Der "Nocebo-Effekt" ... und die Verantwortung von Prepperforen

  • Im Wissenschaftsblog: www.scilogs.de wird gerade der "Nocebo-Effekt" beleuchtet:


    Das Phänomen, daß permanente Warnungen, insbesondere im Gesundheitssektor, die befürchteten negativen Erscheinungen erst erzeugen können!


    Daraus ergibt sich eine Debatte, welche Verantwortung die Medien bei der Verbreitung von Warnungen haben.


    Auch außerhalb des Gesundheitsbereichs gibt es viele Beispiele für medial erzeugte "self-fulfilling prophecys":
    etwa Bankruns.


    Auch unsere Foren sind Teil der Medienwelt.
    Wie können wir unserer Verantwortung besser gerecht werden?


    Sollten Teilnehmer, bevor sie Gefahrenmeldungen posten, gründlicher die Seriösität ihrer Quellen überprüfen?


    Oder:
    Kann es etwa sein, daß durch Fäden, in denen empfohlen wird, sich hier und heute auf einen Bürgerkrieg vorzubereiten, die Wahrscheinlichkeit für einen solchen steigt?

  • Ich denke, dass man so ganz allgemein Medien mit Bedacht "konsumieren" sollte.


    Also eher nicht konsumieren sondern kritisch hinterfragen. Und sich eine eigene Meinung bilden. Man kann das hier am Forum ja ganz gut sehen. Es gibt ein paar Benutzer, die "meinungsbildend" sind. Was keine böse Absicht ist, sondern mit dem Hintergrund der Erfahrung statt findet. Dazu ist ein Forum ja auch irgendwie da. :winking_face: Trotzdem lohnt es sich zu hinterfragen, ob der dargestellte Sachverhalt für einen selbst überhaupt so korrekt ist. Siehe z.B. kontroverse Diskussion "Der ultimative Feuerstarter".


    Verlässt man mal den etwas elitären Kreis z.B. dieses Forums und blickt mal auf die großen Leitmedien, sieht das ganze komplett anders aus. Hier wird Meinung im wahrsten Sinne des Wortes konsumiert.


    Wie es werden kann, ist an den USA ersichtlich. Dort werden die Massen durch die Medien geleitet, was in jeder Präsidentschaftswahl auch durch uns zu beobachten ist.


    Ob ich jetzt so weit gehen würde zu behaupten, dass Medienkonsum so etwas wie einen Krieg heraufbeschwören kann: Ich weiß es nicht. Schaut man mal ein wenig zurück auf Nazideutschland könnte man behaupten: Ja, das ist durchaus möglich. Nur leben wir heute doch in etwas aufgeklärteren Zeiten und ich denke zumindest für Europa nicht, dass dies so möglich ist. Zumindest hoffe ich das. Ich finde Frieden ganz gut.

    I feel a disturbance in the force...

  • Ich sehe preppen als Hobby und "erwarte" nicht unbedingt den Untergang...

    Aus gegebenem Anlass: ich distanziere mich hiermit ausdrücklich gegen jeden Form von Gewaltphantasien gegen andere, den Staat oder staatliche Organe. Ich betreibe prepping als Krisenvorsorge und als Hobby und tausche mich hier mit Gleichgesinnten aus.

  • Zitat von Cephalotus;137132

    Ich sehe preppen als Hobby und "erwarte" nicht unbedingt den Untergang...




    Sehe ich genauso, bis auf den Punkt, dass ich der festen Überzeugung bin das unsere Wirtschaft durch das ganze EU-Getue förmlich ruiniert wird

  • Hallo zusammen,


    ich bin der festen Überzeugung, dass uns Medien und auch foren beeinflussen können, wenn wir das zulassen.
    Aber selbst wenn wir das nicht zulassen tun sie es.
    Im Unterbewußtsein werden wir uns immer an das erinnern was wir irgenwann gehört oder gelesen haben. Wir werden entsprechend reagieren.
    Ich glaube aber nicht, dass die Teilnahme an einem Prepperforum selbsterfüllende Prophezeiungen hervor ruft.
    Da schon eher der ungebremste Konsum mancher Medien (auch TV).
    Daher: Immer kritisch beobachten und mehrere Meinungen hören.
    Selbst die Wissenschaft hat schon oft geirrt.


    lg


    menatarms

    Train hard, fight easy

  • Worum es hier geht ist Medienkompetenz. Dies ist, wie viele andere Kompetenzen auch, durchaus erlernbar...


    Ich persönlich glaube nicht daran, dass Foren "sulf fullfilling prophecys" auslösen können. Was ich aber glaube, ist, dass sich die Wahrnehmung verschieben kann und daher Ereignisse aus einem anderen Blickwinkel betrachtet werden.


    Und wenn dann tatsächlich etwas passiert, dass in eigene Denkmuster passt, heißt es: "Seht ihr! Ich hab es doch gesagt!"


    Grüße,


    Mark Wilkins

  • Zitat von Mark Wilkins;137146

    ...
    Ich persönlich glaube nicht daran, dass Foren "sulf fullfilling prophecys" auslösen können. Was ich aber glaube, ist, dass sich die Wahrnehmung verschieben kann und daher Ereignisse aus einem anderen Blickwinkel betrachtet werden.


    Und wenn dann tatsächlich etwas passiert, dass in eigene Denkmuster passt, heißt es: "Seht ihr! Ich hab es doch gesagt!"



    In diese Richtung tendiere ich ebenfalls.
    Je mehr man über etwas zu wissen glaubt, desto mehr ändert sich der Blinkwinkel auf die Sache.
    Wenn du dich nicht mit Autos beschäftigst fahren sie dich von A nach B. Nun fängst du an Informationen zu sammeln, Bsp Verbrauch. Mit dieser Information ändert sich auch die Blickweise auf das Auto.
    So geschieht das mit allem was du tust. Je mehr du zu wissen glaubst, je unterschiedlicher ist der Blinkwinkel im Vergleich zum Anfang.
    Hier liegt auch das Problem. Es gibt ein Überangebot an Informationen, deren Selektion am Anfang schwierig ist.

  • Hallo,


    wie Mark Wilkins schon bemerkte, es geht um Medienkompetenz. gerade im Zeitalter des Internet und "sozialer" Netzwerke würde ich die sogar als Schulfach lehren. Relevanzfilterung und kritische Überprüfung von Informationen.


    Gerade die sogenannten "sozialen" Netzwerke sind brandgefährlich. man bekommt nur noch vorgesetzt, was man "liked" und was die "Freunde" "liken". Man lebt in einer künstlichen Welt, in der die eigene Meinung nicht nur mehrheitsfähig, sondern scheinbar die von allen geteilte einzige Wahrheit ist. Der User erzeugt per like button eine positive Rückkopplung auf Kongruenz anderer Beiträge mit den eigenen Denkmustern, die sich dann nur noch verfestigen, aber kaum noch auf den Prüfstand kritischer Hinterfragung kommen.


    Im Internet gibt es keine Verschwörungstheorie, die nicht abstrus genug ist, um ihre Fans zu haben. Wenn ich Fan einer Verschwörungstheorie werde und nach "Beweisen" gurgele, werde ich die gigabyteweise finden. Auch hier kann ich mich bequem in meinem Weltbild einrichten und Informationen, die es gefährden könnten, problemlos ausblenden. Tante Gurgel zeigt mir genau das an, wonach ich suche, wenn das Aliens in der Area 51 sind, werde ich reichlich "Belege" dafür finden.


    Meine Meinung: Lest eine seriöse überregionale Tageszeitung, in D etwa die FAZ, die Süddeutsche oder in der Schweiz die NZZ, nicht unbedingt die Zeitung mit den vier Buchstaben.


    Im Fernsehen sind - bei allen Vorbehalten - die öffentlich-rechtlichen immer noch seriöser als private Skandal- und Klamauksender à la RTL.


    Wer sich - sagen wir mal zum Nahostkonflikt - umfassend informieren will, der kann die englischsprachigen Dienste von Al Jazeera oder Khol Israel nutzen, Satellit, live stream im Internet oder Kurzwelle. Während des Reaktorunfalls in Fukushima war mein meist gesehener Sender der englische live stream des japanischen Fernsehsenders NHK.


    Ansonsten halte ich es mit dem Bonmot des Physiknobelpreisträgers Steven Weinberg: "Extraordinary claims require extraordinary evidence". Je sensationeller eine Geschichte ist, je skeptischer sollte man ihr gegenüber stehen und auf umfassenden Belegen aus unabhängigen Quellen bestehen.


    So sehr ich meine Mitforis schätze und bei vielen auch ihre überzeugende Kompetenz kenne, wenn mir hier jemand ein interessantes, aber völlig neuartiges Verfahren serviert, dann wird meine Reaktion sein. "Oh, interessant, auf die Merkliste, das sollte ich bei nächster Gelegenheit einmal praktisch ausprobieren." Ich würde mich jedenfalls nicht blind darauf verlassen: "Wird im Notfall schon funktionieren."



    Ein anderes Bonmot: Der Chemienobelpreisträger Manfred Eigen hat einmal gesagt: "Es ist eine sehr bekömmliche Diät für einen Naturwissenschaftler, jeden Tag eine seiner Lieblingshypothesen zu schlachten und mit gutem Appetit zu verspeisen." Dieser Ernährungsratschlag gilt meiner Meinung nach nicht nur für Naturwissenschaftler.


