Jahrhundert Sommer 2018 und dessen Auswirkungen

  • Moin zusammen,
    nach längerer Zeit komme ich endlich mal wieder dazu etwas sinnvolles, vielleicht hilfreiches zu schreiben und evtl. einen Denkanstoß zu geben.


    Nach dem wirklichen super Sommer den wohl jeder in überwiegend guter Erinnerung behält (meine Zwerge fragten schon morgens um 07:00 ob sie in den Pool dürfen und werden die Erinnerungen noch lange Jahre in ihren Herzen tragen), möchte ich hier einmal die Schattenseiten und nicht ganz so tollen Auswirkungen betrachten und überlegen wie man die Auswirkungen zumindest abmildern kann.


    Teilweise nur 10% der ortsüblichen Niederschläge, ausgedörrte Böden die die bekannten Gefahren bei den im Herbst zu erwartenden Unwettern bergen, vertrocknet Weiden die auch jetzt noch nicht wieder in der Lage sind die bestehenden Tierbestände zu ernähren, Notschlachtungen von Milchvieh, Verfütternung der Wintervorräte schon ab August, örtlich 30 bis 100% Ernteausfälle bei Getreide, Mais, niedrige Wasserstände usw usw.
    Das ist nur ein Teil den ich selber erlebe oder von befreundeten Landwirten erfahre.


    Ich rechne nun nicht mit Hungersnöten, ich gehe aber davon aus das es mittelfristig zu einer Verknappung und diversen Preissprüngen der betreffenden Lebensmitteln.


    Was also tun, wie vorsorgen oder wenigstens abmildern?
    Ich habe das mit meiner BEVA und einigen Prepperfreunden besprochen. Wir haben zunächst einmal unsere H Milch Vorräte (Wir nutzen überwiegend Milch frisch aus der Kuh und hatten bisher immer nur 20l H Milch als Vorrat) , die Vorräte an Nudeln, Brot und Mehl verdreifacht.


    Was noch und mit welchen mittelfristigen Auswirkungen müssen wir rechnen?


    Bis dahin einen schönen Gruß
    littlewulf

    1800 wie 2021 = 1Oz Gold = 1 Maßanzug! Geld ist übrigens aus Papier.

  • Morgen zusammen,


    sehr gutes interessantes Thema.


    Denke ums Thema Wasser sollte man sich auch gedanken machen.
    Man hat es ja stellenweise gehört, das div. Talsperren z.b. recht leer geworden sind, was dieses Jahr noch nicht so gravierend war, könnte die nächsten Jahre zu Problemen führen, sollten die fehlenden Niederschläge nicht nachkommen.


    Gruß DasRippchen

  • Hi Littlewulf,
    spannendes Thema zu dem ich auch eine kleine Facette beitragen möchte, nämlich den Blick über die Landesgrenzen hinweg. Wir sind regelmäßig in Griechenland (nicht nur zum Urlaub). Auch dort ist man besorgt wegen dem diesjährigen Sommer, allerdings aus einer ganz anderen Sicht raus: Diesen Sommer hat es dort bei weiten ZU VIEL geregnet, ich selbst habe das so im August noch nie gesehen, das ganze Land grün! Normalerweise ist es dort im Sommer völlig trocken, alles verdorrt, die Vegetationsphase ist dort primär nur ab Dezember bis Anfang Juni/ Ende Mai. Die Besitzer der Olivenbaumplantagen dort machen sich große Sorgen weil die Oliven dieses Jahr voraussichtlich wurmig werden, dank fehlender Trockenphase vermehrt sich das Ungeziefer.
    Es war dieses Jahr richtig tropisch - heiß aber viel zu feucht.


    Wenn die Euro-Zone also schlau aufgestellt wäre (ich bezweifle das allerdings) dann könnte dieses Jahr zumindest etwas Futtermittel aus den Ländern am Mittelmeer importiert werden. Eine Anpassung an die sich ändernde Umwelt ist wohl dringend notwendig. Man sieht ja auch, dass bei uns dieses Jahr dafür die Obsternte aussergewöhnlich gut war. Auch Gemüse hat profitiert, wenn man so aufgestellt war, dass entsprechend bewässert werden konnte.


