Erste Hilfe Leitfaden bei Schussverletzungen

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  • Leitfaden Erste Hilfe bei Schussverletzungen.

    Für den Umgang mit Waffen gibt es 4 simple Regeln.
    Hält man sich an diese, ist die Chance eines Unfalls mit selbiger verschwindet gering.


    Gedankendisziplin
    Jede Waffe ist grundsätzlich und immer als GELADEN zu betrachten!!!
    • Mündungsdisziplin
    Richte die Mündung einer Waffe niemals auf Lebewesen oder Dinge, die Du nicht verletzen oder zerstören willst.

    • Abzugsdisziplin
    Finger weg vom Abzug, bis die Waffe auf ein Ziel gerichtet ist und du bereit bist, zu schießen.

    • VERANTWORTUNG
    Vor dem Schießen ist das Ziel eindeutig zu identifizieren. Du bist für jeden abgegebenen Schuss und seine Folgen verantwortlich.

    (Achte vor Schussabgabe ob jemand deine Visierlinie kreuzt (Umgebungscheck); Achte auf den Hintergrund des Ziels (Kugelfang).

    Trotzdem, wer eine Waffe besitzt sollte auch wissen wie man im Falle einer Schussverletzung Erste Hilfe leistet.
    Es muss vielleicht gar nicht eure Schuld sein, aber betritt man einen Schießplatz, kann man nie sicher sein, ob euer Gegenüber diese Regeln kennt und einhält.
    Anderes Beispiel.
    Wer seine Waffe zur bereithält, macht sich meist Gedanken welche Waffe/Kaliber geeignet ist. Doch nach erfolgreicher Stoppung des Gegners
    ist dieser bis zum Eintreffen der Rettungskräfte so gut als möglich zu versorgen. Steht man danach vor dem Richter und das ist so sicher wie das Amen im Gebet.
    Wird es euch sicher nützlich sein, wenn man sagen kann: ,, Ich wurde angegriffen, hab mich verteidigt, aber danach hab ich sofort alles in die Wege geleitet um dem Typen zu helfen.“

    Eines vorweg! Ich bin weder Arzt noch beim Roten Kreuz oder sonst was!
    Meine einzige Qualifikation in dieser Richtung besteht daraus, dass ich an einem Selbstverteidigungskurs mit Schusswaffen teilnehmen durfte und sich ein Teil des Kurses eben mit diesem Thema beschäftigt hat.
    Dabei trainierten wir einen Leitfaden ein, der dermaßen einfach war, dass ich mir zutraue ihn euch hier weiterzugeben.

    1. Die Ausrüstung

    Neben einem dem Standart Erste Hilfe Set empfehlen sich folgende Ausrüstungsgegenstände.

    -Quik Clot als Pulver oder Gauze http://www.medicalsci.com/index.php?article_id=11&clang=0

    -Emergency Bandage http://www.medicalsci.com/index.php?article_id=10&clang=0

    -Combat Application Tourniquet http://www.medicalsci.com/index.php?article_id=8&clang=0

    -Thorax Pflaster (Bolin Chest Seal) http://www.medicalsci.com/index.php?article_id=5&clang=0


    2. Jemand wurde Angeschossen

    Es wurde also jemand angeschossen.
    Der erste Schritt ist zu checken wo die Schusswunde ist.
    Ich checke dabei den ganzen Körper (abfühlen) beginne beim Hals, gehe weiter über den Brustraum schau mir die Axelhöhle an, den Rücken den Bauch die Arme und die Beine.
    Ist die Schusswunde offensichtlich (Blut strömt aus, oder Patient ist ansprechbar und klagt über die Schmerzen) ändert das nichts daran, dass ich den Patienten von oben bis unten
    Komplett überprüfe. Natürlich kümmere ich mich zuerst um offensichtliche Wunde.
    Steht er unter schock merkt er vielleicht einen zweiten Treffer gar nicht und verblutet während du dich um einen Einschuss im Bein kümmerst.
    Außerdem ist zu kontrollieren ob es auch eine Austrittswunde gibt.

    3. Die Schusswunde wurde lokalisiert.

    Ihr wisst jetzt wo der Treffer ist, wie geht ihr also weiter vor.

    3.1. Treffer an Armen oder Beinen:

    Wurde keine Arterie verletzt macht ihr einen Druckverband wie man ihn auch im erste Hilfe Kurs lernt und gut ist.
    Strömt Blut stoßweise und schnell heraus müsst ihr schnell sein.
    Ein Grundsatz ist, keine roten Blutkörperchen verschwenden. Blutkonserven hat auch der Notarzt nicht an Board und das kann über Leben und Tode entscheiden.
    D.h. als erstes muss die Blutung gestoppt werden.
    Dazu verwendet man das Application Tourniquet.
    Das Tourniquet wird dabei 5cm über der Wunde um das Bein oder den Arm gelegt und solange gespannt, bis die Blutung gestoppt ist. Gefährlich wird es erst nach 15min.
    Spätestens dann, es gilt aber so früh als möglich muss der Tourniquet gelockert werden.
    In 15min ist dann aber hoffentlich der Notarzt zur stelle.

    Ist die Blutung gestoppt kann ich beginnen die Wunde zu versogen.
    Dies geschieht mittels QuikClot oder Gauze.
    Dabei ist es wichtig für mindestens 5min Druck auf die Wunde auszuüben.
    Meint man die Blutung gestillt zu haben nehme ich den Tourniquet ab. Blutet es weiter dreh ich wieder zu.

    3.2. Treffer im Lungenbereich

    Sobald ihr einen Treffer in der oberen Hälfte des Bauchraumes feststellt kommt das Thorax Pflaster zum Einsatz.
    Dieses Pflaster hat in der Mitte ein Ventil das Luft raus aber nicht rein lässt.
    Warum ?
    Ich hoffe ich kann das jetzt einigermaßen wiedergeben.
    In diesem Bereich befindet sich ein Vakuum. Bei einem Einschussloch würde sich der Bereich mit Luft füllen und immer größer werden bis er die Lungenflügel
    soweit quetscht, dass der Patient erstickt.
    Anwendung:
    Man zieht die Folie vom Thorax Pflaster ab. Dann kommt ein Tuch zum Vorschein.
    Mit diesem Tuch wird die Wunde gereinigt. Viel Blut ist nicht zu erwarten.
    Danach wird das Pflaster mit der Klebrigen Seite nach unten mittig auf Wunde gelegt. Auf dem Pflaster befinden sich 3 Ventile (Es gibt auch andere mit einem Ventil.)
    Diese sollen genau über der Wunde zentriert sein.
    Achtung: Es empfiehlt sich 2 Pflaster zu kaufen (Durchschuss)

    3.3 Treffer im Bauchbereich

    Die Blutung mit Quik Gauze stillen und dann die Emergency Bandage drüber. Fertig.

    3.4 Treffer im Kopfbereich

    Das Thema haben wir eigentlich nur angeschnitten.
    Warum könnt ihr euch denken.
    Bei einem Kopfschuss ihr eigentlich nichts mehr machen ausser Wiederbelebungsmaßnahmen durchführen bis der Arzt kommt.
    Bei einem Streifschuss empfiehlt sich wieder die Emergency Bandage .
    Einfach locker anlegen. Und gut !

    4. Schulungsvideos:

    Verwendung von Emergency Bandage :

    http://www.youtube.com/watch?v=wMRklQkfDLE

    Verwendung der Combat Application Tourniquet :

    http://www.youtube.com/watch?v=Hz9qdjaHLVU&feature=related

    Verwendung von Quik Gauze (Achtung: Harter Stoff)

    http://www.youtube.com/watch?v=C3TUKKx0cus

    Verwendung vom Bolin Chest Seal



    http://www.youtube.com/watch?v=sfk6dqxMvNI


    Alle Angaben hab ich mit bestem Wissen und Gewissen erstellt.
    Ich möchte aber nochmals darauf hinweisen, dass ich kein Arzt bin und meine einzige Qualifikation daraus besteht, diesen Kurs besucht zu haben .

    Da aber vermutlich nur die wenigsten von euch jemals die Chance haben werden den Umgang mit den hier erwähnten Materialen richtig zu lernen, hab ich mich trotzdem dazu entschlossen diesen
    Beitrag zu verfassen.

    Das Wichtigste egal ob bei Schussverletzungen oder im Straßenverkehr ist etwas zu machen. Es wird euch jeder dankbar sein wenn ihr erste Hilfe leistet.
    Das schlimmste was ihr machen könnt ist nichts zu tun !