    Skeptikergrüsse


    Matthias

    They who can give up essential liberty to obtain a little temporary safety, deserve neither liberty nor safety.
    Benjamin Franklin (1775)

  • @*Waldschrat: "Medien-(und Kultur-)-Wissenschaften" gibt es sowohl als Studiengang, wie auch als Unterrichtsfach. Allerdings ist dies an vielen Schulen noch eine Randerscheinung. Und, aus Gründen die bereits genannt wurden, finde ich, dass man nicht früh genug damit beginnen kann, Kinder darin zu unterrichten.

  • Hallo zusammen


    Tja da kann ich nur folgendes Vorgehen empfehlen!


    Es heisst: GMV - oder soviel wie gesunder Menschenverstand


    Jetzt ist es natürlich so, dass diese Definition nicht allen zugänglich ist. :staun:


    Warum das so ist? ............., weiss ich selber nicht. Aber die tägliche Arbeit im Forum zeigt, dass dem so ist!


    Ich weiss ist etwas "Pöse", aber entspricht den Tatsachen.


    Viele Grüsse, Ernst


  • Hallo Ernst,


    ich bin jetzt auch mal ganz pöse ...


    Da ich schon in den vorangegangenen Beiträgen mit Bonmots um mich geschmissen habe, hier ein weiteres, Autor mir unbekannt: "Intelligenz ist das am gerechtesten verteilte Gut auf diesem Planeten. Jeder glaubt, genug davon bekommen zu haben"


    Pöse, pöse Grüse:devil:


    Matthias

    They who can give up essential liberty to obtain a little temporary safety, deserve neither liberty nor safety.
    Benjamin Franklin (1775)

  • Hallo,


    ein durchaus interessanter Aspekt ist die "Verantwortung der Medien bei der Verbreitung von Warnungen"


    Kommerzielle Medien stehen unter dem Druck, hohe Auflagen bzw. Einschaltquoten zu erzielen. Deshalb wird natürlich dramatisiert, gelogen und gebogen, was das Zeug hält. Negativthemen verkaufen sich schon immer besser als gute Nachrichten. Je krasser der Titel, um so höher die Aufmerksamkeit. "Qualitätsjournalismus" hat es ziemlich schwer. Ein Beispiel aus letzter Zeit war für mich der auch hier diskutierte Arte-Filmbeitrag über die beschränkten Phosphor-Vorkommen: "...das Ende der Menschheit?" da sind dem zuständigen Redakteur wohl auch die Quoten-Pferde durchgegangen.


    Mir kommt es so vor, dass die Medien mit den Jahren verschiedene "Aufmacher" durchprobiert haben: schaut man sich alte Illustrierte aus den 1960er-70er Jahren an, dann bestimmten Kriegsbilder die Titelseiten. In den 1970er-80er Jahren waren die Kriegsthemen durch und wurden durch Badenixen etc. abgelöst. Heute macht man Quote mit Angstthemen.


    Das "schöne" an Angstthemen ist, dass der Journalist nicht besonders viel recherchieren muss, es genügt, ein paar wirre Thesen in den Raum zu stellen, pseudowichtige Studien zu zitieren oder , noch mit halbwegs seriösem Anschein, ausführlich über die Leiden der Betroffenen zu berichten. Ob ein Windrad tatsächlich Anwohner krank macht, ist gar nicht so wichtig, es genügt, ein paar Menschen zu präsentieren, die nicht mehr ruhig schlafen können, seit ein Windrad in ihrer Nähe geplant wird. Und schon hat man ein Thema. Da momentan allerorten Windräder geplant und gebaut werden, ergibt sich auch ein "me too"-Effekt: viele Leser können sich damit identifizieren, schauen aus dem Fenster, sehen in der Ferne ein Windrad und schon kribbelt und juckt es.


    Warum haben Nocebo-Effekte gerade Konjunktur?


    Allein schon die Tatsache, dass der Begriff "Nocebo" entstanden ist und offenbar auch ein Bedarf dafür existiert, ist bemerkenswert. Angst vor dem Unbekannten, die krank macht, ist das, was die Nocebos gemeinsam haben: Angst vor Windrädern macht krank (es braucht gar keine Windräder dazu), Angst vor "Handystrahlung" macht krank (es genügt, zu behaupten, dass der Proband bestrahlt wird, um die Symptome auszulösen). Man sagt, die Angst vor Radioaktiviät hat nach Tschernobyl und Fukushima mehr Schaden angerichtet, als die Radioaktivität selbst. Usw.


