Abseits der Strassen

  • Da ich nun schon einige Stunden hier im Forum gelesen habe und viel Profitieren konnte, find ich es an der Zeit eventuell für den einen oder anderen einen kleinen Beitrag zu leisten und hoffe das es ein ähnliches Thema nicht schon gibt. (via Forumssuche nichts in dem Bereich gefunden was das Fahren an und für sich angeht)


    Ich habe mitbekommen, dass sich einige einen 4x4 zugelegt haben um im Notfall gerüstet zu sein. Da eines meiner Hobbys das Offroad fahren ist (Was leider Zeitlich bedingt trotzdem nicht alzu oft vorkommt), würde es mich interessieren ob sich die Menschen mit ihrem Fahrzeug beschäftigt haben und auch wissen was es bedeutet und es im Notfall auch ausnutzen zu können.


    Ich weiss z.b. das mein Fahrzeug einen Böschungswinkel vorne von rund 38°, eine Steigähigkeit von 60%, eine Seitenneigung von 40% und eine Wattiefe von 60cm hat und dass ich 40 cm hohe Stufen überfahren kann (Dies sind Herstellerangaben, welche vorsichtig angegeben wurden, einige der Werte hab ich bereits problemlos überschritten)


    Jedoch sind die Daten schön und gut, worauf ich hinaus will ist, dass man dies auch erstmal sehen muss. Als ich das erste mal Offorad in einem Park gefahren bin, habe ich strecken gesehen wo ich gedacht hatte das geht nicht, da komm ich nicht unbeschadet durch/drüber, jedoch hatte ich einen erfahrenen beifahrer der mich durchgelotst hat.


    Ich denke es ist wichtig, das man das Fahrzeug auch mal richtig testet und weiss wo die Grenzen sind und man diese auch im Auto sitzend spürt. Wo ich das erste mal eine Rampe gefahren bin mit 40% Seitenneigung hab ich im Auto gezittert, genauso als an der Kante einer 60% Böschung stand. Was nützt einem also ein 4x4 wenn man vor einem Strassenabschnitt steht der durch ein Erdbeben zerstört ist und man nicht abschätzen kann, ob man da wirklich durch kommt oder nicht und auch noch im Stress steht weg zu wollen. Denn ausserhalb des FZ sieht sich das ganz anders an, als es sich im innern anfühlt.
    Auch der Bodengrund spielt eine extreme Rolle ob man unbeschadet weiterkommt, oder dass wenn das Auto beim steilen hochfahren vorne anfängt zu springen (Passiert schnell), man sofort aufhören sollte und es lieber nochmals probiert. Wann werden Sperren aktiviert, wie Berge ich das Auto wenns stecken bleibt usw. usf.


    Ohne Praxis (z.B. Militärdienst) für mich nicht vorstellbar.


    Gruss,


    Deny

  • Da hast Du völlig recht, ich habe das Geländefahren auch beim BUND gelernt, mit dem Iltis (Pkw) und verschiedenen Lkw, ohne solide Ausbildung kann man nicht einmal einen Bruchteil seiner Fähigkeiten ( des Kfz und der eigenen ) nutzen.

  • Der ADAC bietet Offroadkurse an obwohl ich glaube das es eher die sanfte Variante ist (war selber noch nicht da aber hatte es mal ins Auge gefasst. Etwa 150Euronen). Ich hatte mir mal einen SChnellkurs beim Autohersteller gegönnt. Halbe Stunde oder so für nen Zwanziger.
    War echt überrascht was mit meinem Straßen 4x4 so alles möglich ist! Treppen oder SChienen sind kein Problem und beim Seitenneigungstest flatterten mir auch die Knie etwas :winking_face:


    Einen echten Offroadkurs kann das aber wohl nicht ersetzen. Wer etwas Kohle übrig hat kann z.B. Offroadferien in Rumänien machen. Ich schiele immer etwas neidisch auf andere Länder - da mag das wohl alles kein Problem sein. Bei uns wäre bestimmt schnell die Polente da wenn man sich mal im Wald "verfahren" hat.

  • Guten Morgen.


