Guten Morgen Foren-Gemeinde.
Viele Monate habe ich nur "mitgelesen", gelegentlich einmal einen kleinen Beitrag in einem Thema verfasst... nun möchte ich einmal etwas aktiver werden und einmal von unserem "zweiten Standbein" bezogen auf die Bevorratung von Lebensmitteln und Ausrüstung im Wohnhaus erzählen. Wir haben an unserem Haus keinen nennenswert großen Garten. Dafür aber etwa drei Minuten Fußweg entfernt am "Ortsrand" (300- Seelen Dorf) ein ca. 1,5ha großes Stück Gartenland (keine Kolonie o.Ä.!).
Direkt am Bach gelegen (Wasser trinkbar, koche trotzdem ab) und mit Brunnen direkt am Gartenhaus. Das Haus ist gemauert und hat drei Räume sowie einen kleinen Spitzboden. Ein Ofen ist vorhanden - es handelt sich dabei um eine Art "Kaminofen" älterer Bauart der mit Kohlenbriketts oder Holz beschickt wird und eine Automatikregelung hat. Wie alles im Haus aus der Zeit aus den 50er / 60er Jahren.
Das Haus ist ringsum mit Efeu bewachsen, ist also von weitem gar nicht auszumachen was natürlich seine Vorteile hat.
Innen.... naja, wie soll ich sagen, ich denke der Begriff "Zeitkapsel" trifft es ganz gut. Beim ersten Öffnen der Haustür hatte ich das Gefühl, aus dem 21. JH ins Jahr 1962 zurückgereist zu sein. Die Tapetenmuster, der Linoleumboden, wie ich es von meine Großeltern kenne. Um auf den Punkt zu kommen warum die Sache in dieses Forum passt:
Der Garten hat keinen Strom, es besteht auf Grund der abgeschiedenen Lage auch keine Möglichkeit, ans Netz zu kommen. Also wurde von den Vorbesitzern über die Jahre alles so eingerichtet und ausgerüstet, dass man ohne Strom dort leben kann. Von Nachbarn habe ich erfahren, dass die Leute, als sie Rentner wurden, fast ganzjährig dort gelebt haben. Das schöne: Das ganze Inventar ist zurückgelassen worden.
Vorhanden ist also:
- der besagte Kohle- / Holzofen mit versteckter Kochplatte (50er/60er Jahre, emailliert, mit Sichtscheibe, sieht total schick aus.)
- Ein zweiflammiger Gasherd für Flaschengas (Flasche kann unten hineingestellt werden, 60er Jahre, emailliert, sieht optisch schon klasse aus)
- Ein Abwaschtisch (die älteren hier werden sowas noch kennen: Sieht aus wie ein Küchentisch, man kann unterwärts eine große Schublade herausziehen in die zwei große Schüsseln eingehangen werden)
- Einer dieser Kombi-Küchenschränke ("Küchenbuffet")
- Allerlei mechanische Küchenhelfer, Geräte, Helferlein wie wir sie aus Omas Küche kennen
- Mechanische Uhren zum Aufziehen (Wecker, Wanduhr)
- Allerlei Gartengeräte und alte Werkzeuge deren Anwendungszweck ich teilweise noch nicht ergründet habe (bin erst Anfang 30)
- Geschirr, Töpfe, Teekessel(!) und Besteck in rauen Mengen
- Eine große "Rundecke" (Sitzecke) in "Eiche-Brutal" mit Tisch
- Federkernsofa und Federkernsessel (können sogar vor 1950 sein dem Design nach) die eine Wohltat für meine kaputten Bandscheiben sind (ohne Ironie!)
- Nicht (über)lebensnotwendig aber erheiternd: Allerlei Deko und Tinneff aus der damaligen Zeit (Bspw. einen Jahreskalender aus Holz...)
Mit anderen Worten: Man kann dort in der Tat recht bequem leben. Frischwasser ist wie gesagt vorhanden, ein Brunnen direkt neben dem Haus. Es ist sogar ein Waschbecken vorhanden - ich plane, nächsten Sommer so einen 500l IBC Tank auf ein Gestell zu packen und das Wasser, die Schwerkraft nutzend, zum Waschbecken zu leiten.
Gelegentlich verbringen wir also mal einen Tag oder auch ein Wochenende komplett dort. Für meinen kleinen Sohn ist das natürlich mal was anderes und macht ihm viel Spaß - für uns Erwachsene ist es nebenher auch eine Art "Übung", falls der Tag X kommen sollte. Natürlich macht es uns auch Spaß, die Zeitreise zu unternehmen - denn genau das ist es im Prinzip. Es ist sehr ungewohnt, Abends nach dem Essen nicht vorm Fernseher zu sitzen. Meist kommen Gespräche darüber auf, wie die Menschen früher im Alltag gelebt haben, als es noch keinen Strom in jedem Haushalt und Helferlein für jeden Kleinkram gab. Wenn der Kleine dann also eingeschlafen ist (ist keine zwei Jahre alt) unterhält man sich über Gott und die Welt, liest ein Buch oder spielt Karten usw. Natürlich ist das momentan Freizeitvergnügen, jedoch wohlwissend, dass im Falle einer Krise so ein recht komfortables Leben möglich ist - wenn gleich wir etliche Fertigkeiten erst erlernen mussten und müssen, hauptsächlich, wass den Anbau von Gemüse angeht. So gesehen ist es wie gesagt ein nützliches Training. Ich bin größtenteils bei meinen Großeltern aufgewachsen und erinnere mich nun an einige Dinge und Fertigkeiten, die ich als Junge beigebracht bekommen habe - vieles ist im Laufe der Jahre des bequemen, hochtechnisierten Lebens aber auch verlorengegangen.
Der gestrige verregnete Sonntag sah also so aus, dass ich mir meinen Steppke geschnappt habe, wir uns den Ofen angeheizt und den Tag im Garten verbracht haben. Hühner haben wir ja schon dort, für den Kleinen ist es natürlich eine tolle Sache, die Eier direkt aus dem Stall zu holen und sie dann in der Laube mit Papa zuzubereiten oder Wasser aus dem Bach zu schöpfen und mit Papa Tee auf dem alten Ofen zu kochen. Wir haben zwei Kirschbäume, jede Menge Beerensträucher, Apfelbäume (drei Sorten) und einen großen Pflaumenbaum-sogar einen sehr gut tragenden Weinstock am Haus.In diesem Jahr haben wir mit dem Gemüseanbau im kleinen Stil experimentiert und wertvolle Lerneffekte erzielt (nämlich, wie man es NICHT macht:peinlich:). Im kommenden Jahr werden also größere Mengen Kartoffeln, Kohl, Karotten, Erbsen und Bohnen angebaut, eventuell noch zwei Schafe angeschafft.
Ich habe einige technische Veränderungen vor (IBC Tank, Warmwasserspeicher, Klein-Solaranlage, Petroleumlampen, Warmwasserversorgung.), werde es im wesentlichen aber nicht großartig "modernisieren". Einen Waschzuber und ein Waschbrett möchte ich noch einlagern...
Wenn der Tag kommt, an dem wir den Garten und das Haus brauchen, ist alles vorhanden um vom 21. Jahrhundert in die 50er Jahre umzuziehen. Bis dahin haben wir ein schönes Freizeitdomizil und Hobby.
:Cool: