Addendum zu „Atomkraft wird dämonisiert“

  • Jede Medikamentengabe ist ein Eingriff in die körperliche Unversehrtheit und potentiell Körperverletzung.


    Sie darf daher nur nach ärztlicher Abwägung des medizinischen Nutzens mit möglichen Risiken und mit informierter Zustimmung des Patienten erfolgen.


    Die Nutzung einer Form der Energiegewinnung, die im Havariefall die flächendeckende Medikalisierung von nicht einwilligungsfähigen Ungeborenen, Babys und Kindern durch Laien von vorherein einplant, ist ein Verstoss gegen das Grundrecht auf körperliche Unversehrtheit und Beweis für eine menschenverachtende Haltung, die Profit und Komfort über die menschliche Gesundheit stellt.

  • NEIN, ein Schilddrüsenkrebs ist NICHT besser!
    Habe ich nirgends behauptet!
    Selbstverständlich MÜSSEN Jodtabletten sofort an alle ausgegeben werden, wenn im Havariefall die Aufnahme radioaktiver Teilchen geblockt werden muss!
    Das habe ich nie bestritten!


    Was ich bestreite, ist das Recht von Konzernen, Regierungen und Technokraten, eine Technik zu betreiben, die im Havariefall diese flächendeckende Medikamentierung der betroffenen Bevölkerung ERZWINGT!


    Ich bezweifele, dass eine wirklich angemessene Jodprophylaxe in jedem Einzelfall möglich ist.
    Man stelle sich doch mal die Konfusion im Havariefall vor:
    Es kann doch nicht davon ausgegangen werden, dass alle Einwohner eines Bezirkes brav vor der örtlichen Gesundheitsstation Schlange stehen, um exakt ihre benötigten Tabletten zu erhalten.
    Falls die Tabletten bereits an die Haushalte ausgegeben worden sind, kann man nicht davon ausgehen, dass alle Betroffenen sie in der Panik auch finden und korrekt dosieren.
    Es sind Kinder/Jugendliche auf Besuch bei Freunden/Verwandten/unterwegs - niemand kann garantieren, dass einige nicht versehentlich die doppelte/dreifache Dosis erhalten und andere gar nichts - und in Einzelfällen welche Jod bekommen, die es nicht vertragen.
    Wenn ungewiss ist, ob man sich im Keller verschanzen oder evakuiert werden muss, werden einige unkoordiniert flüchten (und die Tabletten vergessen), andere in vermeintlich leeren Häusern übersehen und zurückgelassen...
    Wenn bei ständig wechselnden Windrichtungen und lokalen Niederschlägen ungewiss ist, wo sich der radioaktive Fallout konzentriert, ist es unvermeidlich, dass manche Menschen den Blocker unnötigerweise einnehmen und andere in vermeintlich sicheren Regionen zu lange darauf verzichten.


    Kurz, die Planungen der Jodprophylaxe am grünen Tisch sind lebensfremd und unrealistisch und im Krisenfall das Papier nicht wert, auf dem sie entworfen sind.

  • Sehe ich auch so.
    Im ZGB und im OR wird genau unterschieden, ob eine Gefahr von einem Werk oder einer Handlung ausgeht oder nicht. Tut sie das (z.B. wenn ein Ziegel wegen Sturm runterfällt und einen Schaden verursacht oder wenn ein Holzfäller einen Baum auf eine Stromleitung fällt oder der Brand einer Fabrik anliegende Liegenschaften in Mitleidenschaft zieht), dann haftet der Besitzer oder Betreiber der Vorrichtung oder derjenige, der gehandelt hat, auch wenn er die Konsequenz nicht voraussehen konnte.


    Wenn ein Nachbar einen drohenden Schaden durch einen Eingriff in fremdes Eigentum abwenden kann und der Schaden in keinem Verhältnis steht zum Eingriff (z.B. wenn der Unterlieger eine Steinschlagsicherung nur oder viel billiger auf dem Land dessen obendran erstellen kann), dann muss der andere den Eingriff dulden, hat aber Anspruch auf vollen Schadenersatz. Das betrifft z.B. die Abwehr von Naturgefahren, oder das Betreten fremder Grundstücke ohne Erlaubnis bei Feuer, usw.


    Der Errichter oder Betreiber einer Anlage hat jedoch nicht den Anspruch, dass Nachbarn einen Eingriff hinnehmen müssen, damit er seine Vorrichtung besser oder billiger oder rentabler betreiben kann.


    Nur bei AKWs soll das alles nicht gelten. Obwohl das zweifellos ein Werk ist und durch ein privates oder halbstaatliches Unternehmen betrieben wird, tut man so, als sei die Gefährdung durch AKWs einer Naturgefahr oder einem feindlichen Angriff gleichgestellt, und die Last der Schadensbegrenzung wird den möglicherweise Betroffenen überbürdet, und die volle Haftpflicht wurde ausser Kraft gesetzt. Das alles, ohne dass die Betroffenen je gefragt wurden.


