...das Schiff sinkt ?

  • Ich wollte ein neues Thema aufmachen von dem ich hier noch nicht viel gelesen habe.

    Überleben auf See
    Was ist wenn unser Schiff sinkt, oder ich nach einem Flugzeugabsturz über auf dem Meeer Überlebt habe?

    Können wir Schwimmen oder sollte ich zur vorbereitung noch einen schwimmkurs machen.

    Was ist mit Wasser? Auf keine fall Seewasser trinken, dann kollabieren die Nieren und dann der ganze Körper.:traurig:

    Wie mache ich mich aufmerksam?

    Welche Leute sollten mit ins Rettungsboot, welche bleiben am Rand im Wasser wenn es voll ist?

    Wie kann ich die Richtung bestimmen in der das Boot treiben soll?

    Und,und,und........

    Ich selber habe großen Respekt vom Meer, deswegen keine Kreuzfahrt,aber Fliegen tun wir schon.

    L.G.hammer

  • weißt was ich zuerst gelesen habe?


    Das Schiff stinkt:grosses Lachen:


    Also meist hat Seewasser keine! Badewannentemperatur.


    Das heißt dein Körper verliert seehr viel Wärme, und fürt früher oder später zum ....


    Also aus eigener Kraft schwimmen ohne Schwimmweste
    für ungeübte 2 bis 3 h am Stück??


    Man sagt ja
    Frauen und Kinder zuerst ins Boot.. schlecht für mich als Kerl

  • [QUOTE=Techniker;19178]weißt was ich zuerst gelesen habe?

    Das Schiff stinkt:grosses Lachen:


    Währe ja noch besser:lachen: oder Lüften
    Aber Kleidung sollte man(Frau) trotzdem anlassen.
    Das aufsammeln von Regenwasser,wenn es regnet.

    L.g.hammer

  • Also ein Faltboot


    hat einen eigenen Geruch. Manche würden ihn als stinken betiteln. Ich liebe ihn.


    Wenn Dich das Thema überleben auf dem Wasser interessiert solltest Du das Buch von Dr. Lindemann über die Atlantiküberquerung mit dem Serien Aeriusfaltboot lesen. Wasser ist laut Lindemann auf dem Atlantik kein Problem. Er hatte als Grundvorrat nur ein paar Dosen Kondenzmilch und Bier dabei. (Viel passt in ein Faltboot ja auch nicht rein)


    Selbst kann ich zwei (fast) Katastrophengeschichten aus meinem reichen Erfahrungsschatz beisteuern:devil::grosses Lachen::grosses Lachen::grosses Lachen::grosses Lachen:


    Ich bin beim Faltbootsegeln ein paarmal fast in Seenot geraten.


    Mit dem Delphin 140 ( http://www.faltbootbasteln.de/fbb-segelfaltboot.html ) hat es uns mal auf dem Mar Menor erwischt. Das Mar MEnor ist nicht besonders tief, deswegen schaukeln sich dort die Wellen ziemlich hoch auf. Innerhalb von 1/2 Stunde zog ein Sturm auf. Im Grunde wär es kein Problem gewesen, da wir den alten DDR-Tümmler Seitenborder dabei hatten und innerhalb einer weiteren Stunde nachhause getuckert gewesen wären. Doch wie der Teufel es will springt der unzuverlässige Tümmler nicht an. Meiner Frau wird bei dem Wellengang sau schlecht und sie taucht unter die Abeckung ab. Ich hab die Nerven behalten und über 3 Stunden gebraucht um uns gegen den Wind heim zu kreuzen. Jetzt muß man wissen, dass der Delphin keine besonderen Segeleigenschaften hat und wegen seiner unzureichenden Auftriebskörper auch kein besonders sicheres Boot ist. Wenn wir gekentert wären bin ich mir sicher, dass er abgesoffen wäre. Ich hätte ihn mit Sicherheit nicht mehr aufrichten und auspumpen können. Schwimmwesten hätten wir dabei gehabt. Es wäre nur zu hoffen gewesen, dass uns jemand vom Ufer aus beobachtet hätte (wäre wegen der vielen Häuser am UFer der La Manga wahrscheinlich gewesen).