  • Transporter
    Ja, in dem Shop lässt sich auch einkaufen, allerdings sind die "zivil" Preise recht heftig.
    Die Behördenpreise sind ok.

  • @Evo
    "Jemand wurde angeschossen"


    Schritt 1: Kontrolle ob die Bedrohung weiter existiert !
    Wenn ja: In Deckung gehen / bleiben und wenn möglich den Verletzten ebenfalls in Deckung bringen.



    Ist ein alter "Trick": Jemanden anschiessen, warten, bis die Retter da sind und dann die angreifen. Bspw. in Vietnam: Einen bewusst nur verletzen, dann den Sani, der zu Hilfe kommt, erschiessen, dann sinkt die Moral beim Rest der Truppe sehr, sehr schnell. Denn da ist nun niemand mehr, der einem selbst hilft.

  • Zitat

    Gefährlich wird es erst nach 15min. Spätestens dann, es gilt aber so früh als möglich muss der Tourniquet gelockert werden. In 15min ist dann aber hoffentlich der Notarzt zur stelle.


    Dazu ein Tipp vom Rettungshelfer: Beim Abbinden (zivil) immer die Uhrzeit (z.B. mit Edding) auf die Haut schreiben. So wissen nachrückende Rettungskräfte, wie lange die Kompresse schon besteht. Und übrigens: Ich habe noch eine Frist von einer Stunde gelernt und wenn sich der menschliche Körper in den letzen Jahren nicht extrem verändert hat, wird das wohl immer noch funktionieren...


    Hier gibt's übrigens einen netten Vergleich von Abbinden und Abdrücken:
    http://www.schockzeichen.de/20…druecken-contra-abbinden/

  • Im Bereich TCCC geht man von 2h aus, in welchen das TQ geschlossen sein darf, nach 2h kurz öffnen, danach sollte die Blutung nicht gestoppt sein, nochmal schliessen und dann bleibt es geschlossen.
    Auf die Stirn ein T mit Edding schreiben und die Zeit nicht vergessen.


    Es sind Fälle aus dem IRAK dokumentiert, bei denen TQ´s für ca. 8h am Soldaten war und es keine langfristigen Schäden gab.


    Nach 1,5 Umdrehungen sollte die Blutung gestoppt sein, andernfalls ein weiteres TQ proximal (zum Körperstamm hin, also über das erste TQ) setzen.

  • sonnenwolf

    Die neueren TQ Modelle haben schon extra einen Platz wo man die Zeit reinschreiben kann.

    @Bernie

    Ja, darauf sind wir auch eingeganen.
    Es gibt auch einige Videos dafür, wie man die Waffe richtig platziert, so dass sie einem beim Versorgen des Opfers nicht stört und schnell griffbereit ist falls man erneut angegriffen wird.
    Darauf wollte ich hier aber nicht eingehen.
    Es soll mehr ein allgemeiner Leitfaden sein nicht nur für den HSP Fall.
    Die hier beschriebenen Techniken können genauso auch bei einem Autounfall Anwendung finden oder wenn ihr euch wie oben schon gesagt
    gegen einen Einbrecher verteidigt.

    @all
    Das mit dem Abbinden ist so eine Sache.
    War mir eigentlich klar, dass es zu Diskusionen führt.
    Im Zivilen 16std. EH-Kurs wird Abbinden garnicht mehr beigebracht weil
    man sagt, dass man damit mehr Schaden verursacht als es nützt und der Rettungsdienst sowieso in max 20min. an jedem beliebigen Ort sein muss.
    Bei einer Arteriellen Blutung hat man nur leider keine 20min.
    Regel Nr.1 keine roten Blutkörperchen verschwenden.

    Es gibt aber generell Laufend Änderungen.
    Z.B. Wurde mir als Kind noch beigebracht den Motorradhelm nicht abzunehmen um Wirbelverletzungen zu verhindern.
    Jetzt wird einem wieder beigebracht, dass der Helm auf jeden Fall runter muss weil die Gefahr des Erbrechens und damit des Erstickens größer ist als die einer Wirbelverletzung.
    Ich halte es so:
    Wenn der Typ ansprechbar ist bleibt der Helm drauf.
    Wenn nicht, Helm runter.
    Es fängt ja schon damit an, dass ich weder die Atmung kontrollieren kann noch Wiederbelebungsmaßnahmen einleiten kann solange der Helm drauf ist.

