Wenn´s mal wieder länger dauert...

  • Wenn´s mal wieder länger dauert...


    ist so der Satz, der mir zu Krise im Moment einfällt. Ich sehe all das was absehbar war passieren, die ersten Wellen der Krise sind definitiv da, aber irgendwie in so einer seltsamen Zeitlupengeschwindigkeit. Am Anfang hatte ich Sorge, nicht schnell genug vorbereitet zu sein; inzwischen baue ich hier aus und bastele da herum- verbessern kann man immer- aber der große Knall lässt (Gott sei Dank) auf sich warten.
    Geht es euch ähnlich? Und wenn ja, was habt ihr für Erfahrungen damit gemacht?
    Insgesamt bin ich durch die Krisenvorbereitung viel relaxter geworden, keine Noteinkäufe kurz vor Feierabend weil etwas fehlt, immer alles im Haus, keine Sorgen bei Stromausfall etc. Das finde ich absolut positiv für mein gegenwärtiges Leben. Hat eure Krisenvorbereitung euer Leben positiv oder negativ beeinflusst? (Also das "hier und jetzt") Macht vielleicht Krisenvorbereitung auch ohne ruckartig auftretende Krise Sinn?


    Liebe Grüße Luka, die gespannt auf eure Antworten ist

  • Hallo Luka,
    Ich betreibe jetzt seit etwas über zwei Jahre Krisenvorbereitung, und irgendwie hat es mich sehr verändert. Anfangs zahlt man Lehrgeld, verfällt in Panik wenn man sieht, was man alles machen müsste um gerüstet zu sein. Die Zeit scheint einem durch die Hände zu rinnen, wie das Geld, wenn man sich über Fehlkäufe ärgert. Mittlerweile sieht man die Sache gelassener, weil man eine Strategie hat, wohin und was nehme ich mit? Was mache ich, wenn das und das eintritt. Man hat sich fortgebildet in Wildnisschulen, Erste Hilfe Kursen, eingelesen in Bücher über alternative Medizin, Selbstverteidigung gemacht und das eine oder andere Depot und Vorräte angelegt. Die Grundversorgung gesichert, um Wasser und Essen und Wärme zu haben. Politische Entwicklungen sehe ich heute unter ganz anderen Gesichtspunkten. Regierungsverlautbarungen lassen mich heute aufhorchen, die früher Bücher mit sieben Siegeln waren. Ich fange an, meine Mitmenschen zu sensibilisieren und tausche mich mit Gleichgesinnten aus. Was mir noch Sorgen macht: Man kann nicht für alle liebgewordenen Menschen mitsorgen, und das werden schwere Zeiten, wenn man irgendwann entscheiden muss, wem man hilft und wem man nicht mehr helfen kann...

    Liebe Grüße
    Toni

  • Hallo,

    ja es macht relaxter.Und mir fällt auf daß ich seither viel bewusster mit Nahrung umgehe.
    Muß dazusagen daß ich seit Tschernobyl zum doomer geworden bin und seither gab es m.E.schon öfter Situationen welche meine Vorbereitungen als bewiesene Notwendigkeit erscheinen hätten lassen.
    Gab und gibt Zeiten da verfalle ich in Aktionismus weil ich denke,jetzt passierts und ich wäre nicht soweit ( ein Witz,wüßtet Ihr was ich schon alles gebunkert habe),das kostet aber nur unnötig Geld und ich muß mich dann wieder zur Disziplin rufen.Nützt nichts wenn ich bei jeder Bankpleite den Bauern meines Vertrauens anrufe und noch 1 Tonne Weizen ordere:lachen:.
    Mir geht es wie Dir,wenn man denkt fertig zu sein ,(man erwartet komischerweise zeitgleich den Vollcrash,)und nichts passiert dann hat man Muße noch hier und da was zu verbessern und sich neu/besser zu orientieren und zu positionieren.
    Ich habe mich auch zum " bewussten Konsumenten " erzogen.Spontaneinkäufe die mich stets sehr viel Geld gekostet haben,fallen weg.Muß immer grinsen wenn vor mir an der Kasse welche stehen,Einkaufswagen nicht mal der Boden komplett bedeckt (aber graved Lachs) und Einkaufssumme 78.-Euro,reicht für ein Wochenende bei Kerzenschein.Dann stemme ich mich gegen meinen Wagen,schiebe ihn ächzend und schwer atmend in die enge Gasse neben der Kasse (kennt ihr das ? :lachen::face_with_rolling_eyes: ) ,Rechnung 92 .-Euro reicht locker 2 Monate für 2 Personen:face_with_rolling_eyes:.
    Ja,die Krisenvorbereitung hat mein Leben positiv verändert und sehr viel wacher gemacht was das Weltgeschehen anbelangt.Ich war lange genug blind.

