Erbeben in der BRD

  • Erdbeben gibt es in Deutschland häufiger als man denkt; zumindest in Süddeutschland. In meiner Stuttgarter Zeit habe ich zweimal etwas derartiges mitbekommen. Einmal lag das Epizentrum auf der Schwäbischen Alp und bei mir in Untertürkheim hat das Geschirr im Küchenschrank geklappert. War irgendwas um 6.00 Uhr morgens am Wochenende. Ich wurde aus dem Halbschlaf geschreckt.


    Hab dann mal drüber nachgedacht und bin zu dem Schluß gekommen, wenn es dichter dran und eventuell etwas heftiger gewesen wäre (auf der Alp wurden durchaus Häuser beschädigt), hätte es gut passieren können, dass meine Wohnung zusammengefallen wäre, wie ein Kartenhaus. Ich hätte wahrscheinlich gar nicht realisiert, dass ich tot bin. (Hm, naja, ihr wisst wohl, was ich meine)


    Da ist mir klar geworden, dass es Dinge zwischen Himmel und Erde gibt, gegen die man einfach nichts machen kann. Die einzig sinnvolle Vorbereitung in diesem Fall ist es, nicht so oft darüber nachzudenken, sonst hat man ja gar kein Leben mehr. Klar, man sollte nicht blind und taub durchs Leben gehen. Aber für sich selbst ehrlich abschätzen, wogegen man sich wie schützen kann und sich auch eingestehen, dass 1. jedes Leben irgendwann endet und 2. die Natur doch stärker ist als man es wahrhaben will.


    Man sollte sich nach Möglichkeit vorher informieren, welche Naturkatastrophen einem am zukünftigen Wohnort drohen könnten, wie wahrscheinlich diese sind und welche Schutzvorkehrungen man treffen kann. Dann hat man, denke ich, sein möglichstes getan und braucht sich, falls dann doch mal etwas passiert, nicht mit Selbstvorwürfen zu quälen.


    lg
    melusine

  • Ich hab zwar bisher im östlichen selbst noch kein Erdbeben wahrgenommen, ist aber deshalb nicht ausgeschlossen, daß doch mal eins kommt.


    Wenns mal so richtigt rumst, dürfte es erst mal sinnvoll sein , das Haus so schnell wie möglich zu verlassen.


    Nach einem Erdbeben sehe ich aus Preppersicht zwei verschiedene Grundsitutationen , die anderen Szenarien gleichen :


    Versorgungsprobleme bis Strom, Wasser, Abwasser , Telefon - und Straßenverbindungen unterbrochen > ähnlcihe Folgen und reaktion wie nach Blackout


    Eigenes Gebäude zerstört , unbewohnbar oder unklar wie noch standfest > ähnliche Folgen wie Situation nach Brand, Sturmschaden, Windhose


    Frieder

  • Hallo,

    Zitat von frieder59;164944

    Wenns mal so richtigt rumst, dürfte es erst mal sinnvoll sein , das Haus so schnell wie möglich zu verlassen.


    warum? Damit mir Dachziegel und Fensterscherben auf den Kopf fallen? Bei den hierzulande auftretenden Erdbeben schätze ich die unmittelbare Gefahr bei und kurz nach einem Beben ausser Haus für grösser ein.


    Als Bewohner der Schwäbischen Alb hab ich schon drei Erdbeben selbst miterlebt: 1978, 2004 und 2009. Das 2004er Beben war beängstigend, weil es subjektiv empfunden, sehr lange andauerte: erst ein Grollen wie ein heranrollender Güterzug, dann der "Hauptstoss" und danach eine mehrfache Eigenschwingung des Hauses, als ob es in Resonanz geraten wäre. Dieses "Nachschwingen" dauerte so lange, dass aus dem Gefühl "Nanu, was ist das?!" ein "Oh Scheisse" in Richtung Panik ging. An Flucht denkt man da erst mal nicht, sondern ist vollauf damit beschäftigt, sich zu sortieren, während das Haus durchgeschüttelt wird.


