Zitat von Grübler;228477
Zum Thema industrielle Fertigung von Lebensmitteln: Wieso soll eine Maschine schlechter sein als ein Mensch? Hier werden immer gleiche Arbeitschritte und gleichbleibende Qualität gewährleistet. Es kommt natürlich auf die Zutaten drauf an und auf den Herstellungsprozess. Um die Haltbarkeit sicherzustellen, wirken sich die Prozesse und Zutaten leider negativ auf den Geschmack aus. Und nicht mal das sehe ich als Nachteil, lieber haltbares Dosenfutter als verschimmelte und vergammelte Frischware.
Das ist der Vorteil von industrieller Produktion von Lebensmitteln: im Idealfall gleichbleibende Qualität (in vielen Fällen nach meinem Dafürhalten gleichbleibend schlecht, weil sich die produzierten Lebensmittel nach einem Mainstream-Geschmack richten müssen und deswegen mehr als oft genug ziemlich nichtssagend schmecken und schon mal gar nicht einen individuellen Geschmack haben.
Was den Herstellungsprozess in traditionellen Bäckereien angeht, so ist es schon lange eine Mär, dass beim Bäcker alles reine Handarbeit ist. Auch schon vor der Einführung von Fertigbackmischungen und Tiefkühlteiglingen. Schon in meiner Kindheit haben die Bäcker im Ort einen nicht gerade kleinen Maschinenpark zum Rühren, Kneten und portionieren der Teige gehabt. Und das ist kaum ein viertel Jahrhundert her! Heute wird das mit Sicherheit zugenommen haben. Nennt sich Steigerung der Produktivität. Jeder, der kaufmännisch nur einigermaßen bei klarem Verstand ist, sieht zu, dass er aus seinen eingesetzten Finanzmitteln unterm Strich mehr rausbekommt. Alles andere ist Hobby. Und ich glaube kaum, dass mein Bio-Bäcker hier im Ort das ganze Geschäft als Hobbyist nur aus Spaß an der Freud betreibt.
Wie hoch die Rendite sein soll, lassen wir mal dahingestellt sein. Im Lebensmittelbereich ist die Marge traditionell, zumindest was Grundnahrungsmittel angeht, ziemlich bescheiden. Wer nach Abzug aller Kosten ein Prozent rausholen kann, kann sich schon zu den Spitzenverdienern zählen.
Was die Haltbarkeit angeht, muss ich Grübler Recht geben. Mir ist ein industriell hergestelltes Dosenbrot oder industriell hergestelltes NRG-5 als Bestandteil meiner Grundversorgung im Notvorrat auch allemal lieber als etliche Kilo Mehl und Zucker, die ich im schlimmsten Falle gar nicht verarbeitet kriege, weil mir der Brennstoff zum Backen fehlt oder ausgegangen ist.
Zitat von moleson;228507Du willst mir gerade erzählen das 38 cent für ein Semmel dein Budget sprengen ????
Ich würde mal sagen, das du nicht bereit bist für ordentliche Arbeit zu zahlen, aber du stehst da gleich wie alle anderen die mit dem Geiz ist geil Prinzip ganze Handwerke ausgerottet haben und man heute nur Sch.. kriegt.
Geiz ist geil ist das eine. Aber leider Gottes gibt es in Deutschland seit mit der Nuller Jahre dieses Jahrtausends wieder verstärkt eine größere Gruppe Menschen, die keine andere Chance hat als sich eben die günstigsten der günstigen Lebensmittel zu kaufen und durch Tafeln und andere karitative Einrichtungen auch noch zuzufüttern, weil das Geld sonst nicht reichen würde!
Zu sagen "hey, 38 cent können doch nun wirklich nicht das Budget sprengen" ist von einem, nach meinem Dafürhalten ziemlich hohen Ross gesprochen. Ohne Dir jetzt persönlich zu nahe treten zu wollen. Ja, mit SGB-II-Leistungen kann man theoretisch leben wie Gott in Frankreich. Zumindest erwecken so manche Empfänger den Eindruck, dass dem so wäre. Aber dafür muss man schon als ganze Familie komplett von SGB II leben, einen verdammt günstigen Mietzins haben, nicht gerade in einem Ballungsraum wie Hamburg, München oder Stuttgart wohnen. Oder womöglich irgendwelche dubiosen Geldquellen abschöpfen. Ich weiß es nicht. Als alleinstehende Person, womöglich noch mit Kind, wird das Budget ziemlich schnell ziemlich dünn. Auch ganz ohne Alkohol und Tabak im Repertoire.
Als ich vor etlichen Jahren, gerade von der Uni weg, keinen Anspruch auf ALG I, noch ohne Job, eine längere Zeit auf ALG II angewiesen war, war es für mich durchaus eine ernsthafte Überlegung: Zwei Brötchen vom Discounter und satt oder ein Brötchen vom guten Bäcker, aber immer noch Hunger. Mal abgesehen davon, dass man sich bei DEM Budget sowas bestenfalls am Wochenende geleistet hat. Wenn überhaupt.
Mittlerweile habe ich ausreichend finanzielle Ressourcen nach Abzug der Fixkosten, dass die Differenz zum Discount-Brötchen eben KEINE Rolle mehr spielt. Entsprechend kaufe ich, am Wochenende, dann doch lieber beim Bio-Bäcker um die Ecke seine leckeren Brötchen als vom Discounter um die andere Ecke für zum Teil Hälfte oder Drittel des Preises irgendwelche Brötchen, die mich zwar irgendwie satt machen, aber kein Vergleich zu den Brötchen vom Bio-Bäcker sind.