Skorbut

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  • Hallo Foris,


    erstmal zur Definition: Skorbut ist ein Vitamin C Mangel. Skorbut entsteht dadurch das ein Mensch über einen längeren Zeitraum kein, oder zuwenig, Vitamin C zu sich nimmt.


    Der Hintergrund zu diesem Thread ist der, dass Skorbut im 20. Jahrhundert allein in Deutschland mindestens zwei Mal massiv (!) aufgetreten ist. Einmal während des Hungerwinters 1916/1917 und das zweite Mal während der Nachkriegszeit von 1946 bis 1948.


    Die Symptome sind extrem unangenehm: Es treten Zahnfleischbluten mit Zahnausfall auf, schlecht heilende Wunden, Gelenksentzündungen, Knochenschmerzen, Hautprobleme und Herzschwäche. Skorbut kann daher auch durch Herzschwäche zum Tod führen.


    Während einer längerfristigen Versorgungskrise (durch Wirtschaftszusammenbruch, Naturkatastrophen, etc.) ist es daher wichtig, sich vor Skorbut zu schützen.


    Die folgenden Naturheilmittel wurden erfolgreich (!) gegen Skorbut, bzw. zur Vorbeugung von Skorbut, eingesetzt:


    - Fichtennadeln in Form von Tee, bzw. Sud
    - Brennesseln in Form von Tee, bzw. Gemüse
    - Sauerkraut, bzw. Sauerkrautsaft
    - Hagebutten in Form von Tee
    - Scharbockskraut (Ranunculus ficaria), die Blätter (!) in Form von Tee


    Bei Zitrusfrüchen wie Zitronen, Orangen, Limetten, etc. ist problematisch das diese NICHT in Mitteleuropa wachsen. Während einer längerfristigen Versorgungskrise dürfte die Beschaffung schwierig bis unmöglich sein.


    Meinungen und Kritik dazu, von euch Foris, ist gewünscht.


    Grüsse Vengard

  • Also generell ist es ja schon mal ein sinnvoller Ansatz, auf die Probleme der Ernährung aufmerksam zu machen, wenn mal die normale Versorgung von Nahrungsmitteln versiegt bzw. Engpässe auftreten.


    Ich habe mir mal für 10,- €uronen ein kleines Buch gekauft, Titel :"Essbare Wildpflanzen"


    Dort sind so ziemlich alle gut zu findenden Pflanzen unserer Breitengrade aufgeführt, auch ein paar Bäume samt ihrer verwertbaren Teile (Kambium, Früchte,...)
    Es wird auch auf ähnliche, leicht zu verwechselnde Pflanzen verwiesen, die allerdings dann giftig sind :grosses Lachen:


    Was mir sehr gut gefällt, ist die Tatsache, das auch die enthaltenen Vitamine/Nährstoffe mit zu den einzelnen Pflanzen aufgeführt werden und für die Leute die darauf Lust haben, auch die Fachchinesischen Begriffe :lachen:


    Zu finden ist das Buch, welches in ca DIN A 5 Format ist, einfach bei Tante Google :) ich besitze allerdings die 4. Auflage und nicht die derzeit aktuelle Nr. 5... deswegen wohl der Preis von 9,99€...

  • Danke für die Tipps :Gut:


    Habe das Buch gerade bestellt.


    Unter den Suchworten "essbare Wildpflanzen" wird auch ein neueres Buch von 2010 angezeigt "Kleine Enzyklopädie der essbaren Wildpflanzen. 1000 Pflanzen tabellarisch, mit 300 Farbfotos".
    Die Kundenrezesionen warnen jedoch das es sehr speziell ist und eher etwas für Fortgeschrittene.


    Ich habe somit lieber das empfohlene Buch mit den 200 Wildpflanzen bestellt.


    Gruß


    Blackout

    „Manche Menschen drücken nur deshalb ein Auge zu, damit sie besser zielen können.“
    Billy Wilder

  • Zitat von Vengard;90090

    Der Hintergrund zu diesem Thread ist der, dass Skorbut im 20. Jahrhundert allein in Deutschland mindestens zwei Mal massiv (!) aufgetreten ist. Einmal während des Hungerwinters 1916/1917 und das zweite Mal während der Nachkriegszeit von 1946 bis 1948.


