Erdbebenkatastrophe am Rheinknie - Statistik und Vorsorgeszenarien

  • Auch wenn es sich statistisch gesehen erst in 140 Jahren zutragen könnte: Ich gebe Euch hier meine wichtigsten Gründe an für meine Beschäftigung mit dem Thema „prepardness“ und die konkreten Szenarien, die ich in Betracht ziehe sowie die Vorbereitungen, die ich dafür getroffen habe bzw. noch treffe. Ich wohne in einer erdbebengefährdenden Region im Dreiländereck D-F-CH.


    Szenario 1: Erdbebenkatastrophe wie im Jahr 1356 am Rheinknie. Statistisch betrachtet findet ein solch vernichtendes Erdbeben alle 800 Jahre statt.
    Szenario 2: Atomreaktorunfall Fessenheim (F) und/oder Laibstadt (CH). Fessenheim wäre gravierender da meist Westwind herrscht …
    Szenario 3: Kombination von Szenario 1 und Szenario 2.

    Im Folgenden gehe ich vor allem von Szenario 1 und 3 aus. Kleinere Erdbeben kennen die Bewohner des Rheinknies. Falls sich aber eine Katastrophe wie die von anno 1356 hier wiederholen sollte sind die Wenigsten darauf vorbereitet. Welche Überlegungen habe ich dazu angestellt?


    Falls ich mich während der möglichen Katastrophe zu Hause aufhalten sollte und dort nicht bleiben kann benötige ich zu Hause Fluchtgepäck. Falls ich bleiben kann benötige ich ein begrenztes Mass an Vorräten da ich erwarte, dass die Versorgung zwar regional zusammenbricht, durch überregionale Massnahmen aber kurz-bis mittelfristig ausgeglichen werden kann. Falls ich an meiner Arbeitsstelle in der Schweiz sein sollte wäre mein erster Weg der Weg nach Hause nach Deutschland um bei meiner Familie zu sein. Dafür muss ich den Rhein überwinden und die Landesgrenze.


    Mögliche Herausforderungen auf dem Weg nach Hause und vorstellbare Ausrüstung:


    • Ich komme nicht mehr an mein Auto da ich in einer Tiefgarage parkiere und diese vom Erdbeben in Mitleidenschaft gezogen sein könnte. Somit scheidet eine Deponierung aller Ausrüstungsgegenstände im Auto evtl. aus. Ich benötige also eine Minimalausrüstung an meiner Arbeitsstelle für den Fussweg.
    • Die Rheinbrücken sind beschädigt. Ich kann sie mit dem Auto nicht passieren. Wenn ich Glück habe gelingt es mir zu Fuss. Wenn ich Pech habe muss ich schwimmen. Ich könnte aber auch ein Schlauchboot o.ä. deponieren.
    • Die Grenzübergänge werden geschlossen, dies ist nicht ausgeschlossen, erst kürzlich hat die Schweiz z.B. letzte (?) TNT-Ladungen an div. Rheinbrücken hier entfernt und die Sprengkammern mit Beton vergossen. Ich muss somit Stellen kennen, an denen ich die „grüne und/oder nasse Grenze“ überwinden kann. Dafür benötige ich Ortskenntnis über leichter überwindbare Stellen sowie Kartenmaterial. Auch sollte ich in der Rheinströmung schwimmen können, „oh my god“.
    • Der Weg nach Hause beträgt 2-3 Tage Fussmarsch, je nachdem wo ich mich aufhalte. Ich muss ggfs. eine bis zwei Übernachtungen einplanen, auch, da ich nicht direkt zum Ziel komme. Meine Ausrüstung kann sich aber auf eine solche Tour einer Person beschränken. Die Idealroute dafür sollte mir bekannt sein.


    Wenn wir zu Hause verharren können benötigen wir hierfür Vorräte. Wir halten diese vor. Ausserdem haben wir ein Grundstück auf dem wir selbst Anbauen. Zu Hause wartet zudem ein (zweites) Fahrzeug und Treibstoffvorräte. Falls wir das Haus verlassen müssten warten dort ein Fluchtrucksack und eine Fluchtkiste. Letztere wird nur mitgenommen falls wir das Haus mit dem Auto verlassen könnten.


    Falls wir das Haus zu Fuss verlassen müssten haben wir dafür den Fluchtrucksack (der auch ins Auto geschmissen würde). Wir haben zwei Kinder. Mein Ziel ist also, wenn immer möglich, zu Hause zu bleiben oder notfalls mit dem Auto zu flüchten. Falls im Winter, gehe ich davon aus dass kein Winterdienst betrieben wird. Somit haben die Fahrzeuge Allrad und eine ausreichende Bodenfreiheit und sollten über weitere Winterausrüstung verfügen.
    Mögliche Fluchtorte bestehen (erst) in Entfernungen von einigen Hundert Kilometern. Wir sind somit realistischerweise mit zwei Kindern auf ein Fahrzeug angewiesen. Ich kann mir nicht vorstellen, mit zwei Kindern Hunderte von Kilometern (nicht nur im Winter) zu Fuss zurückzulegen. Das ist im Moment etwas die Achillesferse in meinen Planungen.


