Kinofilm "All is Lost"

  • Hallo,


    Ich komm gerade aus dem Kino, in der Vorpremiere von "All is Lost". Der "normale" deutsche Filmstart ist der 9. Januar 2014


    Das Drehbuch soll nur aus 32Seiten bestanden haben:lachen: Mit Notsignalen, manueller Navigation und Wassergewinnung werden einige Survivalthemen angeschnitten. Viel wird nicht gesprochen, naja wie auch alleine auf hoher See




    Hier mal die Inhaltsangabe von filmstarts.de


    Zitat

    Ein sehr erfahrener Segler (Robert Redford) befindet sich allein auf seiner Yacht inmitten des Indischen Ozeans, als er plötzlich aus dem Schlaf gerissen wird. Ein einsam auf hoher See treibender Container hat sein Boot gerammt und dieses schwer beschädigt, so dass eine Menge Wasser in dessen Inneres eindringt. Der Mann kann das Leck vorrübergehend flicken, jedoch sind das Funkgerät sowie die Navigationseinrichtung nach dem Crash nicht mehr zu verwenden. Als wäre das nicht schon genug, zieht die nächste große Herausforderung in Form eines mächtigen Sturms auf. Der Segler überlebt, nach Abklingen des Unwetters treibt die Yacht jedoch gänzlich manövrierunfähig auf hoher See. Jetzt gibt es nur noch eine Chance auf Rettung: Irgendwie auf eine der großen internationalen Schiffsrouten zu gelangen und dort von einer Crew entdeckt zu werden.

    sagt der Sven

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  • Hallo Sven,


    der verlorene und auf hoher See treibende Container ist eine absolut reale Gefahr, zumal die Dinger ein Schwimmverhalten wie ein Eisberg haben, 90% der Masse ist unter Wasser. So romantisch wie bei Robert Redford geht das allerdings meistens nicht aus.


    Eine Kielyacht ist zwar kentersicher, sie kann aber konstruktionsbedingt - der Schwerpunkt ist deutlich unter der Schwimmwasserlinie - bei einer Leckage extrem schnell sinken. Mit Leck vorübergehend flicken und "schaun mer mal" und Überleben des nächsten Sturms ist da wenig. Auch nicht mit diesen ganzen netten Lenzpümpchen mit Strom oder gar Handbetrieb.


    Da gibt es im Grunde genommen nur eines: Es ist eine richtig starke Motorlenzpumpe an Bord, die von dem auf Höchstdrehzahl heraufgeregelten Diesel angetrieben wird und das Wasser kubikmeterweise über Bord schaffen kann, gleichzeitig wird die Kühlwasserpumpe von Seewasser auf Bilgenwasser umgestellt (Dreiwegehahn)


    Zur Lecksicherung sind die wichtigsten Werkzeuge Axt und Brechstange, man muss nämlich erst mal an das Leck ran kommen und zwar schnell. Alles, was an Mobiliar im Weg ist, das wird zu Kleinholz. Dann kann man es mit Lecksegel oder ähnlichen Dingen versuchen.


    Ich kann dann bestenfalls - Raum vorausgesetzt - noch durch geeignete Segelführung und einem Hoch am Wind Kurs mit Vollzeug versuchen, das Leck mit viel Krängung aus dem Wasser zu bringen. Ist aber bei Sturm ein übler Stress für Material und Mannschaft.


    Während das läuft, ist der zweite Mann oder die zweite Frau an Bord damit beschäftigt sofort einen Mayday abzusetzen. Dass das Funkgerät zusammen mit einer Leckage ausfällt, ist eher unwahrscheinlich.


    Was mache ich, wenn wir unerfahrene Mitsegler an Bord haben? Da wir die zur Lecksicherung ohnehin nicht brauchen können, bekommen die beim Einweisungstörn eingebläut, wie man einen korrekten Mayday absetzt und müssen es üben - wenn auch ohne HF auf der Antenne :face_with_rolling_eyes:


    Da im Notfall mit Nervosität zu rechnen ist, hängt für die Mitsegler ein fettes Plakat über der Funkstation, das noch mal Schritt für Schritt beschreibt, wie ein Mayday abzusetzen ist. Von der Einstellung des Geräts bis zur Bertriebstechnik.


    Navigationseinrichtungen hat man übrigens mehrere an Bord. Ein fest installiertes GPS, ein Hand Held GPS, ein Marinesextant, ein fest installierter Schiffskompass, ein Peilkompass entsprechen guter Seemannschaft. - Ausserdem wird mit Kompass, Karte und Logge ständig mitgekoppelt. (Koppelnavigation).


    In dem (durchaus wahrscheinlichen) Fall, dass die Abdichtung nicht gelingt, wird ganz zügig die Rettungsinsel klar gemacht und die mit einer Leinenverbindung mit der Rettungsinsel verbundene Notfalltonne (die griffbereit im Niedergang stehen sollte) über Bord geschmissen. Automatikwesten und Lifebelts waren sowieso schon beim ersten Anzeichen eines Alarms am Mann bzw. an der Frau.


    Was ist in der Notfalltonne?


    Warme und wetterfeste Kleidung, also auch Ölzeug, Gummistiefel, Südwester - Eine Überlebensfrage!
    Wasser
    Nahrungskonzentrate, etwa einige BP-5 oder NRG-5
    Seenotsignale
    Kompass, GPS,
    Karten, Navigationsbesteck
    Ein Handfunkgerät mit Batteriepack und mehreren Ladungen lagerstabile Lithiumbatterien, Notantenne
    Eine EPIRB-Boje
    Fernglas
    Erste-Hilfe-Material
    Taschenlampe
    Seglermesser (Takelmesser)
    Leinen in verschiedenen Stärken
    Reparaturset für die Rettungsinsel
    Eimer (zum Schöpfen)
    Hygienepapier
    ggf. Angelzeug



    Viele Grüsse


    Matthias

    They who can give up essential liberty to obtain a little temporary safety, deserve neither liberty nor safety.
    Benjamin Franklin (1775)

  • Wärend des Films hatte ich auch recht schnell den Gedanken "Das muss für Notfälle doch alles viel griffbereiter liegen"


    Spoiler-Alarm


    Nach dem Treffen des Containers ist das Wasser auch viel zu leicht an die Batterien gekommen, da weiß ich als Nicht-Segler aber nicht wie real da die Gefahr ist. Danach war mit der gesamten Bord-Elektrik nichts mehr anzufangen. Mit einem festen Funkgerät mit Wasserschaden kann ich mich ja noch anfreunden, aber beim voll gelaufenen Handfunkgerät hab ich ein Problem mit der realitätsnähe. Von fehlendem Funk oder Notfallsendern in der Rettungsinsel mal ganz abgesehen... Ein kleines Lämpchen war das einzige elektrischen in der Rettungsinsel.


    Und wirklich romantisch sah das eigentlich auch nicht aus^^


    Ich überleg mir jetzt sicher zweimal ob ich unter die Hochsee-Segler gehe... Vor dem Film hab ich die Geschichte von der 13-jährigen Hollländerin (wollte alleine die Welt umsegeln) auch viel lockerer gesehen, nach dem Motto "die hat ja in küstennähe schon XY Stunden alleine gesegelt"


    Ich will auch nicht zuviel vom Film verraten, aber die Segelyacht stand 3x unter Wasser und in der Rettungsinsel hat er auch Wasser rausschippen müssen... Und anzünden tut er die am Ende auch^^

    sagt der Sven

  • Sven, ich bitte dich, das ist ein Hollywood-Film. Wenn da alles nach SOLAS Vorschriften wäre, wäre es ein 15 minütiger Kurzfilm auf Arte :grosses Lachen:
    In einem Blockbuster muss es hingegen richtig derbe schief laufen, da mit sicher Held heldenmäßig aus dem Misthaufen retten kann :face_with_rolling_eyes: Komm da nicht mit Logik und Realität...

  • Zitat von 50svent;156674


    Nach dem Treffen des Containers ist das Wasser auch viel zu leicht an die Batterien gekommen, da weiß ich als Nicht-Segler aber nicht wie real da die Gefahr ist.


    Hallo Sven,


    für seegängige Boote gelten Versicherungsrichtlinien - in Deutschland z.B. Germanischer Lloyd. Da unterliegen Seefunkanlagen als Sicherheitseinrichtungen besonderen Schutzvorschriften. Die dürfen so ungefähr als letzte absaufen.


    Zudem hast Du in der (wasserdichten) Notfalltonne eine Handfunke für UKW-Seefunk und eine EPIRB-Boje, die, wenn zu Wasser gelassen garantiert einen Besuch der Seenotretter garantiert. Da bin ich als Segler übrigens mächtig stolz darauf Fördermitglied zu sein. Eine hochprofessionelle SAR-Organisation und meines Wissens die einzige in der Welt, die ohne einen einzigen Cent Steuergelder auskommt und sich nur aus freiwilligen Spenden der Freizeit- und Berufsschiffahrt finanziert. Ich denke, so viel Werbung darf auch hier sein. Jeder Euro oder Franken von Euch ist willkommen.

    Zitat von 50svent;156674

    Ich überleg mir jetzt sicher zweimal ob ich unter die Hochsee-Segler gehe...


    Nur zu. Macht Spass. Jedenfalls zu 95% der Zeit. Du bist da nämlich auch mal bei einem 5er oder 6er an einem schönen Tag mit blauem Himmel unterwegs, lässt Dir die Sonne auf den Pelz scheinen, hast zwei Angelleinen im Schlepp, die Dir dann ein Abendessen für zwei liefern. Zumal meine Frau eine phantastische Köchin ist, selbst mit einfachen Bordmitteln.:)


    Was will man mehr?



    Meint


    Matthias

    They who can give up essential liberty to obtain a little temporary safety, deserve neither liberty nor safety.
    Benjamin Franklin (1775)

  • Das man einen Hollywood-Film nicht zu ernst nehmen sollte ist auch klar, da explodieren Autos ja auch schon fast bei einem kleinen Auffahrunfall...



    Die halten sich halt an Murphy's Gesetz "Was schief gehen, wird auch schief gehen"


    Von dem Gedanken sind Prepper ja auch gar nicht sooo weit weg :face_with_rolling_eyes:




    Ausschließen will ich das Segeln als Hobby für mich auch nicht, mal sehen was sich in Zukunft so ergibt. Wenn es mich beruflich mehr in Richtung Gebirge verschlägt, fang ich das Klettern an Felswänden an, in Richtung Wasser kann es das Klettern an Masten werden, was für Hobby's in Gebieten ohne Wasser(flächen) oder Berge kommen, weiß ich noch nicht^^

    sagt der Sven

  • So ich bin beim lesen der Oscarnominierungen wieder über den Film gestolpert...



    Da kam mir spontan die Frage in den Kopf, ob sich den Film noch einer ausm Forum angesehen hat??

    sagt der Sven

  • Ich habe ihn gesehen. Ich fand ihn nicht schlecht, aber auch nicht besonders. Er ist relativ langweilig und es bleibt nicht viel davon hängen. Ein zweites Mal würde ich den Film nicht mehr schauen. Die schauspielerische Leistung war allerdings sehr gut.


    Aus Prepper-Sicht konnte ich jetzt nicht wirklich viel (neues) aus dem Film entnehmen. Ich hätte mich gefreut wenn der Protagonist einen Katadyn-Entsalzer dabei gehabt hätte. War aber leider nicht so^^


    Viele Grüsse,
    Azrael