Was passiert mit Gefängnissen während einer Krise?

  • Nachdem ich dem Thread nun etwas gefolgt bin habe ich meine Einschätzung etwas revidiert, und folgende Entwicklung halte ich für wahrscheinlich.


    1. Im Fall einer langanhaltenden Krise werden Gefängnisse nicht mehr zu halten sein.
    2. Unter den geflohenen bzw. befreiten werden die "Angsthasen" sich so schnell wie möglich davon machen, und es wird garantiert einige Böse geben, die aus welchem Grund auch immer auf Konfrontation gehen.
    3. Diese sind vermutlich zwar blöd, aber nicht so blöd, zuerst auf "einfache" Ziele loszugehen, d.h. auf Gutmenschen (und deren Töchter ...)
    4. Die Gutmenschen werden überreagieren und Jagd machen.


    Für mich heist das: 1. Nicht wie ein leichtes Opfer aussehen, 2. Kopf unten halten. 3. In der Jagdsaison auf gar keinen Fall versehentlich für einen Gauner gehalten werden!!!!


    Für den normalen Survivler oder den Ottonormalbürger dürfte in einem solchen Szenario von Punkt 3 am meisten Gefahr ausgehen.



    Nick

    Quidquid agis prudenter agas et respice finem

  • Zitat von Cephalotus;129623


    Und womit ernähren sich die 79 Millionen anderen, die nicht gerade wie wir zufällig den Keller voll Lebensmittel haben?


    Klar haben auch die "normalen" Menschen Probleme. Doch diese sind i.d.R. in einem Umfeld, wo Gewalt, Diebstahl, Überlebenskampf, das Recht-des-Stärkeren usw. nicht zur Tagesordnung gehören. Ich glaube einfach, dass die Hemmschwelle bei (nicht allen) Kriminellen niedriger ist, sich mit Gewalt benötigte Lebensmittel usw. zu beschaffen.



    Zitat von Cephalotus;129623

    Dann mach einen eigenen Vorschlag.


    Seit 2 Wochen gibts keinen Strom, die Wasserversorgung ist ausgefallen, die Hälfte der Beamten ist nicht mehr im Dienst erschienen, der Verkehr ist magels Treibstoffen vollständig zum Erliegen gekommen, die Straßen sind blockiert, Gefangenentransporte sind nicht mehr möglich....


    Und was ist Dein ganz konkreter Vorschlag?


    Ich habe keinen konkreten Vorschlag. Ich vermute, die meisten Häftlinge werden dann freigelassen bzw. irgendwie freikommen. Aber deshalb muss ich sie nicht als größtenteils harmlos betrachten. Ich werde sie beim zufälligen Aufeinandertreffen als potentiell gefährlich einstufen. Das gilt aber natürlich nicht nur für Gefangene, nur sind diese hier ja Thema, nicht die 79 Mio. anderen oder diverse Clans oder Gruppen aus Brennpunkten in Ballungsräumen. Das wäre ein eigens Thema wert, um zu sehen, wie da die Meinung hier im Forum dazu ausschaut.


    Zitat von Cephalotus;129623


    54.800 Leute hinrichten? Schau Dir mal meinen o.g. link an, wegen was die meisten Leute so einsitzen.


    Wie wolpi angedeutet hat wird auch das teils - je nach Szenario, und da gehe ich jetzt mal nicht von einer Woche Stromausfall aus - eine Option sein. Aber um zu meiner eigenen Einschätzung zu kommen: Nein, ich würde nicht 54.000 hinrichten lassen. Das habe ich doch auch nirgends geschrieben oder angedeutet. :peinlich:
    Ich für mich bin aber lieber wachsam und nehme diese Gefangenen ernst bzw. zunächst als Bedrohung wahr, als dass ich mir einrede, dass die meisten harmlos für mich sind.


    Aber das kann und muss jeder mit sich selbst ausmachen, wie er bestimmten Gruppen oder Menschen gegenüber tritt und diese einstuft. Meine momentane Einschätzung ist da klar. Deine sieht anders aus, was ja auch dein gutes Recht ist. Ich möchte hier auch nicht überzeugen, sondern nur meine Sicht darstellen. Man sieht doch an diesen Thread hier, dass es durchaus verschiedene Einschätzungen gibt. Was ich völlig okay finde! Wir müssen nicht immer einer Meinung sein... :face_with_rolling_eyes:

  • Manchmal habe ich den Eindruck, daß sich manche Mitmenschen mehr um das Wohlergehen und die Rechte einsitzender Verbrecher sorgen als um die in Freiheit lebenden Opfer derselben (oder auch mehr als der eigenen Großeltern im Seniorenheim oder die verwitwete Schwester mit 2 Kindern.)


    Ich weiss sehr wohl, daß ich einen Artikel auch mal missverstanden haben könnte oder sonst wie fehlinterpretiert haben könnte. Dafür entschuldige ich mich gerne gleich vorweg. Ich will mit den zwei Zeilen wirklich niemandem auf die Füsse steigen, aber das mußte ich jetzt einfach loswerden.


    In unserer Zeit, gerade in unseren Ländern meine ich, werden viel zu schnell Täter zu Opfern gemacht und die eigentlichen Opfer fallen dabei durch alle Netze. ... Das Eintreten für Strafgefangene, ohne dabei jegliche persönliche Verbindung zu den konkreten Personen zu haben, scheint ein sehr angesehenes und anerkanntes Massenphänomen zu sein. -
    was natürlich nicht im Umkehrschluß zu bedeuten hat, daß i c h allen "Staatsgästen" gleich alle Grundrechte aufkündigen würde.


