Soja Sauce selbst gebraut

  • Für komplett Wahnsinnige hier mein bisher aufwändigstes Projekt:


    Sojasauce nach japanischer Art – SHOYU


    Dieses Projekt ist etwas aufwändiger, am Ende des Projektes steht aber ein halber Lebensvorrat Soyasauce und die Erfahrung so etwas mal gemacht zu haben.


    Also los gehts:


    Zutaten (Teil 1):


    2400g Sojabohnen, kbA, GMO-frei
    1000g Weizen, kbA, GMO-frei
    1000g Dinkel, kbA, GMO-frei
    Wasser
    Koji-Starterkultur


    Die Sojabohnen in einem entsprechend großenTopf mit Wasser, am besten gekauftem stillen Wasser (oder aus eigener Quelle, wer solch ein Glück hat) übergießen, mindestens 8 Stunden,
    besser über Nacht einweichen lassen und für etwa 1 Stunde kochen, bis die Bohnen beginnen auseinander zu fallen. Im Topf abkühlen lassen.
    Dinkel und Weizen mischen und in einer Pfanne ohne Fett anrösten, aber nicht zu dunkel werden lassen, grob schroten und abkühlen lassen.
    Zwei Schalen mit den Maßen LxBxH 45x30x9cm (erhältlich z.B. als Systembox im Baumarkt mit Deckel zum Auflegen) bereitstellen.
    Die Sojabohnen abgießen und je eine Hälfte auf die Schalen verteilen, das Kochwasser auffangen und bis zur Weiterverwendung in den Kühlschrank stellen (am besten in einer Flasche).
    Den gerösteten Getreideschrot gleichmäßig auf beide Schalen verteilen und alles vermengen.
    Jetzt in jede Schale die nötige Menge Koji-Starterkultur zugeben und gut vermischen.
    Die Schalen mit ihren Deckeln abdecken, nicht jedoch verschließen, gegebenenfalls die Deckel durch ein steriles Tuch ersetzen und in die vorbereitete Reifebox stellen.


    Die Reifebox:


    Habe ich mir seinerzeit aus dicken Styroporplatten zusammen geklebt. Hab die genauen Maße nicht mehr im Kopf, aber es langte für die beiden Schalen, einem kleinen Joghurtbereiter als Heizung und Luftbefeuchter und gegebenenfalls einigen mit heißem Wasser gefüllten Flaschen und ein paar feuchten Handtüchern, damit es mit Deckel aus Styropor oben auf so um die 40°C hatte und eine hohe Luftfeuchtigkeit.


    Hier muß der Koji etwa drei Tage reifen, wobei täglich die Temperatur und die Luftfeuchtigkeit kontrolliert werden muß und einmal täglich die Masse vorsichtig durchmengt werden soll. Nach drei bis vier Tagen ist die ganze Masse von weißem Koji durchzogen, sonst lieber noch ein, zwei Tage länger reifen lassen.


    Die Salzlösung:


    Zutaten
    3400g Kochsalz (ohne Jod und Fluor, ich verwende grobes Meersalz)
    17 Liter Wasser (inklusive der Kochflüssigkeit)


    Am besten das Salz gleich in den 30Liter Gärbottich geben (wenn aus hitzebeständigem Plastik). 10Liter Wasser aufkochen und zum Salz gießen. Mit einem großen Kochlöffel oder besser mit einer Bohrmaschine mit Rühraufsatz rühren, bis sich das Salz gelöst hat. Das restliche Wasser zufügen und bis etwa 30°C abkühlen lassen.


    Die Maische:


    Jetzt den gereiften Koji auflockern und zur Salzlösung geben. Mit dem Rührwerk gut vermischen, bis alles gleichmäßig verteilt ist. Danach mit dem Deckel verschließen, jedoch ohne Luftsperre, es soll lediglich kein Staub in den Ansatz gelangen, Luftabschluß ist nicht nötig. Vielmehr benötigt die Fermentation auch Sauerstoff.
    Den Ansatz nun an einem nicht zugigen, warmen Ort fermentieren lassen.
    Während des ersten Monats muß täglich für etwa 5 Minuten gerührt werden, danach einmal pro Woche. Die Reifezeit beträgt zwischen 6 und 12 Monaten.

    Endspurt:


    Nachdem also nach etwa 6-12 Monaten, nach dem Durchlaufen mehrerer Fermentationsstufen der Zeitpukt gekommen ist, an dem wir befinden, daß die Sojasauce fertig ist, müssen wir jetzt nur noch die flüssigen von den festen Bestandteilen trennen.
    Ich ließ sie volle 12Monate reifen.
    Den größten Teil der flüssigen Bestandteile können wir durch Filtration von den festen Bestandteilen trennen. Dabei wird sich aber immer wieder der Filter zu setzen, so daß dieser immer wieder gängig gemacht werden muß. Um zum Schluß auch noch die letzten Reste aus dem Trester zu bekommen, muß dieser noch mit einer Presse bearbeitet werden.
    Ich habe damals eine Presse mit einem Rahmen, einem Edelstahlsieb von ca. 5Litern, damals günstig bei I***, einem Holzrahmen, einigen zurechtgestutzen Brettchen und einem Filtertuch
    improvisiert die ich dann auf die gereinigte Systembox stellte und presste noch den Rest raus.
    Der Rückstand kann verworfen werden.


    Die rohe Sojasauce muss jetzt nur noch pasteurisiert und auf entsprechend vorbereitete Flaschen abgefüllt werden.
    Das Ergebniss ist eine relativ milde Sauce, durch Reduzieren kann man sie aber noch aufkonzentrieren, wenn gewünscht.


    Oder einfach eine fertige Kaufen. Da gibt es auch hochwertige, natürlich gebraute.
    Das werde ich jedenfalls machen, wenn ich mal wieder Bedarf habe :winking_face:


    Viel Spaß beim Experimentieren!

  • Servus Vossi,


    was ist bitte Koji? Bekommt man das ueberhaupt in Europa?


    und..... kann man das auch aus anderen Bohnen machen, oder ist Soja zwingend vorgeschrieben? Natuerlich ist mir klar, dass es dann keine "Soja"sauce mehr sein wird, aber ich habe sooooviele andere Bohnenarten..


    Schoenen Sonntag,


    Selbstversorgerin

  • Hallo Selbstversorgerin,


    Koji ist ein Edelschimmel. Die Starterkultur habe ich über das Internet bezogen. Relativ leicht zu finden ist die Kultur für die Sake Herstellung,
    eine weitere zumindest englischsprachige Quelle ist aus den USA, versendet aber auch in die ganze Welt. Dort gibt es auch eine gewisse
    Auswahl an Startkulturen. Auch für Natto, Tempeh, Wasserkefir, Kombucha (aber den kriegt man recht häufig auch irgendwo aus der Nähe.
    Ich weis jetzt nicht, ob ich den Link einfach posten kann, sonst auch gern per PM.


    Die Frage, ob das auch mit anderen Bohnensorten funktioniert ist sehr interressant. Theoretisch sollte das gehen, aber sicher wäre das Ergebniss etwas
    neuartiges. Ich würde ja sagen: einfach probieren.
    Die meisten tollen Sachen fand ich über das Experiment raus. Das trauen sich irgendwie viel zu wenige einfach mal ins kalte Wasser zu springen,
    ein paar Euro zu investieren und zusammen mit dem Herzblut un der investierten Zeit gegebenenfalls auch mal einfach abzuschreiben.


    Ebenfalls einen schönen Sonntag


    Vossi

  • Hut ab, bei so viel Arbeit.


    Mich würde es intressieren ob man auch ohne elektrische Geräte Soja hinkriegen kann. Müsste eigentlich gehen. Die Frage ist nur wie?
    Immerhin gab es Sojasauce bevor Elektrisität erfunden war.


    Also in Vietnam wird Tofu von grünen Erbsen gemacht.
    Und Tofu-Rezept mit mit schwarzen Bohnen habe ich auch in Internet gesehen.


    Also gibt es keinen Grund warum Soja-herstellung mit anderen Hülsenfrüchte (Bohnensorten) nicht funktionieren sollte.


    Gruss
    Kiromanta

    :fearful_face: Das Einzige was wirklich sicher ist, ist dass Nichts sicher ist; ausser der :tot:

  • Kiromanta


    In Asien werden eine Menge Lebensmittel mithilfe der Fermentation hergestellt.
    Und das lange vor der Nutzung des elektrischen Stromes.
    Das Kochen kann man auch auf dem Feuer erledigen, Rühren mit einem Holzstab, Mahlen, bzw. Schroten mitels Steinen oder Steinmühle.
    Die Fermentation von Hülsenfrüchten baut dabei eine Menge Gifte ab und macht die Nahrungsmittel ddadurch nicht nur bekömmlicher,
    sondern durch natürlichen Abbau der Eiweiße zu Aminosäuren leichter Verdaulich und es entstehen natürliche Geschmacksverstärker
    in einer für den Körper zuträglichen Form. Darüber hinaus werden diese Nahrungsmittel, sei es Sojasauce oder Miso in Steingut oder Holzgefäßen
    Hergestellt und können auch ohne Pasteurisierung verwendet werden. Sie enthalten zum Schluß auch eine Menge Milchsäurebakterien.


    Gruß
    Vossi

  • Super Aktion mag so etwas!


    Eine Frage warum soll man kein Leitungswasser nehmen? Kommt der Tipp eventuell aus Ländern in denen das Wasser gechlort wird?


    Viele Grüße
    Kupfersalz

  • KUPFERSALZ


    Ich fand damals bei meiner Recherche bezüglich der Herstellung von Sojasauce heraus,
    daß wohl diverse Minereralien unter anderem auch Eisen den Gärungsverlauf stören können.
    Die Chorung des Wassers ist natürlich auch tödlich für die Entwicklung von Microben.
    Daher entschied ich mich zur Verwendung von stillem Mineralwasser. Das sind nur unbedenkliche Salze enthalten.
    Allerdings wird das bisschen Chlor im Leitungswasser auch beim Kochen ausgetrieben, bzw. zu Chlorid abgebaut.
    Wenn also das Trinkwasser von guter Qualität ist und nicht durch bedenkliche Leitungen muß,
    sollte auch das gehen.


    Gruß
    Vossi

  • Hi Vossi,


    vielen Dank für diese Beschreibung! Auch wenn ich nicht vorhabe das auszuprobieren (diese Menge reicht bei mir vermutlich mehrere Leben lang :lachen:) ist es doch interessant zu lesen.


    Was das mit dem Wasser anbelangt: In Mitteleuropa wird Leitungswasser üblicherweise nicht gechlort. Die Qualität unseres Leitungswassers ist üblicherweise mindestens genau so gut wie Flaschenwasser (und vermutlich sogar besser geeignet da es weniger Mineralien enthält). Lediglich bei sehr hartem Wasser sähe ich da ein Problem.


    LG,


    Maresi

    Arbeite, als wenn du ewig leben würdest. Liebe, als wenn du heute sterben müßtest.