    Mögliche Lösung: Schaffung eines nähergelegenen Fluchtorts als Zwischenstation. Beispielsweise Erwerb einer kleinen Wohnung. Da aber hierzulande Bürgermeister damit drohen, Wohnungen zu beschlagnahmen um Flüchtlinge einzuweisen, weiss ich nicht so recht ob dies eine gute Idee wäre. Alternative: Aufbau eines Zeltes neben dem (vom Erdbeben) zerstörten Haus (nur unter der Voraussetzung, dass die AKW nicht „strahlen“).


    Aufgrund dieser Szenarien sind die o.g. Rucksäcke und Depots anzulegen. Damit habe ich begonnen. Sobald ich etwas fertig habe gebe ich es gerne im Forum im Detail weiter, falls es interessiert. Wobei, fertig werde ich kaum je sein, es ist wohl gar nicht möglich, alle Eventualitäten abzudecken. Es gibt mir aber ein gutes Gefühl, gewisse Szenarien gedanklich einmal durchgespielt zu haben und den ein oder anderen Test von Mensch und Material durchzuführen. Deshalb bin ich hier im Forum und habe vor allem im Bereich „Ausrüstung“ schon sehr gute Hinweise erhalten. Falls Fragen zu meinen Szenarien oder Planungen bestehen, immer gerne.


    Blackforest

    Man muss für Alles bezahlen. Nichts ist umsonst, ausser Gottes Gnade

  • Tu dir selbst einen Gefallen und gib niemals hier die genaue Entfernung zwischen deinem Arbeits- und Wohnort an.
    Statt hilfreicher Ausrüstungstipps bekommst du dann nämlich Aussagen wie die, dass doch eigentlich jede Entfernung unterhalb 1000km nur ein Sonntagsnachmittagspaziergang in kurzer Hose und Badeschlappen ist:face_with_rolling_eyes:

  • Hi Blackforest,



    hier mal von meinen Erfahrungen (ich lebe in Neuseeland, und da wackelt die Erde ja oefters).


    Eure Haeuser sind aus Stein, das heisst bei einem groesseren Erdbeben sind sie viel anfaelliger als Holzhaeuser. Selbst wenn das Haus nach dem Erdbeben noch steht, bedeutet es nicht, dass es auch sicher ist. In den ersten Stunden nach dem Erdbeben wir Chaos herrschen, Du wirst nicht in der Lage sein mit Haendy Nachrichten durchzugeben oder zu Texten, die Netze sind ueberlastet. Fazit:Du brauchst heute einen mit der Familie abgestimmten Plan, wo man sich trifft, wo man aufeinander wartet, wer die Kinder abholt etc.


    Du willst Deine BOlocation erreichen, sie ist aber zu weit weg, die Kinder koennen die Strecke nicht laufen. Fazit: das Chaos haelt nicht ewig, selbst wenn Dein Auto kaputt ist, Familie und Freunde koennen nach einer gewissen Zeit (wenn die Strassen geraeumt sind) kommen und Euch abholen. In der Zwischenzeit braucht Du ein provisorische Lager (entweder von Hilfsorganisationen, oder besser eigenes Zelt etc.).


    - Hab Wasser nicht nur im Haus, dass kann verschuettet sein
    - Hab die BOB leicht zugaenglich, vieleicht Zelt etc in der Garage, sodass Du sie zur not ausbuddeln kannst.
    - Im Winter leg extra Decken und warme Kleidung zu den BOBs
    - Habe Holz, selbst wenn Du keinen Kamin hast, ein Lagerfeuer ist ne feine Sache
    - Schau Dir Modelle an, wie man die Waerme eines Lagerfeuers am besten nutzen kann (you tube, google)


    Erdbeben sind Szenarien, bei denen man in Grunde gut zurecht kommt, wenn man das Beben an sich ueberlebt hat. Auch wird die Chaotische Phase nicht so lange dauern.
    Essen und Wasser fuer eine Woche reichen im Grunde.


    Dein Fluchweg nach Hause geht ueber Bruecken, bzw schwimmen. Sorge dafuer, dass Dein GHB wasserdicht ist, habe extra Kleidung um die Nasse nach dem schwimmen zu wechseln. Dein Weg ist lang, vieleicht an Klapprad im Kofferraum?


    das mal so als meine ersten gedanken


    LG Simka

  • Da du ja Depots anlegen möchtest wie willst du das machen als Erdlager oder anders?
    Bedenke das die Ausrüstung am besten frostfrei gelgert werden sollte und das im Winter der Boden gefroren sein kann und du mindestens einen Klappspaten benötigtst um die Bergung durchzuführen.


    Gruß Kupfersalz

  • Simka Steinhäuser sind viel sicherer als Holzhäuser. Holzhäuser zerlegt es bei einem Erdbeben. Wir sehen das nach jedem Tornado in den USA. Ein Steinhaus gemauert oder betoniert wird selbst bei einem starken Erdbeben ab 6.5 Risse haben aber die Grundkonstruktion wird nie vollständig zerstört sein. Bei einem starken Erdbeben je 800 Jahre kann man das vernachlässigen. Auch wenn ich nicht weiss ob der Ernstfall morgen oder erst in 370 Jahren eintritt.

  • Delta-force: Ich stimme simka zu. Wir haben ein Holzhaus. Gegen Tornados mögen Steinhäuser im Vorteil sein, bei einem wirklich starken Erdbeben sind es m.E. aber Holzhäuser wegen ihrer Elastizität des Baumaterials und der Holzverbindungen. Vgl. auch:


    Holz zeichnet sich dagegen durch ein besseres Verhältnis von Festigkeit zu Eigengewicht aus als andere Baustoffe. Die geringere Masse der Holzhäuser erzeugt bei einem Erdbeben weniger Trägheitskräfte. Bei Erdbeben stellen neben den vertikalen Beschleunigungen und Rissbildungen an der Erdoberfläche die horizontalen Beschleunigungen die größte Gefahr für Gebäude dar. Holz hat röhrenförmige Zellen, die Hohlräume erzeugen und die elasto- mechanischen Eigenschaften optimieren. So verfügt Holz über eine hohe Druck- und Zugfestigkeit. "Holz ist unter Erdbebenaspekten das bessere Baumaterial im Vergleich zu Stahl und Beton", so Prof. Dr.-Ing. M. Gh. Vetr vom Internationen Erdbebeninstitut in Teheran in seinem Seminarbeitrag. http://www.holz-in-art.de/erdbebensicheres_bauen.html


    Blackforest

    Man muss für Alles bezahlen. Nichts ist umsonst, ausser Gottes Gnade

  • Zitat von Delta-force;198981

    Simka Steinhäuser sind viel sicherer als Holzhäuser. Holzhäuser zerlegt es bei einem Erdbeben. Wir sehen das nach jedem Tornado in den USA.


    Erst einmal sind Erdbeben und Tornados zwei völlig unterschiedliche Gewalten und zweitens haben die Sperrholzhütte in den USA die gern weggeweht werden nur entfernt etwas mit stabilen Holzhäusern zu tun.
    Holz hat eine gewisse Zähigkeit und lässt sich in Grenzen biegen und drehen um wieder in die Ausgangslage zurückzukehren. Stein bricht einfach und wenn keine Bewehrung vorhanden ist bleibt nach einem ausreichend kräftigen Erdbeben gern einmal ein Schutthaufen.

  • Die SIA Norm garantiert bis 6.0 Erdbeben. Mein Szenario geht darüber hinaus, vgl. http://www.seismo.ethz.ch/eq_swiss/Szenario


    Intention meines Threads ist auch nicht, über die Vor- oder Nachteile von Stein- oder Holzhäusern bei Erdbeben zu diskutieren. In meinem Szenario wird es massive Zerstörungen an Bauten geben, ob aus Stein oder Holz. Dennoch bleibe ich dabei, dass m.E. ein Holzhaus die horizontalen Kräfte bei einem Erdbeben besser abfedern wird. Schon mal auf einer Platte gestanden die ein starkes Erdbeben simuliert (eine ist im Naturkundemuseum in Karlsruhe http://www.smnk.de/forschung/g…neralogie-sedimentologie/ installiert)?


    Blackforest

    Man muss für Alles bezahlen. Nichts ist umsonst, ausser Gottes Gnade

  • Hi Deltaforce,


    kommt vieleicht drauf an, wie sie gebaut wurden. Zur Zeit werden alle Haeuser im Stadtzentrumhier erdbebensgesichert, vor allem Schulen etc. Die Privathaeuser sind dabei nicht einbezogen.


    Bei dem grossen Erdbeben in Christchurch hat es nur die Steinhaeuser zerlebt.


    Selbst in Wellington sind Schaeden bei nem 5,2 in erster Linie bei Steinhaeusern. Als erstes blaettern Fassaden ab, dann brechen Strassen auf, dann fallen Haeuser zusammen.
    Die Holzhaeuser hier schwingen zwar stark, und Du hast auch Schaeden im Haus (Bilder fallen von der Wand, Virtinen fallen um, TVs fallen um), aber die Haeuser stehen.


    Bei den Holzhaeusern entstand nur dann Schaden, wenn sie durch Liquifaction teils in der Erde versinken, von einem Hang abrutschten etc. Gemauerte Kamine waren natuerlich auch sofort hin.


    LG Simka



    Bei Stuermen und Tornados sieht das wieder ganz anders aus, als Hurricane Andrew in Florida wuetete (ich hab damal da gelebt), waren die Steinhaeuser am wengsten beschaedigt..