Der "Nocebo-Effekt" ... und die Verantwortung von Prepperforen

  • Hallo!

    Zitat von role74;137250

    Um diesen GMV zu erhalten, sich anzueignen oder wie auch immer, brauch ich dazu nicht ein gewisses Quantum an Selbstvertrauen?


    Schaden tut es nicht. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass diejenigen das solideste Selbstvertrauen haben, die schon mal auf die Nase gefallen waren und sich wieder aufrappeln konnten. Nicht umsonst heisst es: an Krisen wächst man. Wer erlebt hat, dass es nach einem Tief auch wieder weitergeht, sieht die Dinge entspannter, als einer, der sein Leben lang auf der Sonnenseite des Lebens war, nie um was kämpfen musste und nie unter Beschuss war. Selbstvertrauen wächst auch mit den Jahren. Es kann natürlich auch vorgelebt werden (Elternhaus).


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    Um Informationen jeglicher Art auseinander zu halten, brauch ich da nicht "normales" Grundwissen, wie z. B. die Politik funktioniert ?


    Glaube ich nicht, die durchschnittliche europäische Schulbildung und etwas Neugier sollten für die meisten Herausforderungen des Lebens ausreichen. Es macht keinen Sinn, zu lernen wie Politik funktioniert, wenn man sich nicht die Bohne dafür interessiert.


    Zitat

    Wie soll ich meine Kinder erziehen?


    Ich versuche es mit Offenheit, Humor und Optimismus. Und was ich wichtig finde: Respekt vermitteln. Auch ein Dreijähriger kann lernen, dass es nicht lustig ist, auf dem Boden herumkrabbelnde Käfer plattzutrampeln. Unser Junior ist 4,5 Jahre. Derzeit haben wir (verbotenerweise...) etwas Krötenlaich aus dem Dorfteich gefischt (bevor ihn die dort ausgesetzten Goldfische vollends vertilgen) und beobachten gerade die ca. 30 Kaulquappen bei ihrer Entwicklung in einem improvisierten Aquarium in der Küche. Von seinen "Kaulis" ist der Kleine fast nicht wegzubekommen. Auch ist es faszinierend, was in einem Eimer voll Teichwasser so alles herumwuselt, da bekommt das Thema "Wasserfilter" eine ganz neue Bedeutung (vor allem die submillimeterkleinen Flitzflöhe dürften jeden selbst gebastelten Filter locker passieren). Aus Jux (und weil wir zuhause allesamt "Labertaschen" sind) rede ich mit unserm Sohn ab und zu in irgendeiner Fremdsprache: Guten Tag, ja/nein, etc. kann er schon auf Russisch, Italienisch, Spanisch und Französisch. Da es dieses Jahr zum Camping nach Sardinien geht, ist Italienisch gerade sein Favorit: "Papa, was heisst 'schönes Mädchen' auf Italienisch?" :peinlich: Der Knirps ist vier... Kinder können einen täglich zigmal verblüffen.
    Wir lassen bislang die Finger vom Fernsehen. D.h. TV ist komplett tabu für den Kleinen. Damit er dosiert seine "Medienkompetenz" entwickeln kann, darf er sonntags 30min ausgewählte Filme am Notebook auf Youtube sehen (Kleiner Maulwurf, Kater Mikesch, Jim Knopf etc.). Er weiss auch schon, dass man mit dem "Kombjüder" im Internet Ersatzteile für Playmobil bestellen kann. Und welchen Sinn "Imels" (e-Mails) haben, ist ihm auch schon klar. Er hat auch schon 5-6 Handys - aber ohne Karte und ohne Akku, telefoniert aber im Spiel wie ein Profi damit.


    Zitat

    Zählen da Faktoren wie Loyalität, hohes Selbstwertgefühl (nur wer nicht weiss, wer er ist, kann manipuliert werden?!) oder gar Ehrlichkeit, vor allem zu sich selbst?


    Sicher. Man sollte ja eh nicht in einer Illusion leben, sich was vormachen. Aber man sollte den Tag auch nicht damit verbringen, Trübsal zu blasen und andere womöglich auch noch ständig damit zutexten, wie schrecklich schlimm doch alles ist. Immerhin ist die jetzige junge Generation die mit Abstand wohlhabendste, gesündeste, gesichertste, am friedlichsten aufgewachsene, mit der längsten Lebenserwartung usw. Und trotzdem (oder gerade deshalb) sind viele junge Leute unglücklich/unsicher/unzufrieden. Why?