    Ich halte das für verfassungswidrig.


    Man kann der Sache auch nicht auskommen, indem man Volksabstimmungen über den Bau oder Betrieb einzelner Werke macht, weil hier persönliche Grundrechte beeinträchtigt oder missachtet werden.
    Eine Technik, die bewusst in Kauf nimmt, dass ganze Landstriche für lange Zeiträume unbewohnbar werden, sollte nicht betrieben werden, egal wie gross das Risiko ist, dass solches geschieht. Dass dieses Risiko nicht vernachlässigbar klein ist, zeigen die sich regelmässig wiederholenden Super-GAUs.


    (Es mag sein, dass es sinnvoll ist, Jodtabletten vorrätig zu halten. Das ändert jedoch nichts an der Sache.)

  • Zitat von Tolot;171656

    ...
    Da solche Maßnahmen bisher augenscheinlich nicht ergriffen wurden, kann man schon von kriminellen Tendenzen sprechen...


    Hallo Tolot,


    das kann man "cum grano salis" so sehen. Ist aber auch eine Frage von S&P


    Kämst Du mir mit einer Kaliumcyanidvergiftung in die Finger, hättest Du, schneller als du gucken kannst, eine Spritze mit 10ml Natriumthiosufat in der nächsten Vene, obwohl ich kein Arzt bin.


    Bei radioaktiven Unfallen würdest Du von mir 130 mh Kaliumiodid oral erhalten. Du kannst es einnehmen, oder auch nicht, Wenn es richtig wüst zur Sache geht, dann würde ich über die Abgabe einer Allerweltschemikalie wie Eisenhexacyanoferrat nachdenken. Habe ich nicht am Lager, macht man aber aus lagerhaltigen Chemikalien binnen einer halben Stunde. Kaliumhexacyanoferrat ( II und III)steht in jedem Labor im Regal

    They who can give up essential liberty to obtain a little temporary safety, deserve neither liberty nor safety.
    Benjamin Franklin (1775)

  • Zitat von jp10686;171723

    ...Man kann der Sache auch nicht auskommen, indem man Volksabstimmungen über den Bau oder Betrieb einzelner Werke macht...


    Das finde ich jetzt aber spannend: Volksabstimmung ja, aber nur bei genehmen Themen!
    Was kommt als nächstes? Vielleicht: Windräder mitten im Wald? Das sind die Guten, über sowas stimmt man nicht ab.

  • jp10686: Ich finde fullquote erschwert das Lesen ungemein, deshalb zitiere ich verkürzt.
    Meine Kritik richtet sich gegen die Grundhaltung Volksabstimmungen nur bei ausgewählten Themen zuzulassen und andere für sakrosankt zu erklären.
    Zumindest kam es so bei mir an.


    Grüße
    Tom

  • Gtomrc46: Du hast schon recht, wenn du nicht einfach den ganzen Beitrag zitierst. In diesem Fall wurde durch die Weglassung aber die Aussage verändert.
    Man kann durch Mehrheitsabstimmungen nicht über Dinge beschliessen, die im Widerspruch stehen zu verfassungsmässig garantierten Individualrechten, wie ich oben (16.5.19:35) darzulegen versucht habe.
    Wenn man eine Technik installiert, die ein kleines, aber eben nicht vernachlässigbares Risiko mit sich bringt, dass ganze Landstiche unbewohnbar werden, die eine Zwangsmedikation der gesamten Bevölkerung erfordern könnte und die schon im Normalbetrieb Altlasten mit sich bringt, welche noch Hunderte von Generationen belasten werden, dann tut man aber genau das. Sowas lässt sich nicht durch eine Abstimmung rechtfertigen. (In Lucens wurden die potentiell Betroffenen nicht einmal gefragt).


    Das Thema ist insofern sakrosankt, als dass die Atomlobby (abgenutzter Begriff, aber ich weiss keinen besseren) diese Probleme nach wie vor herunterspielt oder so tut, als gäbe es sie nicht. Eine Gewaltentrennung und folglich wirklich unabhängige Expertisen gibt es in diesem Bereich auch nicht.
    Zudem gehört es zu den elementaren Spielregeln der Demokratie und fairen Wirtschaft, dass, der welcher den Profit hat, auch das Risiko zu tragen hat.


    Ich muss dauernd Abstimmungsergebnisse hinnehmen, die mir nicht passen, weil ich anderer Meinung war. Das hat aber damit nichts zu tun.