    Der Grund für die Angst vor dem Unbekannten liegt IMO tiefer: es liegt daran, dass viele Menschen vor der Moderne kapitulieren, sie haben es aufgegeben, Dinge verstehen zu wollen oder auch nur zu hinterfragen. Vor 40 Jahren konnte jedes Schulkind leicht nachvollziehen, wie ein Plattenspieler funktioniert, das mechanische Prinzip der Rillen in der Schallplatte, die direkt Tonhöhe und Lautstärke der Musik darstellen und mit einer Nadel abgetastet werden, war jedem 10jährigen Kind in wenigen Minuten zu vermitteln, war in jedem Lexikon nachzulesen. Dann kam der CD-Player und mit ihm endete die einfach nachvollziehbare Erklärung der Funktion. Stattdessen wurden simple Blockschaltbilder in den Lexika abgebildet, es war ja alles "digital" und damit hatte es sich. Fragt heute mal jemand, wie ein MP3-Player funktioniert... Es wird in der "allgemeinbildenden Literatur" schon gar nicht mehr erklärt. Konnte mein Physiklehrer am Gymnasium noch das Funktionsprinzip des klassischen Schwarzweiss-Fernsehers anschaulich erklären, musste er bei meiner Frage, wie denn dann ein Farbfernseher arbeitet schon kapitulieren.
    Diese "Wissen-wie-es-funktioniert"-Schere klafft immer weiter auseinander. Es ist heute schon wieder soweit wie im Mittelalter, dass die Leute schlicht alles für möglich halten (damals war es Hexerei, heute ist es Wissenschaft). Es gibt eine Anekdote aus einem Londoner Zoo: vor ein paar Jahren hatten Forscher dort einen "Roboterfisch" entwickelt und ihn nun testweise in einem Zoo-Aquarium schwimmen lassen. Damit der Roboter wenigstens ein bisschen wie ein Fisch wirkt, hat man ihm eine entsprechend bunte Neopren-Hülle übergezogen. Nun kam es zu folgender Situation: eine Besucherin sprach einen der vor dem Aquarium stehenden Forscher an: "Warum haben Sie denn diesem armen Fisch so einen komischen Pullover übergezogen?" Ein Forscher holt mit Stolz zu einer Erklärung aus, dass es sich um einen ganz neu entwickelten autonomen Tauchroboter handelt, der sich wie ein Fisch bewegen kann..:"
    Die Reaktion der Besucherin "Ach so." Sagts und geht weiter.


    D.h. das Gefühl für das, was Realität und was Fiktion ist, geht immer mehr verloren. Die Leute geben es auf, Dinge zu hinterfragen und fangen stattdessen wieder an zu "glauben". Leider nicht im religiösen Sinne, sonder eher im Sinn von Aberglauben, Mystik, Magie. Wenn ich heute eine Mitteilung verbreiten würde: "Wissenschaftlern an der Stanford University ist es erstmals erfolgreich gelungen, im Laborversuch Mäuse mittels Teleportation von einem Raum in einen anderen zu übertragen." würde garantiert ein Grossteil der Leser das sofort glauben (bei Star Trek geht das ja schliesslich schon lange...).


    Dieser um sich greifende Verlust an Gespür für Realität macht mir am meisten Sorgen. Es ist nichts anderes, als der "GMV" den Ernst erwähnt hat, der hier vielen abhanden kommt - der gesunde Menschenverstand, der Behauptungen kritisch hinterfragt und nicht einfach akzeptiert und glaubt.


    Insofern hat ein Forum wie unseres ja vielleicht sogar heilende Wirkung: hier wird doch einiges klargestellt, hinterfragt und durchleuchtet.


    Grüsse


    Tom

  • Zitat von tomduly;137188

    Die Leute geben es auf, Dinge zu hinterfragen und fangen stattdessen wieder an zu "glauben".


    Ein sehr interessanter Beitrag. Ich denke, es ist oft nicht ein wirkliches "Glauben", sondern einfach ein - vielleicht oft rein pragmatisches - Hinnehmen ("Ach so"). Wir werden alle geflutet mit Informationen, jede Lobby und Interessensgruppe möchte gehört werden. Alles zu hinterfragen, dazu reicht schlicht die Zeit nicht. Und bereits die Selektion, welche Informationen hinterfragt werden sollen (was zu einer Weiterverfolgung/Vertiefung führt) und zu was man wirklich Stellung beziehen sollte (wozu man meistens noch mehr Informationen benötigt), ist oft anspruchsvoll. Weil bereits eine fundierte Selektion einen gewissen Informationsstand voraussetzt. Häufig dürften es persönliche Interessen, Gewohnheiten, etc. sein die mitentscheiden, auf welche Informationen man stösst und wie man damit umgeht. Die direkte Demokratie in der Schweiz ist toll, aber ich muss gestehen, dass ich viele Vorlagen nicht einfach finde, weil die Systemveränderungen, um die es geht, komplexe Systeme betreffen, die ich auch als Akademiker nicht durchschaue und mir schlicht die Zeit fehlt, mich zum Experten zu machen. Also muss ich den Experten vertrauen, die mir seriöser scheinen (meistens haben ja immer Befürworter und Gegner "Experten").


