Jagd - Krankheiten erkennen

  • Wer im Notfall auf die Jagd setzt, hat auch das Thema Krankheiten zu beachten.
    Unser Wild schleppt da so einiges mit sich herum, was meist geflissentlich ignoriert wird bei den Diskussionen.
    Zoonosen sind Krankheiten, die auch für den Menschen gefährlich sind (auf ihn übertragen werden können) und dann ist bald zappenduster.


    Neben Tollwut und solch bekannten Krankheiten, gibt es da noch eine ganze Menge. Sehr nett ist auch der Fuchsbandwurm. Will man nicht wirklich bekommen.


    Wie komme ich darauf? Hab gestern einen Bock erlegt und bei der Organbeschau für mich bisher unbekannte Flecken auf der Lunge festgestellt.
    Trotz Ausbildung, einiger Bücher und Internetrecherche leider kein genaues Ergebnis.
    Erst in einem Forum wurde ich auf ein Buch aufmerksam gemacht, in dem genau die Krankheit inkl. Bild beschrieben war.


    Ich hätte ja ein Bild gepostet, wusste aber nicht, ob das jedem gefällt.


    Also: Für den Krisenfall sollte man entweder mit Erfahrung gewappnet sein oder entsprechende bildhafte Literatur verfügbar haben. Einfaches Jagdbuch reicht nicht.


    Sonst nutzt die ganze Jagerei nachher nix.


    cu Tom

  • Weil du uns im dunkeln lässt mit den von dir genannten "Gefahren" habe ich mal kurz Tante Google bemüht.
    Das ist dabei rausgekommen. https://www.was-wir-essen.de/abisz/wildfleisch_erzeugung_krankheiten.php
    Es gilt im 21ten Jahrhundert immer noch das selbe wie früher, Brate es ganz durch und gut ist, meistens.
    Ich möchte die Gefahr nicht herunter spielen aber überall Gespenster sehen muss man auch nicht. Aber wenn man sie sieht sollte man richtig informieren.


    Liebe Grüsse
    draussen

    Draussen zählt nur das Beste

  • Meiner bescheidenen Meinung nach....



    .... ist die Faustregel, keine hellen und keine dunklen Flecken auf den Organen.


    .... very, very, very well done gebratenes Fleisch


    .... keine Innereien essen, aussert Herz und Leber



    meint


    gandroiid

  • Tja, so einfach ist das eben nicht, wie draussen das sieht. Das mit dem durchbraten oder garen werde ich weiter unten erläutern.
    Kann ich leider nicht so stehen lassen...


    Ich kann unmöglich in einem Fred wie diesem über die vielfältigen Krankheiten des Wildes und die Ansteckungsgefahr auf den Menschen berichten.
    Das ist Aufgabe eines Buches und einer Ausbildung und darauf habe ich hingewiesen.
    Mir fehlte bisher der Hinweis auf Krankheiten. Es wird immer von Jagd gesprochen aber nie darauf hingewiesen.
    Mein Jagdausbilder hat übrigens eine unschöne Krankheit durch Wild, die er auch zeitlebens nicht mehr los wird.


    Also werde ich mal ein paar Sachen aufführen.


    Tollwut wird sich in Krisenzeiten, wenn nichts dagegen unternommen wird, wieder weiter ausbreiten.
    Die Ansteckung erfolgt nicht durch aufessen von Wildbret, sondern davor. Über Schleimhäute, Wunden, Kratzstellen oder Bisse wird das Virus übertragen.
    Die Chancen zu überleben, falls man nicht zufällig wusste, dass das Tier Tollwut hat, liegen bei nahezu Null.
    Bei der Jagd muss man also sehr genau das Verhalten vor dem Erlegen beobachten und die Krankheit und deren Symptome kennen.
    Deshalb werden bei Verdacht auch die netten vielen Spritzen eingesetzt, damit man eine Chance hat. Inkubationszeit kann bis zu mehrere Jahre betragen.


    FMSE wird durch Zecken übertragen. Wildtiere sind oft ein Reservoir für viele Zecken. Diese Gefahr ist nicht zu unterschätzen.
    Aus Untersuchungen ist bekannt, dass Jäger vermehrt FMSE-Antikörper im Blut haben, also öfter befallen sind. Klar, rennen ja auch die ganze zeit im Wald rum.