  • Addendum zu „Atomkraft wird dämonisiert“


    Hallo,

    eigentlich wollte ich zu diesem Thema nichts schreiben, da ich schon vor über 20Jahren es aufgegeben habe darüber zu diskutieren. Da es aber immer mehr OT wird, möchte ich mal kurz meine Meinung dazu kund tun, aber mich auf keine weitere Diskussion oder Vertiefungen einlassen, da das Thema ähnlich anzusehen ist wie Politik oder Religion.


    Ich hoffe, ihr akzeptiert das.


    "Wird Atomkraft dämonisiert?"


    Ich finde den Begriff "Atomkraft" schon dämonisierend, da es bewusst den Begriff "Atombombe" suggerieren soll! :nuke:


    Das Wort "Atombombe" hat sich so in der Umgangssprache manifestiert, dass keiner mehr etwas mit dem Ausdruck "Thermo-nukleare Waffe" oder "Kernwaffe" anfangen kann vor allem, weil nur der kleinste Teil der "Kernwaffen" Bomben sind.


    Es heißt ja auch "Kernphysik" und nicht "Atomphysik". Studiert habe ich Anfang, Mitte der `80er Jahre "Kerntechnik" (Radionuklidtechnik) und nicht "Atomtechnik"! Bei allem, was der Mainstream in dieser Sache negativ betrachtet heißt es "Atom.....", während bei einer positiven Annahme der Sache von "Kern...." oder "Nuklear..." gesprochen wird - z.B.: Nuklearmedizin. Wie würde der Mainstream darauf reagieren, wenn ich von "Atommedizin" reden würde?:confused:


    Auch ist mit "Atomenergie" nur die Kernspaltungsenergie gemeint, während man bei der Fusionsenergie von "Kernfusion" und nicht von "Atomfusion" redet.
    In sehr vielen Punkten stimme ich "Waldschrat" voll und ganz zu :Gut:, in einigen sehe ich die Sache etwas anders.


    Was Statistiken betrifft, möchte ich Mark Twain zitieren: "Es gibt drei Sorten von Lügen: Lügen, gemeine Lügen und Statistiken.":face_with_rolling_eyes:


    Lest Euch bitte mal diesen Artikel des "Bundesamt für Strahlenschutz" durch:


    http://www.bfs.de/de/kerntechn…/fukushima/vergleich.html


    Jeweils 30 männliche Personen pro Referenzgruppe finde ich nicht besonders aussagekräftig!!!


    Auch folgende Seite finde ich erwähnenswert:


    http://www.kernfragen.de/kernfragen/


    Ob ich persönlich für oder gegen Kernkraft bin, spielt keine Rolle und wurde auch nicht gefragt, aber wird Kernkraft dämonisiert? Eindeutig ja!!!


    -Tazman, dem hoffentlich keine strahlende Zukunft bevorsteht:grosses Lachen:

    Ich bin nur ein einfacher Mann, der versucht, seinen Weg im Universum zu gehen.
    [SIGPIC][/SIGPIC]

  • Hallo,


    eigentlich ist es wurscht, ob man Atom... oder Kern... -physik, -kraftwerk etc. als Begriff verwendet. Letztlich geht es immer um den Atom-Kern, der "gespalten" werden soll. Die Vorsilbe Atom- ist historisch die ältere in diesem Metier. Und übrigens, Atomphysik wird an vielen Universitäten nach wie vor gelehrt, heisst ganz offiziell so. In der Blütezeit der Atomindustrie war "Atom-" durchaus positiv besetzt (Disneys Film (1957): "Our Friend The Atom"). Die Vorsilbe Kern- wurde vor allem von der Industrie (und der befürwortenden Politik) im deutschsprachigen Raum favorisiert, nachdem der Begriff Atom- in der öffentlichen Wahrnehmung mehr und mehr negativ belegt war (Atomkrieg, Atomtests, ABC-Alarm etc.). International wurde "Atom-" eher durch "Nuklear-" ersetzt, folgerichtig wurde z.B. aus ABC-Waffen NBC-Waffen und recht jung CBRN (chemisch-biologisch-radioaktiv-nuklear), um mit "R" den Bereich strahlenden Materials abzudecken und mit "N" die Wirkungen nuklearer Waffen.


    Derzeit hochinteressant zu beobachten ist die Diskussion in D um eine "Bad Bank" für die Abwicklung der Atomindustrie und ihrer Abfälle. Letzte Aussage eines Energiekonzernlenkers: "Die Energiebranche ist damals von der Politik in die Kernenergie reingetrieben worden."


    Grüsse


    Tom

  • Deutsche Brennelemente aus dem 1988 havarierten AVR-Kugelhaufenreaktor beim Forschungszentrum Jülich und möglicherweise auch aus dem THTR Hamm sollen ins Atomwaffenzentrum Savannah River Site (USA) exportiert werden.
    Darüber wird seit 3 Jahren verhandelt, berichten hier Elke Brandes und Ralf Streck auf Telepolis:


    https://www.heise.de/tp/artikel/41/41935/1.html


    In Jülich lagern derzeit in 152 Castor-Behältern fast 300.000 abgebrannte Graphitkugeln mit hochangereichertem Uran.
    (Von solchen Kugeln wurden übrigens 2011 fast 2300 "vermisst".)
    Für den Export dieser Menge müsste Deutschland ca. 450 Millionen EURO bezahlen.


    Bei Hamm lagern ca. 605.000 Kugelelemente in 305 Castoren.


    Das SRS-Zentrum in USA ist auf hohe Einnahmen aus der Atommüll-Annahme, und -Lagerung angewiesen, um ungelöste Probleme bei der Aufarbeitung weiter erforschen zu können.


    Laut der kritischen Organisation SRS-Watch ist ungewiss, ob das Unternehmen diese Kugelelemente tatsächlich aufarbeiten kann. (...und falls ja, zu was? frage ich mich...)


    Ein Endlager für hochradioaktive Abfälle existiert in den USA derzeit nicht.
    Ein Lager für mittelradioaktive Abfälle wurde nach dem Platzen mindestens eines Fasses und der Freisetzung von Plutonium vorläufig geschlossen.


    Falls es zu diesem Deal kommen sollte, wären die Anwohner der infrage kommenden Transportstrecken Jülich/Hamm-Rotterdam gut beraten, sich mit daraus resultierenden Risiken zu befassen und Notfallpläne auszuarbeiten.

  • Energiefragen, einmal nüchtern betrachtet:


    Es gibt stabile und robuste Grundlastkraftwerke, dazu gehören Kohle- und Kernkraftwerke, die auch bei Lastspitzen nicht so leicht in die Knie zu zwingen sind - vergleichbar einer sehr niederohmigen Spannungsquelle. Auch im Fall eines Blackouts, aus welchen Gründen auch immer, tut sich eine Leitwarte sehr leicht, die Dinger wieder ans Netz zu fahren. Da Grundlastkraftwerke direkt in die Hochspannungsschiene (380/220 kV) einspeisen wird durch Freischalten auf Hochspannungsebene (die Schiene 380/220 kV) das Netz in grossräumige Abschnitte zerlegt, in jedem Abschnitt ein Grundlastkraftwerk ans Netz gefahren, das kann auch unter voller Last auf der Mittelspannungsschiene (30/20 kV) und Niederspannungsschiene (400/230V) geschehen.


    Ideal wäre es, wenn man Kraftwerke unter Nulllast hochfahren könnte, aber glaubt Ihr, jeder schaltet bei Stromausfall alle Verbraucher ab, um der Netzleitwarte und dem Kraftwerkspersonal das Hochfahren zu erleichtern? Um ein Bild zu gebrauchen, wenn ich einen Bulldozer in Marsch setze, dem macht es nicht viel aus, wenn auf seinem Weg ein Haufen Gerümpel liegt. D.h. ein Grundlastkraftwerk hat wie der Bulldozer genug Leistungsreserven, um unter Last ans Netz gehen zu können. Wennich eine Armada Autos (Kleinkraftwerke) auf den Weg schicke, scheitern die zuverlässig an der Lastbarriere.


    Die einzelnen Netzabschnitte auf Hochspannungsebene phasensynchron aneinanderzufahren ist ein Kinderspiel.


    Nun haben wir aber ein Problem, kein technisches, sondern ein politisches. Kernenergie ist "bähh" und Kohlekraftwerke sind böse, wegen dem bösen, bösen CO2. Zudem rechnen sie sich für die Energiekonzerne nicht mehr, weil die sogenannten regenerativen Energien zu Lasten der Verbraucher massiv subventioniert werden.


    Realistisch betrachtet werden wir uns in den nächsten 20 Jahren von Grundlastkraftwerken verabschieden.


    Wie sieht es nun bei den regenerativen Energien aus? Technischer Unterschied (auf die Folgen komme ich gleich noch), die speisen entweder in die Mittelspannungsschiene ein (Windräder) oder in die Niederspannungsschiene (Photovoltaikanlagen auf Hausdächern), es sind viele und sie haben jeweils eine relativ kleine Leistung.


    Einem KKW ist Wind und Wetter, Tag und Nacht ziemlich egal, das läuft. In einer windstillen und saukalten Winternacht, wo ich Strom am dringendsten brauche, dreht sich aber kein Windrad und keine Photovoltaikanlage liefert Energie. Bitte daran denken: Auch eine Pelletsheizung läuft nur mit Strom, z.B. für die Umwälzpumpe. heute stützen Grundlastkraftwerke als Rückgrat das Netz. Morgen?


    An sonnigen und windreichen Tagen habe ich das gegenteilige Problem, die Dinger liefern mehr Energie, als das Netz brauchen kann. Im Gegensatz zu Kern- oder Kohlekraftwerken gibt es da aber keine zentrale Leitwarte, die hunderttausende privater Photovoltaikdächer steuern kann. Also wird die Energie auf internationalen Spotmärkten angeboten und exportiert. Nur wie das halt so ist, Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis. Wenn der Käufer weiss, dass der Verkäufer Not hat, ein Überangebot loszuwerden, weil dem sonst sein Netz kollabiert, dann nimmt er die vom Endverbraucher per EEG teuer subventionierte Energie gern für geschenkt.


    Um diesen Zustand zu verbessern, müsste man Überkapazitäten also irgendwie speichern und in Zeiten der Unterversorgung (die windstille Winternacht) nutzen. Die klassische und technisch etablierte Lösung ist das Pumpspeicherkraftwerk. Hier müsste man dann allerdings sehr massiv zubauen


    Da stellen sich nur die folgenden Probleme.


    1, Pumpspeicherkraftwerke kann ich im wesentlichen nur in hohen Mittelgebirgen (Schwarzwald, Bayrischer Wald, Harz) oder im Hochgebirge (Bayrische Alpen) bauen, Windparks, die nennenswerte Energiemengen liefern, befinden sich in Norddeutschland oder Off Shore in der Nordsee. D.h. ich brauche neue Stromtrassen und muss jede Menge neue technische Infrastruktur schaffen. Das kostet Zeit und vor allem Geld. Wer zahlt? natürlich der private Endkunde! Die ebenfalls diskutierte Idee, im Flachland stillgelegte Bergwerkstollen für sowas zu benutzen, ist absolutes technisches Neuland, die über das Stadium eines Gedankenspiels noch nicht hinausgekommen ist. Was dabei passieren könnte (Stichwort Bodensenkungen) ist absolut unerforscht.


    2. Akzeptanz. Was glaubt ihr, wie z.B. die Bürger des Schwarzwaldes Sturm laufen würden, wenn man ihnen erzählt, dass dieses oder jenes Hochtal für ein Pumpspeicherkraftwerk eingedämmt und überflutet wird. Wir sehen das ja aktuell ganz praktisch bei der von der Nordsee bis nach Nordbayern geplanten Hochspannungstrasse. Der Bürgerprotest dagegen ist nicht minder heftig wie der gegen die Kernenergie.


    Alternativtechnologien wie Elektrolyse und Wasserstoffspeicherung (wie?) sind noch weit von einer grosstechnischen Serienreife entfernt. H2 ist ein so kleines Molekül, dass es sogar durch Stahl diffundiert, weshalb Druckflaschen für Wasserstoff doppelwandig sind, innen Grauguss als Diffusionssperre, aussen Stahl wegen der Druckfestigkeit. Flüssigwasserstoff ist jedenfalls kein gangbarer Weg, da ich dann den Grossteil der Energie in die Verflüssigung stecke.


    So, jetzt kommt mein worst case Szenario in einem Netz mit hunderttausenden kleinen, dezentralen Stromerzeugern, der Blackout.


    Runter zu geht es mit dem Dominoeffekt. Was passiert bei lokaler Überlast. Die umliegenden Kleinkraftwerke können die Netzfrequenz nicht mehr halten und gehen in die Notabschaltung, die Last auf die entfernteren steigt, mit gleichem Effekt,das Netz ist im null Komma nichts grossflächig unten.


    So, nun kommt das Problem des wieder Hochfahrens. Wie ich schrieb, haben wir im Gegensatz zu Grosskraftwerken keine Einspeisung auf der Hochspannungsschiene, sondern Einspeisung auf der Mittelspannungsschiene oder vielfach sogar auf der Niederspannungsschiene. Auf der Mittelspannungsschiene kann ich das Netz noch von Leitwarten aus segmentieren, auf der Niederspannungsschiene nicht, da muss wirklich Personal von Trafohäuschen zu Trafohäuschen laufen und die Abschaltung von Hand vornehmen. Das Personal der Energieversorger reicht da um Längen nicht, vermutlich muss der Zivilschutz alle verfügbaren Elektrofachkräfte dienstverpflichten.


    Nun habe ich das Niederspannungsnetz nach einigen Tagen in einzelne Strassenzüge zerlegt. Jetzt versuche ich die mal Stück für Stück wieder hochzufahren. Denkt bitte daran, die Haushalte werden nicht wegen eines Stromausfalls sämtliche Sicherungen abschalten, weil sie wissen, dass das das Wiederhochfahren erleichtert. Es wird also Personal an jeder Haustür klingeln - sorry klopfen - müssen, zu jedem Handwerks- und Industriebetrieb gehen, und die Leute genau darum zu bitten. Was passiert nämlich, wenn ich ein Photovoltaikdach an eine riesige Grundlast schalte, der es nicht gewachsen ist? Richtig, es geht in die Unterfrequenzabschaltung. Irgendwann, vermutlich nach weiteren Tagen, habe ich einzelne Inseln auf Niederspannungsebene wieder stehen, die ich aus der Mittelspannungsebene (Windräder, wenn Wind weht) stützen kann, was den Vorteil hätte, dass sie schon synchron laufen und ich sie bedenkenlos zusammenschalten kann.


    (Hinweis für Nicht E-Techniker: Ich darf Kraftwerke nur frequenz- und phasensynchron zusammenschalten, wenn ich das mit Frequenz- oder Phasenversatz tue, dann knallt es bis hin zur Zerstörung. Ich durfte als Student während meines Praktikums bei einem Energieversorger Kraftwerke ans Netz fahren, aber da standen immer zwei erfahrene E-Werker in meinem Rücken und es galt die ganz klare Vereinbarung: "Den Schalter zum Zusammenschalten legst du nur auf unser Freígabekommando um".


    Ich glaube, es ist keine Schande zu gestehen, dass ich feuchte Hände hatte, als ich zum ersten mal ein Kraftwerk ans Netz fuhr)


    Soviel zum Thema Energieversorgung


    Matthias

    They who can give up essential liberty to obtain a little temporary safety, deserve neither liberty nor safety.
    Benjamin Franklin (1775)

  • Ohne Kernenergie werden wir uns - und unsere Kinder - dumm und dusslich zahlen ... der Witz mit der erneuerbaren Energie wird uns soweit belasten, dass irgendwann nur noch für Energie und Verpflegung gearbeitet und bezahlt wird !!! So, da soll auf meiner Meinung rumhacken, wer will - es ist halt meine Meinung ... Übrigens hat sich eine Form der Konversation hier im Forum breitgemacht, die ich so nur von pupertierenten Heranwachsenden kenne - deshalb überlege ich, ob weitere Beiträge überhaupt Sinn machen, oder ich mich durch "schlafen" aus jeder Diskussion zurückziehe ...

  • Zitat von torolf67;174130

    Ohne Kernenergie werden wir uns - und unsere Kinder - dumm und dusslich zahlen ... der Witz mit der erneuerbaren Energie wird uns soweit belasten, dass irgendwann nur noch für Energie und Verpflegung gearbeitet und bezahlt wird !!! So, da soll auf meiner Meinung rumhacken, wer will - es ist halt meine Meinung ... Übrigens hat sich eine Form der Konversation hier im Forum breitgemacht, die ich so nur von pupertierenten Heranwachsenden kenne - deshalb überlege ich, ob weitere Beiträge überhaupt Sinn machen, oder ich mich durch "schlafen" aus jeder Diskussion zurückziehe ...


    Sry, aber ich habe selten so einen unreflektierten Unsinn gehört. Hast du dich auch schon mal mit den Fakten beschäftigt anstatt zu polemisieren?
    Wobei ich persönlich angesicht der Gefahren und Nachteile von Atomenergie sogar bereit wäre etwas mehr zu zahlen (was de facto aber gar nicht nötig wäre) - ich kaufe mein Fleisch ja auch für etwas mehr Geld beim Bio-Metzger, da ich Qualität will und mir meine Gesundheit wichtig ist. Warum soll das beim Strom also plötzlich anders sein?


    Ganz abgesehen davon, dass wir uns auch jetz schon dumm und dusselich zahlen. Wie sie die nächste Steuer nun nennen und ob abgeschriebene Atomkraftwerke oder marode Autobahnen vorgeschoben werden ist dabei völlig egal. Einmal eingezogen landen die Gelder dann nämlich plötzlich doch wo anders. Das ist ja das "schöne" an Steuern... :astonished_face:

    Take care!

  • Zitat von torolf67;174130

    Ohne Kernenergie werden wir uns - und unsere Kinder - dumm und dusslich zahlen ... der Witz mit der erneuerbaren Energie wird uns soweit belasten, dass irgendwann nur noch für Energie und Verpflegung gearbeitet und bezahlt wird !!! So, da soll auf meiner Meinung rumhacken, wer will - es ist halt meine Meinung ... Übrigens hat sich eine Form der Konversation hier im Forum breitgemacht, die ich so nur von pupertierenten Heranwachsenden kenne - deshalb überlege ich, ob weitere Beiträge überhaupt Sinn machen, oder ich mich durch "schlafen" aus jeder Diskussion zurückziehe ...


    Zahlen wir uns Deiner Meinung nach in Österreich,Italien und allen Ländern ohne Kernkraft jetzt schon dumm und dusslich ? Wenn ja würden wir wenn wit Atomkraftwerke bauen den Strom dann billiger bekommen? Wieviel könnten wir denn Deiner Meinung nach sparen wenn wir doch noch Atomkraftwerke bauen würden?


    Ich persönlich glaube ja eher das wir uns dadurch das wir keine Kernkraftwerke betreiben noch viel Geld ersparen werden gegen die Kosten welche für Länder mit KKW noch anfallen werden.


    Untermauerte Fakten und Zahlen können mich aber natürlich sofort bekehren da ich ja nicht aus Stursinn KKW Gegnerin bin sondern mein Bauchgefühl mir mangels Fakten das rät.


    Lisa

  • Hallo Thorolf, eigentlich ist es physikalisch die Norm, dass alle Lebewesen zu hundert Prozent für ihre Energie zum Leben arbeiten müssen.
    Wer einen Teil seiner Leistungskraft für "Luxus-Zwecke" abzweigen wollte, musste Sklaven halten:
    Vierbeinige, zweibeinige, und, nach der Nutzbarmachung von gespeicherter Biomasse, fossile.
    Das macht nur Sinn, wenn man mehr Energie aus den Sklaven rausholt, als ihre Erhaltung kostet.
    Seit knapp hundert Jahren haben wir die Anomalie, dass sich durch den Verbrauch fossiler Ernergie sogar Unterschichts-Massen einen Lebensstandard leisten können, der der Leistung von mehr als hundert Sklaven entspricht, von dem mancher mittelalterliche König nur hätte träumen können.
    Weil diese fossile Sklavenenergie so spottbillig ist, hat sich unsere Wirtschaft und unser Lebensstil auf gigantische Energieverschwendung eingerichtet.
    Und nun, da wir dabei sind, fossile Sklavenenergie aus Millionen Jahren in 200 Jahren zu verfeuern, meinen wir, einen Rechtsanspruch darauf zu haben, durch ein atomares "Weiter so" die Lebensgrundlagen auf dem ganzen Planeten zu gefährden?
    Dabei wäre eine erheblich sparsamere Wirtschaft bei annähernd gleicher Lebensqualität möglich, wenn die Menschheit ihren kollektiven Grips anstrengt und ihre Prioritäten von Luxuskonsum und Konkurrenz zu Gerechtigkeit und Solidarität verschiebt.

  • Zitat von Waldschrat;174129

    Energiefragen, einmal nüchtern betrachtet
    (...)
    Soviel zum Thema Energieversorgung


    Das war zum Thema nur das Kapitel Logistik. Wie bringe ich die Kilowattstunde vom Kraftwerk zum Endverbraucher?
    Die Themen Langzeitkosten, der Gesellschaft und der Zukunft überlassene Kollateralschäden und Altlasten (hierher Landschaftsverwüstung durch Braunkohletagebau, Radioaktive "End" lager, marode Talsperren, auf Generationen unbewohnbare Landstriche wegen AKW-Unfällen, Krebstote in Uranbergwerken und dergleichen)
    sowie die politischen und gesellschaftlichen Folgen des schrankenlosen Energeiverbrauchs (hierher Umsiedlung von Dörfern wegen Talsperrenbau, Beschneidung verfassungsmässig garantierter Grundrechte durch Betrieb und Schutz von Kernkraftwerken, Erschwerung der militärischen Landesverteidigung durch anfällige und im Schadenfall hoch gefährliche und kaum zu schützende Talsperren und Atomkraftwerke, usw.) wurden nicht angesprochen.


    Hier schneidet dezentrale Energeiversorgung wesentlich besser ab.


    Die Natur ist diesen Weg bei den Primärproduzenten aller Ökosysteme - der grünen Pflanzen - auch gegangen: Alle nutzbaren Flächen werden mit Potovoltaiksystemen mit niedrigem Wirkungsgrad, dafür sehr robust und ohne Altlasten betreibbar, besetzt - den grünen Blättern.



    Ich verstehe übrigens nicht, wieso im Zeitalter der digitalen Kommunikation man noch von Haus zu Haus gehen und Sicherungen rausdrehen müsste, um Niederspannungsnetze wieder hochzufahren - das kann man im Zeitalter der fernablesbaren Stromzähler und Computer eleganter lösen.

  • Zitat von jp10686;174149


    Die Natur ist diesen Weg bei den Primärproduzenten aller Ökosysteme - der grünen Pflanzen - auch gegangen: Alle nutzbaren Flächen werden mit Potovoltaiksystemen mit niedrigem Wirkungsgrad, dafür sehr robust und ohne Altlasten betreibbar, besetzt - den grünen Blättern.


    Hallo jp10686,


    die Pflanzen legen sich nachts mangels Energie schlicht schlafen, im Winter gehen sie in den Winterschlaf oder sterben schlicht ab.


    Erläutere mir doch bitte mal, wie in Deinem Modell das Problem der arschkalten, windstillen Winternacht angegangen wird. Wir hüllen uns in unsere Bärenfelle und zittern dem Morgen entgegen, alles Leben kommt zum Stillstand? Vielleicht haben wir noch ein Talglicht?


    Mir fällt eigentlich bei den ganzen "zurück zur Natur Träumer" eines auf . Die wollen eine "heile Welt", aber bitte mit iPad, Smartphone und einer warmen Bude.


    Weisst Du, was bei einer Halbleiterfab oder einem Hochofen passiert (beide müssen 24/7 laufen), wenn keine kontinuierliche Stromversorgung zur Verfügung steht?


    Bei der Halbleiterfab ist "nur" eine Wafercharge verdorben, der Hochofen ist schlicht Schrott.


    Also, wie stellt Dein Modell eine kompromisslose 24/7 Stromversorgung in der jeweils nachgefragten Menge zur Verfügung? Oder sind wir da bei einem obrigkeitsstaatlichen Modell, das die Nachfrage dem Angebot anpasst, in dem es - etwa mit den von Dir geschilderten Smart Metern, ganze Stadtteile oder Orte stundenweise vom Netz nimmt?


    Zitat von jp10686;174149


    Ich verstehe übrigens nicht, wieso im Zeitalter der digitalen Kommunikation man noch von Haus zu Haus gehen und Sicherungen rausdrehen müsste, um Niederspannungsnetze wieder hochzufahren - das kann man im Zeitalter der fernablesbaren Stromzähler und Computer eleganter lösen.


    Ich würde - schon aus Datenschutzgründen - lieber für viel Geld auf Autarkie umstellen, etwa mit einem kleinen heizölbetriebenen BHKW im Keller, als dass mir ein Smart Meter ins Haus käme. Zusammen mit "intelligenten" Hausgeräten laufen Deine Waschmaschine oder Dein Geschirrspüler nämlich nicht dann, wenn es in Deinen Terminplan passt, sondern nur nach, wenn Dein Energieversorger es will.


    Wollen wir wirklich diese Welt einer totalen energetischen Bevormundung?


    Auch Bürgerrechte können auf der Strecke bleiben:


    Über Dein sekundengenau erfasstes Stromverbrauchsprofil wird Dein Leben absolut transparent. Wann steht der auf, wann ist er zu Hause, wird mittags oder abends gekocht oder essen die auswärts, wann gehen die ins Bett? Diese Daten werden natürlich früher oder später das Interesse einschlägiger Behörden wecken und "zu unser aller besten" vorratsdatengespeichert.


    Wie sagt dann der Kommissar? "Herr Staatsanwalt, im Stadtviertel von jp19686 wurde um 01:30 ein Mord begangen. Wir haben mal alle Stromzählerdaten abgeglichen. Der Herr Meier und jp10686 gehen sonst immer gegen 23:00 ins Bett. Heute zeigten beide Auffälligkeiten. Bis 24:00 brannte das Licht, dann ging es aus. Um 02:00 ging es wieder an, vermutlich kamen sie wieder nach Hause, dann lief bei beiden die Waschmaschine, sie könnten blutige Kleidung gewaschen haben, kann ich für beide einen Haussuchungsbefehl haben?" Der Staatsanwalt. "Aber gern!"


    Übrigens, wer es nicht glaubt, dass man mit einem Smart Meter trotz der geringen Abtastrate sogar feststellen kann, welches Fernsehprogramm jemand sieht, der möge sich mal mit Kreuzkorrelationsintegralen beschäftigen. Siehe GPS, da werden auch Signale rausgeholt, die -160 dbm unter der Rauschgrenze liegen.


    Technische Sicherheit:


    Was man mit Smart Metern sonst noch anstellen kann, beschreibt Marc Elsberg in Blackout technisch sehr seriös. Zieh die ganzen Räuberpistolen drumrum ab, der dem Plot zu Grunde liegende Hackerangriff ist absolut realistisch


    Meint Matthias


    P.S. Ich bin ein bekennender Epikureer, wozu auch Energie in jeder gewünschten Menge zu jeder gewünschten Tageszeit gehört, auch dafür preppe ich, z.B. mit einem Notstromdiesel, der kräftig genug ist, auch meine Waschmaschine anzutreiben. Hätte ich Tendenzen zur Askese, ich wäre längst einem Kloster beigetreten

    They who can give up essential liberty to obtain a little temporary safety, deserve neither liberty nor safety.
    Benjamin Franklin (1775)