Hallo,
in Stuttgart geht die Post ab. Gestern kollidierte eine ordnungsgemäss angemeldete und genehmigte Demonstration von Schülern gegen den begonnenen Bahnhofsumbau im Stuttgarter Schlossgarten mit einem massiven Polizeiaufgebot, das dort zur "Befreiung" eines Teilgebietes zusammengezogen wurde, weil hier Baumfällarbeiten vorbereitet werden sollten. Ein Aufgebot von 1.000 bis 2.000 Polizisten räumte reichlich unsanft Blockierer von der Strasse, erstmals seit 40 Jahren kamen dabei Wasserwerfer zum Einsatz, sowie Pfefferspray und CS-Gas. Die Bilder gehen mittlerweile "um die Welt". Die von der Situation völlig überrumpelten Rettungskräfte richteten eilig vor Ort Behandlungszelte ein, um nach eigenen Angaben über 300 Verletzte zu versorgen. Bei mindestens zwei Personen geht man davon aus, dass sie ein oder beide Augen verlieren werden, weil sie den Wasserwerferstrahl aus 3-4m Entfernung direkt ins Auge bekamen.
Die erste Quittung bekommt die Landespolitik in diesen Stunden: es wird geschätzt, dass heute Abend bis zu 100.000 Demonstranten auf der Kundgebung im Stuttgarter Schlossgarten sind.
Mich erinnert das an das kürzlich in Neuseeland passierte Erdbeben: die Erde riss an einer Stelle auf, wo es niemand erwartete. Exakt das gleich passiert gerade im ansonsten politsch brav-langweiligen Baden-Württemberg, in dem die schwarz-konservative CDU seit 50 Jahren ununterbrochen an der Macht ist: in Umfragen haben die Regierungsparteien CDU und FDP keine Mehrheit mehr (die FDP dümpelt in ihrem "Stammland" an der 5%-K.O.-Marke) und die bisherige Opposition SPD und Grüne kämen zusammen auf eine satte Mehrheit - mit den Grünen bei unglaublichen 27%, was die alte Volkspartei SPD zum "Juniorpartner" degradieren würde. Im März 2011 sind Landtags-Wahlen in Baden-Württemberg - stürzt dort die CDU-FDP-Landesregierung, wackelt auch schwarz-gelb in Berlin.
Wir erleben gerade einen massiven "Murenabgang" im Schwabenländle...
Grüsse
Tom