Batterien auffrischen

  • Die Aufschrift auf den meisten Einmal-Batterien "Nicht wieder aufladen" enthält in vielen Fällen eine Lüge. Viele Batterien lassen sich etliche Male wiederauffrischen. Es sei denn, der Hersteller hat das absichtlich (!) verhindert. Wie z.B. bei den "Aerocell". Bei Interesse kann ich das Thema gern noch etwas ausführen. Übrigens kann man aus den Kartons für "Altbatterien" noch etliche voll funktionsfähige (!) Batterien rausholen. Anscheinend geht es vielen Leuten immer noch viel zu gut. Die Graphitstäbe in den Batterien kann man sowieso gut gebrauchen.

  • Hallo Selbermacher,


    sofern Du auf dem Gebiet Erfahrungen hast, wäre es gut, hier etwas konkreter zu werden.


    Grundsätzlich können Alkali-Mangan-Batterien einige Male regeneriert werden, wenn eine ganze Reihe von Bedingungen erfüllt sind bzw. beachtet werden:


    "


    • Die Alkalibatterie sollte nur teilentladen sein - Batteriespannung >= 1.2V

    • Tiefentladene Alkalibatterien < 1.0V lassen sich nicht mehr regenerieren

    • Der Innenwiderstand der Alkalibatterie sollte < 5 Ohm betragen

    • Zur Regeneration der Alkalibatterie wird ein spezielles Ladegerät benötigt

    • Eine Alkalibatterie kann maximal 3 - 10 mal regeneriert werden - je nach Marke

    • Die Ladekapazität nimmt mit jeder Regeneration weiter ab

    "(Quelle)


    Für das Aufladen von Alkali-Mangan-Batterien gilt dann:


    "


    • Die Ladespannung darf 1.7V nicht überschreiten, da die Alkalibatterie ansonsten irreparable Schäden durch den damit verbunden chemischen Prozess und einsetzende Oxidation erfährt.

    • Der Ladestrom sollte moderat sein (ca. 20mA - 80mA, max 100mA). Bei zu hohem Ladestrom entsteht im Innern der Alkalibatterie ein zu hoher Druck infolge des beschleunigten chemischen Umformungsprozess, der zum Platzen der Überdruckmembran am Minuspol der Alkalibatterie und damit zum Auslaufen des im Innern der Alkalibatterie befindlichen Elektrolyts führt. Die Folge davon ist keine Explosion, aber die bekannte Schweinerei verursacht durch die auslaufende Batteriesäure.

    • Der Ladeprozess sollte bei Erreichen der Endspannung 1.65V (max 1.7V) angehalten werden. Weiteres Laden danach erhöht die Kapazität nicht weiter, sondern verkürzt nur die Lebenszeit der Alkalibatterie infolge Überladung.

    • Auf keinen Fall versuchen Alkalibatterien mit Lade-Geräten speziell Schnelllader für NiCd- oder NiMH-Akkus aufzuladen. Die Ladeströme sind zu hoch und führen in kurzer Zeit zum "Kochen" der Alkalibatterien. Die Folge davon? richtig: keine Explosion, aber eine Schweinerei.


    " (Quelle)


    Der schweizer Batteriepapst Rolf Zinniker schreibt ganz kompetent zu dem Thema und steckt auch hinter der Entwicklung einiger Alkali-Mangan-Batterie-Ladegeräte.


    Fasst man die ganzen Bedingungen zu sammen, zeigt sich, dass das Thema Alkali-Mangan-Batterie-Regenerierung eher was für penible und geduldige Leute ist:


    Eine typische Alkali-Mangan-Batterie in der Grösse AA hat bei einer Entladung bis auf 0,8V eine Kapazität von 2,8 Ah bzw. 2.800 mAh. (Quelle)
    Da die Batterie für eine erfolgreiche Regenerierung nur teilentladen werden darf, entnehme ich der Batterie z.B. nur 2.000mAh. Will ich diese Kapazität nun mit einem dafür geeigneten Ladegerät aufladen, dauert der Ladevorgang aufgrund des niedrigen Ladestroms (20...80 mA) recht lang, nämlich 25..100 Stunden! Macht man das mit einem netzbetriebenen Ladegerät, das z.B. 2W Eigenstromverbrauch hat, fallen zusätzlich zum Ladevorgang noch 50...200 Wh verschwendete Energie an.


    In der Praxis würde das bedeuten, dass man immer irgendwelche Alkali-Batterien in Ladegeräten haben muss, um im Bedarfsfall regenerierte Batterien griffbereit zu haben.


    Wir haben in der Familie mit solchen Ladegeräten (u.a. mit dem Rezap Battery Doctor) und auch mit den speziellen RAM-Zellen (rechargeable alkaline mangan) herumexperimentiert und es wieder aufgegeben, nach dem mehrere Batterien während des Ladevorgangs oder kurz danach im Batteriefach eines Geräts ausgelaufen waren. In der Praxis achtet man halt nicht darauf, eine Batterie nur zum Teil zu entladen, sondern man benutzt ein batteriebetriebenes Gerät, bis es nicht mehr geht und will dann die Batterie aufladen, was meist nicht mehr funktionierte.


