Der Wald - Rückzugsort im Krisenfall?

  • Da ich das mehr oder weniger schöne Vergnügen hatte früher aus beruflichen Gründen das "Leben im Felde" zu "genießen", bin ich aus praktischen Erfahrungen heraus doch sehr erstaunt welchen "Blütenträumen" sich manche "Kurzzeit-Survivalisten" und "Einzelkämpfer" hingeben. ... Das pure "Überleben" als "Einzelkämpfer", mit minimalster Ausrüstung (am Mann) in Wald und Flur wird bei unbilliger Witterung (Kälte, Nässe) relativ schnell zur Tortur. Insbesondere Kälte, Nässe und ständiger Dreck zermürben auf die Dauer selbst gesunde hartgesottene junge "Naturliebhaber". ... Es gab da zwar Abstufungen, vom Leben im "Tipi"/"Dackelgarage" aus Zeltbahnen über hausen in selbst gebauten Erdbunkern bis hin zu "komfortabel" im 16-Mann-Mannschaftszelt (Zeltofen und 16-Mann-Liegen, Klapphocker und Tisch) bis hin zum "Mißbrauch" der Entaktivierungsanlagen für den ABC-Krieg als Duschanlagen, aber der Faktor "Dreck, mieses Wetter in Verbindung mit ständiger "Bewegung" sorgen dafür daß selbst das schönste Feldlager/Biwak nach Wochen der "Isolation" ("Feldlager" hieß auch nix Familie, nix Ausgang/Urlaub ... und meist "Sackstand") irgendwann seinen Reiz verliert. Bei richtigem Dreckwetter war die Truppe nach 14 Tagen bis 4 Wochen, trotz Abhärtung/Training und Gewöhnung an das "Leben im Felde", froh wenn es wieder in Richtung fester Unterkünfte ging.


    Der Traum vom "Waldläufer" a la "Trapper" oder "Wolfsgänger" dürfte in unseren Breiten sehr schnell an Grenzen stoßen. Jagdpächter, Jäger, Grund- und Landbesitzer werden auf die Dauer nicht zusehen oder dulden daß da wer über längere Zeit in ihrem Revier "wildert" oder ihre Jagdhütten okkupiert. ... Und reinweg von der Jagd und dem Fischfang zu leben wird in den dichter besiedelten Teilen der BRD, angesichts der im "Kriesenfall" zunehmenden Jagd ("Überjagung") auch nicht über längere Zeit möglich sein. ... Das "Trapperleben" in den Rocky Mountains, Kanada oder auch Teilen Nordeuropas läßt sich eben nur temporär oder in Ausnahmefällen (ein paar gute Jagdreviere gibt es schon ... aber i.d.R. gibt es da auch Eigentümer/Jagdpächter !) realisieren. ... Ganz toll finde ich daß ein Teil dieser "Survivalisten" (und da meine ich jetzt nicht die Profis wie Lennartz, Nehberg o.ä.) i.d.R. eigentlich kaum über wirkliche Jagderfahrung oder längere "Schlechtwettererfahrung" unter freiem Himmel verfügen.


    Desweiteren kommt dazu daß die meisten Menschen, selbst sogenannte "Einzelgänger", im Prinzip nicht dazu geboren sind wirklich über Wochen oder Monate allein mit sich selbst und der Natur auszukommen.


    "Survivalkenntnisse" um tempörar kurze Zeit in der Natur zu überleben (Flucht-/Kathastrophenszenarien) halte ich für durchaus nützlich. Aber man sollte schon im Auge behalten daß ein richtiges Dach über dem Kopf, Wärme, eine ordentliche Schlafstätte, Wasch-/Duschmöglichkeiten, Toilette (und sei es das alte "Plumpsklo"), Koch- und Versorgungsmöglichkeiten incl. ordentlicher Verpflegung sowie "Sozialkontakte" und medizinische Versorgung "Errungenschaften unserer Zivilisation" sind. ... Nichts gegen den selbst gebauten "Feuerbohrer", aber wenn sich "Zurück zur Natur" mit "Leben wie ein Urmensch" und "Ich geh in den Wald" paart mag das ja eine Form von "Hardcore-Survival" sein, aber wirklich realistisch ist das meiner Meinung nach nicht. ... Das Leben unserer Altvorderen, vom Steinzeitmenschen bis hin zum Holzknecht oder Bergbauern des vorigen Jahrhunderts war härter als es heutige Kurzzeittrips a la "Urlaub im Steinzeitdorf" (mit "brutalst" geschlachteten Hauskaninchen .-) ) erahnen lassen. Insbesondere Familienväter mit Kleinkindern wird das "Weibchen" spätestens nach einer Woche "Winter-Camping" ohne Wohnwagen und Heizung im "Erdloch" die "Hölle" heiß machen ! ... Selbst "Öff-Öff" ist ja wohl sein Frauchen mit Kleinkind ausgerückt.


    Anfang/Mitte der 80iger ... 14 Tage bei Minus 24 - 27 ° Celsius im "8-Mann-Zelt" aus Zeltbahnen ... beheizt nur durch "Körperwärme" und Teelichter/Kerzen in Konservendosen ... wir haben es überlebt ! ... Nachts als "Feldwache" im Schützenloch, nur gewärmt vom brennenden Fettrest eines "Schmalzfleischdosenofens" ... oder als "Versprengter" auf der mit Erde überhäuften Glut des "Jägerfeuers" ... wir haben es überlebt. ... Im Frühjahr mit zwei Kameraden zwei Nächte im Schneematsch (wie die "Schwulen" aneinandergekuschelt und alle halbe Stunde gedreht damit auch die Außen liegenden Kameraden mal warmen "Rücken" kriegten), nach unten die Atomschutzplanen auf Reisig und zugedeckt nur mit den Zeltbahnen, geschlafen. ... "Überlebt" haben wir es. Aber der Spaß (da wir alle konsequente Heteros) hielt sich in Grenzen !


    Wie gesagt ... vom blanken "Überleben" über "Leben im Zelt" bis hin zu halbwegs gut ausgestatteten Mannschaftszelten oder Baracken ... spätestens nach 14 Tagen bis 4 Wochen echtem eckligem "Mistwetter" (damals gab es noch kein "Goretex" oder "Rücksicht" wegen "Wetterunbilden" ... dafür Mitternächtens mal nen heißen Tee oder leckere "Puddingsuppe" ins Kochgeschirr oder die braune Plastetasse als Durchhaltemotivation) mußte man eine Einheit mindestens für 2 Tage aus dieser "Naturidylle" in feste beheizte Unterkünfte schaffen um ihre "Kampffähigkeit" ... dabei vorrangig eigentlich ihre psychologische "Kampfbereitschaft" (weil SVK "Schnauze voll Kamerad") ... wieder herzustellen. ... Eine warme Dusche, Rasur mit heißem Wasser, saubere Klamotten, guter Schlag aus der Truppenküche und ein/zwei Nächte in einem ordentlichem Bett ... und aus dem "Kampfschwein" wurde zumindest halbwegs wieder ein gepflegter deutscher Landser mit guter Laune. ...


    Wer Nässe, Kälte, Regen in Verbindung mit Wind, noch dazu ausgepowert, naß, frierend unterschätzt ist im "E-Fall" ganz schnell und böse in der Bredouille ! ... Selbst dem britischem SAS (und die Kameraden gelten als echt zähe hartgesottene "Überlebenskünstler") sind da schon bei diversen Überlebenstrainings oder Einsätzen gute Männer verreckt. ... Im Wald mit einer Lebensmittelvergiftung, schweren Erkältung/Lungenentzündung/Grippe, Jagdverletzung oder auch "nur" verknacksten/gebrochenem Fußgelenk ist für einen allein agierenden "Survivalisten" auch ganz schnell mal "Ende der Übung".


    Ich bin zum Teil in Wäldern groß geworden und bin auch heute noch gern in Wald und Flur. Ich würde auch gern im Wald wohnen ... aber wenn dann in einem festen Haus oder einer soliden Jagdhütte. ... In meinem Alter möchte ich nicht mehr des Winters und bei Wind und Wetter in Erdlöchern, Zweighütten oder Zelten biwakieren. ... Zumindest nicht über längere Zeit !


    Blacky - der Wohnkomfort inzwischen zu schätzen weiß -


    P.S. ... "Draußen" hieß bei uns wirklich ... nur bekleidet in Felduniform mit Waffe und Gerödel ... tagelang in Dreck, Nässe, Hitze, Staub, Schlamm im Sand bzw. in den Wäldern rumkriechen und Gefechtsaufgaben erfüllen! ... Und da wurde eben auch in der Stellung oder bei "Wind und Wetter" unter dem freien "Himmel von Mutter Natur" geschlafen. Wenn man Glück hatte mit Zeltbahn, Decke oder Schlafsack. Und wenn man Pech hatte "ohne Schlafzeug" ! ... (Bei der NVA war man da etwas "brutal".)

  • Ja, so isses. Allerdings bin ich überrascht, dass wir das Thema immer wieder so deutlich brauchen. Jedem der mal in Ruhe nachdenkt sollte sich das selbst erschließen, dass es einen gewaltigen Unterschied zwischen Wochenendsurvival und dem überleben zu jeder Jahreszeit unter freiem Himmel gibt.


    Allerdings ist in meinen Vorstellungen die Motivationslage deutlich anders, als die eines Soldaten auf Übung und das wird auch gerne von allen die von ihren Armeezeiten hier berichten übersehen. Wenn ich in den Wald gehe, um mich sinnbildlich "zu ducken" wenns knallt, dann hat das den Sinn Raum zwischen mich und die grösten Ausschreitungen zu bringen. Es bietet sich dann keine Alternative, kein Gedanke "ach währe ich jetzt auf der Stube in der warmen Kaserne", weil es gibt dann sowas nicht mehr. Die Wahl kämpfen zu müssen oder aus zu weichen, darum geht es dabei. Ich habe selber genug Draußenerfahrung um zu wissen, dass hier ein Leben vom Land, wie es gerne so romantisiert wird, nicht möglich ist. Nahrungsergänzung, im Besten Fall, vom Lande ja, aber mehr auch nicht.


    Der von Blacky angesprochene Punkt der Wärme ist übrigends ein sehr wesentlicher. In meiner Vorstellung wird es in der Situation kein Feuer geben, wenn man an seinem Leben hängt. Inzwischen ist bei mir sogar der Kocher aus dem Fluchtgepäck geflogen, denn alles was man warm macht, riecht. In den Wald zu gehen heist, für mich, der kampf ums nackte überleben. Lieber der Natur gegenüber bestehen, als gegenüber meinen aggresiven Mitmenschen. Was es jedoch unbedingt braucht ist ein Plan für nach dem "ducken". Sprich wie stehe ich wieder auf, was mache ich nach der Zeit im Wald?


    grüße, euer


    Frank


    p.s. Ich liebe mein Daunenkissen :winking_face:

  • Wenn ich auch meinen Senf dazu geben darf: Meiner Ansicht nach hat Blacky völlig recht.


    Und weil auch des öfteren das Szenario Krieg angesprochen wurde: Meine Großmutter mütterlicherseits hatte während des WKII (ihr Mann war in den Niederlanden stationiert) die Möglichkeit, den letzten Bomberangriffen auf Wien zu entkommen und war im Waldviertel (heißt wirklich so) bei Bekannten auf einem Bauernhof untergekommen.
    Als die Russen näher kamen, zog sich fast das ganze Dorf in den Wald zurück, wo man sich in zwei Erdbunkern versteckte. Doch als diese dann da waren, holte sie ein Bauer rasch wieder zurück.
    Denn alle, die man im Wald erwischen würde, wären für die Russen Partisanen und würden sofort erschossen...


    Ehrlich gesagt, kann ich mir auch kein Szenario vorstellen, bei dem ich mich im Wald, egal ob Zelt oder Hütte, Sommer oder Winter, sicherer fühlen würde als in den eigenen vier Wänden. Und hier kann man auf die vorhandenen Ressourcen zurückgreifen und sich notfalls auch gegen Plünderer zur Wehr setzen, die sich sicher im Zweifelsfall lieber wehrlosere Opfer suchen.


    Es geht ja schließlich nicht nur um die eigene Kernfamilie, sondern auch um die restliche Verwandtschaft (Eltern/Großeltern/Geschwister/Schwager/Freunde etc.), um die man sich kümmern möchte. Wer würde diese schon zurücklassen?

  • Der Denkansatz ist falsch und führt unweigerlich in`s Chaos. Wenn die Versorgungssysteme kollabieren ist jeder Warenvorrat Beute für die Anderen. Sie suchen danach betteln darum, drohen oder nehmen das Depot einfach mit Gewalt in Beschlag. Der Hunger und die Ängste machen`s möglich. Der dauerhafte Erfolg liegt alleine in der Mobilität. Man begibt sich dorthin wo die Versorgung in Aussicht steht und zieht sich anschließend wieder zurück. Wenn ich mir einen Platz für die Nacht suche so trage ich auch kein Brandholz in mein Camp sondern etabliere mich dort wo das Brandholz ist. Jäger - u. Sammlerkulturen haben das vorgelebt. Jegliche Konstante ist für Externe Entdecker kalkulierbar, wird belastend, bindet, muß versorgt u. irgendwann verteidigt werden. Aber das ist ein typisch falscher Denkansatz einer verwurzelten Gesellschaft, so werden Opfer produziert und wenn ich mich zu entscheiden habe ob ich Beute oder Jäger sein möchte....................: Waidmannsheil !



  • Versuchs doch selbst... ich mach das schon seit 35 jahre hier in Maine... https://www.previval.org/forum…1453&viewfull=1#post71453

    Komm doch fuer's sommer rueber... verpiss dich hinten bei mir im wald... lauf's da amok mit die kettensege (oder einer der 1-2-mann handsaegen) -und bau's selbst ne blockhuette oder meinetwegen kannst in meinem 6m Sioux indianer-tipi leben... wenn du ein weichei-moment erlebst und dir's zu viel wird, zieh einfach ne weile in einer der 4 karavanen mit oder ohne strom, -ich hab 8 notstromaggregate alle groessen zur verfuegung...

    Genug zu essen ist da, grosser garten - am strand kanns du muscheln sammeln, vom wald allerhand beeren und kraeutern, jagst rehe, karnickel, bären -- kannst mein Winchester nehmen, der zaehe waldlaufer spielen...

    Nur mehrere liter insektenschutzmittel mitbringen, sonnst verblutest du innerhalb paar stunden von mueckenstiche... mundschutz auch veilleicht damit du nicht zu viele einatmest (sehr unangenehm)... --die armen indianer - kein wunder das die immer so herum tanzten... :grosses Lachen: wenn mann still steht ist mann in 30 sekunden bedeckt :staun:

    Na? willst du auch mal den wildnis paroli bieten? :Zunge raus:

    lg... Basey

  • Hallo Leute,


    abgesehen davon, dass ich das zwar früher in meinem uniformierten Vorleben auch des öfteren gemacht habe - Danke Blacky für die deutliche Sprache, das eine oder andere Lächeln kommt bei der einen oder anderen Erinnerung :face_with_rolling_eyes:


    Was meines Erachtens - wenn man sich denn klar dafür entschließt, in den Wald zu gehen - ein vollkommen unbeackertes Feld ist, ist die Frage:
    Wann starte ich in den Wald und wann gehe ich zurück?


    Es gibt kein Signal: Los geht´s , alle ab in den Wald - genausowenig gibt es ein Signal: Krise zu Ende!
    (Sirenensignal wäre vielleicht hilfreich:grosses Lachen:)


    WANN sagt Ihr: Jetzt packe ich meine 7 Sachen und latsche los - WANN sagt Ihr: Jetzt geht´s nach Hause.


    Jetzt? - Wo noch alles da ist?


    Wartet ihr auf den Nachbarn? - Wenn der losgeht, gehe ich auch?


    Habt ihr Euch statische Vorgaben gemacht ("wenn die erste A-Bombe auf unserem Staatsgebiet explodiert, schaue ich, dass ich in den Wald komme")


    Glaubt Ihr an irgendeinen Guru, der vorgibt: "die Zeit des Waldes kommt!"


    Fragen über Fragen...


    Gruß,
    bastler


    der bekanntlich grundsätzlich zu Hause bleibt, bis es das nicht mehr gibt...

  • Für meine Begriffe gibt es in Deutschland zwar einiges an Wald, aber nicht genug um dort dauerhaft und ungestört unter zu kommen. Ich habe den Odenwald vor der Tür und naja...das ist ein Baum-Fleckerl' Teppich. Der Pfälzer-Wald ist da doch um einiges grösser und zusammenhängender.
    Ich sehe den Wald nicht als "Wohnort" im K-Fall, ich sehe ihn als möglichen temporären Aufenthaltsort wenn es mal sehr unruhig in der Stadt werden sollte...aber da ist der eigene Keller wohl doch die bessere Wahl. Etliche Vorschreiber haben schon auf alle möglichen Problematiken aufmerksam gemacht, verlässt man sein Haus, kehrt man ggf. zu einer ausgeräumten, abrissreifen Ruine zurück.


    Ich sehe im Wald primär einen Ort, welcher im K-Fall und abhängig von der Jahreszeit mehr oder weniger Nahrung bieten kann, entweder zum Sammeln, oder notfalls eben zum Jagen.


    Alles andere, sprich Flucht durch den Wald, in den Wald, leben für eine gewisse Zeit im Wald sehe ich als wild-romantisch an und mit schwer in den Griff zu bekommenden Problemen verbunden.


    Gruss, Fairlane

  • Ich sehe hier einfach nur einen Konflikt zwischen "Survival" vs. "Preparedness", kein Grund zur Aufregung. Wenn man, wie viele von uns (mich eingeschlossen), "in Friedenszeiten" und "zum Spaß" in den Wald geht und dort lernt, wie man sich im Notfall selber versorgen könnte (Sinnhaftigkeit des Ganzen hin oder her), der wird diese Option natürlich in Betracht ziehen, bevor er in seiner Penthouse-Wohnung vor der leergefutterten Monatstonne verrottet. Wer aber z.B. Familie hat, über ein opulentes Vorratslager und evtl. sogar autarke Strom- und Wasserversorgung verfügt, wird einen Teufel tun, sich freiwillig in "den Wald" zu begeben. Der "spaßige" Teil unseres Hobbies, also Bushcraft, Survival, Boys and their Toys etc. ist sicher nicht zwingend notwendig für die Krisenvorbereitung, es schadet allerdings auch nicht wirklich, wenn man sowas drauf hat (ok, man könnte das Geld für die ganzen Messer auch in dänisches Frühstücksfleisch investieren...).


    Vielleicht sollte man die Trennlinie nicht zwischen "Zuhause" und "Wald" ziehen, sondern zwischen urbanen und ländlichen Gebieten, da liegt mMn der Hund begraben. Ich stoße mit meinen gesellschaftspolitischen Theorien mitunter auf Ablehnung, was sich aber evtl. durch mein unmittelbares Umfeld erklären lässt. Ich wohne im Stadtzentrum einer kleineren Großstadt, das vermutlich den höchsten Ausländeranteil bundesweit aufweist (ca. 65%, wenn man die Aussiedler und sog. "Flüchtlinge" (Balkan) mitzählt). Nein, ich will hier keine abgestandenen Fässer aufmachen oder Pauschalisierungen aussprechen, es geht mir schlicht um die Zusammensetzung der Gesellschaft - in meinem Umfeld - im Krisenfall. Und da gelten eben die schönen alten Geschichten von Omma und Oppa nach'm Kriech nicht mehr wirklich, weil eine halbwegs homogene und solidarische Gemeinschaft schlichtweg nicht existiert. Um es nochmal deutlich zu machen: mir ist es dabei wurscht, ob die Leute weiß, schwarz oder grün-violett gestreift sind, welchen Götzen sie anhängen oder ob sie ihr Essen gern stark würzen. Es geht um die objektive Realität und nicht um irgendein ideologisch-theoretisches Gesabbel - das interessiert im Fall der Fälle keinen mehr.


    Wir müssen davon ausgehen, dass sich die gesellschaftliche Balkanisierung, die schon längst stattgefunden hat, im Krisenfall weiter verschärfen würde - bis hin zu ethnischen Unruhen. Ethnische Unruhen würden in meiner derzeitigen Lebenslage allerdings nicht bedeuten, dass ich als Weißer Ritter für irgendwelche bedrohten Minderheiten eintreten müsste, sondern dass ich SELBER die bedrohte Minderheit wäre. Und die Leute die dann am Zug sind, haben sowas wie "ethnische Unruhen" noch richtig gut drauf, im Gegensatz zu "uns". Drückt meinetwegen auf den "gefällt mir nicht"-Button, aber den Krisenfall brauchen wir eigentlich nicht mal mehr, wenn man heute im innerstädtischen Bereich im Einzelhandel oder öffentlichem Dienst etc. tätig ist. Da ist der mehr oder weniger schleichende Genozid längst in vollem Gange...


    Natürlich bleibt man so lang in der eigenen Wohnung, wie Vorräte und Sicherheitslage es zulassen. In meiner Situation, wo es selbst ohne Krise nicht ungefährlich ist, vor die Tür zu gehen, muss man die Umgebung dabei aber gut im Auge behalten. Es kann die Zeit kommen, dass man einfach raus muss aus diesem Hexenkessel. Wer Glück hat, kann in einen weitläufigen ländlichen Rückzugsbereich ausweichen, der Weg dorthin führt wiederum oftmals durch "den Wald". Kriminelle, Asoziale, Plünderer und bereits bestehende Banden bzw. "ethnisch geschlossene Gruppen" werden sich im urbanen Bereich niederlassen, "Sheeple" werden fliehen so weit sie können, "Survivalists" werden sich im Grenzbereich aufhalten. Dies zumindest dann, wenn man mit der ganzen Vorbereitung nicht nur einen egoistischen Ansatz zur Eigenrettung verbindet, sondern auch die Rettung anderer bzw. die Aufrechterhaltung eines rudimentären Rechtsstaats. Ziel ist dabei auch, die ländlichen Gebiete vor den Auswüchsen der bereits verlorenen Städte so gut es geht zu schützen.


    Insofern ist "der Wald" eine wichtige Zwischenstation.


    (Ich war mir jetzt nicht sicher, ob das in diesen Thread oder in den Thread "Im K-Fall mit Fremden Kontakt aufnehmen" gehört - die Unterscheidung ist schwierig.)

  • schöne Beiträge hier im Thread!


    ich selbst habe mir in meiner Umgebung potentielle Wald/Feldplätze ausgesucht, an denen man es sicherlich ein paar Tage aushalten würde.
    Aber mehr sicherlich auch nicht.


    wie andere schon vor mir gesagt haben, die Vorstellung, mehrere Jahreszeiten wie z.B. die polnischen Juden in den Wädern auszuhalten, erfüllt mich doch ein wenig mit Grauen.


    Ich persönlich glaube, dass wir kaum eine Situation erleben werden, in der wir wirklich in den Wald müssen.


    Heutzutage bietet der Wald leider nicht mehr so viel Schutz wie früher (IR und sonstige Techniken wurden ja schon genannt) und mein Haus und Hof würde ich auf keinen Fall hergeben. Im Falle einer Invasion, eines ABC-Angriffes oder Naturkatastrophe werde ich mich sicherlich nicht in den Wald verkriechen und dort mehrere Wochen und Monate leben. Dann wird man sich vermutlich in den Strom der Massen einreihen und mit ihnen ziehen...
    Maximal vorstellen könnte ich mir wie oben gesagt, ein paar Tage, maximal eine Woche im Wald leben zu müssen.

  • Danke für das aufwärmen dieses Themas.


    Da sag ich nur, Juchu! Der Sommer ist endlich vorbei. Die Trainingszeit hat begonnen!


    grüße,


    Frank

  • Also, unter bestimmten Voraussetzungen ist auch für mich der Wald für einen engbegrenzten Zeitraum Rückzugsgebiet Nr. 1 - ich denke da so an ca. 4-8 Tage.
    Der Wald beginnt direkt hinter meinem Haus, d.h. wenn die Plünderer die Strasse entlangziehen und die Vordertüren einschlagen kann ich evtl. noch hinten raus. Und dann geht es mir darum in sicherer Position abzuwarten bis der Mob unser kleines Dorf wieder verlassen hat weil hier nichts mehr zu holen ist.
    Wenn keine Gesetze mehr gelten ist die Versorgung nicht das Problem - es ist hier teilweise schwieriger dem Wild aus dem Weg zu gehen als es zu finden.


    Allerdings ist in keinem meiner Szenarien vorgesehen sich auf Dauer im Wald einzunisten. Flucht in den Wald oder durch den Wald aber wie gesagt schon. Schließlich haben wir hier mehr Wald als bebaute Gebiete.


    Grüsse
    Papa Bär

  • Zum Thema Überleben im Wald:


    Jagdstrecke 2008/2009 (Quelle: jagd-online.de) Durchschnittsgewicht (Quelle:jagd-online.de, in Klammer Schätzung)



    [TABLE="class: bbc_table"]

    [tr]


    [td]

    Wild

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    [td]

    Strecke

    [/td]


    [td]

    Gewicht in der Decke

    [/td]


    [td]

    kcal/100g

    [/td]


    [td]

    Gesamtenergie in Mio kcal

    [/td]


    [/tr]


    [tr]


    [td]

    Rotwild

    [/td]


    [td]

    67246

    [/td]


    [td]

    65

    [/td]


    [td]

    113

    [/td]


    [td]

    4939

    [/td]


    [/tr]


    [tr]


    [td]

    Damwild

    [/td]


    [td]

    55407

    [/td]


    [td]

    35

    [/td]


    [td]

    113

    [/td]


    [td]

    2191

    [/td]


    [/tr]


    [tr]


    [td]

    Sikawild

    [/td]


    [td]

    1637

    [/td]


    [td]

    30

    [/td]


    [td]

    113

    [/td]


    [td]

    55

    [/td]


    [/tr]


    [tr]


    [td]

    Schwarzwild

    [/td]


    [td]

    646790

    [/td]


    [td]

    41

    [/td]


    [td]

    177

    [/td]


    [td]

    46938

    [/td]


    [/tr]


    [tr]


    [td]

    Rehwild

    [/td]


    [td]

    1102604

    [/td]


    [td]

    12,5

    [/td]


    [td]

    121

    [/td]


    [td]

    16677

    [/td]


    [/tr]


    [tr]


    [td]

    Gamswild

    [/td]


    [td]

    4389

    [/td]


    [td]

    15

    [/td]


    [td]

    120

    [/td]


    [td]

    79

    [/td]


    [/tr]


    [tr]


    [td]

    Muffelwild

    [/td]


    [td]

    6888

    [/td]


    [td]

    20

    [/td]


    [td]

    120

    [/td]


    [td]

    165

    [/td]


    [/tr]


    [tr]


    [td]

    Feldhase

    [/td]


    [td]

    421573

    [/td]


    [td]

    (4)

    [/td]


    [td]

    121

    [/td]


    [td]

    2040

    [/td]


    [/tr]


    [tr]


    [td]

    Wildkaninchen

    [/td]


    [td]

    231689

    [/td]


    [td]

    (1,5)

    [/td]


    [td]

    103

    [/td]


    [td]

    358

    [/td]


    [/tr]


    [tr]


    [td]

    Fasane

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    [td]

    267824

    [/td]


    [td]

    (1,1)

    [/td]


    [td]

    141

    [/td]


    [td]

    415

    [/td]


    [/tr]


    [tr]


    [td]

    Rebhühner

    [/td]


    [td]

    5487

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    (0,3)

    [/td]


    [td]

    219

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    [td]

    4

    [/td]


    [/tr]


    [tr]


    [td]

    Wildgänse

    [/td]


    [td]

    53032

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    [td]

    (2,5)

    [/td]


    [td]

    158

    [/td]


    [td]

    209

    [/td]


    [/tr]


    [tr]


    [td]

    Wildenten

    [/td]


    [td]

    468262

    [/td]


    [td]

    (1,0)

    [/td]


    [td]

    156

    [/td]


    [td]

    730

    [/td]


    [/tr]


    [tr]


    [td]

    Wildtauben

    [/td]


    [td]

    921186

    [/td]


    [td]

    (0,4)

    [/td]


    [td]

    239

    [/td]


    [td]

    881

    [/td]


    [/tr]


    [/TABLE]


    Summe 75683 Mio kcal.


    Bei 2000 kcal/Tag und 365 Tagen/Jahr ernährt die Wildstrecke heute ca. 103.675 Personen.
    Nimmt man Wilderei (geschätzte 10% der offiziellen Strecken) dazu, kommt man auf ca. 114.042 Personen. Unberücksichtigt bleibt dabei anderes jagdbares Wild, wie Dachs, Nutria usw..


    Situationsveränderungen durch Extremfall:


    - Wegfall von Wildfütterung und Kirrung
    - Wegfall von Durchfütterung von Wild durch die Landwirtschaft
    - Vergrämen von Wild
    - Wilderei mit ungeeigneten Methoden (Luftgewehr, ...) und durch Menschen ohne Jagderfahrung (Sportschützen, Dienstwaffeninhaber) und ungeeigneter Munition: dadurch viele Tiere, die ohne Nutzen verenden, Fallenjagd
    - Jagd auch in der Schonzeit (geringerer Nachwuchs)
    - Wegfall von HegemaßnahmenDie nächsten Fragen:


    Was sagen die Besitzer, Pächter, Jagdpächter zu einem Eindringen in den Wald, dem Versuch dort zu jagen, zu leben, zu hausen? Werden die "Illegalen" einsichtig sein? Leben dann mehr Menschen im Wald als in der Stadt, Dorf, Siedlung? Wovon ernähren sich dort alle? Was werden wir für Hygienesituationen antreffen? Verfeuern dort dann alle nur Fallholz - zur Freude des Waldbesitzers? Wie geht eine Konfrontation einer Interessengemeinschaft mit den Vertretern einer anderen aus? Kennen sich die dort Jagenden mit Wildkrankheiten aus?

    25 OCTOBER 1415. AGINCOURT


    "We few, we happy few, we band of brothers;

    For he to-day that sheds his blood with me

    Shall be my brother; be he ne’er so vile,

    This day shall gentle his condition:

    And gentlemen in England now a-bed

    Shall think themselves accursed they were not here,

    And hold their manhoods cheap whiles any speaks

    That fought with us upon Saint Crispin’s day."




    Shakespeare- Henry V, Act IV, Scene III

  • [h=2]Wildtierfütterung in der Kritik :: 03.02.2010[/h] Ökologischer Jagdverband wendet sich gegen die Fütterung von Wildtieren in Mecklenburg Vorpommern und auf der Insel Rügen.
    Der Ökologische Jagdverband Mecklenburg-Vorpommern als Vereinigung fortschrittlicher, am Naturhaushalt orientierter Jäger, Land- und Waldbauern und Naturschützer stellt hierzu fest: Die Fütterung der Schalenwildarten Rotwild, Damwild, Schwarzwild und Rehwild, um die es hierbei geht, ist aus vielerlei Gesichtspunkten heraus unsinnig und hat in Mecklenburg-Vorpommern nichts zu suchen!



    Die Bestände dieser Tierarten seien generell als stark überhöht zu betrachten. Grundsätzlich sind diese Tiere darauf eingestellt, regelmäßig strenge Winter ohne Hilfe zu überstehen. Sie haben dies über Jahrtausende in der wesentlich nahrungsärmeren Natur- und frühen Kulturlandschaft geschafft. Der Winter, der bei uns selten genug kommt, stellt vielmehr auch ein natürliches Regulativ dar, das dazu beitragen kann, schwache Tiere zu selektieren und die Populationen in erträglichen Grenzen zu halten.

  • Solange das Motto: Wald vor Wild, Bestand hat, (und die Belange des Wildes in allen Bereichen eine untergeordnete Rolle spielt) kann man sich nicht auf die natürlichen Regularien der Natur berufen. Der Mensch vermarktet mittlerweile jeden Quadratmeter Natur und bewirtschaftet was nur geht. Das Wild hat kaum noch Möglichkeiten sich zurück zu ziehen, Ruhe zu haben. Selbst in Naturschutzgebieten ziehen Horden von Naturliebhabern lärmend durch die Regionen.


    Das Wild wird immer weiter zurückgedrängt, natürlicher Wald- und Wiesenwuchs wird immer seltener und überall wird regulierend eingegriffen oder touristisch erschlossen.


    Fütterungen und Kirrungen sind auch deshalb ein notwendiges Muss, weil das Wild sonst Gegenstand eines Interessenkonfliktes wird, wenn es in Felder, Schonungen und dergleichen eindringt, weil es in seinem Umfeld nichts mehr findet - wer da wohl den Kürzeren zieht?

    25 OCTOBER 1415. AGINCOURT


    "We few, we happy few, we band of brothers;

    For he to-day that sheds his blood with me

    Shall be my brother; be he ne’er so vile,

    This day shall gentle his condition:

    And gentlemen in England now a-bed

    Shall think themselves accursed they were not here,

    And hold their manhoods cheap whiles any speaks

    That fought with us upon Saint Crispin’s day."




    Shakespeare- Henry V, Act IV, Scene III

  • Ich kann Gerdd nur beipflichten


    Zum so genannten Ökologischen Jagdverband -> dieses ist m.E. mehr eine Interessenvertretung der Waldbesitzer ( Motto: Wald vor Wild) - wenn es nach denen geht, würden Rehe und Hirsche komplett ausgelöscht.


    Wir leben nun mal in einer Kulturlandschaft und dieses führt dazu das der Mensch und in diesem Fall die Jägerschaft eingreifen muß, um einen vernünftigen Bestand zu sichern - hierzu gehören auch Winterfütterungen in Notzeiten. Alle Versuche und Experimente die Jagd und zugehörige Hege komplett einzustellen wurden wieder eingestampft, da danach komplette Tierarten ausgerottet waren.

  • gerdd1; @Lorenz
    Ihr habt völlig recht, und ich möchte auch nicht anders verstanden werden.


    Aber nochmal: wenn die Frage ums nackte Überleben geht - wie sehr interessiert euch das dann noch?


    Es ging - wie auch weiter oben ausgeführt - darum in bestimmten Situationen darauf angewiesen zu sein sich in eine sichere Position zurück zu ziehen und dort abzuwarten bis sich die Situation geklärt hat.
    Und für mich persönlich finde ich den Wald sicherer als das offene Feld oder die nächste Stadt (um die zu erreichen müßte ich übrigens auch wieder durch den Wald).

  • Ich denke, es ist auf jeden Fall möglich bis zu zwei Wochen im tiefsten Winter im Wald zu überleben. (Zelt, dicker Schlafsack, Essen, 70L Rucksack) (Ohne Jagdwaffe).
    Im Sommer könnten es auch länger werden, da ist auch das Nahrungsangebot im Wald (Pflanzen) höher.
    Ich kenne einige Geschichten aus Weißrussland, wo sich über 1 Jahr lang Menschen vor den Deutschen versteckt haben. Sie haben aber unter anderem deswegen überlebt, weil sie die deutschen überfallen haben und Essen und Waffen geklaut haben.

  • Zitat von Papa Bär;81942

    ... Aber nochmal: wenn die Frage ums nackte Überleben geht - wie sehr interessiert euch das dann noch?


    Genau das ist der Punkt: Es interessiert niemanden mehr. Weder auf den Jägersmann, dem Waldbesitzer, noch auf derren Statistiken und Hegeziele wird temporär wohl keine Rücksicht genommen werden, es sei denn, sie rücken in Armeestärke gegen einen vor. Was sich aber wiederum die Flüchtlinge nicht gefallen lassen werden. Mit anderen Worten: Es wird unschön. Streit um Nahrung wird immer unschön.
    AND

  • Hallo alle zusammen,
    interessante Gedanken zum Leben im Wald.
    Ich gebe noch eines zu Bedenken. Diese Strecken sind möglich, wenn der Jäger ab und zu schießt. Wird mehr erlegt, dann gibt es in der Folge deutlich weniger.


    Wer schon mal bei ner Treibjagd dabei war, erinnert sich möglicherweise daran, dass in den Wochen nach der Treibjagd kaum Wild zu sichten ist.


    Was also geschieht, wenn zig Leute im Wald hausen, Feuer machen und Lärm den ganzen Tag zu hören ist?


    Für Erwachsene und fast Erwachsene ist auch bei Minustemperaturen ein Aufenthalt machbar, kann angenehm sein. Für Kleinkinder und die unter 12jährigen dagegen bedeutet dies erkranken und dann Lärm durch Geschrei.


    Wer abgehärtet ist, dem macht es nichts aus mal bei Frost in nassen Klamotten vorm Feuerchen zu hocken - Kinder werden dabei nahezu sofort krank.
    Mal so zum mitdrandenken... oder lasst ihr eure Zwerge am Straßenrand??? :nono:


    Mit freundlichen Grüßen :face_with_rolling_eyes:
    Nikwalla

    „Der Tag mag kommen, da das Zeitalter der Menschen tosend untergeht.Doch heute kämpfen wir!
    Haltet Stand! Menschen des Westens!“