    Dem kann ich nur zustimmen. Wer einen Offroader in seinen Fluchtplan integriert sollte das wenigstens mal geübt haben. So schwer ist es ja nicht. Manche Passagen sehen aus als könnte man sie nicht mal zu Fuß bewältigen und trotzdem kommt man mit dem Wagen durch. Man muss nur wissen wie. :face_with_rolling_eyes:


    Ich selbst bin nicht großartig daran interessiert mit meinem Auto durch die Natur zu fahren. Aber im Ernstfall sollte man wissen, wie es geht. Daher habe auch ich ein Training beim ADAC gemacht. Da bekommt man die Basics wie Steigungen, Verschränkungspassagen, Schrägfahrt und Geröllpassagen zu einem guten Preis vermittelt.


    Ich habe das mal hier dokumentiert:


    http://www.blacklandy.eu/blboa…road-Training-TD4-und-ETC


    Ich hoffe, dass die Bilder zu sehen sind. Wobei es sich bei dem Thread eher um eine Frage bezüglich ETC handelt.

    I feel a disturbance in the force...

  • Zitat von Segler;145800

    Der ADAC bietet Offroadkurse an obwohl ich glaube das es eher die sanfte Variante ist (war selber noch nicht da aber hatte es mal ins Auge gefasst. Etwa 150Euronen). Ich hatte mir mal einen SChnellkurs beim Autohersteller gegönnt. Halbe Stunde oder so für nen Zwanziger.
    .


    Hallo Segler,
    Ich habe bei ADAC mal ein paar Geschicklichkeitstouren mit dem Motorrad mitgemacht, ich muss sagen, das war sehr anspruchsvoll und auch sehr schwierig, darum könnte ich mir vorstellen, dass die Offroadkurse auch brauchbar werden!
    Gruß
    hildiman

    "Another nice kettle of fish you've gotten me into!"

  • Hey zusammen!


    Meine Eltern haben mit dem Offroaden begonnen als ich 7 war und mich erstmals mitgenommen, als ich zwei Jahre lang gequengelt hatte... Niemand von uns hat jemals einen Offroad-Kurs belegt oder das für nötig befunden!


    Ich will mal kurz schreiben, wie meine Eltern dazu kamen:


    M. hat sich einen kleinen Suzuki als Zweitwagen geleistet mit Weißwandreifen, weil die so schön aussehen.
    V. ist Kfz-Mechaniker und hat div. Autozeitschriften abonniert, schaut auch mal in die 4x4 rein.


    Irgendwann steht im Veranstaltungskalender der Zeitschrift, dass in relativer Nähe ein Offroad-Treffen für Suzuki-Fahrer stattfindet, damals das 1. Internationale.


    M. & V. überlegen sich, dass sie das mal gerne ausprobieren würden, parken die Kinder bei Oma und machen sich vollkommen unzureichend ausgerüstet und ebenso ahnungslos auf dem Weg.


    Das Wochenende hätte in ziemlichen Chaos geendet, hätten sich die äußerst netten Veranstalter und Teilnehmer sich nicht ihrer angenommen und in die Geheimnisse ihrer Gesellschaft eingeweiht. :grosses Lachen:
    Sagen wir mal, nach ihren Erzählungen waren wir froh, dass sie heile nach Hause kamen.


    Wie gesagt: meine Eltern hatten überhaupt keinen Plan was sie da machen. Es hat jedoch nicht lange gedauert, bis sie sich unter der freundlichen Anweisung gemausert haben. Irgendwann haben wir dann an internationalen Wettbewerben teilgenommen (nachdem wir uns ein anderes Auto gekauft haben, damit meine Mutter nicht bei jedem Gelände-Einsatz hysterisch wird) und waren Organisatoren div. Veranstaltungen.


    Das heißt nicht, dass ich den Leuten raten will, einfach ins Blaue hinein loszufahren und einen Abhang hinunter zu kugeln, aber bei jeder öffentlichen Veranstaltung und auch vom Betreiber der meisten Offroad-Parks werden sich Leute finden, die sich deiner gerne annehmen.


    Also, vielleicht sehe ich ja mal den einen oder anderen von euch!
    Das nächste Mal steht am 27. September im Offroad-Park Mammut in Stadthagen an...


