Ital. Steuerbehörde geht auf Raubzug durchs Land

  • aus diesem Thread hier:
    http://www.dasgelbeforum.de.org/forum_entry.php?id=265056


    Auszug:
    .........Heute kam ein Einschreiben der AdE (Agenzia delle Entrate - staatliche Einzugsbehörde für Steuern und Abgaben aller Art).
    Darin wird mein Grund, gekauft 2010 etwas über Katasterwert, neu bewertet - und ich erhalte somit zum einen eine Nachzahlung an Steuern (fett) - und zum anderen 700 Euro für eine Strafe (sanzioni), weil ich in 2010 nicht für den Wert gekauft habe, den die AdE dem Grund heute beimisst.


    Wie das hätte möglich sein können, erschließt sich keinem, denn ALLE, die gekauft haben in den letzten 5 Jahren (sie sind bei 2008 angekommen inzwischen), werden neu bewertet und erhalten dieses Einschreiben mit Nachzahlung, Strafe und Beantragung eines Strafverfahrens falls man nicht sofort zahlt.


    Es wird darauf hingewiesen in meinem Fall, dass in der Nähe ein Notarvertrag über einen Grundstückskauf abgeschlossen wurde, bei dem der Preis pro QM Summe X war (irre hoch) - mein Preis dagegen sei um die Hälfte niedriger gewesen. (ungepflegt damals, viel Felsgestein, wenige Bäume).
    Vielleicht hat ein irrer Engländer wirklich so viel gezahlt, vielleicht war es voller Olivenbäume, vielleicht hatte es Strom und Brunnen oder eine besondere Lage - keine Ahnung.


    Also hat die AdE den Kaufpreis des in der Nähe erworbenen Grundstücks ohne weitere Wertung genommen, auf meine QM umgelegt und mir die Strafe aufgebrummt, die Nachzahlung und andere Kosten, denn das ging an mich und ans Gericht als Antrag auf ein Strafverfahren.


    Die sind auch noch so kindlich und schreiben das genauso - in Ihrer Nähe der Parzelle X Blatt Y wurde verkauft zum Preis von, daher haben wir....


    Nun kann ich entweder zahlen und dann zum Anwalt rennen - oder nicht zahlen und sie pfänden nicht meinen Rohbau, der ist ja schon beschlagnahmt, ne, sie pfänden dann recht flink mein Konto.
    Da man nur 1000 Euro bar abheben darf, muss ich da wohl nun ab und zu mal hinpilgern, viel ist eh nicht mehr drauf, Anwaltskosten und andere sehr erhebliche Kosten im Zuge der Lösung meines Problems (noch nix gelöst, nur gezahlt), haben das Größte aufgefressen.


    Das Schönste ist, dass mir die Tabelle der Bewertung des staatlichen Katasteramts von 2009 - noch heute gültig - von Grund und Boden vorliegt, je nach Typ (bepflanzt, Weinreben, Olivenbäume, unbepflanzt, Fels, Wald etc..) mit genauem Hektarpreis.
    Wenn ich mir meinen Grund und Boden ausrechne, habe ich damals über Wert gekauft.
    Das ist der Agenzia aber Schnurz, sie verschickt momentan wild ihre abenteuerlichen und willkürlichen Bescheide, die, nicht bezahlt, zur sofortigen Pfändung nach Mahnung führen.


    Klar, man kann einen Anwalt nehmen, muss aber trotzdem zahlen - man nimmt den Anwalt, um dann in einem der legendär langwierigen Prozesse (10-15 Jahre) seine Kröten zurückzubekommen - oder eben auch nicht.


    Ich schreibe das hier, nicht weil ich Rat suche oder jammern will. Sondern weil ich damit zeige, was alles möglich ist - und dabei doch so unvorstellbar.
    Und ich komme auch nicht mit irgendeinem -ismus, denn ob Kapital oder Sozial oder Fatal - wenn abgesaugt werden muss, dann setzt die Regierung den Staubsauger an, egal welches Mäntelchen sie sich vorher umgehängt hat.


    Da dachte ich mal, dass es in D. schlimm sei - was hier jedoch passiert ist nicht in Worte zu fassen. Wohl dem, der einfach nix hat.. Denn hat man was, aber nicht ganz viel, dann hat man bald nix mehr. Das tut mehr weh als eben einfach nie was gehabt zu haben.
    ......



    Genau das wird später sicher auch mit den jetzt ach so guten EU-Ländern passieren. In diesem Jahr erinnern mich immer mehr Meldungen an die Bücher von Eva Marbach. Und das macht mir Angst. Das eine war bloß ein Roman, aber das ist keiner.