    Grüsse


    Tom

  • @Kupersalz


    Danke für die Links!!


    Zitat von frieder59;164944


    Wenns mal so richtigt rumst, dürfte es erst mal sinnvoll sein , das Haus so schnell wie möglich zu verlassen.


    Zitat von tomduly;164988

    Hallo,
    warum? Damit mir Dachziegel und Fensterscherben auf den Kopf fallen? Bei den hierzulande auftretenden Erdbeben schätze ich die unmittelbare Gefahr bei und kurz nach einem Beben ausser Haus für grösser ein.


    So wird das auch in den Links von Kupfersalz beschrieben. Die Gefahr AUSSERHALB des Hauses scheint größer zu sein als INNERHALB (z.B. durch herabstürzende Trümmer und Fassadenteile, abreißende Stromleitungen, etc.)


    Insgesamt werde ich mich mal etwas eingehender damit befassen, da ich festgestellt habe, das ich selbst einigen irrigen Annahmen zu diesem Thema unterliege und meine TTPs (Tactics, Techniques, Procedures) für das persönliche Verhalten in so einer Situation, einer dringenden Anpassung bedürfen.


    Dabei wird mir auch wieder klar, das ein BOB eines der essentiellsten Dinge ist (oder sein sollte...)...


    Hilfreich finde ich in dem Zusammenhang das Merkblatt von GFZ Potsdam:


    http://bib.gfz-potsdam.de/pub/…rkblatt_erdbeben_0209.pdf

  • Moin @ll,


    ohne jetzt mal länger recherchiert zu haben und nur aus dem Kopf heraus geantwortet:


    Dir Gefahr bei einem Beben durch herabstürzenden Hausteile getroffen / verletzt zu werden ist in direkter Näher zu einer (tragenden) Innenwand am geringsten.

    Innerhalb eines Hauses wird bei einem Einsturz durch die herabkommende Deckenkonstruktion zwischen Hauswand und Zimmermitte ein Dreieck gebildet, das dem Betroffenen einen gewissen Schutz bietet. Das liegt einfach daran, dass die Deckenkonstruktion "irgendwie" mit der Wand verbunden ist und daher an der Wand länger "hängen" bleibt. In dem entstehenden Hohlraum besteht die größte Überlebenswahrscheinlichkeit.
    Daher wird gerne die Empfehlung zitiert, im Falle eines Bebens unter eine Tür zu fliehen oder falls nicht möglich so nahe an die tragende Wand als möglich.
    Die Flucht unter einen Tisch o.ä. ist die andere Wahl, wenn keine andere Alternative gegeben ist. Sie hat den charmanten Vorteil, dass sie auch in unbekannter Umgebung (in meinem Haus weiss ich, welche Wände tragen, aber einem fremden?) funktioniert und der Tisch sich natürlich mit dem Beben mitbewegt. So kann ich mich unter dem Schutz halten...


    Außerhalb des Hauses reicht die Gefahrenlage von Fensterscheiben in direkter Nähe der Hauswand über Dachziegel (in der Entfernung die sich aus der Verlängerung der Dachschräge bis zum Boden ergibt) über herabstürzende Stromleitungen bis zu - seltener in unseren Breiten - umstürzenden Wände (Distanz wie die Höhe der Hauswand +10% Sicherheit). Hier wird i.d.R. die Flucht in einen Hauseingang geraten.


    In D haben wir drei aktivere Erdbebenzonen (Kölner Bucht und Schwäbische Alb etwa gleich stark und die Umgebung von Gera) in deren einer ich den Vorzug habe zu leben. Ich kann mich noch sehr genau an das Roermondbeben (Magnitude 5,3, Intensität VII) vom April 1992 erinnern. Kurz zuvor hatten wir eine Übung der Brit. Rheinarmee in der Region, die uns dann nachts ein oder zwei mal von einem Konvoi Panzerfahrzeuge geweckt haben. In dieser Nacht wurde ich von einem "Grollen" geweckt und mein erster Gedanke war: "Wieso schon wieder, die Übung ist doch vorbei!" Sekunden später zu realisierten "Ein Erdbeben!" - und meine Frau sofort dicht an die Hauswand bringen war eins....!!!