    LG Haki

  • Hm also Geländetauglichkeit schön und gut aber ebend habt ihr recht. Ohne Übung geht nicht viel. Ich habe jetzt erschreckt feststellen müssen das mein Tiguan doch eigentlich nicht mehr kann wie nen Golf.

  • Die ADAC kurse scheinen nicht schlecht zu sein für den Anfang und für die Grundkenntnisse. Kenne einige die solche kurse gemacht haben. Es gibt jedoch auch möglichkeiten (Vor allem in Deutschland) wo es diverse Offorad Parks gibt, dass man einen "Fahrlehrer" von dort Mieten kann, der mal eine halbe Stunde oder länger mit einem durchs Gelände düst und einem alles erklärt.


    Vor dem Feststecken muss sich dort auch niemand fürchten, die Offroadies die dort sind, helfen immer gerne. Und zur not kann man den Betreiber rufen, die haben eigentlich alle, Bergematerial da. (Nur wichtig, ist selber auch einen Bergegurt (Hebegurt) dabei zu haben, da Abschleppseile reissen)


    @Haki im Mammut Park war ich über Pfingsten, leider hatte es dort schon eine Tage dauergeregnet vorher und dann ist das Gelände ziemlich anspruchsvoll :ohhh:... Hatten viel Zeit damit verbracht einige FZ wieder aus dem LehmSchlammMatsch raus zu holen :kichern:


    TheHamster der Tiguan sieht leider nur optisch aus wie ein Touareg (Welche übrigens wirklich gut Geländegängig sind), der Rest ist aber leider für die Strasse ausgelegt und auch die 4Motion ist nicht wirklich fürs Gelände ausgelegt. Du hast jedoch den Vorteil gegenüber dem Golf, dass du etwas höher bist und das gibt auch schon einige Vorteile und mit einer passenden Bereifung und etwas Übung, lässt sich da einiges rausholen.


    @ Ulfhednar danke für den Hinweis, die Videos sind Interessant, die kannte ich noch nicht.


    Gruss,


    Deny

  • Naja der Tiguan hat m.M.n. 2 großer Vorteile:


    4x4 ist bei Schnee und Eis nicht verkehrt und ne kleine Steigung is schon drin wobei nasse Wiese mag er gaaar nicht hab ich festgestellt.


    Die Höhe ist mit 19cm gegenüber nem 0815 KfZ zumindest soweit höher das nen Feldweg oder eine überflutete Straße nich gleich das aus für mich ist. Naja in 7 Jahren isser abbezahlt und dann kommt was größeres :winking_face:

  • Hallo,


    ich empfehle allen Interessierten sich mal ein "Offroad-Magazin" anzuschauen, bzw. einschlägige I-net Seiten zu strudieren.


    Dort gibt es oftmals Adressen (Bundesländer) von Offroad-Clubs mit entsprechendem Übungsgelände. Die Leute bei denen ich mal wegen einer Übungsfahrt mit eigenem 4x4 nachgefragt hatte waren alle sehr nett und hilfsbereit.


    Sollte kein Problem sein dort mal vorbei zu schauen um zu testen. Aus Erfahrung weiss ich das wesentlich mehr geht als man sich selbst traut:anxious_face_with_sweat:.


    Geht nix über das Gefühl beim offroad fahren wenn der berühmte Popometer dringendst davon abrät weiter zu fahren, der erfahrene Beifahrer aber tiefenentspannt abwinkt mit den Worten: Dös passt scho ...


    Gruß
    Dietmar

    Hunde retten Menschenleben - wir bilden sie aus.

  • hamster bei Schnee und Eis hast du sogar mit der 4Matic die eingebaut ist, wesentliche Vorteile gegenüber einem reinen Offroader was die Fahrstabilität betrifft. Und nasse Wiese mag auch kein anderer Offroader, ich habe eine sehr gute Offroad-Bereifung drauf, aber das hält ned..... Wiese = Böse jawollja


    Zitat von ehrmann;145893

    Geht nix über das Gefühl beim offroad fahren wenn der berühmte Popometer dringendst davon abrät weiter zu fahren, der erfahrene Beifahrer aber tiefenentspannt abwinkt mit den Worten: Dös passt scho ...


    Stimmt absolut genau, so gings mir bei meinem ersten tripp.... und Mittlerweile muss ich mir teilweise ein Lächeln verkneiffen, wenn meine Beifahrer grosse Augen bekommen, dabei hats noch nicht mal richtig angefangen :)


    Auch der Tip mit den Clubs ist gut. Ich habe selten Offroader gesehen, die nicht hilfsbereit sind... im gegenteil, die freuen sich wenn sie neuen etwas zeigen können. Leider gibts solche in der Schweiz nicht, da hier alles verboten wird (oder zum Glück oder was auch immer, darf jeder denken wie er möchte)



    Ich möchte nochmals betonen (falls es mal anders rüberkommt) ich fahre aussschliesslich an Orten wo dies gestattet ist und auch dafür gedacht ist und heize nicht einfach durch die Pampa und mach Flora und Fauna zum Spass put. Meist sind die Parks ehem. Militärgelände mit Panzerpisten usw.

  • Ich lernte die Grundzüge ebenfalls in der Armee auf diversen Geländen und verschiedenen Fahrzeugen, aber richtig was gelernt habe ich von einem Arbeitskollegen, der 14 Jahre in Afrika lebte und auch an der letzten Camel Trophy in Sibirien teilnahm. Dazu fährt meine Cousine gerade an der Superkarpata mit. Es liegt irgendwie in der Familie, fahr ich doch den ehemaligen Patrol meines Onkels. Und ja, nasse Wiesen sind hundepfui, gäll Darky

    Man darf in der Demokratie eine Meinung haben, man muss nicht. Es wäre ganz wichtig, dass sich das mal rumspricht: Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal Fresse halten."
    Dieter Nuhr

  • Zitat von TheHamster;145910

    Warum bringt mir die 4matic im Winter sogar Vorteile gegenüber nem reinen Offroader? Den musste mir ma erklären...


    Erstmal muss ich mich korrigieren bei VW heisst das 4Motion ned Matic... mein fehler.


    Ein reiner Offroader, hat starre Verteilungen auf Vorder Hinterachse (Bei meinem z.b. 30:70 bei Normalbetrieb und bei eingeschalteter Untersetzung usw. 50:50). Die 4 Matic stellt sich automatisch und variabel auf die Strassenverhältnisse ein und kann auch kurzfristig bei Grip verlust die Achsen mehr befeuern die noch Grip haben um das FZ auf der Strasse zu halten. (Haldex-Kupplung)


    Es gibt auch Offroader der neueren Generation die solche unterstützungen, selbst für das Offroad fahren, eingebaut haben. Diese sind für mich persönlich jedoch keine reinen Offroader mehr. (Da kann man nun aber lange drüber Diskutieren :grosses Lachen: )

  • Ein rein mechanischer Allradantrieb verteilt meines Wissens die Kraft gleichmäßig auf alle Räder. Sollte aber ein Rad Schlupf haben, wird dieses Rad, je nach Untergrund, bis zu 100 Prozent der Motorleistung erhalten.


    Erst die Längssperre im Verteilergetriebe sorgt dafür, dass vorne und hinten 50 Prozent der Motorleistung anliegen. Damit sorgen die Räder ohne Schlupf wieder für Antrieb.


    http://landypedia.de/index.php/Allradantrieb

    I feel a disturbance in the force...

  • Joa soweit sogut, des war mir ja klar. Aber soll dass auch im Umkehrschluss heißen das die 4motion im Normalfall dem Offroader überlegen ist? Klar jedem Tier sein Lebensraum aber ich glaube im Winter dürfte 4motion und ein Offroader doch beide Vorteile haben oder nich?

  • Ich kenne die Haldex-Kupplung nicht. Ich bin also nie damit gefahren. Das ist dann eben kein "permanenter" Allrad, sondern ein "Bedarfs"-Allrad, weil im Normalbetrieb nur eine Achse angetrieben wird. Ich kenne aber einige, die einen Haldex-Allrad fahren. Und die kommen im Winter genau so gut durch wie ich mit meinem permanenten Allrad. Ich nehme nicht an, dass Haldex einen Vorteil gegenüber permanentem Allrad bietet.


