Frage an ehemalige und aktive Soldaten im Forum wg. Ukraine

  • Ich selber war nie beim Militär. Insofern hab ich keine Erfahrung auf welche Geländeformationen/-merkmale man achten muss, wenn man ein Land besetzt um sich bei einem anschließenden Halten der besetzten Ländereien einen strategischen Vorteil zu verschaffen.


    Stellt euch vor ihr wärt die russische Seite. Ihr wollt die Ukraine (in Teilen) besetzen um eine Pufferzone zu schaffen. Wo wäre für euch "die Grenze" bis zu der man das Land besetzen müsse, damit man diese Flanke erfolgreich verteidigen kann. Der Dnepr zumindest als 2te, rückwärtige Verteidigungslinie ist sogar mir als Laien klar.


    Hintergrund der Frage ist, dass ich mir gerne ein Bild davon machen würde welche Größe bei der Besetzung für Russland Sinn machen würde, wenn nicht die ganze Ukraine besetzt werden sollte.


    Gibt es da in der militärischen Ausbildung feste topografische Anhaltspunkte an denen man sich orientiert? Wenn ja wo würdet ihr die in der Ukraine verorten? Danke für Infos.

    Der Bote der Wahrheit braucht ein schnelles Pferd

  • Natürliche Hindernisse, in dem Fall Flüsse. Sonst machen es auch Berge siehe Pyrenäen.


    Eine Teil Besetzung der Ukraine, macht wenig Sinn für die Russen, denn dann haben sie vor der Tür einen Nachbarn der permanent einen Partisanenkrieg unterstützen würde, der nichts anderes im Sinn hat auf zu rüsten und sein Land wieder haben wollen.

    Aber es geht wie man in Korea sieht. Dann brauchst du nur eine Linie und auf beiden Seiten massiv Militär.


    Zur Zeit wäre es in etwa die Punkt-Strich Linie die Sinn machen würde


    pasted-from-clipboard.png

  • Macht denn die Beule im unteren Drittel Richtung Russland Sinn? Damit würden die Russen doch einen längeren Frontverlauf haben und die Südflanke bei Odessa angreifbarer machen. Hat das geografisch-topologische Gründe? Ich hätte da eher eine "geradere2 gestrichelte Linie vermutet.

    Der Bote der Wahrheit braucht ein schnelles Pferd

  • Genau dort geht ein Fluss entlang, auf diesem Bild ist es verständlicher, aber sie müssen auch weiter nach Odessa um erstens das ganze schwarze Meer zu kontrollieren und einen Korridor haben bis Trannistrien.

    Übrigens es lohnt sich Karte oben im Kopf zu behalten insbesondere die strategischen Punkte, deren Eroberung, Masse frei lässt um den nächsten zu nehmen. Und da sieht man auch sehr gut die Konsequenz wenn Mariuopol gefallen ist.


    upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/d/...

  • Ich glaube derzeit ist ein "Halten" der Ukraine aus militärischer Sicht selbst bei einer vollständigen Besetzung nicht machbar, unabhängig von topografsichen oder sonstigen Gesichtspunkten.

    Die Bevölkerung steht auf "kontra", es sind genug Waffen, selbst panzerbrechende oder Flieger bedrohende im Umlauf, um jede "normale" Besetzung zu einer kräftezehrenden, vielleicht unmöglichen Aufgabe zu machen.

    Jedes Fahrzeug, jeder Außenposten, jede Ortskommandatur, jeder russische Soldat wäre ein Ziel. Ich weiß aus dem Stegreif nicht, welche Kräfte die Wehrmacht zur Sicherung ihres rückwärtigen Gebietes gegen Partisanen im Einsatz hatte, die SItuation wäre aber, glaube ich, die Gleiche.

  • Was @moleson sagt.

    Natürliche Hindernisse wie Flüsse (also so große wie der Rhein, Elbe, Donau und ähnliches und nicht solche Rinnsale wie die Leine), Gebirgesketten (Alpen, Appalachen, Rockys, Eifel etc.) und nicht solche Hügel in der Landschaft wie der Deister sind immer hilfreich.

    Weiters: Sümpfe, Moore, dichte Wälder. Also, so richtige Wälder und nicht diese lichten Forste, die wir hier in Deutschland kennen.


    Alles, was für größere Truppenverbände ein Bewegungs- und Entfaltungshindernis darstellt.

    In Zeiten von leistungsfähigen Transport- und Kampfflugzeugen, vor allem aber auch Hubschraubern und Drohnen aller Art sind alles dieses kein wirkliches Hindernis. Theoretisch. Aber ein Krieg wird nicht alleine aus der Luft gewonnen.


    Auch heute noch werden für Eroberung, Rückeroberung und Halten von Geländeabschnitten Bodentruppen benötigt. Sicherlich weniger als noch vor 50 Jahren Dank verbesserter und modernerer Aufklärungs- und Kommunikationstechnologien, aber immer noch genug, um es nicht mit einer handvoll Truppen hinzubekommen.


    Gut ausgebaute Straßen oder Wasser-und Schienenwege sind immer hilfreich dafür, viel Material nach vorne zu bringen und den Nachschub sicherzustellen. Wichtige Flughäfen, Güterbahnhöfe, Häfen (Binnen und See) können für Truppenverlegung wie auch Nachschub genutzt werden und können deswegen auch von Interesse sein. Inwieweit man für die Nutzung einer solchen Infrastruktur gute natürliche Hindernisse als Frontlinie vernachlässigt, vermag ich nicht einzuschätzen. In diesem Krieg wurde schon gegen so viele Prinzipien historischer und moderner Strategen und Feldherren verstoßen.

    aus Niedersachsen, DE gesendet...


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  • Ich glaube derzeit ist ein "Halten" der Ukraine aus militärischer Sicht selbst bei einer vollständigen Besetzung nicht machbar, unabhängig von topografsichen oder sonstigen Gesichtspunkten.

    Die Bevölkerung steht auf "kontra", es sind genug Waffen, selbst panzerbrechende oder Flieger bedrohende im Umlauf, um jede "normale" Besetzung zu einer kräftezehrenden, vielleicht unmöglichen Aufgabe zu machen.

    Jedes Fahrzeug, jeder Außenposten, jede Ortskommandatur, jeder russische Soldat wäre ein Ziel. Ich weiß aus dem Stegreif nicht, welche Kräfte die Wehrmacht zur Sicherung ihres rückwärtigen Gebietes gegen Partisanen im Einsatz hatte, die SItuation wäre aber, glaube ich, die Gleiche.

    Das Glaube ich auch, nachdem die Russen anfangen auf Manifestanten zu schießen, geht der Partisanen Krieg schon los, mit der erschiessung von Kollaborateuren.


    pasted-from-clipboard.pngpasted-from-clipboard.png

  • Dazu bräuchte man eine topografische Karte woraus man ersehen kann welches Gelände für mich vorteilhaft ist. Flüsse, Berge sind gute Verteidiguns Punkte, ob sie aber gegen modernen Hubschrauber und Raketen zu halten sind wie früher, bezweifle ich.

    Dazu das Wetter. Jeder weiß selbst hier in Deutschland, dass das Wetter in Russland oder der Ukraine nicht gerade einlädt für einen Krieg im Winter. Zudem ist Krieg ein unberechenbarer Faktor. Vor allem, wenn man fast nur noch motorisiert unterwegs ist. Unternehmen Barbarossa wurde im Juni gestartet.

    Der deutsche Landser musste noch die meisten Strecken zu Fuß zurücklegen, und nur die Panzer preschten nach vorne. Die Mähr von einer modernen mechanisierten deutschen Armee war auch nur eine Lüge. Immerhin wurden auf deutscher Seite im 2. Weltkrieg 2,8 Millionen Pferde eingesetzt, die wenigsten für die Kavallerie und für Reitpferde. Das Groß wurde für den Nachschub benutzt. Es gab sogar vom Militär Bestimmungen, wie solch ein Nachschubwagen auszusehen hatte. Er ähnelte dem eines Ackerwagens. Aber ich schweife ab.

    Wenn man dann an das Frühjahr denkt, mit seinen aufgetauten Böden, dann weiß ich nicht wie man seine Soldaten für einen Kampf hin und herschieben soll. Nicht umsonst halten sich die russischen Kolonnen nur auf den Straßen auf. Selbst wenn sie mal etwas abseits gefahren sind, versinken sie im Schlamm. Und das Tauwetter kommt erst die nächsten Tage. Die Ukrainer sind meistens zu Fuß unterwegs, da sie die Straßen nur bedingt benutzen können.

    Um noch mal auf einen ukrainischen Pufferstaat zurückzukommen, so denke ich das die Linie Odessa Kiew wohl für die Russen eine annehmbare Grenze darstellen würde.

    Zumal man dann Kiew in seinen Händen hält und damit das politische Zentrum. Und zweites Odessa, um der Rumpf Ukraine vom Meer abzuschneiden, sodass die Ukraine nie mehr das werden kann, was sie mal war.

    Aber ich denke darauf wird sich Putin sich nicht einlassen wollen, dafür hat er noch genug in der Hinterhand. Ich denke es läuft auf einen Abnutzungskrieg hinaus, mit vielen Millionen Flüchtlingen und einer geschlagenen Ukrainischen Armee die zum Partisanenkrieg übergegangen ist, und die vom Westen weiter unterstützt wird.