Knoten, eine kleine Kunst...

  • Knoten- How To 8


    Der englische bzw. doppelte Spierenstich:


    Er dient hauptsächlich dem Verbinden zweier Seile. Aus dem Knoten laufen 4 Stränge heraus, und zwar je ein langes und ein kurzes Ende der 2 Seile. Warum das Ganze?


    Nun, es gibt 2 Möglichkeiten diesen Knoten zu knüpfen:

    • Die Lilienform: hier befindet sich das kurze Ende von Seil A und das lange von Seil B auf der einen, das Lange ende von Seil A und das kurze von Seil B auf der anderen Seite des Knotens. Man könnte das als die klassische Form des Knotens bezeichnen, wie er auch von anglern zum Verbinden zweier Schnüre verwendet wird.
    • Die Tropfenform: Sie ist im alpinen Bereich recht verbreitet. Ihr Vorteil ist, dass die beiden langen Enden auf der einen und die beiden kurzen Enden auf der anderen Seite des Knotens liegen. Das ermöglicht es dem Knoten, sich beim Durchlaufen eines Karabiners aufzustellen, und ohne sich (wie es bei der anderen Form unvermeidlich wäre) kolossal zu verhaken, durchzugleiten.


    Der Knoten besteht eigentlich aus 2 identischen Knoten, die dann einfach zusammengezogen werden.


    Die Enden werden parallel zueinander aufgelegt. Anschließend wird das eine kurze Ende etwa eineinhalb mal um die beiden parallelen Stücke herumgewickelt.
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    Dann wird das kurze Ende so durch die 2 entstandenen Augen geführt, dass diese sauber parallel zueinander zu liegen kommen.
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    Dann wird dieser Teil festgezogen. Das sollte dann etwa so aussehen:
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    Mit dem anderen kurzen Ende verfährt man identisch.
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    Der fertige Knoten:
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    Anhand des letzten Bildes möchte ich noch einmal auf die Unterschiede zwischen Lilien- und Tropfenform eingehen:


    Wäre der Knoten in Lilienform geknüpft, wäre auf der linken Seite der obere Strang das lange, der untere das kurze Ende (rechts dementsprechend umgekehrt, an den Farben der Schnüre erkennbar).
    Wäre der Knoten in Tropfenform geknotet, wären beide kurzen Enden auf der einen, die langen auf der anderen Seite des Knotens.

  • Knoten- How To 9


    Der Schotstek:


    Zu guter Letzt habe ich noch einen weiteren Knoten, der wunderbar geeignet ist, Seile (insbesondere welche mit drastisch unterschiedlichen Durchmessern) miteinander zu verbinden. Es gibt ihn in einfacher und doppelter Ausführung, wobei nichts dagegen spricht auch noch mehr Wicklungen zu verwenden. Ob es allerdings einen Sinn hat, wage ich ernsthaft zu bezweifeln.


    Beide Ausführungen beginnen mit einer Bucht des dickeren Seils (hier das blaue), durch die das dünnere geführt wird.
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    Das dünne Seil wird anschließend einmal um die Bucht herumgeführt und durch das sich bildende Auge gesteckt.
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    Anschließend wird der Knoten - oh Wunder - festgezogen:
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    Beim doppelten Schotstek wird einfach der 2. Schritt wiederholt:
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    Und auch er wird festgezogen.
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    @ Techniker: Klar!


    Noch Fragen? :Cool:

  • Zitat von Strider;112166

    Gute Arbeit, Brain.


    Danke


    Zitat von Strider;112166

    Frage:


    In einem Knotenbuch las ich, dass der Palstek besser nicht mit einem Karabinerhaken verbunden wird, sondern - der Bruchfestigkeit wegen - sozusagen "solo" verwendet werden soll. Kann da jemand was zu sagen?


    lg
    Strider


    Aktuelle Lehrmeinung der Alpenvereine aus DACH ist, dass man, wenn möglich, auf Karabiner beim Einbinden verzichtet, da sie sich immer mal wieder als schwächstes Glied der Sicherungskette erwiesen haben.


    Da andererseits der (einfache) Palstek aus alpinistischer Sicht überholt ist, bin ich mir nicht sicher vor welchem Hintergrund das Buch geschrieben wurde. Auch habe ich von nautischen Lehrmeinungen gegenwärtig keine Ahnung, bzw. ist auch nicht auszuschließen, dass diese Aussage überhaupt nur die persönliche Ansicht des Autors wiedergibt.


    Generell denke ich aber gilt, dass man auf unnötige Elemente einer Sicherungskette (also Karabiner/Schäkel/... anstelle eines direkten Einbindens, etc.) verzichten sollte, streng nach 2 meiner Lieblingsmottos: 'KISS' und 'Was nicht da ist, kann nicht kaputt gehen'.


    Ich hoffe damit ist deine Frage (wenn auch etwas spät) beantwortet.

  • Zitat von theBrain;112357

    Generell denke ich aber gilt, dass man auf unnötige Elemente einer Sicherungskette (also Karabiner/Schäkel/... anstelle eines direkten Einbindens, etc.) verzichten sollte, streng nach 2 meiner Lieblingsmottos: 'KISS' und 'Was nicht da ist, kann nicht kaputt gehen'.



    Diese Erfahrungen habe ich auch bereits in einfachen Kletterhallen und Hochseilgärten gemacht. Für letztere habe ich die Trainerlizenz. Insbesondere der Halbmastwurf wird da bei Rettungen benötigt. Und wenn nicht direkt übers Stahlseil (scheuert zu stark) dann über einen Stahlkarabiner. Kein Alu.


    Weniger ist mehr. Wenn ich mir da manche komplexe Konstruktion ansehe, so mag das zwar professionell wirken, aber es sind eben unnötig viele "Glieder in der Kette".



    Aber das ist ein so weites Feld und kann nicht theoretisch erlernt werden. Knoten muss man knüpfen solange sie heiß sind :winking_face:


    Insoweit danke auch von mir für die Auffrischung.


    LG
    Peace

    Das Paradies liegt nicht jenseits, sondern abseits.

  • nur so zwischendurch :


    Wenn wer Interesse hat am "Palsteg am Mann" bzw wie man wirklich eine zugeworfene Leine im Wasser an einer straffen Leine unter Zug zu einem brauchbaren Palsteg um sich rumwickeln kann, dann stell ich ne Trockenanleitung bei Gelegenheit rein und im Frühjahr ne Wasserversion. ( dazu isses mir echt zu kalt im Moment) Allerdings ist mir das mit aufgeblasener Rettungsweste noch nie gelungen, da diese extrem behindert, was den "Palsteg am Mann" in der praktischen Anwendung auf Schiffen etwas an Relevanz einbüssen lässt. Aber egal, ich stell das gern mal rein, falls Interesse besteht.


    Almi

    Ordnung ist das halbe Leben. Ich bin eher an der anderen Hälfte interessiert.:nono:

  • Nur noch als nachtrag.


    Ich habe ca. 10 Jahre lang sämtliche Lagerbauten (Türme, Seilbrücken, Seilbahnen, Grosszelte aus Militärblachen, Abseilen usw.) unserer Jungwachtschar verantwortet und habe auch seit >10 Jahren mein Schifferpatent. Ich bin bis dato mit folgenen Knoten ausgekommen


    Knoten am Seil
    - Achter / Doppelachter mit und ohne Schlinge (frei / geführt)
    - Flaschenknoten (Slipstek)
    - Mastwurf / Halbmastwurf (frei, geführt, geworfen)
    - Maurer
    - Prusikschlinge
    - Palstek / Doppelpalstek
    - Spanner (Fuhrmannsknoten) mit und ohne Umlenkrollen


    Seilverbindungen
    - Samariter (Kreuzknoten)
    - Weber / Doppelweber (Schotstek)
    - Fischer / Doppelfischer (Spierenstich)


    Bünde
    - Kreisbund
    - Kreuzbund
    - Paralellbund


    Improvisation
    - Klettersitz aus Seil (sog. Swiss Seat)


    Weil immer danach gefragt wurde:
    - Henkersknoten



    Es ist für mich in der Praxis immer so, dass ich lieber diese wenigen Knoten kann und dafür wirklich blind.


    Als Hobby ist es immer wieder cool aus ein paar Bücher (wurden ja schon werwähnt) neue Knoten vor dem Fernseher zu knoten. Aber als notwendig für draussen reichen diese paar meiner Meinung nach so ziemlich für jede Situation.


    Lg,
    nase


    PS: Falls interesse besteht kann ich mich mal bemühen und noch ein paar davon für das Wiki fotographisch dokumentieren.

  • Palsteg am Mann. Trocken oder nass, ich habe Interesse.
    Danke vorab.
    Gruß
    Volker