    Allrad ist ja auch nicht gleich Offroad. Da zählen dann Dinge wie Verschränkung:


    Ein gutes Beispiel für Verschränkung: http://www.allrad-lkw-gemeinsc…ender61_MB_Rundh_01_1.jpg
    Ein eher schlechtes Beispiel für Verschränkung: http://bilder2.n-tv.de/img/inc…000-h960/Crafter-2-2-.jpg


    Sobald ein Rad den Boden verlässt bedeutet das, dass, durch ihre Bauart bedingt, die Differentiale dafür sorgen, dass nur noch dieses eine Rad angetrieben wird. Eben weil es einen hohen Schlupf (es dreht also durch) hat.


    Da hilft dann nur eine Differentialsperre. Die sorgt dann dafür, dass die Leistung gleichmäßig nach vorne und hinten verteilt wird. Damit werden dann auch die Räder wieder angetrieben die am Boden stehen und der Wagen bewegt sich weiter. Es gibt Differenzialsperren in Längsrichtung (vorne, hinten) aber auch für die Achsen selbst, die ja auch Differentiale haben. Die Sperren in den Achsen benötigt man dann, wenn pro Achse ein Rad Schlupf hat.


    Hier auf Youtube gibt es einen schönen Film dazu: http://www.youtube.com/watch?v=yYAw79386WI


    Und da zählt auch noch die Bodenfreiheit. :face_with_rolling_eyes:


    Aber ich nehme mal nicht an, dass Du Deinen Tiguan durchs Gelände scheuchen willst. Aber im Notfall wäre das mit Sicherheit möglich und Du würdest Dich wundern, was der alles so packt: http://www.youtube.com/watch?v=eu9_L3BNVIM

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  • Hallo,


    nachdem ich meine ersten Gehversuche mit einem Suzuki SJ413 und einem Isuzu Trooper hinter mich gebracht hatte, kaufte ich mir nach der Wende einen "Ello", einen Robur LO2002A, aus NVA-Beständen mit Krankenwagenaufbau. Ein Bekannter hatte über die VEBEG damals 10 Stück(!) für 3480 DM Gesamtbetrag(!!) ersteigert und ich durfte ihm einen abkaufen, musste ihn dafür selber aus dem MDSG-Depot in Bautzen abholen. Der Ello ist ein kleiner leichter 4x4-LKW, der durchaus mit dem alten BW-Unimog 404S zu vergleichen ist. Da mir der Ello bzw. sein durstiger luftgekühlter Benzinmotor etwas zu wartungsintensiv war, trennte ich mich irgendwann wieder von ihm. Dann kam mir das Studium dazwischen und ich war ganz unspektakulär mit einem 90PS-Golf-II unterwegs. Übrigens ein sehr feldweg- und wintertaugliches Auto, mit Schneeketten waren auch 50cm zugewehte Strassen im Allgäu nie ein Problem.


    Dann lernte ich bei einer Saharatour, bei der ich Beifahrer in einem Mercedes G, Modell 300D (88PS Saugdiesel, "Wanderdüne") war, den Inhaber der Kölner Firma ActionTours kennen, der mit seinem Team und zwei MAN KAT eine Horde russischer Ural-LKW durch die Dünen lotste. So ergab es sich, dass ich mich wenig später bei ActionTours zu einem 2tägigen Fahrseminar in der Kiesgrube David bei Geilenkirchen anmeldete. Was dann kam, war LKW-Offrad-Hardcore-Training. Ich hatte nach den zweieinhalb Tagen Muskelkater und Schwielen an den Händen vom LKW-Lenken. Wir fuhren von früh bis spät mit mehreren MAN KAT und einem Tatra 815 sowie einem Unimog 404S durch den Steinbruch. Ich hatte als "Lernfahrzeug" einen KAT bekommen, auf dem Beifahrersitz anfangs einen Instruktor, später einen Kursteilnehmer, mit dem ich mich abwechselte. Am eindrücklichsten waren für mich die Steilabfahrten, ausgehend von einer rechtwinklig abfallenden Hangkante. "Merke: Vor dem Losfahren Kante brechen!" bleuten uns die Instruktoren ein. D.h. mit den Vorderrädern langsam rantasten und warten, bis Erdreich und Geröll des Hangs nachgeben. Dann mit dem abrutschenden Schuttkeil den Hang hinunter gleiten. Bei einem Gefälle von 100% (45°) ist das in einem Frontlenker-LKW ziemlich adrenalinfördernd: man hat einen durchsichtigen Fussboden (die Frontscheibe)...