    Inzwischen haben wir nahezu alle Batterie-Geräte auf Eneloop-NiMH-Akkus umgestellt und seither keinerlei Ärger mehr mit leeren, ausgelaufenen oder ewigen Ladezyklen gehabt.


    Dennoch finde ich den Hinweis wertvoll, dass man "Einweg-Batterien" (vom Typ Alkali-Mangan) regenerieren kann und für die McGyver-Fraktion der Survival-Tipps sollte man sich Zinnikers Satz "Wenn kein entsprechendes Alkali-Ladegerät vorhanden ist, kann man einen möglichst billigen (15 Fr. Kategorie) NiCd - NiMH Langsamlader (14 Stunden und mehr) verwenden und die Batterien zeitig (nach 6 - 12 Stunden) wieder daraus entnehmen." merken.



    Grüsse


    Tom

  • Das bestimme Batterietypen prinzipiell zumindest teilweise wiederaufladbar sind ist eigentlich bekannt. Es gibt ja auch spezielle Lagegeräte und natürlich "spezielle" Batterien dafür. Das System führt im Vergleich mit "echten" Akkus aber eher ein Nischendasein und hat sich nur wenig etabliert.


    Die Warnung der Batterieherstellersind auch eine Sicherheitsmaßnahme. Keiner wird sich seinen Ruf durch abgefackelte Batterien im falschen Ladegerät zerstören lassen.


    Was machts du denn mit den Graphitstäben? :)
    Grüße Solarwind

  • Hallo Tom,
    dem, was Du schreibst, habe ich nichts hinzuzufügen. Ich wollte mir nicht von vorneherein so viel Arbeit machen wie Du, ohne zu wissen, ob das jemanden interessiert.



    Hallo Solarwind,
    mit Graphitstäben kann man machen:
    Bogenlampe,
    Schleifkohlen,
    Mikrophon ohne Elektronik,
    Elektrolyse-Experimente,
    eigene Stromelemente
    und wohl noch so Einiges.

  • Zitat von Selbermacher;101757

    Die Aufschrift auf den meisten Einmal-Batterien "Nicht wieder aufladen" enthält in vielen Fällen eine Lüge. Viele Batterien lassen sich etliche Male wiederauffrischen.



    Hallo Selbermacher,


    ich kann den fundierten Beitrag von Tom nur unterstützen. Es geht, aber nur mit wenig Strom (ich würde eher die 20 mA für eine AA-Zelle empfehlen) und sorgfältiger Überwachung der Ladeendspannung. Ich habe schon mal Alkali-Mangan mit einem üblichen Ladegerät für NiCd (so etwa 500 mA) zu laden versucht. Ergebnis? Eine Zelle platzte und lief aus, eine ziemliche Sauerei und das Ladegerät war durch Korrosionsschäden hin, weil ich den Platzer zu spät bemerkt habe.



    Viele Grüsse


    Matthias

    They who can give up essential liberty to obtain a little temporary safety, deserve neither liberty nor safety.
    Benjamin Franklin (1775)

  • Wieder aufgeladene AlkaliMangan Zellen laufen gerne auch mal in den Geräten aus, selbst die, die dafür angeblich ausgelegt sind. Außerdem lassen sich pro Zyklus eh nur rund 1.000mAh nachladen und meistens ist nach 3x regenerieren dann Schluss. Man bekommt also statt meinetwegen 2500mAh in einem Rutsch dann eben 4000mAh in drei Schritten raus aber mit deutlich erhöhtem Auslaufrisiko. So zumindest meine Erfahrung vor einigen Jahren.


    Seit 4 oder 5 Jahren nutze ich Sanyo Eneloop Zellen mit gutem Ladegerät und die sind sehr gut, auch die alten sind noch gut. Kostengünstig sind diese Akkus obendrein auch noch. Seitdem ist meine Experiemntierfreude im AA Bereich deutlich zurück gegangen. Wozu auch? Wenn man Funktionsfähigkeit bis -30°C, 10-15 Jahre Lagerdauer oder minimalstes Gewicht bei maixmalen Eneriegehalt sucht dann kann man noch auf die recht teurenb LiFeS2 Lithium Einwegbatterien in AA Bauform zurück greifen (wobei das Gerät die 1,8V/Zelle vertragen soll, die Dinger in vollem Zustand haben).
    Wer die versucht aufzuladen ist aber selber Schuld und sollte sich wenigstens vorab über das Löschen von Lithium-Bränden informieren.


    mfg

    Aus gegebenem Anlass: ich distanziere mich hiermit ausdrücklich gegen jeden Form von Gewaltphantasien gegen andere, den Staat oder staatliche Organe. Ich betreibe prepping als Krisenvorsorge und als Hobby und tausche mich hier mit Gleichgesinnten aus.