    Newcastle Disease ist ein Erreger im gefiederten Bereich, der dem Menschen nichts tut aber durch den Menschen übertragen wird. Wer dann Hühner und solch Kram zu Hause hat, der kann sich davon schon mal verabschieden. Wird alles verseucht und geht ein.


    Salmonellose ist den meisten nur von Eierwaren bekannt. Gibt es bei Tieren ebenfalls und die Folgen sind ja bekannt. Erreger werden erst ab 70 Grad abgetötet und wenn man bedenkt dass Wild durch im innern nur 60 bis 67 Grad hat, dann hilft das auch nicht sehr. Wildrücken hat im innern meist nur 60 Grad. Man kann natürlich alles komplett zu Schuhsohlen verarbeiten aber wer macht das denn immer?


    Fuchsbandwurm hatte ich ja schon angedeutet. Krebsartiges Wachstum in der Leber führt meist zum Tod. Bei Jagdhundeinsatz und Fuchsvorkommen kann auch der Mensch befallen werden. Durchbraten hilft hier auch selten, es sei denn, man brät den Hund gut durch.


    usw. usf.


    Hier noch was zum Nachsuchen:


    MAGENWÜRMER
    RÄUDE
    MILZBRAND
    TUBERKULOSE
    BRUCELLOSE
    PAPILLOMATOSE
    GAMSBLINDHEIT
    YERINIOSE
    MYXOMATOSE
    SCHWEINEPEST
    AUJESZKYSCHE KRANKHEIT
    MAUL - und KLAUENSEUCHE
    GEFLÜGELPEST
    VOGELPOCKEN
    TRICHINELLOSE
    usw.


    Viele Krankheiten davon sind meldepflichtig, weil Seuchen ausbrechen können. Deshalb muss man als Jäger auch heutzutage den Kurs "kundige Person" ablegen, damit man die vielen Krankheiten auseinander halten kann.


    Die Übertragung vieler Krankheiten geschieht nicht durch das Essen, sondern durch Kontakt usw.
    Es gibt auch noch viele Parasiten, die ich hier nicht aufgelistet habe (außer Räude = Grabmilben).
    Natürlich kann jetzt jemand behaupten: Alles nur Gespenster!
    In unserer sehr überwachten Jetztzeit gibt es immer wieder einen Haufen Erkrankungen. Wenn sich aber keiner mehr kümmert, breiten sich viele dieser Krankheiten weiter aus. Einige Krankheiten haben viel zum Rückgang einiger Arten beigetragen (z.B. bei den Hasen). In Krisenzeiten ist mit mehr Krankheiten zu rechnen.


    Wenn man sich dann etwas eingefangen hat, sollte man ebenfalls wissen, wie weiter vorzugehen ist.


    Übrigens waren die hellen Flecken auf der Lunge Brutstellen des Lungenwurms und da kein weiterer Befall vorlag, sind alle anderen Wildbretteile voll genussfähig. Trotz negativem Befund von Herz und Leber habe ich diese vorsorglich entsorgt.


    Ich will hier nicht Panik schieben - aber es macht schon Sinn ein Wildtier beurteilen zu können. Viele Sachen sehen komisch aus, sind aber trotzdem noch genusstauglich. Manche Sachen sehen auch sehr eklig aus. Wenn aber nix mehr zu essen da ist, wäre es natürlich trotzdem nett, wenn man das Fleisch essen könnte.


    Hier mal ein Beispiel:
    Nee ich lass das lieber. Sieht echt eklig aus. Geht um Rachendasseln. Rehwild wird oft befallen und trotz Befall ist das Wildbret genusstauglich. Mit dem Bild das lass ich mal lieber.



    cu Tom






  • Zitat von eraperp;170204


    Zoonosen sind Krankheiten, die auch für den Menschen gefährlich sind (auf ihn übertragen werden können) und dann ist bald zappenduster.


    Neben Tollwut und solch bekannten Krankheiten, gibt es da noch eine ganze Menge. Sehr nett ist auch der Fuchsbandwurm. Will man nicht wirklich bekommen.