    Zitat

    Ich verstehe weder was von Politik, noch von der Technik, wie ein MP- 3- Player funktioniert, aber ich weis, das ich auch ohne Studium eine Garten- ,Gerätehütte in meinem Garten bauen kann, ich weiss, was Recht und Unrecht ist!


    Das ist doch schonmal was! Der MP3-Player sollte ja auch nur ein Beispiel sein, wie sehr sich unsere Umgebung, vor allem die Technik, kompliziert hat, ja sogar verselbständigt hat. Das heisst ja nicht, dass nur der richtig gerüstet ist, der alles versteht und weiss. Das geht ja gar nicht. Wir nutzen heute alle wie selbstverständlich Dinge, die vor wenigen Jahrzehnten noch als unmöglich galten, als Zauberei. Und in einigen Jahrzehnten werden wir Dinge ganz selbstverständlich um uns haben, die uns heute noch schrecken oder als nicht relevant vorkommen:


    - 3D-Drucker rollen demnächst den Produktionsmarkt auf. Selbst Spitzengeräte liegen heute schon in Preisregionen, wie sie bei Laserdruckern vor 20 Jahren waren, Hobby-3D-Drucker sind heute schon für 600 Euro zu haben. Inzwischen kann man nicht nur exotische Spezialkunststoffe "drucken", es gibt auch schon kompostierbare Materialien, flexible, transparente Kunststoffe, Keramik und Metalle (aus Metallpulver, das anschliessend bei 1.000°C gesintert wird und gussähnliche Eigenschaften hat). Die erschwinglichen und hochwertigen 3D-Drucke haben das Potenzial, komplette Produktions- und Handelsabläufe auf den Kopf zu stellen. Wozu noch Schuhe in Vietnam herstellen lassen, wenn man sie sich zuhause drucken kann? Wozu viel Geschirr für die grosse Familienfeier einkaufen, wenn man es aus PLA sogar indivduell drucken kann und nach Gebrauch kommt das Geschirr auf den Kompost. Am Auto ist das Rücklichtglas kaputt gegangen? Kein Problem, wird nachgedruckt. Das ist eine Entwicklung, die vielen heute noch nicht klar ist.


    - Roboter: noch kostet der putzige 2-Beiner NAO mehrere tausend Euro/Dollar, aber solches Spielzeug wird uns in einigen Jahren, wenn die westlichen Gesellschaften gealtert sind, helfen, halbwegs selbständig im Alter leben zu können. Der negative Aspekt der Roboter-Entwicklung werden militärische Roboter sein und allgegenwärtige Schnüffeldrohnen.
    - synthetische Biologie: mit dem immer tieferen Verständnis von DNA und den Mechanismen in lebenden Zellen, wird es (leider) irgendwann in absehbarer Zeit möglich sein, quasi beliebige biologische Lebensformen zu erschaffen bzw. zu designen. Dagegen ist die heutige Gentechnik so primitiv, wie das Veredeln von Obstbäumen durch Pfropfen.


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    Was ich aber nicht weiss,ist, was der morgige Tag bringen mag!!


    Das bist Du nicht allein. Ist das aber so wichtig? Vieles kann man ohnehin nicht ändern, also wozu sich (unnötig) aufregen, über etwas was kommen oder nicht kommen könnte?


    Zitat

    Wenn ich nicht weiss, wie eine Waffe funktioniert, kaufe ich keine! Oder sehe ich das falsch?


    Die moderne Gesellschaft zeichnet sich neben allgemeinem Zugang zu Wissen (was früher nur einer winzigen Elite möglich war) vor allem durch Arbeitsteilung - nicht jeder muss alles können, gilt auch für Prepper - und die modernen Rechtstaaten durch Gewaltenteilung (Legislative - Exekutive - Judikative) aus. Würde ich zu denjenigen in der Gesellschaft gehören, die einen berechtigten legitimierten Auftrag "an der Waffe" haben, würde ich mich auch entsprechend fit machen in Umgang und Fachwissen über Waffen. Aber ein Panzerkommandant muss nicht wissen, wie sein Kampfpanzer gebaut wird, es reicht, wenn er ihn verwenden kann.


    Zitat

    Medien und der ganze schnickschnack dazu helfen mir nicht, einen 8jährigen unter Stress dennoch zu animieren, 5 Kilometer in schnellem Schritt zu maschieren, wenn ich selbst unter Stress nicht mehr in der Lage dazu bin, klar zu Denken!!


    Warum muss man sich immer mit den extremsten Szenarien verrückt machen? Mir wäre es lieber, meine Mitmenschen würden sich Gedanken über eher alltägliche Notfall-Situationen machen. Wie oft sehe ich havarierte Familienkutschen auf dem Pannenstreifen der Autobahn, wo der Papa selbstlos dabei ist, das dem fliessenden Verkehr zugewandte platte Rad zu wechseln, den eigenen Hintern bis auf Zentimeter an die mit 90 Sachen vorbeirauschenden 40tonner heranreckend, die Familie steht solang telefonierend ums Auto herum? Wäre der Mann "prepared", dann wäre er auf dem platten Reifen die 500m bis zur nächsten Behelfsausfahrt o.ä. weiter gerollt, wo er sicher arbeiten kann, auch wenn es dabei den ohnehin irreparablen Reifen zerschnitten hätte und evtl. die (gebraucht 30 Euro teure) Felge ramponiert hätte.


    Wenn es wirklich drauf ankommt und Du musst mit der Familie 5 Kilometer sprinten, dann wird das auch dem 8jährigen klar, dass das jetzt keine Übung ist. Kinder haben meist ein besseren Sinn für "Echte Gefahr liegt in der Luft", als wir abgestumpften Erwachsenen und merken recht schnell am Krisenverhalten der Grossen, dass es jetzt "ernst" ist.


    Zitat

    Istes falsch, das ich denke, das unsere Zivilisation eine Art von Grundstress erzeugt?


    Du machst Dir zu viele Gedanken. Es gibt keine Fabriken, in denen heimlich Stress produziert und nachts in der Gegend verteilt wird. Den Stress macht sich jeder selbst. Meine Mutter hat eine nette Spruchkarte in der Küche hängen: "Man kann sich jeden Tag aufregen - aber man ist nicht dazu verpflichtet" (das hilft übrigens auch gut gegen Nocebos...)


    Grüsse


    Tom

  • Hallo!


    Ich glaube, eine Möglichkeit, sich einen gesunden gesunden Menschenverstand und auch etwas Medienkompetenz zuzulegen ist, sich neben dem Konsum medialer Realität möglichst viel möglichst unmittelbarer und damit ungefilterter Realität auszusetzen, das heißt, sich mit Menschen Aug´in Auge auseinandersetzen, Konflikte nicht zu scheuen, sondern sie auszutragen, sich dem Wetter aussetzen, sich mit Gefahren im Beruf und im Alltag auseinander setzen, Dinge zu TUN und nicht nur darüber zu reden. Das sind Dinge, die auch ein durchschnittlicher Verstand schaffen kann, ohne verrückt zu werden. Wenn die Zusammenhänge zu groß, zu langfristig, zu komplex sind, geht es los mit Glauben, Halbwissen wie gesagt beim Durchschnittsverstand, mit mehr kann zumindest ich nicht aufwarten. :schmeichel:


    Lasst uns froh sein , dass wir hier in Mitteleuropa Zeit und Gelegenheit haben mal Szenarien und Modelle durchzuspielen statt uns den ganzen Tag damit abzuplagen, diesen lebend zu überstehen. Ein Spiel ist der Umgang mit Horrorszenarien für mich, nicht mehr, aber auch nicht weniger, denn Spiel ist immer auch Training, in dem Fall, mit hässlichen oder plötzlichen Veränderungen der Umgebung umgehen zu können, wenn diese dann wirklich kommen. Ob die Auseinandersetzung mit diesen Szenarien das Eintreten derselben wahrscheinlicher macht, wage ich nicht zu beurteilen.


    Nachtrag zur ungefilterten Realität: Ich habe den Beitrag noch etwas überarbeitet, nachdem mich die Realität vom PC geholt hat. Die Realität in Gestalt eines kleinen Kindes im Nachthemd, das Angst vor dem aufziehenden Hagelsturm hatte.


    Es grüßt, etwas platt von einem langen Tag, die Scholle

  • Zitat von role74;137250

    Wie soll ich meine Kinder erziehen?