    Sehr interessant ist auch der Aspekt, dass früher der Zugang zu Information limitiert war (nur für die wenigen, die lesen konnten, die Zugang zu Bibliotheken hatten, Atlanten lesen konnten, etc.). Heute ist die Aufmerksamkeit der limitierende Faktor, was zur Aufmerksamkeitsökonomie führte.


    Ausserdem auch die Tatsache, dass es noch nie soviel Wissen gab wie heute (vieles davon wahrscheinlich für einen kleinen Zirkel oder direkt für eine Bibliothek produziert). Aber das der einzelne im Vergleich zum Gesamtwissen noch nie so wenig wusste wie heute. Damit müssen wir leben. Einige geben es einfach zu, andere versuchen Strategien wie Impression Management. Leonardo da Vinci konnte zu seiner Zeit noch ein Universalgenie sein, heute würde er das kaum mehr schaffen.


    Mit der Anzahl Funktionen und Programmen von Geräten steigt leider nicht die verfügbare Zeit, diese auch anzuwenden. Der Tag hat weiterhin nur 24 Stunden. Gibt dazu sicher interessante Studien, was von Handys, Videorecordern, etc. überhaupt mehrheitlich nur benutzt wurde (wahrscheinlich zur Enttäuschung der Entwicklungsabteilung), aber die Funktionen mussten natürlich dabei sein, denn nur mit dem neusten ist man dabei, kann man dem Besuch imponieren, etc.


    Jeden Tag benutze ich viele wunderbare Erfindungen. Einige verstehe ich besser, andere weniger und einige überhaupt nicht. Die Frage ist, ob es meinen Alltag besser machen würde, wenn ich alles davon verstehen könnte (abgesehen davon, dass ich mit diesen Fähigkeiten dann vielleicht Milliardär wäre)? Und bis zu welchem Grad? Atomphysik, da es letztlich alles schwingende Atome sind?


    Als Prepper finde ich es wichtig, dass ich unterscheiden kann zwischen Grundbedürfnis (und wie ich diese auch unter erschwerten Bedingungen decken kann) und Luxus. Weil in der Aufmerksamkeitsökonomie natürlich alle versuchen, ihre Infos und Produkte als (sozial, wirtschaftlich, physisch) "überlebenswichtig" anzupreisen, ohne welche die Welt untergeht, ich für die Gesellschaft nicht schön und jugendlich genug bin, etc.


    Herzliche Grüsse
    linthler

  • Erstmal vielen Dank für Eure tiefschürfenden Antworten!
    Besonders die Idee, daß ein gut geführtes Forum auch eine "Heilwirkung" haben kann, gefällt mir!


    Was können wir tun, um diese "Heilwirkung" zu fördern?


    Mir fallen spontan zwei Aspekte ein:


    - Eso- und VT- themen weniger abwürgen, sondern sich mehr Mühe geben, sie argumentativ zu widerlegen.
    Wenn man auch den Themenstarter nur selten überzeugt, wird man so manchen stillen Mitleser aufklären können.


    - mehr Analyse von Risiko-Wahrscheinlichkeiten:
    ...wenn bestimmte Gefahren thematisiert werden, versuchen, mehr fundierte Schätzungen über Schadenshäufigkeit und -höhe in Relation zu geläufigen Risiken herauszufinden (etwa das Risiko, vom Blitz erschlagen zu werden im Vergleich zu der Wahrscheinlichkeit, in einen Autounfall verwickelt zu werden).
    Vielleicht könnten wir versuchen, Infobeziehungen zu großen Versicherungen herzustellen.
    Diese Konzerne machen fast nichts anderes als Risiken zu berechnen und verfügen über gigantische Datenmengen und Statistiken.
    Vielleicht wäre die Verbreitung des Preppergedankens in der Bevölkerung auch in deren Interesse zwecks Schadenminimierung...


    Hoffentlich habt Ihr noch mehr und bessere Ideen!

  • Hallo,


    das Thema finde ich sehr interessant. Aber ich bin ebenfalls der Meinung, dass solche Foren wie dieses eher den Blick differenzieren, und bei solchen Meldungen wie "Todesgefahr durch Problembär" das viel genauer die Gefahr abschätzen und dadurch gelassener sein können.


