Aufbau neuer Strukturen nach SHTF7Krise/zusammenbruch

  • Eines dürfte klar sein: 98% von uns allen, mich eingeschlossen, dürfte der Wegfall elektrisch betriebener Helferlein unangenehm sein und schwerfallen. Es gibt einige Errungenschaften dieser unserer technisierten Zivilisationsform, welche das Leben um einiges bequemer und angenehmer machen. Allerdings ist auch viel Überflüssiges dabei.


    Aber gerade aus dem Grund, in welchem Mass wir uns von unserer eigenen Technik abhängig machen und teilweise auch versklaven lassen sollten wir das sogenannte "alte Wissen" bewahren und pflegen, wenn möglich sogar weitergeben.


    Für mich ist diese Überlegung Grund genug, mich darüber zu informieren und auszuprobieren wie die Menschen in den Jahrtausenden der Prä- Eddison - Ära ihre Lebensmittel haltbar gemacht haben, Nachts Licht ins Dunkel gebracht oder schriftliche Aufzeichnungen entstehen lassen haben. Bei unserem ganzen modernen Lebensstil sollten wir nie vergessen dass Elektrizität erst etwa seit 150 Jahren genutzt wird. Eine sehr kurze Zeit im menschlichen Dasein.


    Dazu kommt sicherlich noch dass die Gewinnung von Elektrizität in Massen eigentlich sensibel ist. Vor allem bei der heutigen Abhängigkeit unsererseits sowie der exakten Spannung, welche die Mikroelektronik benötigt.


    Ich will nicht die ganze moderne Technik, welche ich auch zu schätzen weiss und geniesse, verteufeln. Aber wir sollten uns einfach nicht auf eine konstante Verfügbarkeit verlassen. Darüber, finde ich, lohnt es nachzudenken.

  • Hallo Fisherman,
    Deine Aussage :

    Zitat


    Also wenn wir hier über ein richtiges SHTF-Szenario sprechen (also nicht "mal für ein paar Monate keinen Strom, Wasser und Lebensmittel"), dann denke ich nicht, dass ihr mit irgendwelchen elektronisch gespeicherten Daten etwas anfangen könnt (Beispiel: EMP). Papiergebundenes Wissen ist da besser:


    Ja - wie gesagt - Nahrung wird 98 % der Zeit beanspruchen-
    aber je mehr an Büchern - und Wissen vorhanden ist, desto schneller wird ein Aufbau neuer Strukturen gelingen.
    Die Gefahr EMP ist jedoch extrem hoch und lässt das " durchstarten" zu neuen Strukturen schwerer zu als vieles andere.
    Deswegen sind wir auf mehreren Ebenen vorbereitet.


    Es gibt nicht nur einen Weg !


    Hauch, der nicht nur materiell vorsorgt

    Carpe Diem

  • Hallo Hauch, hallo zusammen,


    Zitat von Hauch;279750


    ...Die Gefahr EMP ist jedoch extrem hoch ...


    wie kommst Du darauf, dass die Gefahr eines EMP extrem hoch ist?


    Ich persönlich schätze die Wahrscheinlichkeit eines (mehr oder weniger globalen, bzw. mindestens kontinentalen) EMP als sehr gering ein, ungefähr in der Kategorie Supervulkan oder großer Impact (auf die ich mich nicht extra vorbereite, da das m.E. unüberschaubar aufwendig wäre siehe auch meinen Beitrag hier: https://www.previval.org/forum…chlag?p=156308#post156308).


    Gruß,
    Paddy

  • Die Diskussion in dem Thread hat mich veranlasst, meine alten Lexika unter einem anderen Blickwinkel zu sehen . Da die Bücher im wesentlichen aus den 50er und 60er Jahren stammen, sind darin verschiedene Techniken der vorelektronischen Welt dargestellt.
    Die beinhalten natürlich jetzt keinen exakten Bauplan für ein komplettes Stahl- oder Zuckerwerk, aber gewisse Prinzipien werden dargestellt.
    Unter dem Aspekt werde ich mich zukünftig auf Flohmärkten mal öfter und gezielter nach alten Handwerks-/Landwirtschafts-/Gartenbaufach und Lehrbüchern umschauen.