    Wie komme ich darauf? Hab gestern einen Bock erlegt und bei der Organbeschau für mich bisher unbekannte Flecken auf der Lunge festgestellt.
    Trotz Ausbildung, einiger Bücher und Internetrecherche leider kein genaues Ergebnis.
    Erst in einem Forum wurde ich auf ein Buch aufmerksam gemacht, in dem genau die Krankheit inkl. Bild beschrieben war.


    Hallo Tom,


    danke für Deinen Hinweis. Fuchsbandwurm war bei mir bisher nur bei wild gesammeltem Beerenobst auf dem Radar. Da habe ich es halt so gehalten, dass ich von Brombeeren alles genommen habe, was 1m oder höher wuchs. Bei Pilzen war's mir egal, die wurden ohnehin durchgegart.



    Bei Rehwild?


    Jetzt wäre mal spannend, wie ich die Viecher sicher abtöte. Ich habe natürlich keine Lust einen schönen Rehrücken bis auf Stiefelsohlenqualität durchzugaren. Das wäre eine kulinarische Sünde. Rosa sollte er schon noch sein. Welche Temperatur reicht?


    Fragt


    Matthias

    They who can give up essential liberty to obtain a little temporary safety, deserve neither liberty nor safety.
    Benjamin Franklin (1775)

  • Zitat von eraperp;170246

    Manche Sache:-) mn sehen auch sehr eklig aus. Wenn aber nix mehr zu essen da ist, wäre es natürlich trotzdem nett, wenn man das Fleisch essen könnte.


    Wenn mal wirklich gar nix mehr zum Essen da ist wären doch die Dassellarven und Lungenwürmer
    noch eine extra proteinhaltige Zugabe zum Fleisch...Mahlzeit:face_with_rolling_eyes:


    Gruß Andreas

    Rechne mit dem Schlimmsten aber hoffe das Beste. -Arthur Schopenhauer-

  • Zitat von Ares;170249

    Wenn mal wirklich gar nix mehr zum Essen da ist wären doch die Dassellarven und Lungenwürmer
    noch eine extra proteinhaltige Zugabe zum Fleisch...Mahlzeit:face_with_rolling_eyes:


    Gruß Andreas


    Ja hallo Andreas,


    Du kannst so ziemlich jeden Parasiten durch massive Wärmeanwendung und Durchgaren ohne Ende töten.


    Das macht das Lebensmittel sauber, verdirbt aber jeden Genuss. Ich täte es im Notfall, aber nur dann.


    Ein Rehrücken oder eine Rehkeule ist innen rosa.


    Frage: Wie würden Dir Deine Schuhsohlen schmecken.?


    Statt Dassellarven würde ich übrigens Heuschrecken vorschlagen, die sind wirklich lecker, schmecken etwa wie Shrimps mit Nussaroma.


    Parasiten, die Heuschrecken befallen und Zoonosen machen, sind mir übrigens nicht bekannt. :winking_face:


    Meint


    Matthias

    They who can give up essential liberty to obtain a little temporary safety, deserve neither liberty nor safety.
    Benjamin Franklin (1775)

  • Im alpinen Bereich hat man das Problem mit Almrindern, daß sich die mit Tuberkulose von Rehen und Hirschen anstecken.
    Sollte es nichts anderes zu essen geben als bedenklich anmutendes Fleisch, würde ich es sehr klein schneiden oder faschieren und dünnst ausgewalzt bei hoher Hitze abbraten.


    Um Erkrankungen wirklich halbwegs erkennen zu können, muss man vermutlich einige hunderte Ausweidungen unter fachkundiger Lehre mitgemacht haben. Jägerausbildung und jahrelange Praxis ist Voraussetzung auch in der Verarbeitung, nicht Abschiessen und den Rest machen wieder andere...
    Aber man sieht: vieles klingt in Theorie schöner und leichter als es in Wirklichkeit ist. Vielleicht kam genau das erlegte Wild so günstig zum Abschuss, weil es in Wahrnehmung schon schwer beeinträchtigt war, daß sogar der hungrige Krisen-Wilderer so nahe rankam? Also: Prepper bleib bei Deinen Dosen :winking_face:

  • Luftikus: Gute Idee. Dosen sind sicher aber evtl. irgendwann alle. Wenn die Dosen alle sind, ist aber auch Rehwild dezimiert. Damit könntest du dann wieder recht haben.
    Und ein Jäger sollte alles grundsätzlich selbst machen und nicht nur ein Schießpatron sein - finde ich.