    Ein anderes Mal hat es uns auf dem Chiemsee zwischen Herrenchiemsee und der Fraueninsel erwischt. Diesmal waren wir mit dem RZ 85 besegelt unterwegs. Hier hatte ich allerdings keine Angst. Wir konnten die Besegelung abbauen und sind durch die hohen Wellen nach Hause gepaddelt. Da ich vorn und achtern Auftriebskörber drin hatte, wäre er auch bei einer Kenterung nicht abgesoffen. Den RZ kannte ich sehr gut und hatte Vertrauen zu dem Boot und, dass das nicht passiert. Der ist ein ziemlich sicheres Teil. Schwierig war bei den ungefähr 1 m hohen Wellen später dann das Anlanden am Ufer


    Wichtig ist nach meiner Erfahrung neben der vorhandenen Sicherheitsausrüstung vor allem dass man die Nerven behält. Was absolut nervt ist die Panik von nicht eingespielten Mannschaften auf dem Wasser mit ihrem Geschreie. Das hab ich auch schon erlebt. Allerdings nicht in Seenot sondern beim schlichten Einlaufen und Festmachen in der Marina.


    Gruß R.U.

  • La Manga / Mar Menor..... traumhafte Gegend!

    Denke die Beschäftigung mit dem Seenotrettungsfall wäre hilfreich.
    hammer: Mach doch mal eine Kreuzfahrt. Am ersten Seetag wird immer eine Rettungsübung abgehalten. Da kommt man auch schnell mit einem der Sicherheitsoffiziere oder einem der Mannschaft ins Gespräch. Die haben oft interessante Ansichten und Informationen für den Fall der Fälle.
    Auch ist die HP der DGzRS sehr gut gemacht und gibt Einblicke ins Rettungswesen vor der deutschen Küste. www.dgzrs.de
    Grundsätzlich hilft es im Wasser die Ruhe zu bewahren. Schwimmweste ist Pflicht und, je nach Fahrgebiet, die weiter persönliche Schutzausrüstung.
    Schwimmen besser nicht, das warme Blut aus dem Körperinneren wird in die Extremitäten gepumpt und Du kühlst um so schneller aus. Kältetod.... brrrr :)

    Und nicht das Meer leer trinken!

    Groetjes, jema


  • Hallo hammer,


    zum Thema "Schiff sinkt" fühle ich mich als Segler aufgerufen. Ich will Dein breit gefasstes Thema zunächst also mal nur aus der schmalen Seglerperspektive beleuchten.


    Schwimmen solltest Du freilich können, wird Dich bei einem Unfall auf hoher See aber erst mal nicht retten, besonders nicht bei Kälte.


    Erster Grundsatz: Dein Boot darf nicht havarieren, tut es bei guter Seemannschaft selbst bei miesestem Wetter auch nicht, Du brauchst einen kompetenten Rudergänger und eine kompetenten Navigator. Zur Navigation gehört neben der räumlichen Orientierung allerdings auch die über das Wetter. NAVTEX ist eine feine Idee, ersetzt aber nicht die eigenen meteorologischen Beobachtungen an Bord. Die Ablesung des Barometers gehört ins Logbuch, bei mehr als -1 mbar/h ist roter Alarm angesagt.


    GPS und Co können ausfallen oder vom US DoD im Krisenfall abgeschaltet werden. Mitkoppeln ist Pflicht, auf längeren Törns ausserhalb Landsicht mindestens ein astronomischer Fix am Tag. unter Land Dreieckspeilungen.


    Gerade ein Segelschiff, das im Vergleich zu einer Autofähre einen Gewichtsschwerpunkt deutlich unterhalb der Schwimmwasserlinie hat, ist extrem kentersicher. Die Gefahr ist Leckschlagen als Folge einer Kollision. Hier ist aber auch wieder das Personal an Bord gefragt. Kollisionen mit im Sturm verlorenen Containern (Schwimmverhalten ähnlich wie Eisberg) oder Baumstämmen sind eine reale Gefahr. Da hilft nur Rudergänger plus Ausguck. Bei der klassischen Vierstunden-Wacheinteilung der Marine kein Problem. Wenn Du mit sehr kleiner Crew unterwegs bist (in meinem Fall meine Frau und ich) hast Du bei einem Sturm natürlich schlaftechnisch die A....karte gezogen, aber bei uns ist trotzdem immer jemand am Ruder. Einhandsegler, die das Boot während der Schlafperiode der Selbststeueranlage überlassen, halte ich für verantwortungslos.