    Frieder

  • Hallo,


    EMP ist natürlich ein Totschlagargument, was wir hier im Forum auch schon seitenlang diskutiert haben. Hauptproblem bei EMP-Diskussionen ist, dass die praktischen Erfahrungen mit EMPs von Atombomben aus den 1990ern und früher stammen, einer Zeit in der elektronische Komponenten noch ganz andere Eigenschaften hatten und drahtgebundene Kommunikationsnetze stärker dominierten als heute (Weitverkehrsnetze sind heute entweder Richtfunk oder Glasfaser). Insofern haben sich die Randbedingungen durchaus verschoben. EMP wirkt immer dann intensiv, wenn Anlagen elektrisch leitfähige Antennen besitzen, die die elektromagnetische Energie einfangen und ins Gerät leiten können. Insofern ist ein Smartphone, wenn es nicht gerade an einer Steckdose zum Aufladen hängt, vermutlich deutlich unempfindlicher für einen EMP, als ein klassischer PC, der mittels Datenkabel und Modem an einer Telefonleitung hängt, die draussen von Mast zu Mast geführt ist. Aber das nur am Rande.


    Wissen für den SHTF zu konservieren ist das eine. Ob nun papierbasierte Lexika oder das gesamte Wikipedia auf einer Micro-SD-Karte "besser" ist, hängt immer von den Randbedingungen ab: das Papierklexikon habe ich sehr wahrscheinlich nur einmal im Prepper-Haushalt und werde es bei einer Flucht zurücklassen, bei Bränden und Wasserschäden ist es auch extrem gefährdet. Die Daten auf der Speicherkarte kann ich problemlos beliebig vervielfältigen (z.B. später ein wichtiger Aspekt, um Wissen teilen zu können), bin aber auf ein Endgerät angewiesen, in das ich die Karte stöpseln kann, damit ich an den Inhalt rankomme. Das Endgerät braucht wiederum elektrische Energie.


    Mindestens genauso wichtig, wie Wissensarchive sind Werkzeuge und Produktionsmaschinen. Nach der "Stunde Null" nach dem zweiten Weltkrieg gehörten alle diejenigen, die z.B. eine Drehbank, ein Sägegatter oder andere Produktionsanlagen retten konnten, zu den ersten Gewinnern. Sie konnten Spezialteile herstellen, die man brauchte, um beschädigte oder zerstörte Anlagen oder Infrastruktur reparieren zu können. Einer aus meiner "Ostverwandtschaft" besorgte sich zu DDR-Zeiten Kettenbolzen ausgemusterter russischer Schrottpanzer und schmiedete sie zu Meisseln um - die Maurer aus der ganzen Gegend rissen ihm diese Teile förmlich aus den Händen.


    Die dritte bedeutende Komponente in jedem Post-SHTF-Szenario ist die Vernetzung verschiedener Akteure und Spezialisten. Es macht keinen Sinn, dass jeder alles ein bisschen kann, man braucht sehr schnell Spezialisten und wird sich auf Arbeitsteilung besinnen.


    Zum Thema Energie: allein in D wurden bis zu diesem Jahr 40 Gigawatt Leistung in Form von Solarmodulen installiert (das entspricht 200 Millionen 200W-Modulen...). Egal, welches SHTF-Szenario (von den Komplettzerstörungen des Planeten mal abgesehen) man zugrunde legt: ich halte es für ausgeschlossen, dass diese Stromlieferanten allesamt verschwinden oder unbrauchbar werden. Strom wird zwar zunächst nicht mehr ununterbrochen aus jeder Steckdose kommen, aber es wird sehr viele "Strominseln" geben, die zumindest bei Sonnenschein durchaus nennenswert elektrische Energie liefern. Damit kann man z.B. Wasser in Hochbehälter pumpen, Kühlaggregate oder IT-Komponenten betreiben.


    Weltweit wird es 2016 vier Milliarden Smartphones geben. Auch diese verschwinden bei einem SHTF-Szenario nicht alle einfach so. Ein Smartphone ist heute Computer, Multisensor, Datenspeicher, WLAN-Knoten, Kamera usw. In fast jedem europäischen Haushalt gibt es heute ein DSL-Modem mit WLAN-Router, die meisten WLAN-Netze "sehen" heute schon ihre benachbarten WLAN-Spots - was liegt näher, hier miteinander verknüpfte "Nachbarschafts-Netzwerke" aufzubauen? Schon hat man wieder ein - zunächst lokales - drahtloses Kommunikationsnetzwerk.


    Man muss bei Gedankenspielen a la "Aufbau nach SHTF" immer aufpassen, dass man sich nicht zu einer Art Nekromantik hinreissen lässt und man förmlich hofft, dass all dieser neumodische Technikkram hinweggerafft wird und wir uns "endlich" wieder den grundlegenden einfachen Dingen des Lebens widmen können: mit dem Grabstock unseren kleinen Acker pflügen, die wenigen geernteten Getreidekörner von Hand in der Reibschale zerquetschen und müde aber glücklich(?) mit den Hühnern bei Sonnenuntergang ins Bett gehen. Das wird nicht kommen.


    Grüsse


    Tom

  • Zitat von tomduly;279776


    EMP ist natürlich ein Totschlagargument, was wir hier im Forum auch schon seitenlang diskutiert haben. Hauptproblem bei EMP-Diskussionen ist, dass die praktischen Erfahrungen mit EMPs von Atombomben aus den 1990ern und früher stammen, einer Zeit in der elektronische Komponenten noch ganz andere Eigenschaften hatten und drahtgebundene Kommunikationsnetze stärker dominierten als heute (Weitverkehrsnetze sind heute entweder Richtfunk oder Glasfaser). Insofern haben sich die Randbedingungen durchaus verschoben. EMP wirkt immer dann intensiv, wenn Anlagen elektrisch leitfähige Antennen besitzen, die die elektromagnetische Energie einfangen und ins Gerät leiten können. Insofern ist ein Smartphone, wenn es nicht gerade an einer Steckdose zum Aufladen hängt, vermutlich deutlich unempfindlicher für einen EMP, als ein klassischer PC, der mittels Datenkabel und Modem an einer Telefonleitung hängt, die draussen von Mast zu Mast geführt ist. Aber das nur am Rande.


    Hallo Tom,


    das finde ich "zu kurz gesprungen". Sicherlich hat sich seit den 90er Jahren einiges in der Technik getan, aber was geht denn bei einem EMP kaputt? Dies betrifft hauptsächlich die Transistoren und davon gibt es in Tabletts und Smartphones sowie in PCs ja reichlich. Ein EMP ist ein elektromagnetischer Impuls. Funkwellen sind elektromagnetische Wellen. Jedes Smartphone hat eine Antenne und in der Regel auch jedes Tablett (WLAN), über die sie elektromagnetische Wellen empfangen. Also können sie auch - gewollt oder ungewollt - den gefürchteten EMP "aufnehmen". Dafür ist kein Kabel notwendig, du kannst ja auch telefonieren mit deinem Smartphone, ohne das es ein extra Kabel dafür hat (du bist die Erdung).


    So, nun zu deiner Selbstversorgung mit Solaranlagen. Was meinst du wohl, was in den Wechselrichtern deiner Solaranlage verbaut ist? Richtig: Transistoren. Eine riesige "Antenne" haben diese auch noch, denn i.d.R. speisen die Hausanlagen einen Teil ins Netz ein. Und diese Hochspannungsleitungen würden halt den EMP übertragen. Eventuell reichen auch die Solarzellen der PV-Anlage selbst. Denn Licht sind ja auch elektromagnetische Wellen, aber das ist jetzt nur spekulation von mir. Ohne mich da jetzt durch die anderen Threads durchgelesen zu haben, würde ich mich nicht darauf verlassen, dass sich an der Technik so viel geändert / verbessert hat, dass die Geräte heute gegen EMP pauschal unempfindlich sind. Immerhin schließt das BBK auch nicht die Beeinträchtigung von Herzschrittmachern durch EMP aus.


    Gruß Fisherman

  • Hallo Fisherman,


    ich sage ja nicht, dass heutige Elektronik per se EMP-immun ist. Ich sage, dass man die EMP-Auswirkungen aus der Zeit der heissen Atomwaffentests nicht unbedingt 1:1 auf heutige Produkte übertragen kann. Ohne allzuweit auszuholen (wir haben genügend EMP-Diskussionen im Archiv): ein EMP ist eine stossartige elektromagnetische Emission über ein bestimmtes Frequenzapektrum hinweg. Man kennt die Feldstärken solcher Aussendungen. Bei einer angenommenen Atombombenexplosion in oder oberhalb der Erdatmosphäre bildet sich um den Explosionsort eine sich kugelförmig in alle Raumrichtungen ausbreitende Wellenfront aus. Die Energie des Pulses ist bekannt und konstant. Die Fläche des EM-Feldes wird bei konstanter Energie immer grösser (die Wellenfront entfernt sich vom Explosionsort). D.h. die lokale Feldstärke wird immer geringer, je stärker sich die "EMP-Kugel" aufgebläht hat. Ob nun ein Gerät hinreichend viel EM-Energie einfangen kann, hängt stark vom Abstand zum Explosionsort ab. Es hängt weiter davon ab, wie gut die Einkopplung über Antennenstrukturen in das Gerät funktioniert und wie sich die dort eingespeiste Energie auswirken kann, oder ob vorhandene Schutzstrukturen ausreichen, die Energie abzuleiten (jeder elektronische Mikrochip hat heute an seinen Anschlüssen so genannte ESD-Schutzstrukturen, die i.d.R. Spannungen bis 1,5kV bzw. 2,5kV ableiten können). Das war bei den Germaniumtransistoren der 1950er/60er und den ersten CMOS-Schaltungen der 1980er noch ganz anders, die starben wie die Fliegen, schon durchs blosse anfassen.


    Sinngemäss gilt das auch für die PV-Wechselrichter. Photovoltaikanlagen sind stark blitzschlaggefährdete Anlagen. Der Überspannungsschutz einer ordentlich geplanten PV-Anlage ist heute recht gut. Naheinschläge von Blitzen erzeugen auch schon einen beeindruckenden EMP. Eine PV-Anlage mit gutem Blitzschutzkonzept übersteht so was problemlos.


    Mir ging es aber eher um die grundsätzliche Fragestellung: lässt ein NEMP _alle_ elektrischen Geräte verstummen? Und dazu habe ich eben die Meinung: nein.


    Grüsse


    Tom

  • wer oder was ist wirklich relevant?


    Salü,


    einen flächendeckenden EMP halte ich für unwahrscheinlich.
    Wenn man natürlich in einer wirtschaftlich und politisch relevanten Stadt wohnt, könnte ein EMP schon im Krisenfall eintreffen.


    Schauen wir mal etwas weiter:
    SHTF ist passiert, egal ob lang anhaltender Stromausfall, Bürgerkrieg, Religionswechsel, Naturkatastrophe...
    Die Plünderungen sind bereits Geschichte, man besieht sich den Schaden, schaut, wer überlebt hat.
    Was braucht man dann:
    Nahrung, Schutz / Wohnung, medizinische Versorgung, Transport, seelischen Beistand, Kleidung, Hygiene....


    Wir haben Bücher über alle Handwerkskünste - und sind selbst Handwerker mit langer Erfahrung (Uhrmacher & Seife- & Cremeherstellung).
    Was wir dann wohl gerne hätten, sind erfahrene Handwerker in unserer Umgebung!


    Ein erfahrener Maurer (wer kann schon Mörtel aus Naturstoffen anrühren? oder eine Mauer gerade hochziehen?); eine gute Kräuterfrau (eventuell auch Hebamme); Bauern & Bäuerin, die ihre Gemüse als Vorrat auch noch fermentieren können, sind mir als Nachbarn schon lieber, als Buchhalter, IT-Ingenieure und Bürogummies!


    Wir schauen hoffnungsvoll in die Zukunft!
    Die Menschheit hat nicht nur die grössten Katastrophen überlebt, sie hat sich auch prächtig vermehrt.
    Dem Menschen fällt immer etwas ein, das hat die Realität bewiesen, oder?


    Fähigkeiten zu haben und zu pflegen, die anderen nützlich sein könnten, sind immer gut.
    Und Tauschhandel war früher auch nichts schlechtes.


    Gruss
    's Hörnli

  • Ein massiver Carrington Effekt, scheint mir um einiges wahrscheinlicher als das Atommächte Bomben in der Erdumlaufbahn zünden.


    Würde aber bei weitem reichen uns einen ausgewachsenes SHTF zu liefern.


    Wo aber Tomduly absolut recht hat es wird überall Energie Inseln übrigbleiben und auch das Know How lösst sich nicht sofort in Luft auf, insofern mit dem was es heute gibt ist ein Neustart ganz sicher möglich und das ohne das wir im Mittelalter anfangen müssen.