    Matthias: Rehrücken bei 80 Grad (vorher kurz auf 250). Im innern sind dann ca. 60-65 Grad. Kommt aber auf den Ofen an - kann also auch mehr sein. Kann man nur mit messen und ausprobieren herausfinden. Rehrücken zu machen ist nicht einfach.
    Die Ansteckung über Beeren (Fuchsbandwurm) ist wohl extrem selten.



    Nummer sicher ist übrigens Rehgulasch. Schmeckt eh am besten am nächsten Tag und das Fleisch ist trotz durchgaren sehr fein.
    Der Bock, der grad in der Kühlung hängt wird zu Gulasch und Rücken (Konfirmation). Der andere Rücken, der noch da ist, geht nä. Woche in den Ofen…



    Andreas: Ich poste gleich mal das Bild und dann kannst du ja noch mal überlegen… (evtl. dann doch lieber Brennessel?).



    cu Tom


    - - - AKTUALISIERT - - -


    Noch ein Nachsatz:


    Wenn man das Wild vor dem erlegen gut beobachtet (Kenntnis der typischen Verhaltensmuster vorausgesetzt) und anschließend alle Organe eingehend untersucht, dann ist die Gefahr sehr gering, dass man sich etwas einfängt. Muss man aber ordentlich machen, also jedes Organ ansehen, abtasten und oft aufschneiden. Dazu sollte man gesunde Organe gesehen haben und möglichst oft auch kranke, denn daran kann man dann lernen.


    Wenn ich Auffälligkeiten entdecke, nehme ich das Organ mit (falls der Tierarzt was probieren will), mache vor Ort gleich Fotos und diskutieren das mit anderen Jägern aus. Bisher hat das immer sehr gut geklappt. Mit einem Bildvergleich kann man sehr viel erkennen.


    cu Tom


  • Hallo Matthias,


    Da hast du meine Anmerkung falsch verstanden, ich mag mein Fleisch eher zwischen rare und medium.


    Ich meinte den Fall das man wirklich auf die Komplettverwertung des erlegten Stückes angewiesen ist,
    dann wäre selbst eine lebendige Larve zwar unappetitlich aber keineswegs gesundheitsschädlich.



    Hast du schon Dassellarven gekostet und vieleicht ein leckeres Rezept dazu?

    Rechne mit dem Schlimmsten aber hoffe das Beste. -Arthur Schopenhauer-

  • Rachendasseln....


    Ich hab mir vorhin ein paar Bilder bei Tante Google suchen lassen.



    Ich geh jetzt ins Bett und werd von Rachendasseln träumen...


    :Rol::Rol::Rol::Rol::Rol:



    meint


    gandroiid

  • Zitat von eraperp;170257


    Andreas: Ich poste gleich mal das Bild und dann kannst du ja noch mal überlegen… (evtl. dann doch lieber Brennessel

    cu Tom


    Nicht nötig, ich hab nach dem Abkochen der Köpfe schon mehr als genügend Larven rausgepult....Rekord lag bei
    über 60 Stück... der arme Kerl musste zu Lebzeiten wohl ausschließlich durch den Mund atmen.

    Rechne mit dem Schlimmsten aber hoffe das Beste. -Arthur Schopenhauer-

  • Zitat von Luftikus;170253

    I


    Um Erkrankungen wirklich halbwegs erkennen zu können, muss man vermutlich einige hunderte Ausweidungen unter fachkundiger Lehre mitgemacht haben.


    Hallo Lufktikus, ich bin kein Jäger, aber Angler. Im Fischereilehrgang (Fischereirecht Baden-Württemberg) wurden Fischkrankheiten, insbesondere die meldepflichtigen, richtig heftig gelernt. Im Lernfeld Fischkrankheiten hast Du die ekligsten Präparate vor die Nase gesetzt bekommen und durftest den Erreger bestimmen.


    Es hat mir übrigens nicht geschadet. Ich bin absolut kein Fan der deutschen Überregulierung. Kurs und Prüfung für alles. Aber im Fischerreirecht hat es sich gelohnt. Soviel über Gewässerökologie, Biologie der Fische und Gewässerorganismen, von der Köcherfliegenlarve und der Libelle über die Brachse, bis hin zu Fischkrankheiten - ich habe in diesem Fischereikurs mehr gelernt, wie in meinem Biologieunterricht an der Schule.


    Petri Heil!


    Matthis

    They who can give up essential liberty to obtain a little temporary safety, deserve neither liberty nor safety.
    Benjamin Franklin (1775)

  • Das Gleiche gilt für meinen Sportfischerlehrgang damals in den 90ern. War der letzte Kurs, den mein Opa geleitet hat... und "der Alte" hat mich in bester Tradition doppelt und dreifach getriezt, um nur ja kein Gerede aufkommen zu lassen :winking_face: (Ich weiss nicht, ob das noch so ist, damals wurde vor Zulassung zur Sportfischerprüfung eine Abschlussprüfung für den Lehrgang gemacht, die bestanden werden musste)
    Geschadet hat es nicht, ganz im Gegenteil.
    Was Krankheiten angeht, haben wir auch so ziemlich die komplette mögliche Bandbreite durchgenommen. In den Unterlagen waren Illustrationen und Erklärungen der einzelnen Krankheiten und Parasiten drin und dann gab es im Unterricht noch Dias und Fotos in Massen. Ist einigen Leuten dann ganz schon blümerant geworden... :grinning_squinting_face:


    Leider habe ich auch Gegenteiliges gehört. Ein Arbeitskollege hat vor 3 oder 4 Jahren zusammen mit seiner Freundin in NRW die Prüfung abgelegt, der Kurs war wohl komplett für die Füße und ausschließlich auf das Bestehen der Multiple-Choice-Aufgaben ausgelegt.
    Als wir uns über das Thema unterhalten haben, konnte ich nur mit dem Kopf schütteln.
    Ich hoffe mal, dass das nirgends für den Jagdschein so gehandhabt wird.


    So long,
    Sam

  • Zitat von Waldschrat;170251

    Statt Dassellarven würde ich übrigens Heuschrecken vorschlagen, die sind wirklich lecker


    Kleine Ergänzung: In Heuschrecken können sich angeblich Insektizide und/oder Herbizide, etc. anlagern. Man soll aufpassen, inwiefern solche Mittel eingesetzt werden, wo man die Heuschrecken fängt (im ROL). Bin nicht mehr sicher, wo ich das gehört oder gelesen habe. Könnte bei Joe Vogel gewesen sein.


    Herzliche Grüsse
    linthler

  • Zitat von Sam de Illian;170273


    Ich hoffe mal, dass das nirgends für den Jagdschein so gehandhabt wird.


    Hi Sam,


    das ist leider auch sehr unterschiedlich. Aber ein Mindestmaß kann kaum unterschritten werden, da die Prüfungskommission aus vielen Jägern besteht und die Prüfungen doch sehr sehr umfangreich sind.
    Was oft vernachlässigt wird in vielen Schulen ist die die Praxis. Als das aufbrechen und zerwirken von Wild und auch die Arbeit in Wald und Feld.
    Das ist sehr schade, denn dort lernt man am meisten. Ich hatte mir damals eine Schule gesucht, die nur 6 Leute gleichzeitig ausbildet (statt bis zu 30) und die viel in der Praxis macht. Wir haben Nachsuchen machen und dann gleich vor Ort aufbrechen müssen - das bei 10 Grad minus. In der Wildkammer waren wir auch oft und wir mussten auch kranke Tiere aufbrechen (nix schön), die dann danach entsorgt wurden - allein um zu lernen, wie bestimmte Krankheiten aussehen. Waren natürlich meist parasitäre Erkrankungen, da mit vielen anderen Sachen ja nicht zu spaßen ist.


    Das System der Schulen ist zwar schön für den angehenden Jungjäger aber in der Kürze (das geht mittlerweile schon in 2 Wochen!) kann man unmöglich alles gleich gut lernen. Nun ja, meist hat man eh einen Jagdherrn, der einem den Rest beibringt (Praxis). So ist es wohl gedacht. Es gibt zu der bisherigen Ausbildung (durch die Jäger vor Ort - über ein Jahr lang) aber auch Vorteile, weil die Ausbilder sehr oft sehr viel Erfahrung haben und auch alles richtig gut können (also, so wie es gemacht werden sollte). Es hat also alles wie immer Vor- und Nachteile.


    Entscheidend ist der eigene Wille. Ich kenne viele Jungjäger, die nach dem Jagdkurs nie wieder zur Jagd waren - sei es aus mangelnden Möglichkeiten oder aus fehlendem Interesse (ja man merkt auch im Kurs, dass sich einige das anders vorgestellt haben). Einige Jungjäger begreifen auch, dass das für sie nichts ist - Tiere erlegen und dann selbst aufbrechen und verarbeiten.


    Ich gehe fast jede Woche jagen bzw. ins Revier. Geschossen wird dabei extrem selten. Die meiste Arbeit steckt in Müll wegräumen, Revier aufräumen, reparieren von Zäunen/Hochsitzen, natürlich das Wild beobachten (unbemerkt) und die Natur genießen. Man greift dabei in die Natur ein (Hege), damit einige Arten bessere Chancen haben (z.B. Bodenbrüter, Hasen, Kitze usw., die vorm Fuchs geschützt werden müssen). Würde man in unserer durchgestylten Landschaft alles dem Selbstlauf überlassen, würden sicher einige Arten ruckzuck von der Bildfläche verschwinden. Leider sind bei uns im Revier schon die Rebhühner verschwunden (durch: intensive Landswirtschaft, Fuchs, Marderhund, Hauskatze, Hund).


    Früher habe ich auf einem Spaziergang auf unseren Wiesen nur ab und zu mal einen Hasen oder Rehwild gesehen. Heute weiß ich schon vorab, wo wer steht und finde das Wild auch immer, ohne dass es mich bemerkt (na ja, fast immer). Da bewegt man sich in der Natur ganz anders und macht auch öfter große Umwege, um Wild nicht zu stören.


    cu Tom

  • Zitat von Sam de Illian;170273

    Ein Arbeitskollege hat vor 3 oder 4 Jahren zusammen mit seiner Freundin in NRW die Prüfung abgelegt, der Kurs war wohl komplett für die Füße und ausschließlich auf das Bestehen der Multiple-Choice-Aufgaben ausgelegt.


    Hallo Sam,
    Jagd- und Fischereirecht ist in Deutschland Landesrecht, Es ist so, wie Du beschreibst. Baden-Württemberg und Bayern eher anspruchsvoll, da lernst Du beim Fischereischein auch richtig Gewässerökologie, kannst die Gewässergüte nach Leitorganismen bestimmen, eigentlich ganz klasse für S&P, wenn Du kein Chemielabor dabei hast, sondern nur Deine Augen, hast aber auch schon mal einen Nitrattest gemacht, ...


    In NRW leider nur ein simpler Ankreuztest, wo Schonzeiten, Schonmasse und ähnliche rein rechtliche Dinge abgefragt werden.


    Beim Jagdschein sieht es übrigens sehr ähnlich aus.


    Viele Grüsse


    Matthias

    They who can give up essential liberty to obtain a little temporary safety, deserve neither liberty nor safety.
    Benjamin Franklin (1775)


  • Traurig sowas... in Hessen -da hab ich ja meinen gemacht- wurde die Vermittlung von dem Stoff ernst genommen, so dass man die Prüfung dann aufgrund von erlerntem und nicht auswendig gekonntem bestehen konnte. Der Lehrgang ging damals vom 8.1.96 bis 17.2.96, also immerhin knapp anderthalb Monate Theorie und Praxis, also auch Casting, Zusammenbau von Angelgerät, Knotenkunde, usw.
    Die Vorprüfung war eigentlich der heftigere Teil und wurde vom LFV Hessen abgenommen, der Test im Landratsamt war dann wiederum der 60-Fragen-MC-Test.
    Mein Kollege meinte etwas bitter dazu "Du lernst echt nur die MC-Fragen auswendig und siehst Fische auf den Bestimmungskarten und das Angelgerät siehst du aus der Distanz und dann hast du deine Prüfung und trotzdem keine Ahnung".


    @Tom
    So stell ich mir eine vernünftige Ausbildung auch vor! Die Natur kann man eben nicht nur aus Büchern lernen...


    So long,
    Sam