    Und wenn ich eine Statistik (gleich welche), nur lange genug rumdrehe, dann kann ich damit alles belegen.
    Generell muß ich bei Statistiken immer 2 Sachen wissen: wer hat sie bezahlt und was will er mit ihr erreichen.


    Meine beiden Bekannten (JVA-Beamte) sehe ich morgen...



    Bis dann



    Arni
    McGyver

    Geht nicht - gibt´s nicht! - Jedenfalls nicht für mich.

  • So, jetzt geb ich auch mal meinen Senf dazu:grosses Lachen:


    Da es ja keinen Leitfaden gibt was in so einem Fall zu tun ist kann man nur Spekulieren wie das ganze aussehen "würde".


    Das schlüssigste wäre für mich in so einem Fall:


    Variante 1 (einigermaßen geplanter Ablauf)
    -vorzeitige Entlassung von Gefangen mit vergehen im "minder schweren Bereich"
    -Zusammenlegung der restlichen Gefangenen
    -evtl. Unterstützung durch das Militär
    -Versorgung auf dem selben Niveau wie z.B. Alten-. und Pflegeheime, Krankenhäuser und Psychiatrien (Notstrom, Feldküche usw.)


    Variante 2 (ungeplant)
    -vorzeitige Selbstentlassung der Gefangenen durch Revolten und Aufstände
    -Selbstversorgung der Gefangenen durch Plünderungen allein oder in der Gruppe


    Des weiteren sehe ich in Gefängnisinsassen keine größere Gefahr als in jedem anderen Menschen der in einer Krise ums Überleben kämpft. Wenns um die Wurst geht wird selbst der brave Familienvater die Grenze zur Gewalt "schnell" überschreiten und dir für einen Kanister Benzin oder den gebunkerten Lebensmittelvorrat den Schädel einschlagen wenn er dadurch seine Familie versorgen kann.


    Bewaffnete Banden in Krisenzeiten setzen sich nicht zwangsläufig nur aus Kriminellen zusammen. Auch der ein oder andere "brave" Bürger wird sich eher einer Gruppe anschließen und mit ihnen auf Tour gehen wenn er merkt das dadurch seine Versorgung gesichert ist.


    Vielleicht werden z.B. Langzeithäftlinge auch versuchen die Orte aufzusuchen an die sie sich aus der Zeit vor dem Knast erinnern können. In der Hoffnung das da noch jemand ist.


    Letztenendes sind es auch nur Menschen die in so einem Fall nach ihren Instinkten handeln.
    Also Ansagen wie alle "erschiessen" oder im "Knast verrotten lassen" kann man sich getrost sparen.
    Hatten wir schon, wollen wir nicht mehr...

    Es sollte sich jeder zuerst mal die Frage stellen was er machen würde wenn er in so einer Situation wäre
    Kein Mensch würde gerne in einem Raum eingesperrt sein der 3 x 2m hat. Ohne Strom, ohne Essen, ohne irgendwas. Wartend auf den sicheren Hungertod.


    Ausserdem würden in so einem Szenario die 60tausend Knastis garnicht auffallen unter der ganzen Horde plündernder "Gutmenschen".


    MfG
    :gunsmilie:

    Die größte Verwundbarkeit ist die Unwissenheit. Sun Tzu »Die Kunst des Krieges«

  • Ich muss sagen, mir macht die doch überschaubare Anzahl an Knackis in D weit weniger Sorgen im Ernstfall, als die vermeintlichen Gutmenschen, die in der Krise ihr wahres Gesicht zeigen, weil die Maske nicht mehr hält, wenns ernst wird. Da musst dann nur dem Falschen vor die Nase laufen, der denkt, du willst an sein Essen, seine Frau, sein Auto, sein Haus und was weiß ich was für Götzen der hat und der dreht so ab, dass du entweder hinterher im besten Falle mit ein paar gebrochenen Knochen davonkommst oder eben alles aus ist für dich.


    Gibt zu viele Menschen, die in Zeiten persönlicher Krisen schon nicht mehr mit sich klarkommen und durchdrehen, sieht man ja an den vielen Frauen und Kindern, die den Dreck dieser Personen dann abbekommen. Ich kenne da auch so ein paar Konsorten. Mein Vater war übrigens auch so einer. Der war nach außen immer der liebe nette Onkel und konnte angeblich keiner Fliege was zu Leide tun, aber wehe, die Tür war zu und der Besuch war weg. Seitdem verabscheue ich jedwede Art von Gewalt, weil sie keine Lösung darstellt. Es gibt zu viele solcher Menschen, die nach außen hin die Maske des Gutmenschen tragen, aber mit Problemen garnicht klarkommen. Und das stelle ich mir dann geballt für einen Ernstfall vor, na gute Nacht. Dann lieber inmitten Knackis, bei denen ich weiß, woran ich bin. Mir macht ein Knacki nicht automatisch Angst, nur weil er im Knast saß. Liegt vieleicht auch daran, dass ich Menschen auf eine andere Art wahrnehme, als viele andere es tun.


    P.S.: Und trotz allem liebe ich Ballerfilme und so ein Zeug. :grosses Lachen:

  • So, ich habe jetzt jede Menge Mutmassungen, Meinungen, Phantasien darüber gelesen, was in einer Krise mit Gefängnisinsassen passieren könnte, passieren sollte. Aber irgendwie keine Fakten.


    Deswegen mache ich den Faden jetzt zu. Wenn ein Mitarbeiter im Justizvollzug, so wir einen hier haben, Tatsachen anbieten kann, herzlich willkommen! Dann bitte einen neuen Faden aufmachen.


    Viele Grüsse


    Matthias


    P.S. In Deutschland sitzen etwa ein Promille der Bevölkerung im Knast

    They who can give up essential liberty to obtain a little temporary safety, deserve neither liberty nor safety.
    Benjamin Franklin (1775)