    Im Falle einer Havarie ist - so pervers es ich anhört - das wichtigste Werkzeug die Brechstange und die Axt. Du musst die Inneneinrichtung auseinanderschlagen, um an das Leck heranzukommen, nur so kannst Du Abdichtungsversuche (z.B. Lecksegel) unternehmen. Derweil setzt ein anderes Besatzungsmitglied (Seefunkzeugnis oder Wissen um die Bedienung eines Funkgeräts nebst Navigationskenntnissen - wo sind wir - einen Mayday ab). Es ist natürlich ein Vorteil, wenn ich mittels Dreiwegehahn die Kühlwasseransaugung des Motors von außenbords auf die Bilge umschalten kann, dann lasse ich ihn mit n(max) laufen und habe ich eine fette zusätzliche Lenzpumpe. Die optimale Paranoia ist natürlich, per Nebenantrieb eine weitere mechanische Pumpe zuschalten zu können. :face_with_rolling_eyes: Handbetriebene Lenzpumpen kann man vergessen, da die eher kleine Mannschaft im Notfall mit anderem beschäftigt ist.


    Ansonsten hat im Niedergang die Notfalltone (Inhalt Senotsignalmittel, Wasser, Notrationen, EPIRB-Funkboje, GPS, Kartenmaterial, Kompass und Navigationsbesteck), EH-Kasten, wasserresistente Kleidung natürlich bereitzuliegen


    Zu Deinen sonstigen Fragen:


    In tropischen Gewässern (ich ziehe Haie ab) kannst Du einige Kilometer schwimmen. In der Nordsee ist Dein Handlungsspielraum auf einige Minuten ohne Neoprenanzug begrenzt.


    Seewasser trinken: NIE


    Deine Körperflüssigkeiten sind eine physiologische Kochsalzlösung mit etwa 0,9%. Wenn Du Sewasser mit etwa 3-4% Natriumchlorid zu Dir nimmst, spült das zur Aufrechterhaltung des osmotischen Gleichgewichts flott dringend benötigtes Wasser aus Deinem Körper aus.


    Ansonsten vermeidet man Seenotfälle wie "Mann über Bord" besser durch Vorsicht. Ab 6 Bft ist tragen von Automatikwesten Pflicht, spätestens in Erwartung(!) von 8 Bft werden an Bord Laufleinen gespannt, in die sich jeder, der auf dem Vorschiff zu tun hat, mit seinem Lifebelt einklinkt. Gerade bei einer Zweipersonencrew würde ich mich nämlich nicht darauf verlassen, dass ein MOB-Manöver funktioniert. Meine Frau könnte es als Einhandseglerin schulmäßig fahren, nur wie würde sie mich, wenn ich bewusstlos in einer etwas aufgewühlten See triebe, unter Sturmbedingungen die fehlenden anderthalb Meter an Bord hieven können? Vermutlich nicht. Also: Die Situation darf nicht vorkommen, sie ist durch geeignete Maßnahmen zu vermeiden.


    Das Rettungsfloß ist übrigens wirklich das allerletzte Hilfsmittel, wenn das Boot definitiv untergeht. Es wurden nach Hurrikans in der Karibik schon intakte, aber unbemannte Yachten gefunden, unauffindbar waren das Rettungsfloß und die Besatzung


    Deine restlichen Fragen sind komplex, deshalb empfehle ich statt eines Dreizeilers von mir ein Buch:


    Joachim Schult; Notfälle an Bord, Delius Klasing, Bielefeld, 1991


    Ein Klassiker (nicht nur) für die Bordbibliothek. Er behandelt Überleben zur See.