    Lieben Gruß, nashua

    - Der wichtigste Vorrat ist Wissen, den können selbst Plünderer nicht mitnehmen -

  • Hallo,


    das ist ein schwieriges Thema. Der Staat bzw. die Regierung bestimmt die Regeln. Die Wähler bestimmen die Regierung. Die Leute lassen die Politiker machen, was sie wollen und wählen die, die ihnen Geschenke versprechen. Jeder, auch der einzelne, versucht für sich das Beste rauszuholen, seinen Profit zu maximieren. Auch beim Grundstückskauf. Vor einigen Jahren waren in noch nicht so weit entwickelten Regionen Europas die Grundstücks- und Immobilienpreise teilweise "unanständig billig". Kann mich noch gut erinnern, dass noch vor vier fünf Jahren - auch in unserer Sippe - heiss diskutiert wurde, ob man sich nicht ein Grundstück mit Häuschen am Balaton in Ungarn kaufen sollte, die waren damals noch für unter 10.000 Euro zu haben. Ähnlich lief es auch sehr lange in Italien - auch da hab ich Erfahrungen aus erster Hand aus der Verwandtschaft, da hat nicht nur einer im ligurischen Hinterland nen Olivenhain preiswert erworben und nun stehn stattliche Ferienhäuser mit Pool zu hunderten auf den Bergrücken, die Naturschutz- und Bauvorschriften hat man als Bauherr locker und grosszügig interpretiert und allfällige Strafzahlungen in die Baukosten eingepreist ("Wir bauen den Pool, auch wenn wir dann 10.000 Euro Strafe zahlen müssen, dank der polnischen Schwarzarbeiter ist das ganze immer noch billiger als in Deutschland...") - "in Italien läuft es halt so, da muss man sich anpassen" hab ich bei Besuchen solcher Neubürger in Ligurien nicht nur einmal hören müssen.
    Und wenn jetzt italienische Behörden nach zu billig verkauften Grundstücken fahnden oder - zu Recht - eine nachträgliche Umwidmung von 'Olivenhain' zu 'dauernd bewohntes Grundstück' mit einer angepassten Bewertung nachbesteuern, dann ist das halt der Preis, den man u.U. bei einer halb ergaunerten Schnäppchen-Immobilie nun zahlen muss.
    Also mein Mitleid hält sich da in Grenzen. Es dürfte v.a. Immobilienspekulanten und -"Schnäppchenjäger" treffen, die in den letzten paar Jahren ihren Deal machten, nicht aber die Familien, die seit Generationen in ihrem Casa wohnen.


    Grüsse


    Tom

  • Hallo Tom,
    vielen Dank für deinen Beitrag. Du hast Recht, wenn man es so sieht, dann ist das die Strafe für preiswertes einkaufen. Aber warum will ein Land die Eigentümer im Nachhinein dafür abstrafen, wenn es selber nichts unternommen hat das zum Zeitpunkt des Kaufes das Land so billig war.


    Vielleicht hinkt der Vergleich jetzt stark, aber er kam mir in den Sinn:
    Stell dir vor ich kaufe ein tolles preiswertes Auto, weil es dem Markt so schlecht geht, für 9tsd Euro. Nun steigen die Preise für Neuwagen wieder und der Staat geht hin und sagt, hey du hast damals nur 9tsd für das Auto bezahlt heute kostet es 15tsd. Zahle den Unterschied und eine Strafe von 500 Euro dazu, vorsorglich haben wir schon mal das Mahnverfahren eingeleitet.


    LG
    nashua

    - Der wichtigste Vorrat ist Wissen, den können selbst Plünderer nicht mitnehmen -

  • Da fällt mir der Spruch ein: "Es ist gefährlich recht zu haben, wenn der Staat falsch liegt!"


    Wenn der Staat falsch liegt, dann kommt er sich sein "Recht" einfach holen...



    nashua... bei vielen Verwandten von mir (in Griechenland) geht der Staat seit 2-3 Jahren ähnlich gegen Haus- und Grundbesitzer vor.


    Im speziellen haben viele Griechen im Laufe der letzten 20-30 Jahre viel zu grossflächige Häuser gebaut (zu viele qm) auf kleinen Grundstücken... als gesetzlich erlaubt ist.


    Damals konnte man die Ämter noch schmieren und alle haben weggekuckt...



    Jetzt sieht die Bürokratie aber plötzlich ein Problem darin, und es wird abgemahnt was das Zeug hält...


