Hypnose um in einer Krise ruhig zu bleiben?

  • Hallo,


    ich möchte Euch mal von einem Nachbarn erzählen, bin gespannt was ihr dazu sagt.
    Also wir haben hier nebenan einen tja, viele würden Spinner sagen, wohnen, von außen sieht das Haus aus wie Rumpelkammer, wenn man ihn trifft hält er einen immer an und erzählt über den Krieg und wie es früher alles so war.


    Mir ist in letzter Zeit aufgefallen das er wahnsinnig viel Obst angebaut hat, da habe ich mal nachgehakt während er so erzählte. Also er ist wirklich sehr extrem, er hat kaum Möbel, Teppich und so Luxus kennt er nicht, er heizt nur mit Holzofen, auch das Wasser wird so warm gemacht. Er hat sämtliche Lücken seines Hauses mit Essbarem vollgestellt, wirklich jede Lücke, er erzählt auch ganz offen das er überall im Garten Essbares versteckt hält.


    Nun, gestern, erzählte er mir, er war zur Hypnose..


    Weil er den letzten Krieg mitgemacht hat und weiß wie man Psychisch Belastet ist, hat er sich per Hypnose dazu bringen wollen, wenn das nächste Mal "etwas" passiert, wie er es so nennt, alles ruhiger angehen zu lassen und nicht in Panik zu geraten.

    Er möchte einfach alles mit Struktur angehen, so wie Fenster zubauen, in letzer Minute noch Essbares verbuddeln, alles was an Obst und Gemüse reif ist schnell noch zu ernten, das Holz das er sogar an der Straße entlang wie ein Zaun aufgebaut hat, schnellstens in den Kellergang zu werfen damit es niemand stiehlt und schnell noch in den nächsten Wald und alles sammeln was nur geht....


    Gruß mallbast

  • Hallo,


    ...vielleicht sollte er mal nen (richtigen) Therapeuten aufsuchen? Einzelgänger mit fixer Idee. Nicht ungefährlich. Wenn er den Krieg (WK2?) noch als Trauma miterlebt hat, dann müsste er mindestens 70 sein, oder?
    Ob eine Hypnose hilft, weiss ich nicht. Was die exzessive Vorratshaltung betrifft, es könnte eine krankhafte Form eines Sammelticks sein (Wikipedia: compulsive hoarding).


    Grüsse


    Tom

  • Hallo Tom,


    ja er ist schon über 80 meines Wissens geht er auf die 90 zu, genau weiß ich es aber nicht. Er ist schon sehr extrem, als ob die Zeit bei ihm stehen geblieben ist...er redet nur vom Krieg, von den vielen Flüchtlingen die untergebracht werden mussten, die meisten kann er sogar noch mit Namen nennen...


    Also, die Vorratshaltung, die ist schon sehr exzessiv, der ganze Garten ist auch völlig ungeordnet mit Obstbäumen, Sträuchern und Gemüse...


    warum meinst du nicht ungefährlich?
    Gruß Mallibast

  • Die extreme Vorratshaltung ist bei Leuten die die Nachkriegszeit miterlebt haben recht weit verbreitet, da es damals eben nie genug Vorräte da waren. Ist eigentlich auch harmlos.


    Zum Thema gefährlich: da gab es einige Leute, die geglaubt haben der Krieg ginge noch weiter und sie müssten Widerstand leisten (WSG Werwolf, WSG Hoffman u.ä.). Diese Leute waren zwar nur eine Minderheit, aber das wurde halt ziemlich verallgemeinert, so das inzwischen alle denken, jeder der den 2.WK erlebt hat müsse ein Naziterrorist sein. Genauso wie angeblich alle die sich für Survival interessieren Waffen horten und an Zombies glauben.


    Gruß Ulfhednar

  • Hallo Mallibast,



    so wie Du den alten Herrn schilderst, würde ich vermuten, dass der Mann durch entsetzliche Erlebnisse im WK2 extrem traumatisiert ist!


    Der Krieg ist mehr als 60ig Jahre vorbei und dieser seelisch erschütterte Mann lebt in noch immer in seiner Welt!



    Ich glaube kaum, dass er erst vor einigen Monaten mit der Maßnahme der Notbevorratung begonnen hat!?



    Wir, die Gott sei Dank keinen Krieg erleiden mussten, können nicht nachvollziehen, was in den Köpfen solch gepeinigter Menschen vor sich geht…!




    Gruß Jörg

  • Hallo,


    jaaa, das mit der Vorratshaltung kenne ich ja von meinen eigenen Eltern/ Großeltern, da muss ich auch regelmäßig bei gehen weil so manch eingekochte Pflaumen schon recht mumifiziert aussehen...


    Ich denke, (die anderen Nachbarn sagen halt Spinner zu ihm), er ist bissi unordentlich, okay, lass ihm doch sein Holz, wenn er damit heizt und kocht dann braucht er es auch....Meine auch das er einiges durch gemacht hat das er so extrem hortet, er ist kein Messi, er hortet halt Holz und Essbares....


    Ich kann nicht einschätzen ob er gefährlich ist, ich denke nur, er hat Angst....


    Wenn ich meine Großeltern reden hören ( Pommernflüchtlinge) dann mache ich mir auch Gedanken....
    Gruß Mallibast

  • [QUOTE=Survival-Asia;102049]Hallo Mallibast,







    Ich glaube kaum, dass er erst vor einigen Monaten mit der Maßnahme der Notbevorratung begonnen hat!?


    Nein, er macht das scheinbar schon immer so, alle Nachbarn erzählen das es seit Jahren schon so geht, zeitweise sieht man das Haus vor lauter Holz nicht mal...

  • Abgesehen von der Ursache deses Tuns ( der Herr hat eben schon erleben müssen, worauf viele hier sich vorbereiten ) finde ich es nicht pathologisch, dass sich jemand mit natürlichen, lebensnotwendigen Dingen bevorratet. Das zuviel wird dann die neuen Flüchtlinge erfreuen. Teppiche und Luxus sind nichts Lebensnotwendiges, und ein eventueller Stromausfall dürfte ihn nicht handlungsunfähig machen.
    Ich bin sicher, dass viele Menschen viele von uns ebenfalls als Spinner bezeichnen würden, wüssten sie, was sich hinter so mancher "Kulisse" verbirgt.

    [SIGPIC][/SIGPIC]Das Geheimnis des Glücks ist die Freiheit, das Geheimnis der Freiheit ist der Mut

  • Also, vieles, was Du von dem alten Mann erzählst, praktiziere ich so ähnlich, wenn auch (leider noch) nicht in dem Umfang (bzw. durch einige Umzüge ist mir manches Hortungsgut abhandengekommen).


    Dadurch, daß ich als Niedriglöhner wenig Zeit+Geld habe, wird erstmal alles Brauchbare angeschleppt und in irgendeine freie Ecke gefeuert. Sortieren und weiterverarbeiten kann mans ja immer noch, läuft ja nicht weg...


    Bin ich mal dazu gekommen, trockenes Holz kleinzumachen, wirds in Gemüsekartons in den zu heizenden Räumen gestapelt.
    Mir doch scheißegal, wie das aussieht!
    Ich krieg immer einen Lachkrampf, wenn ich in Baumarkt-Katalogen die drei abgezählten Deko-Holzscheite in dem Edelstahl-Designer-Holzständer sehe!
    Damit können ÖlZH-Besitzer ein romantisches Deko-Feuer ein Stündchen unterhalten, aber damit kriegt man keinen abbruchreifen Altbau von 0 auf 18°.
    Das man, wenn der Holz/Kohleofen sowieso grad an ist, damit kocht und Wasser heißmacht, ist ja wohl selbstverständlich.


    Genauso sehe ich es nicht ein, weiße Farbe ans Treppenhaus zu verschwenden, solange noch jede Menge Dreckarbeiten anstehen.
    Und als 5-Euro-Arbeiter kann ich mir nicht mal die eigene Arbeitszeit leisten, geschweige denn die von Handwerkern.
    Und daher kann so ein Zustand auch mal gut 10 Jahre oder länger dauern.

  • Hallo hinterwäldler,


    sollte keine Kritik sein...jeder so wie er es möchte :lachen: mir ging es hauptsächlich um die Hypnose....
    Ich wollte den älteren Herrn einfach mal Beschreiben damit man sich ein Bild von ihm machen kann.


    LG Mallibast

  • Und um dann auch mal auf die Hypnose zu sprechen zu kommen: Ich denke, der alte Herr sieht einfach keine andere Möglichkeit mehr, mit seinem Trauma und seinen Ängsten klar zu kommen. Er hat sich da im Laufe der Zeit unmerklich reingesteigert und findet keinen Ausweg aus seinem gedanklichen Teufelskreis. Man sollte ihm einfach nur wünschen, dass es ihm hilft.


    Das gedankliche Hängenbleiben im 2. WK bzw. der eigenen Kindheit kenne ich auch von meiner Arbeit im Altersheim. Ist halt ein Anzeichen dafür, dass die Lebenszeit der betreffenden Person so eine Art von letztem Countdown eingeläutet hat. Klingt jetzt vielleicht etwas hart, ist aber scheinbar der normale Ablauf. Der Zugriff des Gehirns auf den Erinnerungsspeicher wird dabei immer weiter eingeschränkt. Dabei kann man anscheinend (so erlebe ich es immer wieder) am längsten auf die ältesten Erinnerungen zugreifen. Da spielen sich teilweise recht makabere Szenen ab.

    Nochmal zur Hypnose. Für mich ist das nichts. Ich hatte auch mal mit dem Gedanken gespielt. Ich kann mich aber nicht so gut "fallen" lassen, wie es für Hypnose wahrscheinlich nötig ist. Und in einer Krise halte ich mich für hinreichend mental vorbereitet, um nicht gleich in Panik zu verfallen. Denn schliesslich betreibe ich ja Vorsorge, um eben im Ernstfall ruhig und angemessen reagieren zu können.


    lg