    Zurück zum TQ
    Ich würde den TQ nicht länger als erforderlich oben lassen.
    Soll heißen, sobalt ich mit Quik Gauze die Blutung im Griff habe, kommt das Teil runter.
    Blutet es weiter dreh ich wieder zu.
    Wenn das jetzt 2h dauert, dann bleibt das TQ 2h oben.
    In dieser Zeit sollte dann aber hoffentlich ein Profi vor Ort sein.

    Lg

  • Hi !


    Eine sehr schöne Übersicht, ganz viel Arbeit und gut zu lesen... Danke Evo86 !
    Die Torniquet-Diskussion gilt ja im wesentlichen für alle arteriellen Verletzungen an den Extremitäten. Aus meiner Sicht ist das Abbinden (das wurde zwar schon gesagt, aber dennoch) immer die zweitbeste mögliche Alternative.
    Im Gefecht vermutlich die einzig praktikable weil flott, gründlich und einfach , in tiefem Frieden aber ist aus meiner Sicht die Gefahr von zusätzlicher Schädigung (Druckläsion von Nerven etc.) zu hoch, um als allerersten Versuch direkt abzubinden.


    An dieser Stelle gleich eines zu Arterienklemmen...
    Viele haben welche, die Dinger sind ungemein praktisch wenn man Fliegenfischer ist und auch so kann man Tischdecken recht praktisch mit den Dingern um Ecken falten und "festklemmen".
    Was man nicht machen sollte:
    - Arterien mit Arterienklammern zuklammern.
    Klingt jetzt lustig, is aber so, es sei denn man is halt Gefässchirurg...
    Die Dinger dienen im OP zu folgendem: Man schneidet eine Arterie mehr oder weniger mutwillig an---es spritzt !
    Das stört die kuschelige Atmosphäre im Raum, der Assistenzarzt duckt sich, die Wand wird versaut.
    Es gilt dann die alte Chirurgenweisheit dass die schönste Blutung mit nachlassender Herzfunktion irgendwann zum Stillstand kommt aber so lange wollen wir nicht warten.
    Deswegen (ja, ich krieg die Kurve zur Klemme noch...) nimmt man nun ne Arterienklemme, klemmt die ein, legt n` Faden drum und verknotet die ganze Sache.
    Arterienklemme gelöst, Ruh is.
    Die Arterie ist damit definitiv hinüber.
    In aller Regel is das nicht schlimm.
    Manchmal will man das sogar, etwa wenn man ein Organ herausoperiert.


    Das dumme, und da sind wir bei der ersten Hilfe bei der Verletzung, eine Arterie die mit einer Arterienklemme abgebunden ist ist da wo die Klemme sitzt in der Regel ein für allemal kaputt.
    Sollte der nassforsche Ersthilfler jetzt sagen wir mal bei einer oberarmnahen arteriellen Verletzung mit frischem Mut etwa 2 cm tief in der Wunde die Arterie abgeklemmt haben...ja dann fehlen dem Gefässchirurg (Facharzt für angewandte logistische Hydraulik) genau diese 2 cm, um das Gefäss wieder zu nähen und der Schuss geht nach hinten los.
    Der Arm muss im schlimmsten Fall ab. Oder man frickelt aus irgendeinem Ersatzteillager im Körper eine neue Arterie zusammen ( oder nimmt was aus G.- tex....).
    Also, nie nie nie Arterien zusammenklemmen, wenn es ne Chance auf gute medizinische Versorgung innerhalb der nächsten 20 h gibt.


    Ach ja, ich schweife weit und hoch und tief....


    Die Frage: Was soll ich denn tun wenn es spritzt?
    Möglichst sterile Kompressen drauf, dann Druck Durck Druck und nochmals Druck drauf.
    Dabei drauf achten ob die Extremität "warm" und "rosig" bleibt.
    Letzeres gut, Lilafärbung und kalt wäre dann eher nicht soooo gut.


    Hab grad nochmal extra nachgeschaut mit der Zielrichtung wie lange geht Blutsperre gut ohn die Stauung zu lösen.
    Zumindest am Oberschenkel gibts was "Neueres" :

    Results of a survey of tourniquet use among the members of the DAF (German Orthopaedic Foot and Ankle Society) and comparison with the current literature


    Received 5 August 2008;
    accepted 14 September 2008.
    Available online 31 October 2008.


    Demnach lösen Chirurgen nach zur Hälfte nach 2h, andere erst nach 2 1/2 h die Blutsperre...



    Wie auch immer, es ist länger geworden als gedacht.
    Bei allen "Eingeschlafenen" entschuldige ich mich, wenn Sie wieder aufwachen,
    bei den anderen entschuldige ich mich für zu blumig und plastische Darstellung und bei dem Eröffner-Autor des Freds entschuldige ich mich für mein einmischen...


    Gruss


    Almi

    Ordnung ist das halbe Leben. Ich bin eher an der anderen Hälfte interessiert.:nono:

  • Zitat

    Also, nie nie nie Arterien zusammenklemmen, wenn es ne Chance auf gute medizinische Versorgung innerhalb der nächsten 20 h gibt.


    Jezt bin ich aber paff, was mach ich jezt denn mit den ganzen schönen Susi Arterienklemmen, ich bin nicht mal Fischer!


    Also bitte nochmal für mich: Auf keinen Fall Arterien abklemmen (auch nicht ganz am Ende?) da das Gefäß dadurch so schwer traumatisiert wird, dass es dann unbrauchbar wird, richtig?


    Liebe Grüsse und vielen Dank, das war jezt wirklich interessant für mich.
    Vansana


    Ähhm, und abklemmen bei einer A.carotis-Verletzung?

  • P.S. :


    Eigentlich wollte ich nur Rechtschreibfehler überdenken....
    Schnell für Vansana: Wie gesagt, in der Medizin und auch sonst gilt, die zweitbeste Alternative ist schlechter als die beste...
    Wenn nichts geht dann ist ne abgeklemmte Arterie immernoch besser als ein ausgebluteter Mensch aber...Wenns anders geht, warum die Extremität riskieren.


    A. carotis ... da haben wir in der Regel vier davon, eine äussere je rechts wie links zur Versorgung von Gesicht und Kaumuskel, zwei (ebenfalls rechts und links) innere fürs Gehirn.
    Unterbreche ich die Zufuhr der inneren A. carotis kommt es zu einer Minderdurchblutung der gleichseitigen Hirnhälfte, was in der Regel mit dem Leben nicht vereinbar ist.
    Alte Menschen überleben zwar schon mal zum Teil ohne Symptome einen Verschluss der A. car. interna, aber da hat das System auch Jahre Zeit, sich an den bevorstehenden Komplettverschluss zu gewöhnen. In den meisten Fällen aber erfahren selbst solche Patienten leider einen kompletten "Schlaganfall".
    Ist die Blutversorgung auf einer Seite komplett unterbrochen so hat der zuvor Gesunde eben einen kompletten Ausfall der entsprechenden Hirnhälfte. ( Es gibt zwar auch im Gehirn "Umgehungskreisläufe" aber das geht jetzt echt zu weit .)
    Die darauffolgende Hirnschwellung wird häufig dann auch unter Intensivstationsbedingungen etwa zwischen Tag 4-7 nicht überlebt.


    Jetzt sehen wir das mal praktisch:



    Mensch liegt am Boden, schwer verletzt, aus Wunde aus em Hals spritzend blutend.
    Eventuell halbseitengelähmt, wenn rechts gelähmt dann auch noch "sprachlos" wenn er nicht sowieso bewusstlos ist und wenns ganz mies läuft auch noch mit nem epileptischen Anfall, was man durchaus erwarten kann, wenn das Gehrin keinen Sauerstoff bekommt.

    Nehmen wir weiter an, Dir als Ersthelfer geht es gut, Du hältst das aus und bewahrst kühlen Kopf und willst helfen.
    Jetzt Arterienklemme?
    Nein! Du siehst doch nichts !
    Vor lauter Blut + miese Bedingungen (kein Patient in Tischhöhe sondern auf dem Boden) + kein OP-Licht plus hochbezahlte Beleuchter + keine Absaugung + Stress + mangelnde Erfahrung...
    findest Du niemals die Arterie, die blutet.
    Du hast keine Chance irgendwas zu unterscheiden, schon gar nicht ob innere oder äussere Arterie.
    Klemmst du die die innere ab aber "nur" die äussere war betroffen, dann bringst du den Verunfallten um.


    Du hast nur eine Chance zumindest etwas für Dein Gewissen zu tun...
    Notrufnummer und Handy auf laut und dann schon mal überlegen, wie Du dem am Telefon nun erklärst WO du bist und WAS passiert ist.
    In der Zwischenzeit nimmst du irgendeinen Fetzen Stoff und stopfst es in die Wunde und versuchst die Balance an Druck zwischen Kehlezudrücken und Blutverlust-reduzieren zu finden.
    Allerdings sollen 11 Kilo ausreichen, um die Arterie interna zuzudrücken, was die oben genannten Symptome macht...
    Doofe Situation.
    Aber das machst Du solange bis die Kavallerie kommt, was sollst Du anderes tun....
    Spannend wird es wenn der Ärmste dann noch z.b. nimmer atmet oder sich gar erdreistet, pulslos zu werden.
    OK, bei letzterem is die Blutung erst mal zweitrangig aber....


    Ach ja aus dem Erinnerungsschatz einer Uni-Notaufnahme....
    Ich habe ne Schussverletzung von oben hinten seitlich in den Hals mit 9mm Para gesehen, da sieht man selbst im OP nicht, was da los ist. Die Gefässchirurgin hat damals für alle unverständliches gemacht und kannte sich soweit aus, dass der Patient die OP überlebt hat. Alle die nicht aus diesem Fach waren haben nur Kopfschüttelnd zugesehen und hatten keinerlei Ahnung WAS da genau gemacht wird.
    Nein, man hört zwar immer wieder erstaunliches ("Japaner operiert sich unter Akupunktur auf dem Kreuzfahrtschiff Blinddarm raus und macht sich dann, weil er grad im Schwung ist, noch ne klitzekleine Nasenscheidewandkorrektur")
    aber ich bezweifle dass irgendwer unter Unfallbedingungen da was "abklemmen" könnte.




    Ach ja, kleine Anwendungstipps für "arbeitslose" Arterienklemmen:


    Ich benutze die zum Ausnehmen von Wild... ich brauche 4 und damit klemme ich immer die Speiseröhre und den Darm ab, bevor ich das Tier ausweide, dann kann ich gefahrlos durchschneiden und mir läuft kein unappetitlicher Darm oder Mageninhalt in den Wildkörper.
    Gibt immer n Extrapunkt wenn man fachkundige Zuschauer hat....



    Gruss
    Almi


    (Hui ! Heut brauch ich keine Gruselgeschichte mehr zum einschlafen !

    Ordnung ist das halbe Leben. Ich bin eher an der anderen Hälfte interessiert.:nono:

  • Hallo Docalmi!


    Noch eine andere Frage>Bist du nur chirurgisch bewandert oder auch
    pharmazeutisch?


    Es geht um das leidige Thema"Giftigwerden von bestimmten Antibiotika",
    daß Ich seit einigen Jahren verfolge,aber nicht wirklich weiterkomme.


    Man liest immer wieder mal ansatzweise etwas,aber Ich habe langsam
    eher den Eindruck"Nichts genaues weis man nicht!" oder ähnliches:verärgert:.


    Irgendwelche Idee`n?Habe sogar schon mit angehenden Pharmazie-
    Studenten darüber diskutiert,aber selbst die drucksen nur um den heißen
    Brei herum?


    :winke:Stalkerunit

  • Zitat von DocAlmi;49276

    Ach ja, ich schweife weit und hoch und tief...


    Wenn alle wie du abschweifen würden, hätten wir ein paar Dumme weniger auf dem Planeten!


    Zitat von DocAlmi;49276

    Bei allen "Eingeschlafenen" entschuldige ich mich, wenn Sie wieder aufwachen,
    bei den anderen entschuldige ich mich für zu blumig und plastische Darstellung und bei dem Eröffner-Autor des Freds entschuldige ich mich für mein einmischen...

    Etwas gelernt und dabei geschmunzelt, was will man mehr!


    Unter uns Hydrauliker :Sagenichtsmehr: :Gut::Gut:


    Gruß
    Nachtfalke

  • Möchte auch ein paar Dinge beisteuern. Zum CAT man sollte immer den Zeitpunkt des Abbindens festhalten. Am besten man schreibt es dem Verwundeten auf die Stirn. Neue CAT haben einen weißen Klettverschluß auf dem man die Zeit direkt aufs Tourniquet schreiben kann, was allerdings das Wiederverwenden etwas schwieriger gestalltet. Ansonsten ist das CAT eher etwas für den Einsatz gedacht. Soldat kann damit schnell selbst eine Blutungstillen und kann danach weiterkämpfen bis ein Ersthelfer bzw. der Rettungsassisten oder San vor Ort ist. Im zivilen Umfeld ist es teilweise allerdings auch nützlich, dennoch sollte man zuerst einen normalen Druckverband anlegen, bevor man ans Tourniquet geht und es gibt ja noch immer das normale gute alte Abbinden mit einem Dreieckstuch usw. Vorteilhaft ist es allerdings schon, dass man bei einer größeren Blutung mit dem Tourniquet zuersteinmal abbindet, danach die Blutung versorgt (Druckverband) und dann das Tourniquet wieder löst, sollte die Blutung dann nicht gestillt sein, einen zweiten Druckverband über den ersten, sollte es danach noch immer Bluten dann würde ich das Tourniquet wieder anlegen und die Zeit des Abbindes auf der Stirn des Verwundeten schreiben. Das Tourniquet ist daher soetwas wie die allerletzte Lösung. Zudem darf man nicht vergessen dass in Deutschland ein Notarzt innerhalb kürzester Zeit vor Ort ist, die Angst zu verbluten ist daher wirklich nur bei sehr schlimmen Verletzungen geben (Stichwort Amputation). Bei einer einfachen Schußverletzung in den Arm, Bein oder einer Schnittverletzung usw. würde ich das Tourniquet also zumindest im zivilen selten einsetzen.


    Ansonsten mit der Dauer, es bilden sich schon nach kürzester Zeit Gifte daher sollte das Tourniquet nur durch einen Arzt gelöst werden, bei kurzer Dauer gibt es normalerweise keine großen Risiken. Gelernt habe ich auch noch etwas von 60-90min bei dem ein Tourniquet abgenommen werden kann, wobei bei einer Verwendung wie oben geschildert das Tourniquet ja nicht länger als max. 5 min benutzt wird und hier es fast gefahrlos wieder abgenommen werden kann. Bleibt das Tourniquet länger dran weil die Blutung nicht gestillt werden kann, dann nimmt man es nicht mehr ab und lässt den Arzt das machen, egal wieviel Zeit vergangen ist, das Tourniquet bleibt dran!


    QuikClot ist wirklich nur etwas für den Einsatz. Ich weiß auch garnicht wie hier die rechtlichen Bedingungen sind falls man es hier bei einem Unfall benutzt. Ich würde daher auf QuikClot verzichten, erstens kann man das QuikClot selber nicht mehr entfernen, das muss chirugisch durch den Unfallarzt im OP entfernt werden. Es kann meines Wissens auch nicht im Körper bleiben, muss also entfernt werden. Auch muss man das QuikClot in die Wunde stecken und man stelle sich da mal den ganz normalen Bürger vor der ein Päckchen QuikClot aufreist und dieses Kissen in eine blutende Wunde drückt. Ich glaube die wenigsten bekommen das fertig und im Nachhinein wird man noch verklagt, weil man dafür garnicht die Ausbildung hat. Im Einsatz ist das was ganz anderes. Daher würde ich die Blutungr versuchen durch einen Druckverband zu stillen, bevor man mit QuikClot hantiert. Auf das Pulver würde ich schon zweimal verzichten. Ich sag nur bekommt das Zeugs mal ins Auge und ihr wisst warum. Daher Finger weg ausser es geht wirklich absolut nicht anders.


    Die Dinge sind wirklich für den Soldaten im Einsatz entwickelt im Zivilen sind die Sachen bis auf das CAT oder den Notverband wirklich nicht zu gebrauchen. Beide das CAT oder den Notverband würde ich aber zur Sicherheit nicht vermissen wollen und immer am Mann haben. Der Notverband ist wirklich eine sehr gute Sache und selbst der ungeübte bekommt damit auf einfach und schnelle Weise einen sehr guten Druckverband in Sekunden hin. Gibt es auch Zivil für 5-6 Euro das Päckchen zu kaufen.