    Hallo Vengard,


    da muss aber doch auch einiges an Unkenntnis natürlicher Vitamin-C-Quellen im Spiel gewesen sein. Hagebutten und Sanddorn, beide lassen sich entweder trocknen oder zu einer Art Marmelade verarbeiten und dadurch konservieren. zur Not tuns auch Vogelbeeren, die müssen aber erst Frost sehen, um halbwegs geniessbar zu werden, vorher sind sie sehr bitter.


    Im Frühjahr hätten junge Frühjahrssalate wie Brennesseln, Löwenzahn, Bärlauch und andere verfügbar sein sollen. Selbst "Unkräuter" wie Giersch, die vermutlich auch durch Bombardements nicht auszurotten sind, taugen als Salat. An Kohlehydraten, Eiweiss, Fett herrschte damals Mangel, an Vitamin C hätte nach meiner bescheidenen Meinung mit etwas "gewusst wo" kein Mangel herrschen müssen.

    Zitat von Vengard;90090

    Bei Zitrusfrüchen wie Zitronen, Orangen, Limetten, etc. ist problematisch das diese NICHT in Mitteleuropa wachsen.


    Die werden als Vitamin-C-Lieferanten auch gern überschätzt.


    Vitamin-C-Gehalt pro 100g laut Wikipedia:


    Orange: 50 mg
    Vogelbeere: 100 mg
    Sanddorn, frisch; 200 - 900 mg
    Hagebutten, frisch: 1040 mg (nach Verarbeitung als Hagebuttenmark durch Verluste beim Kochen deutlich weniger, keine näheren Angaben gefunden)


    Viele Grüsse


    Matthias

    They who can give up essential liberty to obtain a little temporary safety, deserve neither liberty nor safety.
    Benjamin Franklin (1775)

  • Also erstmal zu Blackout:


    Ich bin ein großer Fan von kleinen, gut zu transportierenden Büchern! Die kann man auch mal mit in die Butnik nehmen, ohne gleich einen Bandscheibenvorfall zu riskieren :lachen:
    Nachteil ist natürlich, dass sie halt nicht so umfangreich sind, allerdings sind meistens die "0815" Pflanzen drin, die wirklich fast jeder finden und identifizieren kann.


    Waldschrat:


    Meine Mutter hat mir den Giersch nahe gebracht. Sie meinte, das sie damals, kurz nach dem Krieg für ihre Familie sehr häufig große Mengen davon gesammelt hat.
    Eiweiß kann man sehr gut aus Brennnesseln bekommen, haben einen hohen Anteil davon. Ich halte sie immer kurz über eine offene Flamme (Lagerfeuer/Grillfeuer) um die Nesselhaare zu entfernen und mampfe sie dann, gewöhnungsbedürftig aber irgendwie auch lecker :)
    Weitere Zubereitungsarten: Blanchieren, Stampfen, Wringen (in ein Tuch wickeln und halt auswringen), hacken und kochen als Spinat...
    Interessanterweise sind es grade die "Unkräuter", die kaum klein zu kriegen sind, die sich als super nützlich und wertvoll heraus stellen...
    Was die Hagebutten angeht, einfach die weichen und "matschigen" vom Strauch pflücken und in den Mund stecken. Die einzelnen Kerne sauber lutschen und wieder ausspucken, da sie feine Härchen besitzen und zu Reizungen in der Speiseröhre führen können. Meine Oma hat auch immer Marmelade draus gemacht, in die Flotte Lotte und klein geschrotet, mit Kernen... war immer sehr lecker :)
    Ich weiß nicht mehr, wer es gesagt hat oder woher ich den Spruch habe, aber er geht in etwa so:"Wer draußen was zu Essen sucht und keine Lust und Zeit hat zu jagen, soll statt dessen Pflanzen essen! Die laufen nicht weg. Aber gewöhnt euch schon mal daran, das da draußen alles bitter oder sauer schmeckt! Aber ihr braucht nur die Hälfte dessen, was ihr euch als normalen Salat auf den Teller packen würdet, es gibt keine "hohlen Kalorien" hier draußen!"
    Seit ich in der Ausbildung zum Wildnispädagogen bin, haben sich auch meine Nachbarn immer wieder bei mir entschuldigt, wenn ich mal mit denen unterwegs war und wir querfeldein gewandert sind:"sorry das ich durch deinen Salat latsche...":lachen: