China schleppt defekten Satelliten ab

  • Eine chinesische Raumsonde namens Shijian 21 hat vor einer Woche einen defekten Navigationssatelliten aus dem dicht bevölkerten geostationären Orbit in 36.000km Höhe in einen 3.000km höher liegenden "Friedhofsorbit" verschoben.

    Damit können einerseits Kollisionen mit anderen Satelliten vermieden werden, auch eine Entsorgung von Weltraummüll ist denkbar. Allerdings kann man mit dieser Technik auch beliebige andere Satelliten aus dem Weg schaffen. Das würde Auswirkungen auf Kommunikations- und Navigations-Systeme weltweit haben. Satellitengestützte Systeme sind mit der Verfügbarkeit solcher "Aufräumsatelliten" nicht mehr vor gezielter Manipulation sicher.

    (Quelle: golem.de vom 29.1.2022)

  • Das würde Auswirkungen auf Kommunikations- und Navigations-Systeme weltweit haben.

    Nicht nur das! Auch Satelliten der westlichen "Schlapphüte" könnten betroffen sein. Man könnte den Satelliten um 180° drehen, damit die Kameras nur noch ein paar Sterne vor dem Objektiv haben.


    Gruß Peter

  • Da wird es Zeit, Satelliten mit entsprechender Bewaffnung gegen "Aufräumsatelliten auszurüsten.

    Das wäre denkbar ungünstig für alle Beteiligten, weil man dadurch unkontrollierbare Trümmerwolken riskieren würde. Dann kann man gleich einen kleinen Nuklearsprengkopf in 36.000km Höhe zünden, tagsüber von der Erde aus wäre das sogar unsichtbar. Aber danach wären so gut wie alle Satelliten in Sichtweite tot (durch den NEMP).


    Da wäre ein AKM, wie ihn die Chinesen offenbar eingesetzt haben, noch die harmlosere Variante. Als apogee kick motor (AKM) bezeichnet man kleine Raketenstufen, die normalerweise dazu dienen, einen Satelliten, der nach seinem Start durch eine Rakete zunächst in einer vorläufigen Umlaufbahn geparkt wird, in seine endgültige Umlaufbahn und Position zu bringen.

    Beim chinesischen Satellit Shijian 21 hat man beobachtet, dass sich sein Radarbild nach dem Start und dem Einschwenken in eine Umlaufbahn "verdoppelt" hat, er hat mutmaßlich einen AKM abgekoppelt, der synchron neben ihm hergeflogen ist. Das Gespann hat sich dann dem defekten Beidu-Satelliten genähert und der AKM hat dann an diesen Satelliten angedockt und ihn in eine andere Bahn geschoben.


    Diese Technik ist nicht ganz neu, ein amerikanischer Intelsat-Nachrichtensatellit, der noch voll funktionsfähig war, aber dessen Treibstoffvorrat für Bahnkorrekturen zur Neige ging, bekam vor einiger Zeit ebenfalls einen AKM angedockt und dieser übernimmt seither die Aufgaben zur Bahn- und Lagekorrektur. So soll der Intelsat fünf weitere Jahre genutzt werden können. Danach wird auch dieser in einen Friedhofsorbit geparkt. Interessant an dem amerikanischen AKM ist, dass er für 15 Jahre Betrieb ausgelegt ist und nach den 5 Jahren am Intelsat von diesem abkoppeln und dann bis zu zwei weitere Missionen an Satelliten mit aufgebrauchtem Treibstoff durchführen kann. Oder auch störende fremde Satelliten wegparken kann, wenn man so will.


    Das interessante an der chinesischen Mission ist, dass sich China da extrem weiterentwickelt hat, Trägersysteme und Raumschiffe sind zwar allesamt Ableitungen russischer Systeme, aber Chinas Raumfahrtforschung hat sich beeindruckend verselbständigt und dürfte die russische bald um Längen übertreffen, was Fähigkeiten und einsatzbereite Systeme betrifft.


    Dabei geht China auch unorthodoxe Wege, teilweise extrem rücksichtslos, wie man das bei unkontrolliert abstürzenden Raketenstufen hin und wieder mitbekommt. Die Anwohner chinesischer Raketenstartplätze machen diese leidvolle Erfahrung schon länger, da einige der meist genutzten Weltraumbahnhöfe in relativ dicht besiedelten Gebieten in China liegen (z.B. an der Südküste). Die ausgebrannten Startstufen gehen da regelmäßig in bewohntem Gebiet nieder.

    Teilweise aber auch sehr innovativ. So ersetzt China innerhalb von neueren Raketenstufen die oft kilometerlangen Kabelbäume durch drahtlose Funkkommunikation, das spart Gewicht, hunderte teure Steckverbinder und die komplexe Leitungsführung an Strukturen mit teils extremen Temperaturen, Beschleunigungen und Vibrationen. Halt mit dem Risiko, dass die Funkverbindung hier und da mal gestört ist.

    Derzeit läuft in chinesischen Unis und Forschungseinrichtungen ein Ideenwettbewerb, wie man eine kilometerlange Raumstation bauen könnte (durch aneinanderdocken von Raketenstufen o.ä.). Man kann davon ausgehen, dass die Chinesen das dann einfach mal machen werden.


    Grüsse
    Tom

  • Der nächste Krieg zwischen militärischen Supermächten wird ziemlich sicher auch im Weltraum, im Cyberraum und mit autonomen unbemannten Systemen und KI ausgetargen.

    Womöglich geht die Eskalation da auch extrem schnell, denn wer zuerst schießt wird gewinnen. Ganz besonders im Weltall und im Cyberspace. KI Systeme treffen Entscheidungen unter 1 Sekunde. Bleibt eher die Hoffnung, dass für die Kernwaffen noch Menschen netscheiden müssen, aber ob die wirklich auf eigene Verantwortung eine KI überstimmen werden? ich hab da meine Zweifel.


    Ich würde grundsätzlich heute nicht darauf wetten wollen, dass die Welt (also alle zusammen außer China) in der Lage wäre, einen chinesischen Angriff zu stoppen, wenn die mal beginnen, in ihren Fabriken Millionen und Abermillionen (autonome) Kampfdrohnen zu bauen.


    Die modernen Waffensysteme des Westens (und Ruisslands?) sind garnicht dafür gemacht, millionfach eingesetzt werden zu können. Wenn eine Abwehrrakete 100x mehr kostet als das angriffssystem hat man keine Chance.

    Aus gegebenem Anlass: ich distanziere mich hiermit ausdrücklich gegen jeden Form von Gewaltphantasien gegen andere, den Staat oder staatliche Organe. Ich betreibe prepping als Krisenvorsorge und als Hobby und tausche mich hier mit Gleichgesinnten aus.

  • KI Systeme treffen Entscheidungen unter 1 Sekunde.

    Erinnert mich an die Science Fiction Geschichten von Mark Brandis, die ich als Kind verschlungen hab. Da gibt es eine Szene, in der treffen zwei waffenstarrende Weltraumkreuzer aufeinander und die KI-Bordrechner handeln dann untereinander aus, wer den anderen besiegen würde und der Unterlegene ergab sich dann, ohne dass ein einziger Schuß fiel. War eine sachlich-nüchterne Betrachtung der Sachlage.