    Mein nächster Gedanke war: "Ich will den Gartenteich sehen - das muss doch Wellen machen..." Gut, ich habe damals Geophysik studiert - das sind die Interessen schon mal ein wenig "verschoben"... :unschuldig:


    Wie lange das dauerte? Keine 15 Sekunden! Da können die Gedanken schon mal auf Hochtouren laufen! :Gut:


    Wer für sich das Bebenrisiko einschätzen möchte, dem sei mal ein wenig Recherche empfohlen:


    Die Lage und Häufigkeiten von Beben (Epizentren, Stärken und Zahl) liegen in auch von Laien gut lesbaren Karten vor. In D unterhalten die Bundesländer Geologische bzw. Geophysikalische Dienste in Form von Landesämtern. Diese sind wg. der Verwaltungsreformen (z.T.) in den Bereich der Regierungspräsidien verlagert worden. Neben dem Geophysikalischen Zentrum in Potsdam gibt es von der Uni Köln noch die Erdbebenwarte Bensberg, die auch im Internet lesenswertes zu aktuellen Beben veröffentlichen.


    Wer sich allgemein in das Thema einlesen möchte, findet mit David Niddries "Wenn die Erde Bebt" ein gut lesbares Taschenbuch über historische Beben und ihre Folgen. Nicht ganz neu, aber wie gesagt gut lesbar geschrieben und so weit mir bekannt auch fachlich korrekt.
    So findet sich AFAIR bei einem stärkeren Beben ein Augenzeugenbericht, der sehr genau wiedergibt, dass sich der Schreiber während des Bebens nicht gezielt bewegen konnte, sondern das Gefühl hatte in der entgegengesetzten Richtung bewegt zu werden...


    Die überregionalen und auch politischen Folgen eines extremen Ereignisses hat Simon Winchester in seinem Buch "Krakatau" sehr eindrucksvoll wiedergegeben.


    Viel Spass beim lesen, ich habe beide Bücher verschlungen...


    Christian


    p.s.: Ach so, der Gartenteich ist tatsächlich ein wenig übergeschwappt...

    Hier wird das Licht von Hand gemacht ... und der Motor gehört nach hinten!

  • Hallo :winke:
    Hallo Tom,
    das mit dem einen Beben/Erdschwingungen von 1978 auf der schwaebischem Alb habe ich auch mitbekommen,obwohl ich ueber50km im Sueden entfernt war. Soviel ich mich an damals erinnern kann war dieses Beben Nachts,in den fruehen Morgenstunden. Sah auch das Zimmer so komisch schwingen. :anxious_face_with_sweat: :staun:
    Nun das war nicht das letzte und einzigste Beben 1978,danach habe ich viele kleinere Beben gespuert,oft spaeter hiess es , da war ein kleines Beben.
    Ein anderes groesseres Erdbeben (5.8 ) erlebte ich im Sommer 2011 . Da hat auch das ganze Haus gewackelt/geschaukelt wie beim Seegang und ein lautes Grollen war zu hoeren, obwohl der Haupt/Mittelpunkt ueber 100km entfernt war :anxious_face_with_sweat: :staun: . War so ueberrascht, das ich so ein Beben erlebe .
    Allerdings wuerde ich auch nicht ohne zu denken aus einem Haus laufen. Da hast wohl recht,da kann eine herrunterfallende Ziegel von oben jemanden verletzten. Man soll auch sehr vorsichtig bei den Treppen waehrend einem Beben sein,da soll auch eine erhoehte Verletzungsgefahr bestehen. Genauso bitte nicht barfuss gehen wegen der Gefahr einer Verletzung durch Glassplitter oder so.


    Freundliche Gruesse :winke: