Was essen wir wirklich?

  • Hallo SP-Mitglieder,

    ich möchte hier eine sehr interessante Doku über unser alltägliches Essen empfehlen.

    Gruß Jörg


    Thematik der Dokumentation:


    [h=1]Was essen wir wirklich?[/h]
    Genmanipuliertes Getreide, mit Medikamenten versetztes Tierfutter, hormonbehandeltes Mastvieh - die Liste des Schreckens ist lang und kaum ein landwirtschaftlicher Bereich, der nicht schon von einem Skandal betroffen gewesen wäre.


    Doch was wissen wir eigentlich wirklich über die Lebensmittel, die wir täglich essen. Food, Inc. zeigt, wie eine Handvoll Konzerne darüber bestimmt, was wir essen und was wir über unser Essen wissen dürfen.

    Und wie verantwortungslos die Lebensmittelindustrie handelt und zur Wahrung des eigenen Profits die Lebensgrundlage zahlreicher Landwirte und die Gesundheit der Konsumenten aufs Spiel setzt.


    [video]http://doku.cc/food-inc-essen-wirklich.html[/media]

  • Zitat von Survival-Asia;165721


    Genmanipuliertes Getreide, mit Medikamenten versetztes Tierfutter, hormonbehandeltes Mastvieh - die Liste des Schreckens ist lang und kaum ein landwirtschaftlicher Bereich, der nicht schon von einem Skandal betroffen gewesen wäre.



    Hallo Jörg,


    wir bewegen uns gerade beide an der Grenze des off topic Bereichs, aber ich bitte Dich, folgendes zu bedenken:


    Medikamente im Tierfutter? Klar. Die können mit allen Wirkungen, Risiken und Nebenwirkungen über Fleisch und tierische Produkte (Milch, Eier) weitergegeben werden, falls sie nicht vollständig metabolisiert oder ausgeschieden wurden. - Kommt auf das Medikament an.


    Hormone ditto.


    Von Dir nicht genannt, und das ist in meiner Meinung die grösste Gefahr: Antibiotika in der Massentierhaltung. Hier betreiben wir vorsätzlich die Züchtung multiresistenter Keime und schlagen uns selbst die schärfte Waffe gegen Infektionen aus der Hand. Da grinst doch ein Bakterium im Menschen und sagt "Doxycyclin?", kenne ich aus dem Hühnerstall, macht mir nichts mehr.


    Gentechnik? Treiben wir seit etwa 12.000 Jahren. Seit wir Tiere und Pflanzen züchten. Wir haben es nur vor 1953 (Crick und Watson) nicht so genannt.


    Wie funktioniert konventionelle, also nicht "gentechnische" Pflanzenzucht heute? Etwa so wie zu Zeiten des braven Augustinermönchs Gregor Mendel, der im Treibhaus Pflanzen mit dem Pinsel bestäubte?


    Von wegen.


    Da wird mal ein Zentner Saatgut unter die Cobalt60-Quelle gefahren und sieht einige 100 Gy. 99% davon sind hinterher tot und steril. Der Rest zeigt kuriose Mutationen (= Genveränderungen), von denen vielleicht eine einzige interessant ist. mit der wird weitergezüchtet.


    Oder man nimmt chemische Radiomimetika, etwa das Mitosegift Colchizin, um Polyploidie zu erzeugen.


    Soweit zur konventionellen Pflanzenzucht. Nicht verstandene und willkürliche Gentechnik


    Und jetzt erzähle mir doch mal einer, warum im Gegensatz zu allem oben beschriebenen gezielte und verstandene Gentechnik von Übel sein soll.


    Wisst Ihr eigentlich, was Ihr aus "konventioneller" Pflanzenzucht esst???


    Meint


    Matthias

    They who can give up essential liberty to obtain a little temporary safety, deserve neither liberty nor safety.
    Benjamin Franklin (1775)

  • nur weil es vielleicht nicht das größte übel ist wird es nicht besser.

  • Nicht zu vergessen ist der Einsatz der Nanotechnologie in Lebensmittel (und anderen Bereichen). Die Langzeitwirkung ist völlig unbekannt.

  • Unter anderem aus diesem Grund habe ich nun begonnen chili auf dem Balkon (2qm) zu züchten.


    Wenn es halbwegs von Erfolg gekrönt ist kommen kleine Tomaten dazu.


    Schritt für Schritt.


    Das ist zwar kein Selbstversorgergarten aber ein Anfang.


    :winking_face:

  • Guten Abend,


    Wenn man es genau bedenkt, müsste man hungern. Das was als Lebensmittel deklariert wird, verdient oft den Namen nicht. Irgendwie müssen sie ja die Massen an Menschen satt bekommen.


    Auch ein Grund mir einen Garten anzuschaffen. Meine Äpfel werden schrumpelig und haben Druckstellen. Ein Verkaufsapfel muss glänzen und schön sein.Aber ich kann mir weder eine Kuh halten noch Hühner.


    Da muss ich dann meinem Biobauern vertrauen. Und natürlich mehr bezahlen. Wer billig essen will,muss dann in Kauf nehmen mit Antibiotika reichlich versorgt zu werden.


    Aber selbst Bio konnte man nicht vertrauen. Und den Herstellern geht es um Profit. Und warum, soll man die Menschen gesund ernähren wollen? Wird keiner mehr krank verdient auch die Pharmaindustrie kein Geld mehr. Ein Rädchen greift in das andere.


    Mir persönlich wäre eine Selbstversorgerhof auch lieber , aber mir fehlt das Geld um dieses zu realisieren.


    liebe Grüße Irlandia

  • Ich möchte mal die europäischen Bauern verteidigen, die in ihrer überwiegenden Mehrheit gesetzeskonform und anständig arbeiten.
    Natürlich gibt es immer mal wieder auf allen Sektoren Skandale. Das ist bei den Millionen Tonnen grenzüberschreitend gehandelten Produkten nahezu unvermeidlich.
    Und die Massentierhaltung ist tatsächlich stark verbesserungsbedürftig, insbesondere in puncto Antibiotika.


    Aber insgesamt war die Qualität der Lebensmittel nie so gut wie heute, was die Hygiene anbelangt.
    Früher waren vielleicht weder Antibiotika noch Pflanzenschutzmittelrückstände drin, dafür aber häufig krankmachende Bakterien und Schimmelpilze. Immer mal wieder starben Menschen an mutterkorn-verseuchtem Brotgetreide.
    Heute wird Roggen für die Knäckebrot-Herstellung Korn für Korn gescannt und schwarze Körner mit kleinen Düsen ins Abseits gepustet.


    Als Milchprobenehmer habe ich Einblick in die moderne Milcherzeugung und auch den Vergleich zu früher (1968ff).
    Die hygienischen Zustände in den Kleinbauernställen des letzten Jahrhunderts spotteten oft jeder Beschreibung.
    Die heutigen beleuchteten, belüfteten und automatisch entmisteten und mit Wasser+Futter versorgten Ställe sind Luxusherbergen verglichen mit den finsteren, stickigen Verliesen, in denen die Tiere früher bis zum Bauch im Mist standen und dursten mußten, bis die Bauern das Wasser in Eimern heranschleppten.
    Das "Schwanzvieh" wurde so genannt, weil es im Frühjahr wegen unzureichenden Futters so entkräftet war, dass es am Schwanz auf die Weide gezerrt werden mußte.
    Beim Melken tropfte das Regenwasser von der Kuh auf den Kopf des Bauern, von da auf dessen schmutzige Hände und dann in die Milch - und zur Krönung stellte die Kuh noch ihren schietigen Fuß darein.
    Dann wurde die Milch ungekühlt in Kannen an die Straße gekarrt, wo sie stand, bis das Milchauto sie abholte.
    Nicht umsonst gab es Milchgüte-Klassen von I-IV.
    Heute liefern rund 98% der Betriebe Güteklasse I, 2% Superklasse S, Klasse II sind seltene Ausreißer und III und IV kommen praktisch nicht mehr vor.


    Die meisten Kühe stehen heute in hellen Laufhallen, haben Wasser+Futter rund um die Uhr zur Verfügung und werden in gekachelten Melkständen nach einer Euterdusche gemolken.
    Die Milch läuft sofort in einen Kühltank und wird von einem Kühltank-LKW abgeholt, der von jeder Ladung eine Probe zieht, die im Labor umgehend auf Milchinhaltsstoffe, Zellzahl, Keimzahl, Wasserbeimengung und Hemmstoffe (Antibiotika, Desinfektionsmittelspuren) getestet wird.
    Falls Hemmstoffe gefunden werden, wird die Tankladung für den menschlichen Verzehr gesperrt und der verursachende Betrieb muß die Entsorgungskosten zahlen und seine Milch wird erst dann wieder abgeholt, wenn die Quelle der Verunreinigung beseitigt ist.
    Deshalb achten die Betriebe peinlich genau darauf, Milch von antibiotika-behandelten Kühen separat zu melken und wegzuschütten.
    Erst nach Ablauf der vorgeschriebenen Wartezeit (5-10 Tage) und einem negativen Hemmstofftest wird die Milch wieder abgeliefert.


    Fast alle Milcherzeuger sind Mitglied im Landeskontrollverband, durch den Probenehmer wie ich einmal im Monat Milchproben von jeder einzelnen Kuh nehmen und auf die Zellzahl als Frühindikator subklinischer Euterentzündung untersuchen lassen. Früher wurde häufig der Eiter in die Milch mitreingemolken, bis er nicht mehr zu übersehen und zu überriechen war...
    Die meisten Betriebe beteiligen sich an dem Qualitäts-Milch-Audit, bei dem ein unabhängiger Sachverständiger mindestens 1x jährlich, bei Problemen auch öfter, den Betrieb und seine Abläufe genauestens unter die Lupe nimmt.
    Herkunft und Inhaltsstoffe sämtlicher Futtermittel sowie der Medikamenten-Einsatz muß lückenlos dokumentiert werden.
    Ebenso wird die Herkunft, Abstammung und der Gesundheitsstatus sämtlicher Rinder in einer Datenbank zentral dokumentiert und jedes Rind kann über seine EU-Ohrmarke und seinen Rinderpass nachverfolgt werden.
    Dadurch sind für den Menschen gefährliche Rinderseuchen wie TBC, Pocken und Brucellose ganz oder fast ausgemerzt.
    Durch die Ausmerzung weiterer Rinderkrankheiten wie BHV und BVD wird der Medikamenteneinsatz weiter reduziert.


    Somit wird ein riesiger Aufwand betrieben, um die Milch zum bestkontrollierten Lebensmittel zu machen, welches noch nie in so guter Qualität in solchen Mengen so erschwinglich angeboten wurde wie heute.

  • Ich stimme Jörg absolut zu, dass wir als Verbraucher uneingeschränkten Zugang zu Informationen über unsere Nahrungsmittel haben müssen.
    Dazu gehört aber auch die Bereitschaft unsererseits, uns möglichst objektives Faktenwissen zu verschaffen und nicht durch die Skandalisierung durch Medien und gesellschaftliche Akteure Opfer verzerrter Wahrnehmung zu werden und zu glauben, nur noch von böswillig vergifteten Lebensmitteln umgeben zu sein.


    Das trifft nämlich überhaupt nicht zu.


    Die Gentechnologie spielt in der Nahrungsmittel-Erzeugung in der EU derzeit eine absolut untergeordnete Rolle.


    Von Brotgetreide (Weizen, Roggen, Gerste, Hafer) sind derzeit keine gentechnisch veränderten Sorten zugelassen.


    In Nord+Süd-Amerika sowie in Asien spielen zwei Genvarianten von Nahrungspflanzen die Hauptrolle:
    - Roundup-Resistenz -> https://de.wikipedia.org/wiki/Roundup bei Soja, Mais und Raps,
    - BT-Insektenresistenz bei Mais -> https://de.wikipedia.org/wiki/Bacillus_thurigiensis
    -> https://wikipedia.org/wiki/Transgener_Mais
    sowie bei Mais eine Kombination aus Roundup-Resistenz und Bt-Maiszünsler-Resistenz.


    Die Samen dieser gentechnisch veränderten Pflanzen sind nach meinem derzeitigen Kenntnisstand für Rinder, Schweine und Menschen nicht gesundheitsschädlich und ich würde sie sowie das Fleisch oder die Milch damit gefütterter Tiere jederzeit ohne Bedenken essen.


    Ich boykottiere sie rein aus politischen Gründen, weil die Gentechnik hier von mächtigen Konzernen über das Patentrecht missbraucht wird, um ein weltweites Monopol über Grundnahrungsmittel zu erzwingen.


    Durch Roundup (Glyphosat+Benetzungsmittel) findet zwar eine Umweltbelastung statt.
    Diese wäre beim Anbau von nicht-RR-Pflanzen aber noch höher, weil dann viel mehr verschiedene Spezialgifte gegen die verschiedenen Unkräuter eingesetzt würden, deren Kombiwirkung noch schwieriger zu kalkulieren ist.
    Ausserdem müsste häufiger gepflügt werden, mit höheren Erosionsgefahren.


    Bacillus-Thurigiensis-Präparate wirken nur im Darm von Insekten giftig und sind daher als biologisches Pflanzenschutzmittel im Ökolandbau zugelassen.
    Die Alternative wären chemisch hergestellte wesentlich unspezifischere Gifte.
    Durch den gentechnischen Einbau der BT-Vorstufe in Maispflanzen wird ganz gezielt nur der Maiszünsler u.ä. Maisschädlinge getroffen, andere Organismen werden hierbei viel weniger beeinträchtigt.


    Dennoch ist der Anbau von Genmais derzeit aufgrund mangelnder Verbraucherakzeptanz in Deutschland verboten.
    Das hat zur Folge, dass der Maiszünsler auf konventionellen Maisfeldern deshalb mit viel giftigerer Chemie bekämpft wird.


    Futtermittel dürfen nur verfüttert werden, wenn sie den Vorgaben der Futtermittel-Verordnung entsprechen:
    http://www.gesetze_im_internet…v_1981/BJNR003520981.html


    Als Futtermittel nutzen die Bauern schon aus Kostengründen überwiegend selbst erzeugtes Grund- und Kraftfutter.
    So sieht eine Tagesration eines Mastbullen ungefähr aus:
    - Mais-Silage und Gras-Silage (=milchsauer vergorenes Mais und Grashäcksel) gemischt zur unbegrenzten Aufnahme (ca. eine Schubkarre voll morgens und abends)
    - je nach Alter u. Größe bis zu 10kg Kraftfutter, selbstgemischt oder zugekauft aus:
    - Getreideschrot
    - Sojaschrot,
    - Rapspresskuchen
    - Biertreber
    - Mineralfuttermischung


    Als Kind habe ich dieses "Müsli" sehr gerne selber gegessen!


    Und hier noch eine Quelle zum Einsatz von Tierarzneimitteln:
    http://www.bmelv.de/DE/Landwirtschaft/Tier/Tiergesundheit/Tierarzneimittel_node.html






    http://"http://www.bmelv.de/DE/Landwirtschaft/Tier/Tiergesundheit/Tierarzneimittel_node.html"

  • Zitat von Waldschrat;165742


    Von Dir nicht genannt, und das ist in meiner Meinung die grösste Gefahr: Antibiotika in der Massentierhaltung.


    Einverstanden. Leider lässt sich damit zu viel Geld verdienen, als dass die Vernunft eine Chance hätte.



    Zitat von Waldschrat;165742
    Zitat von Waldschrat;165742


    Wie funktioniert konventionelle, also nicht "gentechnische" Pflanzenzucht heute? Etwa so wie zu Zeiten des braven Augustinermönchs Gregor Mendel, der im Treibhaus Pflanzen mit dem Pinsel bestäubte? Von wegen. (...)


    Soweit zur konventionellen Pflanzenzucht. Nicht verstandene und willkürliche Gentechnik


    Das trifft in der überwiegenden Anzahl der Fälle nicht zu: Hier werden bewusst Eltern mit interessanten Eigenschaften gekreuzt in der Hoffnung, dass z.B. aus Tomate x Kartoffel eine Tomoffel (oben Früchte, unten Knollen) und nicht eine Karpate (unten wie Tomate, oben wie Kartoffel) entsteht. Das ist eine buchhalterische Wissenschaft, die extrem viel Geduld und Beobachtungsgabe und Kenntnis der Nutzpflanze voraussetzt. Das erklärt, warum sich praktisch alle Züchter auf eine Pflanzenart spezialisiert haben.


    Zitat von Waldschrat;165742

    Und jetzt erzähle mir doch mal einer, warum im Gegensatz zu allem oben beschriebenen gezielte und verstandene Gentechnik von Übel sein soll.


    Tue ich gern:


    Einmal das unsägliche Patentrecht auf Sorten (patentiert wird die übertragene, von einem anderen Organismus kopierte Eigenschaft und nicht etwa die Verfahrenstechnik der Übertragung - genau das, was bei Software zu Recht verboten ist)


    Dann wird versucht, den Zielorganismen gezielt einzelne Eigenschaften einzupflanzen, ohne Rücksicht darauf, was das für den Organismus bedeutet. Wenn man einem Schimmelpilz beibringt, Zitronensäure oder Insulin zu erzeugen, habe ich kein Problem damit, aber wenn eine Kuh nur noch ein Verfahren ist, um aus Gras Mich zu machen, dann schon.


    Drittens geht es darum, wirtschaftliche Macht über Nahrungsmittel und damit über andere zu erhalten. Der Hinweis. es gehe um die Fütterung von zehn Milliarden, greift zu kurz: Gezüchtet bzw. gehandelt werden nur Sorten für gute Böden im Besitz kapitalkräftiger Landwirte, denn nur die haben Geld, um die neuen Sorten zu kaufen.
    Das führt zu der gleichen Situation wie bei der Humanmedizin, wo mehr Geld in die Forschung gegen Fresssucht als gegen Malaria gesteckt wird.
    Wer das Welternährungsproblem lösen will, der tut erstens etwas gegen Kulturlandverlust (durch Überbauung, Versalzung oder Erosion), zweitens fördert er die Kleinlandwirtschaft (die erwiesenermassen mehr Menschen pro Fläche ernähren kann als jede andere Kulturart) und züchtet drittens krankheitsresistente Sorten und solche für Grenzertragsböden, nicht noch ertragreichere Sorten für gute Böden.

  • Mit diesen Kritikpunkten hast Du völlig recht, diese sind aber keine Frage der Gentechnik an sich, sondern ihrer falschen politischen und wirtschaftlichen Einbettung.
    Daraus resultieren fehlgeleitete Anreize und Lösungen, die nur im strategischen Gewinn- und Monopolisierungs-Interesse skrupelloser Konzerne sind.
    Wie z.B. die Roundup-Resistenz dem Konzern ermöglicht, Unkrautvernichter und Saatgut im Paket zu verkaufen.
    Aber dass auch sinnvolle Innovationen wie die Bt-Schädlings-Resistenz von einem Privatkonzern entwickelt und patentgeschützt wurde, statt an öffentlichen Institutionen, und der Menschheit zum Selbstkostenpreis zur freien Verwendung zur Verfügung gestellt werden, finde ich sehr schade.
    Da wirkt die pauschale Dämonisierung der Biotechnologie-Forschung und deren Vertreibung aus D/EU kontraproduktiv, denn dann findet sie im Ausland unter wesentlich fragwürdigeren Umständen statt.
    Hier sollten wir Bürger Einfluss auf die Gesetzgebung nehmen.


    Kulturlandschutz, Kleinbauernförderung und Sortenvielfalt halte ich auch für sehr wichtig.


    Viel zu wenig berücksichtigt wird aber die Gefahr, eine der Hauptnahrungs-Arten durch eine Pflanzen-Pandemie zu verlieren.
    Die Kalorienversorgung der Menschheit ruht im wesentlichen auf den Getreidearten Reis, Weizen, Gerste, Hirse, Roggen und Hafer sowie Mais, der Sojabohne, und den Knollen/Wurzelfrüchten Kartoffel, Süsskartoffel, Maniok, Zuckerrübe.


    Was würde geschehen, wenn eine Krankheit alle Reis- oder Weizenarten binnen kurzem ausrotten würde?
    Könnte man den Anbau alternativer Kalorienlieferanten schnell genug hochfahren?
    Dazu müsste man sie erstmal züchterisch weiterentwickeln, da ihr Anbau bisher unwirtschaftlich ist.
    Und eine Entdeckung und Einkreuzung von Resistenzgenen in die gefährdete Nutzpflanzenart würde nur mit konventionellen Methoden viel zu lange dauern.


    Jedenfalls muss die Ernährung der Weltbevölkerung dringend auf eine breitere biologische Arten-Vielfalt gestützt werden.

  • Zitat von hinterwäldler;166052

    Mit diesen Kritikpunkten hast Du völlig recht, diese sind aber keine Frage der Gentechnik an sich, sondern ihrer falschen politischen und wirtschaftlichen Einbettung.
    Daraus resultieren fehlgeleitete Anreize und Lösungen, die nur im strategischen Gewinn- und Monopolisierungs-Interesse skrupelloser Konzerne sind.


    Das ist leider nur folgerichtig in einem Gesellschaftssystem, wo der Gemeinnutz als Resultierende aller Egoismen entstehen soll (die unsichtbare Hand der Marktwirtschaft).
    Leider funktioniert das andere Prinzip, nämlich staatliche Lenkung, auch nicht.


    Zitat von hinterwäldler;166052

    Jedenfalls muss die Ernährung der Weltbevölkerung dringend auf eine breitere biologische Arten-Vielfalt gestützt werden.


    Diese Hauptnahrungspflanzen sind diejenigen, welche global gehandelt werden. Und von diesen gibt es zum Glück noch zahllose weitere Sorten, die zum Teil sehr ungewöhnliche Eigenschaften haben.


    Das Problem der Pflanzenkrankheiten ist kurz gesagt folgendes: Wenn man eine neue gute Sorte züchtet, wird sie auf riesigen Flächen in Monokultur angebaut - man bietet also einem potentiellen Schädling ein riesiges Substrat, wenn er es schafft, diese Pflanze zu befallen, züchtet also den Schädling mit.
    Biodiversität hilft, aber das bedeutet Verzicht auf Monokulturen und damit viel höhere Lebensmittelpreise, denn ein wesentlich höherer Teil der eigenen Lebenszeit muss für den Anbau oder Kauf der eigenen Nahrung bereitgestellt werden. Die Mehrzahl der Bevölkerung will aber schnell, schnell irgendwas Billiges in den Kopf drücken und sich amüsieren - das passt dann nicht zusammen.


    Es gibt übrigens natürliche Monokulturen, die kaum je von Schädlingskalamitäten heimgesucht werden, ohne dass jemand wüsste, worauf ihre Abwehrstrategie beruht. Die Buchenwälder Mitteleuropas, oder auch manche Grasländer, sind ein Beispiel dafür.

  • Sehr viele Baumarten, begegnen dem Aufbau von Schädlingspopulationen durch Alternanz, d.h. einem Wechsel von Mastjahren mit einer Folge von Jahren mit geringer Samenbildung.
    Sehr häufig finden die Mastjahre in ungeraden, oft sogar in prim-zahligen Jahresabständen statt, weil das den Schädlingen erschwert, sich auf einen Rhythmus einzustellen.
    Deshalb war für die Menschen der Ertrag der Eichel- und Bucheckern-Mast nicht kalkulierbar und deshalb konnten sie nie Schweinebestände aufbauen, mit denen sie den Ertrag von Mastjahren ausschöpfen konnten.
    Dadurch blieb in solchen Jahren genug Baumsaat übrig.
    Leider verhindert diese Neigung zur Alternanz eine wirtschaftliche Nutzung von Baumfrüchten statt Ackerfrüchten, was aus ökologischen Gründen Vorteile hätte.

  • Zitat von jp10686;166026


    Drittens geht es darum, wirtschaftliche Macht über Nahrungsmittel und damit über andere zu erhalten. Der Hinweis. es gehe um die Fütterung von zehn Milliarden, greift zu kurz: Gezüchtet bzw. gehandelt werden nur Sorten für gute Böden im Besitz kapitalkräftiger Landwirte, denn nur die haben Geld, um die neuen Sorten zu kaufen.


    Da gibt es auch Gegenbeispiele, z.B golden rice.


    Wird übrigens von Greenpeace und anderen professionellen Kampagnenorganisationen vehement bekämpft. Zu wessen Wohl oder Nachteil?


    Viele Grüsse


    Matthias

    They who can give up essential liberty to obtain a little temporary safety, deserve neither liberty nor safety.
    Benjamin Franklin (1775)

  • In China werden ganz unbefangen Chromosomen unterschiedlicher Pflanzenarten kombiniert:


    http://www.german.chinatoday.c…-08/14/content_560645.htm


    ...laut des Artikels mit teils erstaunlichen Ergebnissen, was Salztoleranz, Schädlingsresistenz und Nährstoffgehalt betrifft.


    - - - AKTUALISIERT - - -


    Neuer Versuch ohne 3xw:


    http://german.chinatoday.com.c…-08/14/content_560645.htm


    Kapiere ich nicht, wenn ich den Originallink ins selbstvers.org-forum kopiere, erscheint er da ohne 3xw und funktioniert...was mache ich falsch?