    LG Badener

  • Hallo

    Bei einer ruckartig auftretenden Krise gibt es nichts mehr Vorzusorgen.
    Da ist man schon zu spät.
    Darum ist es ja Vorsorge.
    Wie spare in der Zeit, so hast du in der Not.
    Ich befasse mich mit dem Thema schon , ich weis nicht wie lange.:lachen:
    Es ist so wie du schreibst, nie Einkaufen im Stress, alles zu Hause.
    Ausrüstung und so, auch für (die)den eine-n od. andere-n Lieben.
    Meldungen od. Nachrichten in den Medien werden nicht so oberflächlich gesehen.
    Man denkt öfters darüber nach, was zwischen den zeilen ausgesagt wird, od. eben nicht.
    Allerdings wird mein Leben od. das meiner Familie dadurch nicht negativ beeinflußt. ( leben nicht im Bunker od. Höhle ):lachen:
    Nur hat man ein gutes Gefühl, wenn man weis, daß man etwas hat, wenn man etwas braucht.

  • Ihr beschreibt das alle sehr gut. Das hat etwas tröstliches und aber auch motivierendes.:grouphug:
    Ich denke auch, dass es der Zug ist, der in Zeitlupe gegen die Wand fährt. Und es macht mir nichts aus, im letzten Waggon zu sitzen. Ich denke, ich brauche noch ca. 5 Jahre, bis ich in die Nähe von "Fertig" komme. Und dann ist man's ja doch nicht, weil hoffentlich in der Zwischenzeit wieder was dazugelernt wurde.
    Ich versuchs mit sowas wie "dynamischer Prioritätensetzung", also
    1. Basics first
    Rucksack, Notvorrat, Wasserfilter, Waffen und Tauschartikel
    2. Übung mit dem Umgang obiger Artikel, dauernd
    3. Know-How aneignen und lesen, lesen, lesen
    4. Land aneignen und bewirtschaften lernen
    5. Gute Leute selektieren, um dereinst nicht alleine in der Arche zu sitzen.
    Gleichzeitig laufend jedwelche Abhängigkeiten reduzieren und sich vor allem neben dem Mainstream informieren.


    Das ist nicht Stur so nach Nummer. Aber wenn der Zug etwas schneller fährt, dann müsste ich im gleichen Tempo vorwärtskommen. Wenn er langsamer fährt, hab ich wieder mehr Zeit zur Planung und zum Sparen.


    Tut gut zu wissen, dass man nicht der einzige ist, der "spinnt":face_with_rolling_eyes:


    LG
    Doomer

    Don't be scared, be prepared!

  • salü!
    heut ist dritter Advent und ich hock vor der Dinkeltüte mit Ablaufdatum 09.04 (ja: September 2004), schau meine Getreidemühle an und überlege, ob Weihnachtskekse backen bei dem trüben Wetter nicht was ganz feines ist :)


    Das Anhäufen von Vorräten hat ja schon etwas Freude gemacht!
    Wenn die Speisekammer so langsam zu schwillt, ist es ein gutes Gefühl :face_with_rolling_eyes:


    Doch wenn man vor einem Berg Haltbarkeitsdatum-mässig abgelaufener Dosen und Beutel steht, ist die Freude schon gedämpft.


    Das Management des Vorrates ist scheinbar sehr wichtig:
    neu gekauftes immer nach hinten im Regal stellen, das vorne muss verbraucht werden, auch wenn man nicht wirklich Lust hat, schon wieder Hörnli mit Baked Beans (MHD 2008) zu essen.


    Habe dann angefangen "Monatstonnen" nach Haltbarkeitsdatum zusammenzustellen und das Datum draussen auf die Tonnen geschrieben.
    So hat man wenigstens etwas überblick.


    Mir persönlich wäre ein Ende mit Schrecken lieber, als ein Schrecken ohne Ende :peinlich:


    Gruss
    's Hörnli

  • als ich vor einigen jahren aus den behütenden armen meines arbeitsgebers ausschied, stellte sich mir recht schnell die frage: und jetzt?
    sehr schnell stellte ich fest, das ich auf nichts vorbereitet war. all die planspiele die in meiner aktiven zeit zum täglichen leben gehörten, betrachtet ich nun in einem anderen blickwinkel und so war es nicht nur logisch, sondern auch unvermeidbar, dass ich meine eigene vorsorge betrieb.


    beginnend bei den basics arbeitete ich mich durch die eventual-fälle, unterschied diverse szenarien nach wahrscheinlichkeiten und organisierte und beschaffte die aus meiner sicht notwendigen dinge und traf die notwendigen maßnahmen.


    heute viele stunden von planen und beschaffen später, hat sich eine gewisse gelassenheit eingestellt. mit dem wissen, den lauf der geschehnisse nicht aufhalten zu können. ich plane keine militärische operation, in der dinge koordiniert ablaufen, nachschübe funktionieren und irgendwann einsatzende ist, sondern bereite mich auf eine zeit oder ereignisse vor, die keinem plan folgen den ich beeinflussen kann, die zeitlich nicht limitiert sind und die voller überraschungen sind.


    heute wie damals besorge ich mir die informationen die ich benötige auf wegen, weit ab vom mainstream, beurteile dinge aufgrund von anderen hindergrund-informationen.


    aber eines ist für mich das wichtigste: egal, wie schlimm entwicklungen werden können auf die ich mich so vorbereite, ich lasse diese möglichen zukünftigen dinge nicht meine heutiges leben übermäßig beeinflussen. ich geniese mein leben, erfreue mich der dinge und nehem vieles einfach nicht mehr so wichtig. sollten harte zeiten auf mich zukommen, sollen sie dort wirken, wo sie stattfinden, in der zukunft und mir nicht schon die gegenwart versauen.

    25 OCTOBER 1415. AGINCOURT


    "We few, we happy few, we band of brothers;

    For he to-day that sheds his blood with me

    Shall be my brother; be he ne’er so vile,

    This day shall gentle his condition:

    And gentlemen in England now a-bed

    Shall think themselves accursed they were not here,

    And hold their manhoods cheap whiles any speaks

    That fought with us upon Saint Crispin’s day."




    Shakespeare- Henry V, Act IV, Scene III

  • Zitat von gerdd1;17482


    aber eines ist für mich das wichtigste: egal, wie schlimm entwicklungen werden können auf die ich mich so vorbereite, ich lasse diese möglichen zukünftigen dinge nicht meine heutiges leben übermäßig beeinflussen. ich geniese mein leben, erfreue mich der dinge und nehem vieles einfach nicht mehr so wichtig. sollten harte zeiten auf mich zukommen, sollen sie dort wirken, wo sie stattfinden, in der zukunft und mir nicht schon die gegenwart versauen.



    Hallo Gerd,

    Genauso mach und sehe ich das auch. Deshalb gönne auch ich mir ab und zu meinen Lachs oder den guten Single Malt Whisky. Sonst macht man sich nur verückt.

  • Salü,

    ich bin erst seit Anfang 2009 "augeweckt" worden. Der gute Kumpel von mir, der mir die Augen geöffnet hat ist da schon Jahre weiter.
    Am Anfang hat es mich ziemlich depressiv gemacht.
    Ich habe an all das "verbrannte" Geld (Aktien, Fonds, Versicherungen) gedacht. :crying_face:
    An die versäumten guten Zeitpunkte bei Alternativen.
    Es wird einem Bewusst, dass es offenbar nur Wenige sind, die sich Vorbereiten.
    Klar im Forum alle (viele) aber im echten Leben kenne ich gerade mal zwei (!!!) außer mir.
    Man kann den Alltag nicht mehr geniessen. Z.B. Gutes Essen mit der Familie, da denkt man gleich was man mit dem Geld für Vorbereitungen hätte treffen können...
    Mit jeder Dose, mit jeder Kerze, mit jeder Vorbereitung wird man etwas ruhiger. Man wird gelassener.
    Ehrlich, ich bin vielleicht gerade für 3 bequeme Wochen vorbereitet oder für 5 gequetschte, unbequeme aber es wird mehr und hauptsache man beginnt. Auch mit dem Lesen, Gedankenaustausch, Fähigkeiten etc.

    In einem anderen Forum habe ich mal etwas sehr gutes gelesen, was extrem auf mich zutrifft:
    Das Zerissen sein.
    Einerseits denkt man oft, "...diesen Freitag geht es los, Bankenrun, G.O...." andererseits muss man im normalen Leben ja auch seine Leistung bringen.
    Man ist zwischen Bangen und dem Wunsch der Vorbereitung und dem Alltag, der die Vorbereitung ja erst ermöglicht (Geld) hin und her gerissen.
    Die Familie will in Urlaub fahren, man selber lieber Vorräte oder EM kaufen.
    Interessant auch, dass bereits in einigen Survival Büchern aus den 80ern vom G.O. gesprochen wurde.
    Traf hier zum Glück bei uns (BRD) soja nicht zu. Aber sind sich die gleichen Menschen seit 30 Jahren am Vorbereiten?
    Was wenn es noch einige Jahre so weitergeht?

    Mir wäre auch ein Ende mit Schrecken lieber als ein Schrecken ohne Ende.
    Und das obwohl ich noch bei weitem nicht so weit bin wie die meisten von Euch hier.
    Es zehrt schon an den Nerven.

    Nun ich werde wieder ruhiger und geniesse das Leben wieder (noch gehts ja :grosses Lachen: )

    Schöne Grüsse

    Zeltengehen

  • Hallo

    Wenns noch einige Jahre so weiter geht ?

    Dann hast du für angenehme 5 Wochen vorgesorgt und für gequetschte 5 Monate.
    jeder Tag wo es später beginnt ist ein gewonnener Tag, und nicht nur fürs Vorbereiten, auch für ein schönes Leben.

    Nimm wie es kommt und freu dich das du am Morgen noch aufwachst.

  • Amicus certus in re incerta cernitur


    da sagste was, in einer Krise lernt man die Leute kennen.


    Der ist aber auch gut:



    Tempora mutantur, nos et mutamur in illis :face_with_rolling_eyes:


    Alles Liebe Luka

  • Hallo

    Da magst du recht haben.

    Die Zeiten ändern sich und wir ändern uns in ihnen.

    Muß aber zwangsläufig nicht sein, es gibt wohl in ihrer Persönlichkeit gefestigte Personen denen so manche ALTE Tugend noch etwas wert ist.

  • Alte Tugenden finde ich gut, aber Dinge wie Einkaufsverhalten, Prioritätenbewertung etc. haben sich schon ein bisschen angepasst seit die Zeiten sich ändern. Die "Immer lustig und vergnügt, bis der...." Mentalität hatte ich noch nie, aber die Begriffe nachhaltigkeit und Vorsorge sind im Ranking deutlich gestiegen.
    Das liegt sicher nicht nur am Alter (also an meinem...) sondern auch an den Zeiten.


    Alle Liebe Luka