    Zum Thema "Macht der Medien". Ich glaube, dass man an vielen Beispielen sehen kann, dass die "Gleichschaltung" der Massen immer noch gut funktioniert. Mal haben alle Angst vor Krebs-Pommes (wo sind die jetzt?), mal vor Vogelgrippe, mal vor blah blah blah. DSDS: Superstar alle kennen ihn, eine Woche vorher kannte ihn niemand, und eine Woche hinterher auch nicht mehr. Wenn eine Medienkampagne gegen irgendeine Volksgruppe mit genügend großem Aufwand betrieben wird, sind wir innerhalb von drei Monaten im totalen Krieg. Vermutlich schneller.


    Was lernen wir als Prepper? Man sollte damit rechnen, dass nicht nur Naturkatastrophen oder menschgemachte Katastrophen möglich sind, sondern dass auch ganz schnell (Bürger-)Krieg oder ein politischer Klimawechsel passieren kann. Lassen wir es mal so sagen: Wenn dann der Mob mit Mistgabeln unterwegs ist, möchte ich denen lieber nicht im Weg rumstehen :)



    Nick

    Quidquid agis prudenter agas et respice finem

  • Zitat von Opa;137217

    Wenn eine Medienkampagne gegen irgendeine Volksgruppe mit genügend großem Aufwand betrieben wird, sind wir innerhalb von drei Monaten im totalen Krieg. Vermutlich schneller.


    Ich denke, Infotainment ist einfacher als Aufstachelung. Einerseits, weil es den Mechanismus der Opfersolidarisierung gibt (womit eine Gruppe im Nahen Osten jedes Jahr zig Millionen Dollars macht). Andererseits beruhigt auch die Reader's Digest Umfrage zum Vertrauen in 20 Berufsgruppen:


    http://www.rd-presse.ch/presse…eute-wieder-an-der-spitze


    Heute ist es sogar eher so, dass diejenigen, die über gewisse Aufstachelungen gewisser Gruppen gegen alle anderen berichten als "Hetzer" verschrien werden. Um es am politisch korrekten Beispiel der Neonazis zu illustrieren: Dass die Neonazis zur Judenvernichtung aufrufen wird toleriert oder ignoriert (natürlich bei Neonazis in echt nicht, da es keinen Mut braucht, auf besiegten Gruppen herumzuhacken, während die unbesiegten dafür sorgen würden, dass man sein Leben unter Polizeischutz mit all seinen Unfreiheiten weiterführen müsste...). Berichtet nun jemand darüber, so wird getan, als wäre er der Neonazi. Als wäre er nicht Überbringer/Dokumentierer der Botschaft/Aktivitäten, sondern selbst der Aufstachler (gegen die friedlichen Neonazis, denn friedlich sind doch alle, nur nicht diejenigen, die mit verstörenden Aufdeckungen die Idylle stören). In einer Zeit der Überinformation liegt die Macht der Medien nicht nur darin, was sie bringen, sondern ganz stark ebenfalls darin, was sie nicht bringen. So werden immer mehr Seiten mit der früher letzten Seite gefüllt statt Entwicklungen, die für alle relevant sind.


    Macht haben die Medien, grosse Macht. Manche sagen, sie seien eigentlich bereits die erste Macht und nicht die vierte. Sie entscheiden, ob der Trainer bleibt. Ob der Politiker bleibt. Usw. Wie teilweise über Verdächtige berichtet wird... Von Unschuldsvermutung ist da nicht mehr viel übrig. Die verlorene Ehre der Katharina Blum. Oft tragisch bis existenzzerstörend, aber doch noch um einiges entfernt einen Bürgerkrieg lostreten zu können. Mit Sex & Crime den Konsumenten etwas zu kitzeln ist was anderes als ihn zum Hassen zu bringen. Zumal eine angegriffene Gruppe in der Regel auch andere Möglichkeiten hat sich zu wehren. Es ist ja zum Glück nicht so, dass die Medien nicht vor Gericht antraben müssen.


    Was aber immer noch gut funktioniert sind die Schuldenböcke. Z.B. der böse Kapitalismus ist schuld (dabei können in der Marktwirtschaft misswirtschaftende Unternehmen inkl. Banken untergehen...). Oder die Amis. Oder die Scheininvaliden (war perfekt, um Sparmassnahmen auf dem Buckel von allen Invaliden durchzubringen). Usw. Geht es der breiten Masse schlecht und wird ein Schuldenbock präsentiert, dann wird es richtig gefährlich. Die Juden können ein Lied davon singen. Brunnenvergifter, usw. Und nicht wenige dürften denken, dass im Nahen Osten Friede, Freude, Eierkuchen herrschen würde, gäbe es nur Israel nicht (wahrscheinlich wird auch in Thailand, auf den Philippinen und anderswo wegen Israel Lehrer enthauptet, usw.).