    Das Problem an der ganzen Sache ist, dass niemand vernünftig vorhersagen kann wie es weiter geht. Wird der nächste Sommer wieder so? Wenn ja könnten unsere Bauern entsprechend umdisponieren und z.B. die Fruchtfolge ändern, andere Sorten nutzen und Bewässerungssysteme aufbauen. Alles teuer. Aber nach wie vor kann das keiner mit Sicherheit vorhersagen. Vielleicht war es doch nur ein einmaliger Ausreisser nach oben?


    Gruß
    Bilbo3000

  • Ich würde wegen der Trockenheit keine Vorräte vergrößern. Natürlich kann es zu Preissteigerungen kommen. Aber die 10 bis 50 Euro Mehrkosten im Monat, die das vielleicht im nächsten dreiviertel Jahr ausmachen könnte, rechtfertigen in meinen Augen nicht den Mehraufwand.


    Was ich schon gemacht habe bzw. machen werde, sind größere Gießwasservorräte im Hausgarten. Wenn es wieder zu einer Phase wie der vergangenen mit vielleicht fünf Mal Regen in fünf Monaten kommt, bringt das natürlich wenig, aber immerhin steigt die Reichweite zur Überbrückung kürzerer Dürren.


    Im großen Bild sehe ich es für die Landwirtschaft noch nicht sehr kritisch, zumindest an Standorten mit nicht übermäßig leichten Böden. Bei uns wurde auf Lehmböden das Getreide mit sehr gutem Ertrag eingebracht. Probleme gab es nur teilweise beim Mais und häufiger beim Grünland. Allerdings wachsen die Wiesen jetzt wieder. Möglicherweise wird also im Oktober oder Novemver noch ein Silageschnitt möglich. Kritisch war es dieses Jahr auf leichten Böden. Aber auch in anderen Regionen wird es ernst, falls die Wasserreserven im Boden jetzt im Winterhalbjahr nicht aufgefüllt werden und das nächste Jahr ähnlich trocken wird. Eine schnelle Umstellung der Landwirtschaft oder gar Bewässerung halte ich innerhalb von weniger als fünf Jahren für kaum möglich.

  • Moin zusammen,


    Jack & Astrubal beim Wasser sehe ich das genauso. Hatte es nur auf Grund unserer eigenen sehr guten Aufstellung in diesem Bereich völlig vergessen hier zu behandeln.
    Wir haben unter dem Hof eine Schichtwasserader die ich schon vor Jahren bei uns im Keller mit einem offenen Brunnen versehen habe. Der Brunnen ist hermetisch verschlossen und wird 2x im Jahr von mir kontrolliert. Dieses Jahr war die Ader, die 30cm unter dem Kellerboden verläuft, ausgetrocknet. Ich hatte den Brunnen allerdings vorsorglich 1,60m tief angelegt so das er sicher bis uns Grundwasser reicht und dieses war nach wie vor gut erreichbar.
    Ausserdem haben wir in der Scheune 2, 6.000 Liter Tanks für Brauch- und Trinkwasser und im unter dem Wohnhausberreich 2, 10.000l Zisternen die Waschmaschine und Toilettenspülung speisen. Alle Tanks und Zisterne werden von Wasserfallen an den Fallrohren gespeist.
    Wie Du schon sagtest Astrubal, keine langfristige Lösung wenn es zu längeren Dürren kommt. Aber kurz oder mittelfristige Szenarien dieser Art können wir damit ganz gut überbrücken.

    Nur für die Leute die es interessiert, weil OT.
    Den Brunnen habe ich aus Beton Fertigteilen wie man sie z.B. bei Kabelschächten findet, mit den Maßen 80x80x40cm erstellt. Für diese Schächte gibt es sehr gut schließenden Betondeckel. Diese Maße wählte ich weil sie gerade noch allein händelbar sind und durch die normalen Zimmertüren passen.


