Geld auszugeben) Personal einstellt und Maschinen kauft.
    Mit freundlichen Grüßen :face_with_rolling_eyes:
    Nikwalla

    „Der Tag mag kommen, da das Zeitalter der Menschen tosend untergeht.Doch heute kämpfen wir!
    Haltet Stand! Menschen des Westens!“

  • für alle, die es interessiert verweise ich auf diese erhellende Quelle: http://humane-wirtschaft.de/


    Zur Diskussion Buy- bzw. Sell-Side Problematik der Wirtschaft kann ich aus Zeitgründen nichts beitragen. Würde wohl auch nichts ändern. Nur soviel: schaut euch die Definition von Deflation an.




  • Wenn unser jetztiges Finanzsystem geht, dann reisst es die Realwirtschaft mit in den Abgrund.


    Die Grösse der Bankbilanzen übersteigt das weltweite Bruttosozialprodukt (BSP) um ein Vielfaches. Würde man alles Gold, das während der Menschheitsgeschichte gefördert worden ist mit dem aktuellen Goldpreis bewerten, würde diese Summe ganz knapp ausreichen, um die Bilanz der UBS zu schultern (angenommen, alle Assets wären natürlich wertlos, was nicht stimmt). So oder so, der Vergleich ist i.m.A. erschreckend.


    Das Finanzsystem in Spanien funktioniert seit ca. 3 Quartalen wie folgt: Spanische Banken geben eigene Anleihen aus, die sie bei der EZB als "Sicherheiten" hinterlegen, um Liquidität (Euros) zu erhalten, ohne die die spanische Wirtschaft sonst schon implodiert wäre und die AL deutlich höher als die offiziell angegeben 20% wäre.
    Die gigantischen Anleiheemissionen der USA (>2.000 Mrd. USD) werden grösstenteils von wem gekauft? Richtig, vom Finanzsystem, weil ihnen ja sonst keiner mehr über den Weg traut. Der Staat kann die Banken / das Finanzsystem nicht pleite gehen lassen, weil er sonst in der nächsten Sekunde auch pleite gehen würde.
    Was ich damit sagen will: Das ganze ist so aus dem Ruder gelaufen, dass es unmöglich geworden ist, die Grösse des Finanzsystems geordnet runterzufahren. Leider...

  • Zitat von Elf;46496

    Unsere Wirtschaft unterliegt systembedingt einem Wachstumszwang. Wenn nicht permanent der Konsum angeregt wird (Bedarfsweckung) dann implodiert die Wirtschaft.


    die Wirtschaft? nicht wirklich ...


    dem Wachstumszwang unterliegt eher die Politik:
    ist ja wesentlich einfacher - und tut niemandem weh - wenn man zusätzliche Kuchenstücke verteilen kann :face_with_rolling_eyes:
    während bei schrumpfender Wirtschaft immer all die gesellschaftlichen Gruppen, denen etwas "weggenommen" wird zu erhöhter Unzufriedenheit neigen ...


    deshalb versucht "die Politik" ja auch mit allen Mitteln künstlich Wachtum zu schaffen - und etwaige Schrumpfungsphasen der Wirtschaft um jeden Preis in die nächste Legislaturperiode zu vertagen

  • Hmmm .. was mich bei dem Thema interessiert, gibt es eine Reelle Alternative?
    Ein Wirtschaftssystem das diese systemimmanenten Schwachpunkte nicht hat und es auch noch gute Chancen gibt das dieses akzeptiert wird?
    Braucht man ein neues, oder muss man nur bestimmte Bereiche umdefinieren?


    Mein, utopischen Kram gibts viel... nur, was von dem kann man umsetzen ohne das Risiko alles noch schlimmer zu machen?

  • Zitat von Grummel;46577

    Hmmm .. was mich bei dem Thema interessiert, gibt es eine Reelle Alternative?


    naja, dauerhaftes exponentielles Wachstum ist in einem abgeschlossenen System (also einer Welt mit begrenzten Ressourcen) mal definitiv keine reelle sprich: dauerhaft tragfähige Option


    die Frage ist somit nur, WANN eine Schrumpfungsphase einsetzt ... und wie die "Anpassungsprozesse" des Menschen/der Gesellschaft/der internationalen Beziehungen/Politik/ect. an die neuen Rahmenbedingungen sein werden ...

  • Naja, die "Realität" hat da wohl mindestens 2 "Grenzen" ... eine Physikalische und eine die durch das definiert wird das die Akteure bereit sind mit zu machen.


    Ich denke mal es geht dann in Richtung Flexibilität/ Anpassungsfähigkeit.
    Manchmal muss ein System wachsen, manchmal mit dem zurecht kommen was es gibt (Mangel oder Überschüsse), und stagnieren können müssen es auch... ohne zusammen zu klappen.
    Und alles selbst organisiert ... das währ klasse :winking_face:


    ... Ich hab den Eindruck unser System kennt bis jetzt nur Wachstum, dann haben wir jetzt ja die Möglichkeit noch andere Modi zu finden und zu implementieren .. *find*
    (werden "wir" wohl so oder so...)

  • Zitat von Grummel;46577

    Hmmm .. was mich bei dem Thema interessiert, gibt es eine Reelle Alternative?


    Wie so oft sind die Begriffe dafür heute Verenglischt.


    Unter "steady state economy" finden sich einige Aufsätze.


    Ob es funktioniert müsste man halt ausprobieren.


    Der König von Bhutan z.B. möchte nicht das BIP als Kernindikator für das Wohl des Volkes, sondern das "Bruttosozialglück" (gross national happiness) als Indikator für die Entwicklung des Landes.

    Aus gegebenem Anlass: ich distanziere mich hiermit ausdrücklich gegen jeden Form von Gewaltphantasien gegen andere, den Staat oder staatliche Organe. Ich betreibe prepping als Krisenvorsorge und als Hobby und tausche mich hier mit Gleichgesinnten aus.

  • Zitat von logicalman;46582

    die Frage ist somit nur, WANN eine Schrumpfungsphase einsetzt ... und wie die "Anpassungsprozesse" des Menschen/der Gesellschaft/der internationalen Beziehungen/Politik/ect. an die neuen Rahmenbedingungen sein werden ...



    Nun in diesem Zusammenhang würde mich die individuell zu erfolgende, praktische Umsetzung der entsprechenden Maßnahmen, die als adäquate und nachhaltige Reaktion auf diese Prozesse zu erfolgen haben, sehr interessieren.

    Welche Szenarios hast du dabei im Hinterkopf, sofern zutreffend?

  • Zitat

    Ich glaube nicht, dass unsere Wirtschaft einem (quantitativen) Wachstumszwang unterliegt


    Doch, tut sie. Durch den Zins, der in allen Produkten und Dienstleistungen enthalten ist, ist die Wirtschaft zur Erhaltung ihrer selbst zu einem Wachstum gezwungen, dass natürlich durch die Erhöhung der Geldmenge (Inflation) wieder aufgefressen wird und somit zum Erhalt des Status Quo noch mehr Wachstum nötig ist.


    Buchtipp dazu: Margrit Kennedy - Geld ohne Zinsen und Inflation
    http://%22http//www.amazon.de/…0%22?tag=httpswwwaustr-21


    Und die Wikipedia hat natürlich auch was
    http://de.wikipedia.org/wiki/Freigeld


    Vorsicht! Beim Lesen dieser Lektüren kann das eine oder andere feste Weltbild erschüttert werden :)