Bohrer selbst gemacht, aber wie?

  • Hallo Weggefährten


    Ich verfüge über manch eine scharfes Werkzeug, aber neulich, als ich mir Gedanken zum Bau eines handgemachten Instrumentes gemacht habe, wurde mir klar, dass ich keine Löcher (bzw. Kanäle) bohren kann. Ich wollte euch fragen, ob ihr Mittel und Wege kennt, eine saubere Kernbohrung durch Holz durchzuführen, bzw., welches Werkzeug dafür eingesetzt werden kann.


    Ein Handbohrer (mit einigen Aufsätzen) wäre natürlich Ideal, aber was, wenn man NICHTS bei sich hat und ein Loch bohren muss? Ich habe mir schon überlegt, ob ich mit glühenden Kohlen eine "Bohrung" ins Holz einbrennen könnte. Was meint ihr?



    Stets gutes Gelingen


    Stefan


  • Hallo Stefan,


    vermutlich wird mir Dein Anwendungsfall nicht ganz klar.


    Normalerweise nehme ich unter Rucksackbedingungen die Ahle meines Schweizer Messers. Im Auto ist eine Akkubohrmaschine in der Werkzeugkiste dabei.



    Viele Grüsse


    Matthias

    They who can give up essential liberty to obtain a little temporary safety, deserve neither liberty nor safety.
    Benjamin Franklin (1775)

  • Hallo Matthias


    Ich gehe von einer Situation aus, in der das gute Werkzeug fehlt. Wenn ich eine Bohrung von etwa 3cm Durchmesser vornehmen muss, womit könnte ich diese aus der "Natur" heraus bewältigen. Ich bin überzeugt, dass man in der Steinzeit, dem frühen Mittelalter oder der Wikingerzeit so seine Techniken hatte.

  • Mit einem guten Stück Hartholz als Bohrer und bisschen Sand als Schleifmittel klappt das ganz gut. Man braucht nur Zeit und Geduld.
    Wenn man eine Schnur hat, ist ein Bogen sehr hilfreich. Beschleunigt das ganze ungemein.
    Hab damit schon Löcher in Flintsteine gebohrt, es braucht allerdings wirklich viel Geduld!

    Gruß Sidge

  • Hallo an Alle,
    Ganz nahe bei meinem Heim liegen sehr große Feuersteinfelder, zumindest die grössten Deutschlands. Ich hatte vor einigen Jahren da mal das Glück, einer Vorführung in experimenteller Archälogie zu sehen, die genau dieses Thema zum Inhalt hatte.
    Die einfachste Methode war hierbei mit einem Stein, einem Bogen und einem Stück Holz - allerdings Holunder!
    Die Bogensehne - bei der es sich natürlich nicht um eine herkömmliche Bogensehne, sondern ein Seil handelte - wird einmal um ein gerades Stück Holunder gelegt und somit kann der Hohlbohrer! Recht schnell hin und her gedreht werden. Ein Stein mit einer Art Mulde darin wird verwendet, um von oben Druck auf den Bohrer zu erzeugen und um ihn zu stabilisieren. Auf die Bohrstelle wird nasser Sand gegeben, der die eigentliche "Bohrwirkung" durch Abschleifen des zu bohrenden Materials erzeugt...

  • Die Frage ist Steinzeit,Mittelalter oder Wikingerzeit?
    Auch was zur Verfügung steht wäre eine Hilfe.
    Steinzeit:Ein harter Stein in die Spitze eines Hartholzstückes eingesetzt (evtl. mit Birkenpech und Pflanzenfasern) mit den Händen wie beim Feuerbohren benutzt oder einem Bogen -ebenfalls wie beim Feuerbohren.
    Wikingerzeit und Mittelalter -selbes Bohrprinzip allerdings mit einem Stück Eisen (Stahl) dessen Spitze angeschliffen ist .Es gibt einen relativ einfachen Bohrertyp der sich Eureka-Bohrer nennt und der sich aus fast jedem Stück Rundmetall schleifen lässt.


    Gruß Dominik

  • PS: der Vorteil der von mir beschriebenen Methode gegenüber der von sidge liegt in einer Einsparung an Arbeitsaufwand von ca. 75 - 80%.
    LG
    Papa Bär

  • mein Vorschlag:


    Ich gehe davon aus dass du ein Loch in Holz haben willst?


    Wenn du ein Stück Eisen findest: es heiß machen (Glühend) und ein Loch durchbrennen...


    Ich habe mit dieser Technik Löcher von wenigen Millimetern erzeugt.


    zB. mit einer Büroklammer


    oder etwas größere Locher mit einem Nagel...


    größerer Löcher würde ich mit einem Stemmbeitel erzeugen...


    Ansonsten kann ich dir ein PDF zukommen lassen in den beschrieben wird wie ein Bohrer hergestellt wird...


    Eine einfache Methode ist die Herstellung eines einfachen Löffelbohrers


    Abbildung ähnlich:


    http://survival-mediawiki.de/d…ild:SchmiedeSkizze004.png

  • In früheren Zeiten gab es auch schon gutes Werkzeug. Es gibt z.b. ein ägyptisches Bild das einen Bohrer zeigt. (Ich kann das Bild grad nicht finden, daher versuch ich mal es zu beschreiben) Der Bohrer besteht aus einem Holzstück, an dessen unterem Ende eine Klinge angebracht ist. Am oberen Ende befindet sich eine Kurbel. An den Seiten befinden sich zwei ungefähr gleichschwere Steine. Sobald der Bohrer in Rotation gebracht worden ist rotiert er aus eigener Kraft weiter (aufgrund der Trägheit der Steine).


    Eine andere Möglichkeit wäre ein steinzeitlicher Bohrer mit Pfeil und Bogen:
    http://www.lob-koelle.de/Image…hema/steinzeit_bohrer.gif (Ergebnis einer Google Suche mit dem Stichwort "ägyptischer Bohrer")


    Das Einbrennen mit Glut ist möglich, eignet sich aber eher für große Löcher. Mit dieser Methode werden die afrikanischen Trommeln hergestellt. Dazu wird der Rand des gewünschten Loches feucht gehalten während man im Mittelpunkt ein Feuer entfacht.


    Die einfachste Methode wäre ein Stück Holz zu suchen, das ein passendes Astloch hat. Dann passt auch die Maserung, das Loch hält also mehr aus.


    Gruß Ulfhednar

  • Vielen Dank euch allen. Ihr habt mir sehr gute Möglichkeiten aufgezeigt, die ich bei der nächsten Gelegenheit auch gern mal praktisch versuchen werde.



    Gruss Stefam

  • Hallo Stefan,
    viel Spass und vor allem viel Geduld wünsche ich Dir dabei.
    Ich habe gerade erfahren, dass bei einem steinzeitlichen Hohlbohrer Bambus sogar noch besser funktioniert als Holunder, da der Hohlkörper bei Bambus gleichmässiger ist. Und wenn keine "Klinge" für den Bohrer zur Verfügung hat, soll man immer auf den Hohlbohrer setzen...


    LG
    Papa Bär

  • Zitat von Stefan;98629

    Hallo Matthias


    Ich gehe von einer Situation aus, in der das gute Werkzeug fehlt. Wenn ich eine Bohrung von etwa 3cm Durchmesser vornehmen muss, womit könnte ich diese aus der "Natur" heraus bewältigen. Ich bin überzeugt, dass man in der Steinzeit, dem frühen Mittelalter oder der Wikingerzeit so seine Techniken hatte.


    Ja, die hatte man, Das Pfahlbaumuseum in Unteruhldingen am Bodensee ist da ganz lehrreich. Im Grunde genommen handbetriebene Ständerbohrmaschinen, entweder mit Steinspitze oder Hartholz. Antrieb typisch als "Fiedelbohrer" mit Bogen und Sehne. Solche Museen sind für S&P ziemlich lehrreich.


    Viele Grüsse


    Matthias


    Ergänzung: Die Bohrer mit Hartholzspitze vielfach mit feuchtem Steinmehl als Schleifmittel

    They who can give up essential liberty to obtain a little temporary safety, deserve neither liberty nor safety.
    Benjamin Franklin (1775)

  • Gutes Stichwort wäre hier "Steinbohrer".


    Natürlich kommt es darauf an, welches Loch in welches Material und wozu das Ganze.


    Eine gute Anleitung für Steinbohrer habe ich hier gefunden.


    Eine Bohrung: 14 Stunden Arbeit


    Lg.

  • Hallo Freunde


    Ich bin zufällig auf diesen interessanten Mechanismus gestossen: (Damit keine Bildrechte verletzt werden, habe ich die Konstruktion mal eben selbst skizziert)
    [ATTACH=CONFIG]8080[/ATTACH]


    Das ganze ist ein denkbar einfacher Mechanismus. Zuerst dreht man den Bohrkern, bis sich die Schnüre aufgewickelt haben. Danach drückt man das "Schiffchen" runter und die Schnüre drehen den Bohrkern beim abwickeln. Die schwere Scheibe (die man wie das Schiffchen vorbohren muss, wobei sich eure Techniken als sehr nützlich erweisen) dient als Schwungrad und ist dazu da, dass sich die Schnüre aus dem Schwung heraus in die Drehrichtung wieder aufwickeln. Nun beginnt der Spass erneut, diesmal aber in entgegengesetzter Drehung. Schwungscheibe und Schnüre sorgen hierbei auch dafür, dass ordentlich Druck auf die Bohrspitze gewirkt wird. Ich bin ziemlich sicher, dass diese Konstruktion auch beim Feuerbohren ziemlich "angenehm" anzuwenden ist. Ich denke, ich werde das Teil bei Gelegenheit mal bauen.


    Stets gutes Gelingen


    Stefan



    (Anm. Ich möchte den Bohrer für Holzbohrungen einsetzen)

  • Swungrad-Bohrer
    Diese Methode habe ich zum ersten mal in Samoa gesehen !
    Als Bohrer benutzt man dort einen an der Spitze flachgeklopften Nagel. Eignet sich allerdings nur für harte Gegenstände, sonst bleibt der Bohrer bald stecken(Weichholz) !
    Die Polinesier benutzen ihn hauptsächlich zur Schmuck-herstellung !
    Feuerbohren sollte eigentlich klappen, werd ich bei gGelegenheit mal testen und den bericht hier Posten !
    PS. das Schwungrad nicht zu gross machen, Bierdeckelgrösse reicht völlig, sonst wird die ganze sache zu träge .
    mfg IBEX

    Carpe diem ! (Der schlafende Mann erringt keinen Sieg !)

  • Hallo zusammen.
    Ich würde es wie mit Pfeil und Bogen versuchen.
    Nicht schiessen.
    Sondern wie beim Feuerbohren.
    Ich suche oder mache mir eine Pfeilspitze aus Stein.
    Die befestige ich vorne an einem Ast wie beim Pfeil.
    Das zu durchbohrende Holzstück auf den Boden legen, mit etwas hartem Druck oben auf den Bohrer geben und dann los.
    Keine Ahnung ob es funktioniert.
    Werde es bei Gelegenheit ausprobieren.


    --