Hallo,
ich bin mit der Geschichte wie mein Fluchtrucksack heute ist einen mehr oder weniger langen Weg gegangen, den ich inklusive der Gedanken die mir dabei kamen hier mit euch teilen möchte. Am liebsten hätte ich natürlich noch mehr, nämlich einen Austausch ob andere schon ähnliche Gedanken hatten, oder was euch sonst noch so dazu einfällt.
Nun zur eigentlichen Geschichte.
Vor einiger Zeit, so 2 oder 3 Jahre mögen es her sein, da beschloss ich mich endlich um einen Fluchtrucksack zu kümmern. Meine Basisanregung stammte aus der Broschüre "Für den Notfall Vorgesorgt" des deutschen Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, kombiniert mit meiner Erfahrung aus diversen Fernwanderungen in In- und Ausland.
Da meine Campingausstattung von Februar bis November mehr oder weniger in ständigem Gebrauch ist, musste also ein neuer Rucksack her, ein Schlafsack, Kocher, usw, usw. Nun bin ich zwar nicht arm, aber alles in der gleichen Qualität an zu schaffen wie meine "Arbeitsausrüstung" war nicht wirklich drin. Also sah ich mich nach gebrauchten Militärsachen um, die sind Robust und günstig (und grün und schwer). Am Ende war er gepackt, ein britischer PLCE Bergan Rucksack mit Fernspäher Schlafsack, BW Isomatte, Schwedischer Armee , Wechselwäsche und einigem anderen Kleinkram. Beim Aufsetzen fing ich an zu beten, dass eine Flucht mit Auto immer möglich sein möge.:Angel:
Bis letzten Winter war er dann auch hier und da in Gebrauch. Wohnung - Auto - Auto - Party. Aber die wahnsinnig langen Strecken dazwischen (nie mehr als 500m) sorgten bis heute für einen großen Respekt für die Männer der britischen Armee, die das Ding deutlich länger benutzen. Versteht mich nicht falsch, ich bin nicht unerfahren und auch kein zartes Pflänzchen, habe auch schon Nordschwedentouren mit einem Rucksackstartgewicht von 30kg gemacht, aber dieser Hüftgurt ist einfach eine Schande für seine Spezies. :verärgert:
Nebengeschichte: Der Käufer des Rucksacks ist übrigens vollkommen zufrieden. Er sagte mir, dass er es nicht anders kennt, als dass Rucksäcke weh tun, da muss man halt umlasten. Naja, vielleicht bin ich im Grunde meines Herzens doch ein zartes Pflänzchen. :Cool:
Also geriet ich ins Grübeln.
Gedanke A: "Ich packe einen Rucksack für eine potentiell schwierige Zeit in meinem Leben, will ich da wirklich die B-Ware meines Ausrüstungsfundus um mich haben?"
Antwort: "Auf keinen Fall"
Gedanke B: "Gibt es Situationen die ich mir vorstellen kann, dass ich keine Zeit habe meinen Rucksack zu packen, ihn sofort griffbereit brauche?"
Antwort: "Nein. Wenn es brennt muss ich raus, da hab ich nicht mal die Zeit den Rucksack unterm Bett vor zu ziehen. Leute die bei Bränden noch Faxen in ihrer Wohnung anstellten, hast du im Rettungsdienst genug gesehen."
Also disponierte ich um. Da ich ohnehin ein Regal zu hause mit Kisten habe, in der ich meine Ausrüstung nach Touren verstaue, kam nun einfach eine Kiste hinzu mit den Dingen, die ich nur für den Fluchtrucksack brauche, wie z.B. die Mappe mit den Kopien wichtiger Unterlagen. Oben auf die Kiste gelegt wurde eine Checkliste für das Packen. Meine Liebste war etwas belustigt darüber, dass ich mir extra eine Packliste für die paar Dinge schreibe, aber nach einer kurzen Erklärung wie wenig ich meinem Gehirn unter großem Druck zutraue wirklich nichts zu vergessen und die Sachen in der Reihenfolge in den Rucksack zu packen wie ich es am sinnvollsten finde, leuchtete es ihr ein und sie verfuhr ebenso.
Die Fluchtliste:
- Wasser in Badewanne laufen lassen
- Schlafsack stopfen, bereit legen
- Isomatte rollen, bereit legen
- Grünen Rucksack leer räumen
- Rucksackliner einfügen
- Schlafsack einpacken
- Isomatte einpacken
- Biwaksack einpacken
- Kleiderbeutel einpacken
- Dokumentenmappe einpacken
- Kurbelradio einpacken
- Verpflegung einpacken (BP5, Survival Rationen)
- Wasserfilter einpacken
- Kulturbeutel einpacken
- Erste Hilfe Kit einpacken
- Survival Kit einpacken
- Stirnlampe und Ersatzbatterien einpacken
- Glock Messer einpacken
- Multitool einpacken
- Rollypolly einpacken
- Regenponcho und Beinlinge einpacken
- Wasser an Badewanne abdrehen
- Wasserflaschen (Alu und Naglegen) füllen und einpacken
- Handy und Ladekabel einpacken
- Karten der Umgebung einpacken
- Geldbörse einpacken
Go!
Als Erklährung zu der Liste:
- Alles was Beutel oder Kit im Namen hat ist fertig gepackt
- Ich habe mich selber für den Winter vom Kocher verabschiedet, da meine Nahrung kein Kochen braucht und ich bei einer möglichen Flucht davon ausgehe, dass ich entweder bei Freunden unter komme oder mich in den Wald kurzzeitig "ducke", wo ich dann, weil das nur in Betracht kommt, wenn es wirklich sehr, sehr schrecklich ist, aber keinerlei Gerüche produzieren möchte, die durch das Erhitzen von Mahlzeiten immer entstehen.
Ein positiver Nebeneffekt, der durch mein "neues" System auch entstanden ist, ist der, dass mein (Flucht-)Schlafsack nun nicht mehr dauerhaft komprimiert im Rucksack steckt.