Rotes Kreuz wirft Bundesregierung mangelnden Katastrophenschutz vor

  • Dass die Präsidentin des DRK so deutliche Worte findet, hat Seltenheitswert und sollte aufhorchen lassen.


    Die dt. Bundesregierung hatte nach der Flutkatastrophe zugesagt, bundesweit 10 große Notfall-Depots aufzubauen, die jeweils Material und Gerät für ein mobiles KatS-Zentrum vorhalten sollen, um 5.000 Menschen versorgen zu können. Also eine Notfallkapazität für immerhin 50.000 Personen. Kosten pro Depot rund 30 Mio. Euro.


    Bislang wurde eines dieser Depots realisiert. Im kommenden Bundeshaushalt seien nun lediglich noch 9 Mio. Euro für diese Maßnahme vorgesehen - nötig wären aber 270 Mio. Euro, d.h. rechnerisch dürfte es nun 30 Jahre dauern, bis alle 10 mobilen KatS-Zentren realisiert sind.


    Das DRK betreibt bundesweit drei eigene große KatS-Depots, in denen große Mengen an Material und Ausrüstung gelagert sind und auch eigene Transportfahrzeuge (vom Sattelzug bis zum Verteiler-LKW) vorhanden sind. Bei mir quasi um die Ecke ist das DRK-Depot in Kirchheim/Teck allein von diesem Depot aus wurden 2015/16 auf dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise mit syrischen Bürgerkriegsflüchtlingen innerhalb weniger Monate rund 50.000 Matratzen an Notunterkünfte ausgegeben.


    Mit Blick auf die aktuelle politische Großwetterlage und dem weiter eskalierenden Krieg in der Ukraine, aber auch angesichts der immer extremeren Wetterereignisse wie gerade im Mittelmeerraum, sehe ich es wie "meine Chefin" beim DRK als absolut fahrlässig an, die Aufrüstung des Bevölkerungsschutzes aus haushaltspolitischen Erwägungen zeitlich zu strecken und in die Zukunft zu vertagen.


    Katastrophenschutz: Rotes Kreuz wirft Regierung mangelnde Krisenvorsorge vor
    Nach der Flut im Ahrtal wollte die Regierung in den Katastrophenschutz investieren. Doch es sei viel zu wenig Geld eingeplant, sagt DRK-Präsidentin Gerda…
    www.spiegel.de

  • Ist es das hier? Oder vertue ich mich da...?


    Das wurde auch auf der Interschutz Messe 2022 vorgestellt. Es soll halt ein ganzes mobiles Notfall-Dorf aufgebaut werden, wo eine so große Anzahl betroffener mehrere Monate unterkommen können.

    Gruß David

  • Ja genau "Mobiles Betreuungsmodul 5.000 (MBM 5.000)" nennt sich das. Ist tatsächlich eine komplette Zeltstadt mit hunderten Unterkunftszelten, vier Großzelten a 1.000qm und rund 40 Zelten für spezielle Aufgaben und Helferunterkünfte. Inklusive Energieerzeugung, Wasser-/Abwasser-Technik, Medizin, Verpflegung usw. insgesamt ca. 130 LKW-Ladungen pro MBM 5.000.


    Die FAQ beim BBK zum Pilotprojekt geben da einen Einblick. Ein Stück weit orientiert sich das MBM-Konzept an den Erfahrungen der Feldlager der Bundeswehr in Afghanistan, Jordanien, Mali etc. Nur eben mit Zelten statt mit Wohncontainern.

    Einmal editiert, zuletzt von tomduly ()

  • Bislang wurde eines dieser Depots realisiert. Im kommenden Bundeshaushalt seien nun lediglich noch 9 Mio. Euro für diese Maßnahme vorgesehen - nötig wären aber 270 Mio. Euro, d.h. rechnerisch dürfte es nun 30 Jahre dauern, bis alle 10 mobilen KatS-Zentren realisiert sind.


    Das DRK betreibt bundesweit drei eigene große KatS-Depots, in denen große Mengen an Material und Ausrüstung gelagert sind und auch eigene Transportfahrzeuge (vom Sattelzug bis zum Verteiler-LKW) vorhanden sind.

    Im Raum Hannover gibt es ein weiteres Großdepot des DRK. Aus dem heraus haben wir einen der Betreuungsplätze ausgerüstet, als in Westdeutschland das Moor auf dem Truppenübungsplatz vor sich hinbrannte...


    Das Material für zehn Depots, wie es ursprünglich mal von der Bundesregierung geplant war, halte ich auch so schon für einigermaßen gewagt. Das bedeutet, dass rein statistisch betrachtet jeder Bundesbürger ca. 100 km vom nächsten Depot entfernt ist. Ein Versorgungstrupp hätte also im günstigsten Fall zwei bis drei Stunden Anfahrtszeit plus zwei bis drei Stunden, bis Marschbereitschaft hergestellt ist (die Mannschaften müssen ja selbst erst noch zum Depot anreisen und das Material muss verlastet werden. Für gewöhnlich sind die Fahrzeuge in dem Umfang nicht marschbereit verlastet. Ansonsten würde man mehr Krempel mitschleppen den man nicht lagebedingt gar nicht benötigt und anderer Krempel würde fehlen. Also, von der Idee her hört sich das wirklich nicht schlecht an. Blöd nur, dass erst eines dieser Depots einsatzbereit ist und wir mit Glück vielleicht in 30 Jahren alle zehn Depots einsatzbereit haben... Man, das wäre echt eine coole Sache, wenn Katastrophenschutz nicht mehr davon abhängt, in welchem Landkreis man lebt oder in welchem Bundesland.

    aus Niedersachsen, DE gesendet...


    "Der Klügere gibt nach! Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit." Marie von Ebner-Eschenbach


    Dorfleben. Entweder du liebst es oder du liebst es nicht. Es gibt kein Versuchen!


    "Dein Rad kann viel mehr, als du ihm zutraust. Das findet schon seinen Weg. Einfach laufen lassen, wenig bremsen, den Flow finden." (ein Freund zu einem Silk Road Mountain Race Teilnehmer)