    Wahrscheinlich von der Troika beauftragt.


    Krass finde ich in dem Fall wie weit in die Vergangenheit sich die Bürokratie jetzt wagt...
    Mein Onkel hat sein Haus vor 20 Jahren gebaut.... und jetzt vor 3 Jahren kriegt er Probleme weil es zu gross ist!!!


    Die Bürokratie gräbt nun alles um, dreht jeden Stein um, und hebt jedes Rattenloch aus, um zu holen was zu holen ist...

  • man muss aber bedenken das es in Italien Usus ist keine Steuern zu zahlen.
    Deshalb werden Grundstücke nur zu einem sehr geringen Wert verkauft um die Kosten niedrig zu halten , der Rest wechselt bar den Besitzer...

  • [FONT=&quot]

    Zitat von Buddelbär;112241

    man muss aber bedenken das es in Italien Usus ist keine Steuern zu zahlen.
    Deshalb werden Grundstücke nur zu einem sehr geringen Wert verkauft um die Kosten niedrig zu halten , der Rest wechselt bar den Besitzer...



    Ja, das ist hier Usus. Da kommen Auslände mit 50.000 - 100.000 Euro in bar über die Grenze und zahlen Cash.
    Es gibt einen Katasterwert (zumindest in Norditalien) der liegt weit unter den Marktwert. Als Verkäufer habe ich dadurch Spielraum denn das Minimum um das ich verkaufen muss ist der Katasterwert. Logisch glaubt mir niemand dass ich ein Haus/Wohnung/Grundstück zum Katasterwert verkaufe. Aber es gibt eben viel Spielraum=Schwarzgeld.


    Im restl. Italien ist es noch leichter den hier gibt es kein Katasterwesen.


    Zur Praxis der ital. Finanzwache auch nach zig-Jahren Steuern einzutreiben, davon kann ich ein Lied singen. Letztes Jahr wollte der Staat von mir wieder einmal an die 30.000 € Erbschaftsteuer... leider hab ich aber nichts geerbt und somit bin ich auch keine Steuer schuldig. Ich versuche das seit 15 Jahre denen klarzumachen. Anwalt, Notar, - letztlich habe ich vor dem Gericht einen Eigenerklärung abgeben müssen das es nichts zu holen gab. Wenn ich dachte das war’s dann wohl... ja für mich schon, aber für meine Cousinen und meinen Onkel, Tante nicht jetzt haben sie das Schreiben vom Steueramt bekommen und jetzt müssen sie die ganze Prozedur machen... sofern sie nicht zahlen wollen.


    Erst gestern hat die staatl. Pensionfürsorge bekannt gegeben, das sie 2009 den Pensionisten die bis zu 650,00 €(!) im Monat bekommen zuviel ausgezahlt hat und daher die nächsten 12 Monate je 30,00€ einbehalten wird.
    Die Schuld liegt nicht bei den Pensionisten aber für jemand der von 650,00 € leben muss (etwa gar Miete zahlt) sind 30,00 € weniger, ein Schlag ins Gesicht.


    Mich wundert es nicht das Italien den Bach runter geht; und das geht es so oder so.[/FONT]

  • Italienische Behördenwillkür dürfte für ausländische Grundbesitzer schon immer ein Problem darstellen.


    Warum sonst wohl gibt solche Vereinigungen?


    http://www.schutzgemeinschaft-italien.de/


    "Die Schutzgemeinschaft Italien, als Verbraucherschutzbund staatlich anerkannt, ist die große Interessenvertretung für Eigentümer von Auslandsimmobilien in Italien. Bereits weit über 5000 Immobilienbesitzer und -Interessenten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz nehmen unsere aktive Hilfe in Anspruch und schätzen unsere gründlichen Informationen und fachkundigen Beratungen durch unsere Rechtsanwälte und Steuerberater."

  • [QUOTE=LupusCamp;113524]Italienische Behördenwillkür dürfte für ausländische Grundbesitzer schon immer ein Problem darstellen.


    Warum sonst wohl gibt solche Vereinigungen?


    [QUOTE]



    Schutzgemeinschaften gibt es nicht nur für Italien.


    Schutzgemeinschaften sind eben ein gutes Geschäft, das von Betuchten, aber eben des Landes unkundigen, genützt wird, wenn sie ihr Kleingeld investieren wollen, bzw. nicht wissen wohin mit dem in der Schweiz geparkten Gelder, oder eben das nasse kalte Wetter im nördl. der Alpen satt sind. :face_with_rolling_eyes:


    Servus