    Danach war es für mich klar: ein "erwachsener" 4x4 musste her. Es dauerte dann noch ein Jahr, dann konnte ich mir einen U1300L von der Bundeswehr erlauben. Der durfte seither mehrfach die tunesische Sahara durchpflügen, hat aber auch schon seine wertvollen Dienste in schwäbischen Wäldern beim Brennholz "machen" geleistet oder beim "kurz mal 2 Tonnen Schotter im Steinbruch (für 5 Euro in die Kaffekasse) holen". Der Unimog hat die originale Pritsche drauf, ich kann ihn wahlweise mit Plane und Spriegel bestücken oder mit einer ausgemusterten Richtfunkkabine ("Nato-Shelter" BW-Typ FM1), die ich als autarke Wohnkabine für unsere kleine Familie ausgebaut habe.


    Hab grade geschaut, die Fahrseminare bei Actiontours gibt es immer noch.


    Was ich bisher "abseits der Strassen" gelernt habe:


    - Wie von den Vorrednern schon mehrfach bestätigt: es gibt kaum einen übleren Untergrund als nasse Wiesen.
    - Je grösser das Allradfahrzeug, desto langsamer geht man damit durchs Gelände. Mit einem 2,5t-Geländewagen über eine Kuppe zu springen, wie ein Cross-Motorrad ist keine gute Idee. Mit einem 6t-LKW schon gar nicht.
    - Ausnahme: Wellblechpisten: die fährt man mit einem Tempo zw. 60 und 90 km/h, je nach Abstand und Höhe der Rippen und Reaktion des Fahrwerks darauf. Das muss man ausprobieren durch learning by doing. Mit dem richtigen Speed berühren die Räder nur noch die Kuppen der Quer-Rippen auf der Piste udn man gleitet erstaunlich sanft vorwärts, das Reifengeräusch wird zu einem lauten Rauschen, als würde man durch Rollsplitt gleiten. Allerdings kann man so keine Kurven fahren, die Bodenhaftung ist wie auf Schmierseife...
    - Bergung und gegenseitiges Freischleppen ist immer gefährlich. Auch 21-Tonnen-Bergegurte reissen problemlos. Kinetische Bergemittel (snatchstraps oder kinetic ropes) haben bei schweren Fahrzeugen nichts zu suchen. Auch wenn Landyfahrer drauf schwören. Grundregel: je schwerer und stärker die beteiligten Fahrzeuge sind, um so statischer (langsamer) sollte die Bergung erfolgen. Das harte "Rausrucken" endet regelmässig mit abgerissenen Rahmenenden oder Abschleppösen. Und gelegentlich auch fatal, wenn die abgerissene Abschleppöse mitsamt Schäkel im Zugfahrzeug einschlägt (wahlweise erfolgt der Einschlag beim Snatchstrap auch im Havaristen)
    - Nur klare (bekannte) Gewässer durchfahren. Schlammlöcher und aufgewühltes Wasser meiden. Schlamm setzt sich in Bremstrommeln, Kühlerlamellen und in Lichtmaschine und Anlasser fest und zerstört diese mit hoher Wahrscheinlichkeit (getrockneter Schlamm in Kugellagern ist wie Schmirgelpapier). Schlammspiele nur, wenn man hinterher die Möglichkeit hat, alles gründlichst zu reinigen (Kärcher). Bei LKWs ist es danach obligatorisch, die Bremstrommeln abzubauen und zu reinigen, sonst hat man nach kurzer Zeit undichte Radbremszylinder.


    Plant man eine Evakuierung oder Flucht "querfeldein", dann sollte man nicht den Helden spielen oder sich auf einer Rallye wähnen. Bei einer Flucht gibt es keinen Lumpensammler-Berge-LKW, der einen ins Fahrerlager bringt und auch keine Service-Crew, die einem das Auto über Nacht wieder zusammenschweisst.


    Grüsse


    Tom