Getreide anbauen, ein Gedankenexperiment, Hilfe erwünscht !

  • Zitat von DocAlmi;302353


    Wie wäre es, wenn ich mir mein Getreide zum Brotbacken selber anbauen würde.
    Vom Saatgut bis zum verarbeitbaren Grundprodukt.


    Hast Du angefangen. es unzuprobieren?

  • Eigentlich wollte ich ja keine Alternativen vorschlagen, sondern zur Fragestellung beitragen (was ich auch in beschränktem Umfang machen werde, da schon viele gute Tipps kamen). Allerdings sehe ich es so wie JP10686: Getreide wäre nicht meine erste (und auch nicht zweite oder dritte) Wahl, wenn ich mittels einem Flecken Erde Essen auf den Tisch zaubern möchte.


    Aber zunächst etwas zur Eingangsfrage: Frieder hat in Post #14 schon eine relativ gute Reihenfolge skizziert. Ob nun Luzerne oder Soja sei dahingestellt - hängt auch von Bodenbeschaffenheit und Klima ab. Allerdings würde ich in einem Punkt anders handeln. Ist zwar heute verboten, hat aber nicht ohne Grund über Jahrhunderte hin gut funktioniert: Das Stroh nach der Ernte am Feld abfackeln. Das sorgt nämlich dafür, dass die am Boden liegenden Unkrautsamen verbrennen, damit hast du dann bei der Folgekultur weit weniger Unkrautdruck.


    Weiters würde ich mir die notwendigen Handgeräte kaufen. Bei Glaser (http://www.glaser-swissmade.com/Produkte.html) gibt es da eine praktische Radhacke, die mit diversen Werkzeugen (vom Pendelmesser bis zurm Sägerät) bestückt werden kann. Spart Zeit, Energie und Rückenschmerzen.


    Allerdings würde ich auch in der Fruchtfolge das Getreide komplett weglassen und auf die Klassiker - Kraut, Kartoffeln, Zwiebeln, Kürbis, Hülsenfrüchte ... - setzen. Die kann man nämlich manuell viel besser bewirtschaften. Das Ganze natürlich in Fruchtfolge und im kleinen Stil viel besser anbauen.
    Auch zum "hineinkommen" ist es gut geeignet: Nimm dir 5 Parzellen (wenige m²) und beginne mit vier Feldfrüchten und eines bleibt einstweilen noch Wiese. Dann setze Jahr für Jahr die Feldfrüchte eins weiter. Dazu immer wieder Bodendecker bzw. Zwischenfrüchte, so dass der Garten ganzjährig bedeckt ist. Bei Hackfrüchten (Kartoffeln, ...) das Unkraut durch manuelle Bearbeitung (alle zwei Wochen mit der Harke den Boden bearbeiten) kleinhalten.



    LG,


    Maresi

    Arbeite, als wenn du ewig leben würdest. Liebe, als wenn du heute sterben müßtest.

  • Hallo alle
    [MENTION=7976]LagerregaL[/MENTION] , wenn ich es richtig verstehe, bist Du vom Fach? Ich habe leider nur geringes Wissen, was ich aus Mühlen und Bäckereien aufgenommen habe.


    Es geht um das Mutterkorn, was bei Roggen leider immer noch mit vermahlen wird. Das Zeug ist nicht gesundheitsförderlich und in großen Mengen macht es Mehl "kaputt".
    Man darf es nicht mehr als Lebensmittel vertreiben. Da wir immer wieder mal säckeweise Roggenkorn gekauft hatten, hatten wir natürlich Einsicht in die Zusammensetzung der Mischung.
    In jeder Hand voll Korn hatte ich 2-3 Mutterkorn.


    Wie würdet ihr Foris dieses Problem lösen?
    Also böse Körnchen von den guten trennen? Sieben?


    Grüße und so


    Andreas, der dieses Jahr Gemüse anbaut, ohne Unkraut zu bekämpfen. Als Experiment.

  • Zitat von Samui;307896


    Andreas, der dieses Jahr Gemüse anbaut, ohne Unkraut zu bekämpfen. Als Experiment.


    Off topic: Berichte doch bitte mal, wie das funktioniert hat, gerne auch in einem eigenen Thread.

  • Hallo Samui,
    kaufst du den Roggen direkt vom Bauern? Normalerweise wird das Getreide für Brot gereinigt, indem es gesiebt und ausgeblasen, oder per Farberkennung ausgelesen wird.
    Dir bleibt wirklich nichts anderes übrig als das Mutterkorn manuell raus zu suchen. Mit einem Sieb erwischst du nur die Großen "Körner" des Pilzes, die kleinen musst du mit der Hand raus fischen.


    Achte beim nächsten Einkauf auf den Hinweis gereinigt, oder für Brot.
    Übrigens kommt Mutterkorn auch in Weizen vor, also auch da die Augen offen halten.


    Beim Eigenanbau sollte man die üblichen Regeln einhalten:
    - nur gereinigtes Saatgut verwenden
    - Fruchtwechsel (befallener Weizen überträgt auch auf Roggen oder Gerste, gewisse Gräser ebenso)
    - Pflügen (auch wenn das heutzutage von vielen kritisiert wird, es verringert allgemein den Krankheitsdruck)
    - Grasstreifen am Feldrand mähen (nicht an die Artenvielfalt denken;)
    - Hybridsorten meiden, da sie wegen der langsamen Befruchtung anfälliger für den Pilz sind

    nicht jammern, machen

  • [MENTION=7976]LagerregaL[/MENTION], das ist viele Jahre her und gekauft wurde in einer Mühle direkt. War ja keine große Sache als Bäckerei dort was zu erstehen :winking_face:
    SOLLTE jedoch auch gereinigt worden sein. Aber Müller dürfen ja auch allerhand panschen um das Mehl backfähig zu bekommen.
    Ich war mal dort und auch im Labor und was da zugemischt wird, da möchte man auch nicht alles von essen :)


    Was ich aber mitgenommen habe: Mit Ascorbinsäure kann man schwaches Mehl wieder aufpeppen. Bis zu einem gewissen Grad.


    Die Checkliste ist erstmal hilfreich für alle, die mit dem Gedanken spielen das selbst anzubauen :)


    Ich möchte fortführen:


    Wenn das Korn geerntet wurde und beginnt zu keimen (feucht geerntet, zu spät geerntet, ...),
    wird im inneren des Korns die Stärke abgebaut (logisch) aber auch Gliacin und Gluten leiden massiv darunter.
    Das ist das Klebereiweiß was den größten Teil des Eiweißgemischs ausmacht und dafür sorgt, dass das Getreide Backfähig wird.
    Roggen hat nichts dergleichen, anstelle dessen tritt ein Schleimzucker, bei Reis weiß ich es ehrlich gesagt gar nicht.


    Wird der Klebereiweißgehalt zu stark gesenkt, kann man nicht mehr gescheit backen.
    Das Brot fällt einfach in sich zusammen, wird zu einem festen klumpen, der auch nur schwer verdaubar ist.


    Hier hilft es, weniger Wasser zu benutzen (oder mehr Mehl) und etwas Ascorbinsäure zuzusetzen.
    Durch die Säure gerinnt das Eiweiß schneller, das Mehl wird "stabiler" und kann wieder "normal" verbacken werden.


    Wenn es keimt, so schnell als möglich aufbrauchen. Es wird (uns Laien) nicht möglich sein, den Keimling abzutrennen und den Keimvorgang zu unterbinden.
    Also Viel Brot backen und Einlagern, oder Keimsprossen futtern :winking_face:


    Vollkorn, was im Laden gekauft wird, hat keinen Keimling mehr. Da gibt es auch keine Lagerprobleme.
    Gesund wird Vollkorn durch den Keimling. Hier sind alle Öle, Fette, Vitamine etc enthalten.
    Ohne Keimling hat man nur Schale und Stärke.