    Viele Grüße


    Matthias

    They who can give up essential liberty to obtain a little temporary safety, deserve neither liberty nor safety.
    Benjamin Franklin (1775)

  • Also ich glaube nicht wirklich dass es bei einem Flugzeugabsturz über See noch viel zu schwimmen gibt.

  • Zitat

    Es ist falsch zu behaupten das es nichts zu schwimmen gibt.

    Ausnahmen bestätigen die Regel:)


    In Ufernähe bei einer Notwasserung sehe ich auch eine Chance.


    Bei einem Absturz auf hoher See, z.B. Nordatlantikroute bei niederen Wassertemperaturen zu schwimmen, nachdem man den Absturz überlebt, betrachte ich jedoch als keine realistische Möglichkeit.
    Obwohl es ja auch immer wieder glücklicherweise Überlebende gibt z.B. das Mädchen beim Air France Flug vor nicht allzu langer Zeit.


    Zudem muss dann auch noch Rettung da sein innert nützlicher Frist.

  • Zitatanfang : Das Rettungsfloß ist übrigens wirklich das allerletzte Hilfsmittel, wenn das Boot definitiv untergeht. Es wurden nach Hurrikans in der Karibik schon intakte, aber unbemannte Yachten gefunden, unauffindbar waren das Rettungsfloß und die Besatzung

    Deine restlichen Fragen sind komplex, deshalb empfehle ich statt eines Dreizeilers von mir ein Buch:

    Joachim Schult; Notfälle an Bord, Delius Klasing, Bielefeld, 1991

    Ein Klassiker (nicht nur) für die Bordbibliothek. Er behandelt Überleben zur See.

    Viele Grüße

    Matthias[/QUOTE] Zitatende (sorry, muss noch üben)


    Hallo Matthias,

    vielen Dank für deinen wirklich tollen Beitrag.

    Zum Thema verlassen der Yacht: Du hast vollkommen Recht! 1979 starben beim Fastnet-Race vor England 15 Segler und 4 Retter.
    Einige der Yachten wurden später, noch schwimmend, ohne Besatzung gefunden. Diese hatten sich in die vermeintliche Sicherheit der Rettungsinsel begeben.

    Nur so als Hinweis. Never leave a swimming ship.

    Das Buch ist im übrigen klasse und sehr informativ. Nur zu empfehlen.

    Gruss, jema

  • Hallo Zusammen


    Wohin eine Rettungsinsel treibt kann man nicht bestimmen. Das ist einer ihrer ganz großen Nachteile. Da trieben Leute schon fast vier Monate fast an Ort, immer im Kreis rum.


    Dass es in Flugzeugen oder Schiffen heute zu wenige Rettungsmittel gibt, ist nicht mehr das Problem. Die Dinger sind inzwischen billig, leicht zu verstauen und dann gibts auch noch jede Menge Vorschrifen.


    Auf Kreuzfahrtschiffen und Fähren sollte man sich aber selbst mal umsehen und informieren.


    Bist du im Passat treibst du mit ein paar Knoten von Ost nach West. Gegen den Passat kommt nicht mal ein normales Segelboot an, also bestimmt auch kein besegeltes Floß etc.


    Nördlich und südlich der Passatzone blebist du im wesentlichen am selben Ort. Tiefer im Süden und weiter im Norden treibt das Floß von West nach Ost.


    Chancen längere Zeit zu überleben hat man nur wenn man mit relativ wenigen Leuten zusammen ist, es nicht zu kalt ist und man sich in einer Zone befindet, wo es alle paar Tage regnet.


    Außerdem ist die Lebenspanne von aufblasbaren Rettungsineln etc. auf etwa 3 bis 4 Monate begrenzt. Dann fallen die Dinger spätestens auseinander.


    Das Wichtigste ist aber die mentale Fitness. Leute haben Monate lang überlebt und sind gerettet worden, während andere unter denselben Bedingungen schon nach Stunden aufgegeben haben und gestorben sind.


    Es wurden schon Leute nach Tagen fernab der Küste gerettet, die weder eine Rettungsinsel, noch eine Schwimmweste, ja nicht mal etwas zum anklammern hatten.


    Wer sagt, unter diesen Bedingungen sehe ich keine Chance, der hat auch keine.


    Im Prinzip kann man sagen, dass man früher oder später eine Küste erreichen wird, sofern man nicht vorher von einem Schiff geretett wird oder aufgibt. Es geht also einfach darum solange durchzuhalten.


    Wenn es um eine größere Katastrophe geht, der Absturz eines Flugzeus oder der Untergang eines größeren Schiffes, so wird man auf jeden Fall intensiv gesucht. Außerdem haben Rettungsinseln kommerzieller Schiffe und Flugzeuge der westlichen Welt Positionssender an Bord, die per GPS die Position ermitteln und senden.


    Grüße
    Peter

  • Zu sagen, dass man sowieso keine Chance hat, widerspricht doch dem Sinn dieses Forums. Mal angenommen man hat das Glück und überlebt eine Notwasserung, so möchte ich mich doch wenigstens schon einmal ein wenig mit dem Thema befasst haben.
    Ich gehe ja auch nicht davon aus, dass ich bei einem Zusammenbruch der Gesellschaft der erste bin, der von den Plündernden Horden abgestochen wird.
    Ich hatte mal einen kleinen "Schlauchbootunfall", falls man das überhaupt so nennen kann, an der Nordsee. Dabei wurde unser kleines Schlauchboot vom Landwind erfasst und trieb aus dem Hafen heraus auf die offene See zu. Im Nachhinein betrachtet war es gar keine schlimme Situation. Im Notfall wären wir (mein Vater und Ich) einfach abgesprungen, hätten das Schlauchboot treiben lassen und wären zum Ufer geschwommen. Das war eh nicht weit weg.
    Die Panik von meinem Vater hat aber jegliches rationales Handeln zunichte gemacht. Wir waren nicht mal mehr in der Lage, das Boot irgendwie zu steuern.
    Deswegen gehe ich mal davon aus, dass ruhig bleiben und Panik vermeiden auch in solch einer Gefahrensituation nie verkehrt ist.

  • Dem Beitrag von Waldschrat ist nichts hinzuzufügen.


    Hier mein eigenes Erlebniss:


    Wir waren mit zwei Sportbooten ca. 2km vor der kroatischen Küste unterwegs.


    Wir mussten abrupt stoppen, da vor uns Treibgut im Meer schwam. Das andere Boot direkt hinter uns hat das nicht bemerkt (weil der Vollpfosten von Katitän mit seiner Frau geredet hat und nach hinten geschaut hat)


    Die sind uns mit voller Geschwindigkeit aufgefahren. Der massiven Bauweise unseres Boots und der Tatsache, dass das andere Boot uns nicht Mittig sondern rechts außen erwischt hat, verdanken wir das er nicht "auf uns drauf" gefahren ist.


    Durch den Aufprall ist der Rumpf des anderen Boots ca. 90 cm aufgerissen.


    Das andere Boot mit 4 Besatzungsmitgliederung darunter 2 Kindern ist innerhalb von ca. 20-40 Sekunden komplett gesunken.


    Wir haben die Leute verletzt (Platzwunden) aus dem Wasser gezogen. Das Boot war weg.


    Mein Fazit:


    Wer glaubt bei einer Havarie auf See noch in Ruhe irgendetwas machen zu können irrt. Alles Lebensnotwendige muss in direkter Reichweite sein und darf nicht kompliziert verstaut sein.


    Es sind immer Schwimmwesten zu tragen. Da man bei Stürzen an Bord sehr leicht mit dem Kopf an irgendetwas stoßen und kurz ohnmächtig sein kann. Fällt man so ins Wasser, kann selbst ein sehr schnelles Mann-über-Bord-Manöver, schon zu lange dauern.


    Die Geschwindigkeit mit der ein Boot bei entsprechender Beschädigung sinken kann, kann man gar nicht überschätzen.


  • Hallo omawa,

    und danke für dieses sehr abschreckende Beispiel verantwortungsloser Freizeit"kapitäne".


    Ich fange mal ganz am Anfang an: Einer an Bord hat den Segelschein (hoffentlich nicht nur das Papier, sondern die Befähigung), die anderen sind Landratten. Dann gilt grundsätzlich: Tag eins wird nicht Strecke gesegelt, Tag eins ist ein Übungstörn, wo alle Besatzungsmitglieder mit der Bedienung des Boots, den wichtigen Manövern und Kommandos, der Ausrüstung und den Sicherheitsmaßnahmen vertraut gemacht werden. Danach geht es wieder in den Hafen zurück, auf Strecke geht es ab Tag 2. Ich würde persönlich niemand an Bord nehmen, der nicht bereit ist, sich dieser Einweisung zu unterziehen und entsprechend mitzuarbeiten.
    Nachträgliche Änderung: Es geht da selbst um so selbstverständliche(?) DInge, wie die Anforderung, das nach Benutzung der WC-Spülung die Seeventile wieder zu schließen sind, nebst der Begründung, warum das ab einer gewissen Krängung überlebenswichtig sein kann.



    Wenn ich das Kommando "Baumniederholer auffieren" gebe, muss ich mich blind darauf verlassen können, dass nicht zwei Sekunden später das Großsegel nebst Baum auf das Deck kracht, weil ein williger aber uninformierter Mitsegler den Baumniederholer mit dem danebenliegenden Grossfall verwechselt hat. Selbstverständlich sind auch Manöver, die im Ernstfall schnell zu gehen haben, z.B. Reffen, vorher zu üben.


    Ein übles Beispiel habe ich mal in der Türkei erlebt. Eine Männercrew mit etwa 6 oder 7 Leuten (deutsche Touris), von denen einer ebenso lautstark wie wirkungslos Befehle brüllte, weil die anderen ihn nicht verstanden.


    Situation: Ablegemanöver in einem wenig windgeschützten Hafen bei 6-7 bft. (Für das folgende ein Hinweis für Nichtsegler. Anders als beim Auto funktioniert bei einem Schiff die Lenkung erst ab einer gewissen Mindestgeschwindigkeit in Längsrichtung, ansonsten ist es steuerlos dem Wind ausgeliefert.)


    Der Skipper brüllte "Achterleinen los". Was machten seine Helden? Sie schmissen die Achterleinen in den Teich, statt sie einzuholen. Die suchten und fanden zielstrebig den Propeller, der Motor war aus, das Schiff wurde vom Wind quer durchs Hafenbecken getrieben. Offensichtlich hatte der Hafenmeister aber schon ein Auge auf die Helden gehabt, sie wurden von einem stark motorisierten Bugsierboot mit Gummiwulst am Bug abgedrückt und daran gehindert, querschiffs in den Bug anderer Yachten zu donnern und sich im Hafenbecken zu versenken.


    Die Idee, die Segel vorher klarzumachen und für den Fall "Ausfall des Motors" als Plan B vorher ein Ablegemanöver unter Segeln zu planen - das hier sehr wohl möglich gewesen wäre - ist ihnen nicht gekommen. Sie hätten in 5 Sekunden die Genua draussen haben und die Situation unter Segeln retten können. (Auch das ein Unterschied zum Autofahren, ein Segelmanöver muss man vorher planen: Von wo kommt der Wind, wo sind Hindernisse, welches Segel in welcher Stellung kann helfen, wann habe ich genug Fahrt, bis Ruderwirkung einsetzt? Spontan Gas, Bremse und Lenkrad ist nicht.)


    Zurück zu Deinem Beispiel:


    Kapitaler Fehler Nummer zwei: Keinen Ausguck gestellt, das kann auch der Rudergänger sein, er darf sich dann nur nicht ablenken lassen


    Nummer drei: Auffahrunfälle sind grobe Fahrlässigkeit. Selbst wenn im Verband gesegelt wird, werden ausreichende Sicherheitsabstände eingehalten, die bequeme Reaktionen auf unerwartete Manöver eines anderen Boots zulassen. Grundsätzlich gibt es auch einen gemeinsamen Funkrufkanal, der ständig von allen abgehört wird. "Flottillenmanöver" werden vom Leitfahrzeug angeordnet und von jedem per Funk bestätigt. Das wichtigste bei Kommandos ist ohnehin die Rückbestätigung. Haben alle das richtig verstanden?


    Bei einem 90cm Leck gilt das von Dir gesagte. Der Vorteil einer Yacht ist ihre Kentersicherheit, die durch eine Schwerpunktlage unter der Schwimmwasserlinie entsteht. Krängung erzeugt ein aufrichtendes Moment - wie beim Stehaufmännchen. Dafür hängt das Gewicht einer gutausgestattetten Mittelklasselimousine als Bleiballast am Kiel. Nachteil: Wenn ich ein Leck nicht sofort stopfen kann (bei 90 cm keine Chance) ist der Kahn unten.


    Deswegen muss die Notfalltonne blitzschnell erreichbar sein.


    Übrigens all dies ein Grund, warum ich seit Jahren nur noch trotz diverser Nachteile (Schlafmangel) auf längeren Törns als Zweipersonencrew mit meiner Frau segele.


    Bei Kindern, das vergaß ich: Grundsätzlich Schwimmwesten


    Last but not least: Wein und Bier darf gern an Bord sein. Die werden aber exakt erst dann ausgegeben, wenn die Leinen fest sind oder der Anker unten ist. Auch hier habe ich schon abschreckende Beispiele (gerade bei größeren Männercrews) erlebt.


    Viele Grüße


    Matthias


    By the way: Nach Deinem kompetenten Beitrag würden mich dann doch mal Deine weiteren seglerischen Erfahrungen interessieren.

    They who can give up essential liberty to obtain a little temporary safety, deserve neither liberty nor safety.
    Benjamin Franklin (1775)

  • hammer

    Zitat

    Was ist wenn unser Schiff sinkt, oder ich nach einem Flugzeugabsturz über auf dem Meeer Überlebt habe?


    Versuche Ruhe zu bewahren,sichau dich nach allem um was dir helfen könnte dich über Wasser zu halten. Versuche nicht einem treibendem Schlauchboot/Rettungsinsel bei windigem Wetter nachzuschwimmen - das schaffst du nämlich nicht.


    Zitat

    Können wir Schwimmen oder sollte ich zur vorbereitung noch einen schwimmkurs machen


    Schwimmen sollte man können - aber es so wenig wie möglich tun. Dein Körper erwärmt das Wasser innerhalb Deiner Kleidung und Schwimmbewegungen pressen die wärmere Wasserschicht wieder hinaus - Unterkühlung tritt so schneller ein.


    Zitat

    Was ist mit Wasser? Auf keine fall Seewasser trinken, dann kollabieren die Nieren und dann der ganze Körper


    Völlig richtig, Seewasser ist absolut unverträglich. Sogar Salzarmes Ostseewasser verursacht Übelkeit und Erbrechen wenn man mehr als einen kleinen Schluck zu sich nimmt. Wenn Du die Gelegenheit hast Fische zu fangen - längliche Gruben in die Seite schneiden, die sich darin sammelnde Flüssigkeit kann man trinken.


    Zitat

    Wie mache ich mich aufmerksam?


    An Rettungswesten sind Signalmittel befestigt, in Rettungsbooten/-inseln sind sie ebenfalls vorhanden: Signalpfeife, Seewasserfärber, Blinklicht als Minimum.


    Zitat

    Welche Leute sollten mit ins Rettungsboot, welche bleiben am Rand im Wasser wenn es voll ist


    Die im Wasser haben natürlich deutlich weniger Überlebenschancen. Das muss also jeder für sich entscheiden. Für den allerschlimmsten Fall:§35 StGB(D)


    Zitat

    Wie kann ich die Richtung bestimmen in der das Boot treiben soll


    per Definition: Gar nicht. ein treibendes Wasserfahrzeug ist nicht gesteuert und ohne Vortriebseinrichtung auch nicht steuerbar.


    Viele Grüsse
    Papa Bär - der auch schon einige Seemeilen hinter sich hat - in diesem Sinne: Navigare necesse est...