    Eine riesengrosse Frage, die aber alle Eltern beschäftigt und Prepper vielleicht noch aus anderen Perspektiven.


    Ich bin kein Ratgeberwälzer, aber sehr froh, zu den Büchern von Jesper Juul gefunden zu haben. Bin ein grosser Fan von ihm geworden, auch wenn seine Anregungen nicht einfach umzusetzen sind, da es keine "Kinder-Handbücher" sind (à la Kind verhält sich so und so, dann tue dies oder jenes). Gutes Einstiegsbuch ist "Das kompetente Kind". Hat unglaublich viel entspannt bei uns, weil ich viele übernommene Erziehungsvorstellungen loslassen konnte, meine eigene Kindheit besser verstehen konnte, etc.


    Es gäbe da sehr viel zu schreiben, aber ich will mich weitgehend auf die Lektüretipps und einige meiner Erfahrungen beschränken. Ich sehe es wie Juul, dass jedes Verhalten von Kindern Sinn und Bedeutung hat, selbst das destruktivste. Juul plädiert für Beziehung statt Erziehung. Ehrlichkeit: Ja. Kinder sind ein Spiegel. Das ist nicht immer angenehm, aber ein Riesengeschenk und zwingt uns auf liebevolle Art menschlich weiterzureifen. Ehrlichkeit: Ja zum zweiten, denn Kinder brauchen authentische Eltern (und nicht solche, die eine Elternrolle spielen). Sie werden solange nach ihren Eltern suchen, bis sie sie spüren. Und wenn es auf Momente des Austickens beschränkt bleibt (wohl für die Kinder besser als gar nicht spüren). Und sind Eltern unsicher werden die Kinder immer fordernder/"provozierender" (gibt natürlich auch andere Gründe wie z.B. zu wenig positive Aufmerksamkeit/Anteilnahme an ihrem Leben/gemeinsame Erlebnisse), weil sie unsicher sind, ob die Eltern stabil sind und sich vergewissern wollen, weil sie sich durchaus ihrer Abhängigkeit/Ausgeliefertheit bewusst sind. Der von Tom genannte Respekt: Äusserst wichtig. Möglichst nie die Wünsche/Meinungen des Kindes als falsch abtun oder abwerten, auch wenn man die Wünsche nicht erfüllt, die Meinungen nicht teilt oder gut findet. Zwang ist eigentlich auch kaum nötig. "Ich will, dass Du..." (persönlich formuliert und wirklich gemeint) mit etwas Zeit danach für das Kind zu entscheiden genügt meist (jedenfalls noch bei jüngeren). Früher dachte ich, dass man Kindern die Hand geben "antrainieren" muss. Heute denke ich anders. Heute sehe ich, wie kleine Kinder grüssen (mit Blicken). Und sehe, dass sie irgendwann selbst "gross" sein wollen und dann die Hand geben (Vorbild sein genügt also völlig, ohne das Ziehen von Kindern, die damit nicht schneller wachsen). Interessant ist, dass ich das Gefühl habe, dass seit ich mehr Verständnis entwickelt habe, die anderen Kinder in der Kita mich mögen. Vielleicht, weil ich ihnen anders/aufmerksamer begegne, ihre Art Grüssen sehe, respektiere und erwidere (auf meine erwachsene Art). Unsere Kinder entscheiden auch, wieviel Nähe gerade für sie passt, ob sie umarmt oder geküsst werden wollen. Zu anderen Zeiten und z.T. heute noch in anderen Kulturen werden Kinder genötigt, fremden Leute zur Begrüssung ein Küsschen zu geben...


    Natürlich ist Eltern sein mit vielen Drahtseilakten verbunden. Wieviel Freiheit gibt man den Kindern, wieviel Anpassung fordert man, usw. Aber wenn ich so oft lese, dass sich jemand diese nicht zutraut, noch nicht bereit ist, usw. dann denke ich, dass der Leistungsdruck unserer Gesellschaft längst auf das Elternsein übergegriffen hat. Nur dass dort der Perfektionismus nicht funktioniert. Ich bezweifle, dass es irgendjemand schafft, gegenüber seinen Kindern nie einen Fehler (also etwas, was er/sie eigentlich so nicht wollte oder etwas, bei dem er/sie später sieht/denkt, dass es nicht gut für das Kind war) zu machen, seine Kinder nie zu verletzen (nicht physisch gemeint). Damit muss man als Eltern leben können. Ich hoffe oder wünsche mir, dass unsere Kinder vielleicht in 20-30 Jahren (vorher ist jeweils natürlich auch schön, wenn sie es können) mir sagen, was ich aus ihrer Sicht nicht gut gemacht habe, was sie verletzt hatte, etc. Das würde ich schön finden, weil es mir die Chance geben würde, zu lernen, ihnen evtl. zu erklären, zu sagen, dass ich immer mein Bestes gegeben hatte und mich allenfalls für unabsichtliches Leidzufügen zu entschuldigen.


