Hallo zusammen
Nehmen wir mal ein echt haariges Katastrophenszenario an.
Bis man unsereins an den Ticketschalter lässt, ist ganz bestimmt schon der letzte Flieger mit der Prominenz aus Politik, Wirtschaft und Showbiz in den Wolken entschwunden.
Unser ganzes Transportsystem, die Nahrungsmittelproduktion und -verteilung ist auf Gedeih Verderb von importiertem Erdöl abhängig. Neben Nahrungsmitteln werden also auf jeden Fall auch sofort Treibstoffe rationiert, wobei die Staatsmacht selbstverständlich zum Wohle der Allgemeinheit auch Schmids und Müllers Erdöltank als Nationale Reserve betrachtet.
Man wird also auf die Transportmittel der Ära vor dem Verbrennungsmotor und noch vor der Dampfmaschine zurückgeworfen.
Wirft man einen Blick auf die Karte, so sieht man, dass die größeren Städte dieser Welt fast ausnahmslos an der Küste oder an großen Flüssen liegen.
Nicht Pferde, Kutschen oder Schusters Rappen waren die Fern-Transportmittel, bevor es Eisenbahnen und Autobahnen gab, sondern die Wasserstraßen. In ausgehenden Mittelalter wurde in West- und Mitteleuropa damit begonnen, ein weitverzweigtes Netz an Kanälen anzulegen, die alle großen Ströme miteinander verbinden. Dieses Netz von Wasserstraßen reicht heute vom Kaspischen Meer bis zum Atlantik und von Mittelmeer bis zur Nord- und Ostsee. Nebenbei waren es diese Wasserstraßen, welche die Industrialisierung Europas vorantrieben und die Europas Staaten ermöglichten nahezu die ganze Welt zu unterwerfen.
Da das Netz sehr dicht ist, dürfte wohl kaum ein Binnenbewohner in West- und Mitteleuropa weiter als ein oder zwei Fahrstunden von diesem Wasserstraßennetz entfernt wohnen.
Der Vorteil ist, dass man auf dem Wasserweg weit größere Lasten mit Muskelkraft bewegen kann, als man zu Fuß tragen oder auf ein Fahrrad packen kann.
Ein dreieinhalb Meter langes Boot, dass eine vierköpfige Familie nebst zweihundert Kilo Gepäck trägt, wiegt etwa 70 Kilo und lässt sich noch von einem Mann Rudern. Sieht man eine Möglichkeit vor, bei Bedarf im Schwerpunkt zwei Räder zu montieren, kann man ein solches Boot noch relativ leicht wie ein Karren an Land an Hindernisse herumziehen.
Auf dem Wasserweg könnte man also nicht nur mehr Gepäck mitnehmen, anders al zu Fuß oder mit dem Fahrrad könnte man auch schwache Familienmitglieder evakuieren.
Selbstverständlich kann man auch, sobald man offenere Gewässer erreicht, ein Segel aufziehen. Spätestens bei erreichen der Küsten ist Segeln möglich.
Mit Hilfe des Windes kann ein Boot fast jedes Land dieser Welt erreichen und noch dazu viele ansonsten unzugängliche Inseln und Küsten.
Bestimmt würden die Länder, die bei einer Katastrophe besser weggekommen sind, die Grenzen für Flüchtlinge dichtmachen. Schon jetzt sind für Mittellose Flüchtlinge fast überall die Grenzen dicht.
Immerhin hat, wer auf eigenem Kiel, und natürlich nicht mit 50 Mann auf einem morschen Fischerkahn, reist, einen gewissen Vorteil.
Zum einen darf er nach Internationalem Recht jeden Hafen anlaufen, wenn ein Notfall vorliegt, und so lange bleiben, wie er braucht sein Boot wieder flott zu machen, zum anderen genießen Besatzungsmitglieder von Schiffen gewisse Privilegien. Das ist immerhin weit mehr als Nichts, selbst wenn man im einen oder anderen Fall trotzdem Ärger kriegt.
Bei einem Boot für einen echten Notfall gelten selbstverständlich andere Kriterien als für eine Vergnügungsyacht. Technik ist nutzlos. Das Boot muss allein mit Bordmitteln (Magnetkompass, Sextant) navigiert werden können und von der Besatzung ohne technische Hilfsmittel (Motor, elektrische Ankerwinsch, hydraulische Ruderanlage, Autopilot etc.) gesegelt werden können.
Der Markt für Gebrauchtboote befindet sich heute in einer tiefen Krise. Die Preise, die in Anzeigen und in Zeitschriften genannt werden, entfernen sich immer weiter von der Realität. Kunststoff verfault eben nicht mehr und alte Holzrümpfe, die man früher nur noch als Feuerholz hätte brauchen können, lassen sich heute mit Kunststoffharzen in echte Schmuckstücke verwandeln. Die Folge ist, dass ständig neue Boote gebaut, die alten aber nicht mehr abgewrackt werden.
Wenn man sich die Zeit nimmt, sich umzusehen und geschickt verhandelt, kann man ein gutes Boot für wenig Geld kriegen, zumal man ja das genaue Gegenteil der mit Technik überladenen Rennziegen sucht, die derzeit im Trend liegen.
[FONT="]Auch sollte man nicht vergessen, dass die Ozeane nicht nur der Viertel der Erdoberfläche bedecken, in den befindet sich auf der Großteil der Biomasse des Planeten und die großen Katastrophen der Erdgeschichte haben sich weit stärker auf das Leben an Land als auf das Leben in den Ozeanen ausgewirkt. Immerhin haben sich viele Schiffbrüchige unter widrigsten Bedingungen über Monate allein vom Meer ernährt.
[/FONT]Bestimmt ist es her im Forum auch User, die Erfahrung im Segeln haben und sich ähnliche Gedanken gemacht haben.
Grüße[FONT="] [/FONT]