    Nicht gerade der Nocebo-Effekt, aber wenn über Menschen oder Menschengruppen in einer entmenschlichenden Art und Weise berichtet wird, so werden in den Herzen, die mit einem dafür offenen entsprechenden Welt- und Menschenbild zu dieser Entmenschlichung bereit sind, diese Menschen entmenschlicht. Das ist der Ausgangspunkt für Grausamkeiten und sehr wahrscheinlich eines Totalitarismus. Wie mit Menschen, denen Menschlichkeit abgesprochen wird (also Ungeziefer, Ratten, Affen, Schweine und wie sie in der Geschichte schon betitelt wurden), (moralisch) verfahren werden darf hat die Geschichte leider zur Genüge gezeigt. Immer wieder entmenschlichen auch unsere Medien, aber normalerweise "nur" Einzelpersonen. Aktuell ist ein "Monster", eine "Bestie" in den USA. Zweifellos abscheuliche Taten. Aber der Verdächtige ist wohl ein kranker Mensch und keine Bestie. Ein kranker Mensch, der anscheinend keine Hilfe suchen konnte oder wollte und den das System nicht rechtzeitig fand, nicht behandeln oder zumindest verhindern konnte, dass er anderen Schaden zufügen konnte. So mussten drei junge Frauen leiden. Sicher entmenschlichte er seine Opfer, aber uns deshalb auf die gleiche Stufe herabzulassen und ihn auch zu entmenschlichen? Damit es leichter fällt, ihn durch den Fleischwolf zu drehen und Lampenschirme und Seife aus ihm zu fertigen?


    Es gibt aber auch andere Beispiele. Sehr berührt hatte mich ein Interview/Bericht über Ahmad Batebi im Magazin. Er hatte Übelstes erlebt, war u.a. gefoltert worden. Trotzdem zeigte er unglaubliche menschliche (Über-)Grösse und konnte seine Folterknechte als kranke Leute sehen, die eigentlich behandelt werden müssten. Leider ist der Text nicht mehr im Original online verfügbar, hier aber eine (schlecht leserliche) Kopie (deutsch weiter unten):


    http://www.inarchive.com/de/i/…010-11-06-description/22/


    Bei Amnesty & Co. kann man auch nachlesen, dass dem wirklich so ist. Leute, die bei uns auf geschlossenen Abteilungen bestmöglich behandelt werden werden anderswo auf der Welt in Kellern auf andere Leute losgelassen. Weil ein psychisch gesunder Mensch sowas nicht lange machen könnte.


    Sorry, dass dieser Beitrag etwas ausgeufert ist. Aber ich zähle die längstmögliche Bewahrung der Menschlichkeit in einer Ausnahmesituation auch zu den wichtigen Aspekten. Die sich leider nicht "üben" lassen. Aber ein bewusstes Arbeiten an der eigenen Haltung/Denk- und Sichtweise ist immer möglich. Von den Judenrettern im zweiten Weltkrieg weiss man, dass die meisten ihr Tun nicht als heldenhaft, sondern normal empfanden. Sie handelten einfach ihren Werten entsprechend. Wir können nur hoffen, dass heute mehr Leute solche Werte in sich tragen.


    Herzliche Grüsse
    linthler

  • Ich persönlich halte es ganz einfach. Hört sich ein wenig OT an, passt aber auf eigentlich jede Lebenslage. Damit wohl auch hierher... :face_with_rolling_eyes:


    Wer sich mal, wenn auch nur oberflächlich, mit der Funktionsweise des menschlichen Gehirns befasst hat sollte eigentlich zu dem Schluss kommen, dass man nicht nur den Medien nicht sondern auch seinem eigenen Denken nicht trauen darf da es zu einem großen Teil fremdgesteuert ist.


    Was da weiterhilft, ist die Logik.


    Hört sich lustig an. Ist es auch. Und es ist mein voller Ernst.


    Wer sich damit mal befasst hat, kann über welche "Manipulation" auch immer nur noch müde lächeln. Und über viele andere Dinge auch. :lachen:


    Ich weiß. Das hört sich ein wenig bekloppt an. Ich poste es trotzdem.

    I feel a disturbance in the force...

  • Da hätte ich so ein, zwei Fragen, evtl mehr, evtl weniger?!?!


    Um diesen GMV zu erhalten, sich anzueignen oder wie auch immer, brauch ich dazu nicht ein gewisses Quantum an Selbstvertrauen?


    Um Informationen jeglicher Art auseinander zu halten, brauch ich da nicht "normales" Grundwissen, wie z. B. die Politik funktioniert ?


    Wie soll ich meine Kinder erziehen?


    Zählen da Faktoren wie Loyalität, hohes Selbstwertgefühl (nur wer nicht weiss, wer er ist, kann manipuliert werden?!) oder gar Ehrlichkeit, vor allem zu sich selbst?


    Ich verstehe weder was von Politik, noch von der Technik, wie ein MP- 3- Player funktioniert, aber ich weis, das ich auch ohne Studium eine Garten- ,Gerätehütte in meinem Garten bauen kann, ich weiss, was Recht und Unrecht ist!


    Was ich aber nicht weiss,ist, was der morgige Tag bringen mag!!


    Wenn ich nicht weiss, wie eine Waffe funktioniert, kaufe ich keine! Oder sehe ich das falsch?


    Medien und der ganze schnickschnack dazu helfen mir nicht, einen 8jährigen unter Stress dennoch zu animieren, 5 Kilometer in schnellem Schritt zu maschieren, wenn ich selbst unter Stress nicht mehr in der Lage dazu bin, klar zu Denken!!


    Istes falsch, das ich denke, das unsere Zivilisation eine Art von Grundstress erzeugt?


    Grüsse, role


    P.S.:Das sind ernstgemeinte Fragen und hätte da auch gerne eure Meinungen dazu!Danke, Leute

  • Hallo, role74,
    vorab, ich habe allergrößten Respekt vor allen, die heutzutage Kinder zu erziehen haben!
    Ehrlich gesagt, würde ich mir diesen Drahtseilakt nicht zutrauen, ich habe allergrößte Mühe, mich selbst zu Disziplin zu zwingen, gerade bei der Mediennutzung.
    Oft rechtfertige ich meine Faulheit in Haushalt und Buchführung damit, jetzt unbedingt erstmal wichtige Informationen verarbeiten zu müssen!
    Das führte schon in meiner Jugend zu Konflikten mit meiner Mutter:
    Oft textete ich sie mit Weltproblemen zu ala Hunger in der Welt oder Umweltschutz, worauf sie konterte:"Räum erst mal Dein Zimmer auf!"
    Darauf ich: "Ich kann doch mit dem Engagement für XY nicht warten, bis ich mein Zimmer aufgeräumt habe!"(was bei einem Messi niemals der Fall sein wird).
    Noch heute räume ich meiner Sucht nach Informationen mit Empörungsfaktor und dem Protest gegen irgendwelche Mißstände Vorrang ein gegenüber der Bewältigung meines privaten Chaos.
    Das beeinträchtigt ja nur mich, wenn ich es wegen Nichtfindens irgendwelcher Sachen kurz zur Kenntnis nehme, ist im Weltmaßstab jedoch völlig belanglos.


    Im Moment grübele ich mal wieder, wie ich mich zur GEZ verhalten soll.
    Hatte mich kürzlich zähneknirschend dazu durchgerungen, mich aus eigenem Antrieb da anzumelden, weil ich die Möglichkeit, bei Tagesschau-online öffenliche Kommentare zu posten, durchaus zu schätzen weiß.
    Ich möchte ja auch nicht, daß es NUR noch kommerzielles Verblödungs-Fernsehen und -Radio geben soll.
    Seit die Tagesschau sich umgebaut hat, stürzt mein Windows2000 aber immer ab und ich fühle mich maßlos verarscht.
    Jetzt muß ich diese ganze verschwenderische und hochkorrupte Medien- und Sport-Mafia zwangsfinanzieren, obwohl ich kein TV besitze und und nur ganz gelegentlich SWR-Nachrichten höre.
    Ich fühle mich in meiner grundgesetzlich garantierten Informationsfreiheit eingeschränkt, weil ich mir wegen der Staatsmedien-Gebühr von rd. 50 Euro/3 Monate in diesem Zeitraum weder 5 wissenschaftliche Bücher noch 10 Qualitätsmagazine leisten kann.


    Ich bin selbstverständlich bereit, für die Dienstleistungen zu bezahlen, die ich tatsächlich nutze.
    Ich sehe auch ein, daß eine Pauschale zweckmäßig ist, um eine gigantische Datenschnüffelei bzgl. Mediennutzung überflüssig zu machen.
    Und vor allem finde ich, daß Journalisten, die in Krisengebieten und Diktaturen ihre Freiheit, Leib und Leben riskieren, um uns mit unabhängigen Augenzeugenberichten zu versorgen, fair bezahlt und ihre Angehörigen abgesichert werden müssen.


    Ich trete dafür ein, die öffentlichen Medien gewaltig abzuspecken und den ganzen Entertainment-Kram den Kommerziellen zu überlassen sowie all die Partei- Kirchen- und sonstigen Lobbyisten rauszuschmeißen.


    Sie müßten in eine reine Informations- und Bildungs-Institution umgewandelt werden, die Aufklärung auf höchstem Niveau verbreitet und demokratische Debatte und Meinungsbildung ermöglicht.


    Dazu müßten selbstverständlich regelmäßige vernünftige Features zu Krisenvorsorge gehören!