    U.a. sehr interessant zum Thema Kinder und Natur:
    http://www.geo.de/GEO/natur/oe…s-in-die-natur-64781.html


    Weiterer wichtiger Aspekt von Tom genannt: Krisen. Die Kinder nicht in Watte packen. Sie untereinander streiten lassen (natürlich einschreiten, wenn es gefährlich handgreiflich wird). Langeweile aushalten lassen. Selbst ausprobieren/Lösungen suchen lassen. Selbst Grenzen erfahren lassen (dass Kleider anziehen doch noch nicht selbst geht, was dann zu einem "Trotz"-/korrekter: Frustanfall führt). Ich kenne viele Eltern, die Probleme haben, dass ihre Kinder nicht spazieren/wandern wollen (die aber mit mir wandern wollen :grosses Lachen:). Natürlich weiss ich die Gründe jeweils nicht. Ich weiss nur, dass ich unsere Kinder von kleinauf ans Laufen gewöhnt habe, sobald wir ganz auf den Kinderwagen verzichten konnten. Ich nehme dabei Rücksicht auf ihr Tempo, Pausenbedarf, etc. Wenn wir unterwegs am Wandern sind, weit entfernt von der nächsten Bushaltestelle, und sie mögen nicht mehr, dann setze ich in der Regel weder auf Ablenkung noch Anreize, sondern frage sie, ob sie grundsätzlich heim möchten (was weit laufen beinhaltet) oder weiterlaufen (was ebenfalls weit laufen beinhaltet). Und ob sie einfach eine Pause brauchen oder wir langsamer laufen sollen, was sie mir jederzeit sagen dürfen. So klappt das meistens gut. Jammern sie ständig ohne dass sie an ihrer Leistungsgrenze sind, dann beginne ich auch zu "jammern", dass mir der Ausflug mit dem ständigen Jammern auf die Nerven geht und dass sie mir dann halt das nächste Mal vor dem Ausflug sagen sollen, dass sie daheim bleiben wollen. Meistens ist dann der nächste Ausflug ohne Gejammere, aber normal gemeldeten Pausen- und Tempobedürfnissen. Manchmal frage ich auch vor dem Ausflug, ob sie denn die weite Wanderung oder z.B. die Waldübernachtung schaffen, bei der sie mit wollen. Sagen sie dann überzeugt ja weiss ich, wie sie sich mental eingestellt haben und kann sie unterwegs daran erinnern, sie damit motivieren/dabei unterstützen.


    Dies ein paar wenige Antworten zu diesem Riesenthema. Aus dem Nocebo-Effekt entsteht ein immer lebensumfassenderer Thread...


    Herzliche Grüsse
    linthler

  • Da fällt mir ein, daß ich als Kind/ mit Kindern tolle Beispiele für die Wirksamkeit des Nocebo-Effekts beobachtet habe:
    und zwar bei der Panik-Reaktion auf "Ekeltiere"!


    Meine eigene früheste Erinnerung:
    Ich lag als ca. Dreijähriges auf einer Decke im Garten, als plötzlich ein "Weberknecht" (gehört nicht zu den Spinnen, da 6-beinig, sieht aber so aus) mitten drüber stolzierte.
    Als ich erschreckt zurückzuckte, beruhigte mich meine Mutter, indem sie sagte, daß der ganz harmlos wäre und mehr Angst vor mir hätte, weil ich für ihn wie ein Riese aussähe...und wie zart er mit seinen langen dünnen Beinen ist.
    Ab da war ich ganz fasziniert von Spinnen, fing solche an unpassenden Stellen (in der Badewanne) sitzenden gaanz behutsam in Marmeladengläsern, betrachtete sie mit der Lupe und bewunderte das feine Muster auf ihrem "Fell", zeichnete sie überlebensgroß ab und hing die Bilder als Plakate: "Spinnenschutzgebiet!" im Haus auf.


    Demgegenüber habe ich eine Kollegin, deren Mutter bei jedwedem Krabbelzeug kreischend auf den Tisch sprang, die noch heute als erwachsene Frau eine solche Spinnenphobie hat, daß sie, als sie während des Autofahrens ein winziges Spinnchen auf der Windschutzscheibe entdeckte, wegen Schnappatmung und Bewußtseinsstörungen anhalten mußte und erst weiterfahren konnte, als das Tierchen weg war.


    Auch in meiner Schulklasse habe ich besonders im Biologie-Unterricht häufig erlebt, daß derartige Phobien bevorzugt von Müttern an ihre Töchter vererbt werden und in großen Mädchengruppen dann zu kollektiver Hysterie führen...

  • Hallo Hinterwädler,


    ich habe gewisse Zweifel, ob das vererbt wird. Gegenüber bestimmten Viechern, z.B. Schlangen, scheint es tatsächlich eine evolutionär/genetische Abneigung zu geben, war irgendwo Sinn macht, da viele giftig sind. Bei vielen anderen Tieren scheint es eher durch Erziehung und Umwelt konditioniert zu sein - dazu zählt insbesondere das erlebte "Vorbild" der Eltern, wenn Mutter beim Anblick einer Maus schreiend auf den Tisch steigt, dann werden die Kinder das so lernen. Was für eine Umweltprägung spricht, ist die Tatsache, dass man eine Phobie in einer Verhaltenstherapie relativ schnell (1-2 Wochen) abtrainieren kann.


    Ich habe da mal einen sehr schönen Fernsehbeitrag gesehen. Der Patient wurde verkabelt (EKG, Puls, Blutdruck) und die Therapie begann. Zunächst sollte er an einem Tisch Platz nehmen, der Therapeut setzte sich ihm gegenüber und zeigte das Foto einer Spinne. Man konnte sehr schön sehen, wie alle Vialparameter Stress anzeigten. Nachdem die Spinnenfotos halbwegs angstfrei ertragen wurden, wurde die Dosis gesteigert, kleine Spinnen im geschlossenen Terrarium, eine tote Spinnenhaut (Spinnen häuten sich beim Wachsen) auf dem Tisch, eine freilaufende kleine Spinne auf dem Tisch, die kleine Spinne auf dem nackten Arm des Patienten, eine Vogelspinne im Terrarium, freilaufend auf dem Tisch und schliesslich als krönender Abschluss, die Vogelspinne auf der Hand des (Ex-)Patienten, der als geheilt verabschiedet wurde. Das würde bei einer starken genetischen Komponente so nicht funktionieren.


    Im Grunde ist es bei vielen anderen Dingen, etwa beim Essen, ähnlich. Zu- und Abneigungen sind kulturelle Prägungen. Für vielr Europäer ist es schlicht unvorstellbar, gegrillte Heuschrecken zu essen, da Inskten einen Ekelfakor haben. in vielen Ländern Afrikas und Asiens ist das dagegen ein Snack - geschmacklich kein schlechter übrigens und ernährungsphysiologisch hochwertiges Protein.


    Meint


    Matthias

    They who can give up essential liberty to obtain a little temporary safety, deserve neither liberty nor safety.
    Benjamin Franklin (1775)

  • Sorry, da habe ich mich mißverständlich ausgedrückt.
    Ich meinte "vererbt" nicht im genetischen, sondern erzieherischen Sinne durch die Vorbildwirkung.
    Wobei gewisse Instinkte vielleicht eine Rolle spielen - warum sonst scheint das so geschlechtsspezifisch zu sein?
    In einer Wildnis voller giftiger Schlangen und Skorpione ist es vielleicht sinnvoll, daß Mütter ohne nachzudenken kreischend ihre Kinder retten?
    Und ekeln Jungs sich wirklich weniger oder wird ihnen das durch Hohn und Spott abtrainiert?

  • Zitat von Hinterwäldler

    Zitat

    ein "Weberknecht" (gehört nicht zu den Spinnen, da 6-beinig, sieht aber so aus)


    aus Wikipedia:

    Zitat

    Weberknechte gehören zu den Spinnentieren;


    nur mal so, sorry für das OT:grosses Lachen: