In drei Beiträgen aufgeteilt:
1. meine Philosophie
2. Packliste für den Rucksack
3. Diskussion und Bilder
Vielleicht dient es dem ein oder anderen zur Anregung oder zumindest zur Diskussion...
Philosophie:
Im Forum von human-survival-project.de findet man zahlreiche Beiträge zu Flucht- bzw. Notrucksäcken.
Ich verstehe darunter ein Gepäckstück, das man im Notfall innerhalb sehr kurzer Zeit nur zu ergreifen braucht um dann abseits der eigenen Wohnung zu schauen, wie es wohl weiter geht. Als typische Einsatzfälle für eine rasche Flucht kann ich mir beispielsweise vorstellen:
Zwangsevakuierungen durch die Behörden (Hurrikan Kathrina, AKW Fukushima), ein Chemieunfall in der Nähe, Ausbruch einer Pandemie mit der Gefahr, dass das eigene Gebiet unter Quarantäne gestellt wird, Feuersbrünste (Griechenland, Russland), unerwartete rasche Überflutung (Dammbruch?), Erdbeben, Ausbruch von Unruhen, Tsunami, etc, pp…
Wer nicht daran glaubt, dass eine überstürzte Flucht notwendig sein kann braucht sich mit dem Thema nicht weiter beschäftigen, sobald man mehr als 30 Minuten Zeit hat kann man ja einen für den individuellen fall passenden Rucksack schnüren, vorausgesetzt man hat alle notwendigen Dinge rasch griffbereit.
Viele Leute vertreten die Philosophie, dass man einen Notrucksack einmal packt und dann herum stehen lässt. Ich bin gedanklich davon abgekommen, da man eigentlich zwischen Winter und Sommer unterscheiden muss, weil bestimmte Nahrungsmittel und das Wasser regelmäßig ausgetauscht werden sollte. Außerdem habe ich vor, einige Ausrüstungsgegenstände im Notrucksack, evtl. sogar den Rucksack selber bisweilen auch mal für Touren o.ä. zu gebrauchen. Wenn ich unterwegs bin macht es nichts, wenn der Notrucksack daheim nicht vollständig ist, denn da komme ich da eh nicht ran.
Wichtig ist allerdings, den Notrucksack stets wieder in einen brauchbaren Zustand zu versetzen und das nicht auf „später“ zu verschieben, denn dann kann man das Ding auch gleich bleiben lassen.
Im oben genannten Forum sind die Fluchtrucksack Varianten meist recht ähnlich:
Typischerweise ist die Ausrüstung sehr militärisch, außerordentlich schwer und voluminös (meist über 25kg und über 80l), über den ganzen Körper und auf diverse Packtaschen verteilt und auf eine Flucht zu Fuß, getarnt und bisweilen bewaffnet ausgelegt, um sich damit dann in 1-2 Wochen zu einem Ziel durchschlagen zu können bzw. teilweise sogar längere Zeit „in den Wäldern“ überleben zu können.
Nun, ich wohne in der Mitte einer 500.000 Einwohner Stadt und wenn ich mir obige Szenarien so ansehen, bei denen es günstig gewesen wäre, innerhalb kurzer Zeit einen Rucksack greifen zu können, dann wäre die 25kg+ militärische Ausrüstung zum sich durchschlagen in meinen Augen nicht wirklich tauglich gewesen.
Fluchtrucksackszenarien, bei denen es wirklich schnell gehen muss und auf jede Minute ankommt sind meist lokale Katastrophen, die ein Durchschlagen in Wäldern üblicherweise nicht erfordern. Meist wäre ein Marschieren sogar die unkluge Lösung gewesen, sondern der PKW, das Fahrrad, Fahrzeuge/Massentransporte der Behörden, öffentliche Verkehrsmittel usw. hätten einen besser und schneller ans gewünschte Ziel gebracht.
Ist es nun klug, sich mit einem 25kg+ 80l+ Militärrucksack mit Beil, Bogen & Co in einen überfüllten Zug zu quetschen, per Anhalter zu trampen oder ins Schlauchboot der rettenden Behörden zu hüpfen? Ist so ein Rucksack klug, wenn man wirklich schnell davon rennen muss oder wenn man sich auf ein Fahrrad schwingen möchte?
Ich behaupte nein und mein Notgepäck sollte daher folgende Eigenschaften haben:
1. leicht: meine Zielstellung lautet ca. 10kg für alles, denn damit kann ich noch gut laufen / traben.
2. kompakt: Wenn ich mitgenommen werden möchte, dann brauche ich eher was kleines kompaktes, das zeigt z.B. die Erfahrung beim „zivilen“ trampen per Anhalter. Ich versuche mich mal mit 35l, das erfordert allerdings Kompromisse.
3. ziviles normales Aussehen. Keiner soll erahnen können, was da an Ausrüstung drin steckt, auch für die Behörden möchte ich aussehen wie ein ganz normaler Bürger mit kleinem Tagesrucksack. Man kann ja trotzdem Farben wählen, die eine passable Tarnung ermöglichen, sollte man wider Erwarten doch im Wald landen.
Nicht im Notgepäck, aber ergänzend in leichtem Zugriff daneben liegend, falls man mal mehr braucht als nur den Notrucksack.
2x Müllsack mit „Schutzausrüstung“ für mich und meine Freundin (liegt versteckt in einem Schubladen, ich erspare es mir, mich da nicht gegenüber neugierigen Besuchern zu erklären), bestehen jeweils aus
- NVA ABC Schutzanzug inkl. angearbeiteten Füsslingen (gab es für ein paar Euro, ist halt altes Zeug)
- ABC Schutzmaske der Bundeswehr
- 3x alte ABC Schutzfilter
- Gummihandschuhe
- Klebeband
- Dekontaminationspulver der Bundeswehr (keine Ahnung, ob das noch was taugt)
Diverse Campingausrüstung sowie Fertignahrung und Notrationen, mein 70+20l Trekking Rucksack von Lowe Alpina, 2x Ortlieb Fahrradpacktaschen, falls es Sinn ergibt und ausreichend Zeit bleibt, die Sachen umzupacken.
Schuhe, Jacke, Mütze, Handschuhe (was man halt so in der Garderobe hat)
Ein (Skating) Helm mit per Klettband befestigter Stirnlampe
(wenn ich mir die Unruhen in Tunesien anschaue, dann hatten sich da Leute sogar Kochtöpfe auf den Kopf gebunden, um nicht von Steinen getroffen zu werden, da hab ich lieber einen Helm. Auch bei herab fallenden Trümmern ist ein Helm klug, wie z.B. die Japaner wissen. Ich wohne im 5. Stock und muss erst einmal durchs Treppenhaus. Plastik ist leicht, billig und meiner Ansicht nach robust genug für Trümmer und Wurfgeschosse, wenn es nicht darum geht, im Krieg Schrappnelsplitter abhalten zu müssen)
Seil
Sinnvoll erscheint mir noch eine Axt und ein Feuerlöscher zu sein.
Die Sachen kann man sich idR beim hinaus laufen noch greifen, je nach Bedarf und Situation
Die ABC Ausrüstung ist eh ein Sonderfall, die werde ich lieber in der Wohnung anlegen und dafür Zeit brauchen als damit erstmal ins Frei zu stürmen. Trotzdem zähle ich ich die mal zur Fluchtausrüstung.
Selbst mit Schuhe und Jacke anziehen, ggf. Helm aufsetzen, Ausrüstung greifen und Rucksack schnappen dürfte die Zeit bis zum Verlassen der Wohnung deutlich unter 1 Minute liegen können.