    bilbo3000
    an andere Länder hätte ich auch schon gedacht. Langfristig wird allen nichts anderes übrig bleiben als sich den Gegebenheiten anzupassen. Bis dahin wird es unter den Landwirten wohl zu einer größeren Flurbereinigung kommen. Denn die Politik versagt natürlich in dem Bereich genauso wie in vielen anderen.
    Ein guter Freund von mir hat einen größeren Milch Betrieb der für 300 Tiere (freilaufend und vollautomatisiert) ausgelegt ist. Er hat jetzt Anfang September seinen Viehbestand um 1/3(!) verkleinern müssen weil er schon seit Mitte August auf seine Winter Futter Vorräte zurück greifen muß!
    OK das ist im ersten Augenblick schlimm auch wenn es ihn persönlich dank mehrerer Standbeine nicht zu Grunde richten wird. Auf dem 2ten Blick ist es aber schon eine kleine Katastrophe denn nicht viele Landwirte können sich solche Verluste leisten und gehen dabei Bankrott. Außerdem heißt in dem konkreten Fall auch 1/3 weniger Milchvieh = 1/3 weniger Rohmilch das zur Weiterverarbeitung an die Betriebe geht und 1/3 weniger Milchproduktion die beim Endverbraucher ankommen, bzw durch globale Verschiebungen ausgeglichen werden müssen womit eine Preissteigerung schon vorprogrammiert ist.
    Diese eine Jahr lässt sich wohl irgendwie ausgleichen. Wenn allerdings noch mehrere Jahre in Folge nun so trocken sind wird sich die Lage wohl ziemlich zuspitzen.
    Das ist jetzt nur ein konkreter Fall.


    Nicht viel anders sieht es bei unseren Pferdehaltern aus. Auch sie haben damit begonnen ihre Bestände zu verkleinern. Freunde von uns haben aktuell 2 von ihren 8 Pferdchen zum verkauf. Die Weiden können die Bestände, auch wenn das Gras jetzt wieder wächst, nicht ernähren. Zumal man gerade jetzt mit den Weiden sehr schonend umgehen muß um sie nicht vollends abzuwirtschaften. Normal kostet der Rundballen bei uns etwa 20€, in diesem Jahr liegt der Preis bei durchschnittlich 35€.
    Da die Tierhalter allesamt schon auf de Wintervorräte zurückgreifen kommen da immense Mehrkosten auf sie zu.


    @Astrubal,
    wo ich gerade bei Mehrkosten bin. 50€ Mehrkosten für Grundlebensmittel im Monat dürften für Viele hier eine Menge Geld sein und diese Mehrkosten abzuwenden oder zumindest abzumildern sehe ich garnicht als großem Aufwand an.
    Wir haben einfach beim Großeinkauf ein paarmal etwas mehr Nudeln, 1-2 Kartons mehr Milch usw. mit in die Einkaufswagen gelegt. Diese mehr beschafften Lebensmittel haben wir genau wie alles Andere was für den täglichen Bedarf ist einfach in unser Lebensmittel Durchgangslager gelegt ohne großartig zu konservieren, einzuschweißen oder dergleichen. Sie sind ja eh für den mittelfristigen Verzehr bestimmt.
    Na und ausserdem rede ich in unserem speziellen Fall von mindestens 10, meißt eher 12-14 Nasen die täglich bei uns am Tisch sitzen. Da sin die von Dir kalkulierten Mehrkosten von 50€ schnell in großen Schritten überschritten. Ein aufstocken der Lebensmittel macht für mich also sehr wohl Sinn. Das ist aber wohl bei jeden Einzelnen Situationsbeding zu betrachten.


    Einen weiteren Punkt den ich vergessen habe oder der vielleicht garnicht hier in den Tread passt ist die Stromversorgung. Es wurden ja im Sommer wegen der Erwärmung der Flüsse einige Kraftwerke herunter gefahren bzw durften nur noch mit Teillast fahren. Zum Glück kam es bisher ausser der Mehrarbeit bei den Netzbetreibern zu keinen größeren Problemen. Kritisch sehe ich allerdings einer weiteren Entwicklung entgegen wenn sich diese Hitzeperiode in den nächsten Jahren fortsetzt.
    Der Norden ist mit seinen regenerativen Energiequellen noch gut aufgestellt. Aber solange die neuen Stomautobahnen noch nicht in Betrieb sind könnte es vielleicht im Süden etwas problematisch werden. Dank der Europaweiten Vernetzung lässt sich sicher einiges aus Frankreich und Belgien ausgleichen. Diese Länder beziehen ihren Strom allerdings zu hohen Prozentsätzen aus Atomkraft was sie bei einer fortlaufenden Hitzeperiode auch in Bedrängnis bringen dürfte.
    Aber da habe ich vom Gesamtbild leider viel zu wenig Ahnung und würde mich freuen wenn sich Jemand findet der dazu etwas fundiertes beitragen könnte.


    Bis dahin einen schönen Gruß
    littlewulf

    1800 wie 2021 = 1Oz Gold = 1 Maßanzug! Geld ist übrigens aus Papier.