• Zutaten:
    sehr reife Zwetschgen
    gute Oberarmmuskeln
    viel Zeit


    Das hier ist weniger ein klassisches Rezept sondern eher ein Gedächtnisprotokoll. Meine Eltern kommen aus einer sehr obstreichen Region im Sudetenland, dort wurde im Spätherbst immer Powidl, ein Zwetschgenmus, eingekocht. Dazu wurden Zwetschgen nach dem ersten Frost geerntet, gewaschen, entsteint und ohne weiteren Zucker oder Geliermittel in einen Topf gegeben. Bei mittlerer Hitze werden diese dann unter ständigen rühren eingekocht, je zäher die Masse wird umso mehr muss die Temperatur reduziert werden. Wenn das Zwetzschgenmus nach einigen Stunden die Konsistenz von Marmelade hat kann es in Gläser eingefüllt werden. ...oder man kocht es weiter. Bei meinen Eltern wurde das Mus zwei Tage lang unter ständigen Rühren eingekocht. Danach gab man den zähen, schwarzen Brei in eine Kastenform und lies ihn erkalten, anschließend konnte man den kalten Klotz, welcher an Hartgummi erinnerte, aus der Form nehmen. Wenn man nun etwas Powidl zum Backen oder als Brotaufstrich benötigte schnitt man mit dem Messer ein Stückchen von dem Klotz ab und kochte es mit etwas Wasser in einem Topf auf so das man eine streichbare Masse erhielt.
    Der Powidl-Klotz war ohne Kühlung mindestens ein Jahr haltbar, bis im nächsten Herbst wieder Zwetschgen eingekocht wurden.
    Da das Powidl kochen eine sehr anstrengende und zeitraubende Arbeit war wurde dieser immer mit den Nachbarn zusammen gekocht, so konnte man sich beim Rühren immer abwechseln.

  • Hallo Clerfix,
    Frage: Müssen die Zwetschgen Frost bekommen haben oder reicht vollreif, wenn bei uns der erste Frost ankommt sind Früchte schon 2Monate vom Baum...
    Mit freundlichen Grüßen
    Nikwalla

    „Der Tag mag kommen, da das Zeitalter der Menschen tosend untergeht.Doch heute kämpfen wir!
    Haltet Stand! Menschen des Westens!“

  • Hach, ich kenne das Rezept und weiss auch, warum es genau so heisst.

    Da die Nachbarn mithalfen und es viel zu reden gab, nannte man es powidl oder Powedla, was in der Stajerska soviel wie "erzählen" bedeutet....¨

    Ich liebe dieses Mus. Meine Grossmutter konnte damit auch noch mitten im Winter Zwetschgenködel machen.
    Man sollte die Zwetschgen aber ziemlich schnell nach dem ersten Frost ernten, da bei einem plötzlichen Wärmeeinbruch diese sonst sehr schnell das Schimmeln anfangen. Durch den Frost platzt die Haut auf und Wasser tritt aus, was den Fruchtzucker in der Zwetschge aufkonzentriert. Dasselbe Prinzip funktioniert auch, wie Clearfix schon geschrieben hat, beim Eiswein.

    Besten Dank für das Rezept!

    Viele Grüsse

    Obwaldner

    Man darf in der Demokratie eine Meinung haben, man muss nicht. Es wäre ganz wichtig, dass sich das mal rumspricht: Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal Fresse halten."
    Dieter Nuhr

  • Zitat von Obwaldner;28440

    Hach, ich kenne das Rezept und weiss auch, warum es genau so heisst...


    Hallo Obwaldner,
    dann kennst du sicher auch Buchteln, Kolatschen und Powidldatscherln. :face_with_rolling_eyes: Da könnte ich mich reinlegen.... :)

  • Hör bloss auf damit! Ich komm im moment nicht an das Zeugs heran und muss da soooo leiden!!!

    :crying_face:

    Für solches Essen lasse ich jedes prämierte Restaurant links liegen..:smiling_face_with_hearts:

    Man darf in der Demokratie eine Meinung haben, man muss nicht. Es wäre ganz wichtig, dass sich das mal rumspricht: Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal Fresse halten."
    Dieter Nuhr

  • Ach.... als Kind gabs das oft bei uns zu Haus. Buchteln, Mohnnudeln, Liwanzen, Kolatschen, Scheiterhaufen aus Äpfeln und Semmeln mit Zimtzucker, Marillenknödel mit Vanillesauce und die fingerdicken Pfannkuchen meiner Oma ...der Teig mit Eischnee so das der Pfannkuchen dann watteweich war und anschließend dick Erdbeermarmelade drauf, die selbergemachte mit ganzen Erdbeeren drinn. DAS waren Pfannkuchen, nicht so dünne verhungerte Crepes wie von den linksrheinischen Schneckenschlachter. :grosses Lachen:


    Wenn man bedenkt das das eigentlich Arme-Leute-Essen war....

  • .......a...u...f...h...ö...r...e...n, bitte,bitte aufhören :lechts:

    ich bin auf Arbeit und fernab von Küche und Herd,ich halte das nicht aus wenn Ihr so leckere Dinge ausgrabt :lachen::face_with_rolling_eyes:

    LG badener

  • Zitat von Clearfix;28461

    wie wäre es wenn ich ein paar Bilder poste? :face_with_rolling_eyes:



    Nene, das geht zu weit. Es ist jetzt 23:25 Uhr und wenn Du jetzt noch Bilder postest plündere auch ich noch den Kühlschrank. :grosses Lachen: :Rol:


    Und mein Arzt schimpft mich wieder. :traurig: :face_with_rolling_eyes: :lachen:

  • :nono: Nach den ersten zwei Bildern..... :nono:


    Das ist Revolution. Du bist sowas von böse und :devil:


    So, ich bin in den nächsten 5 Minuten Offline.... ähhh muss mal schauen... mampf... das unser Haus (Kühlschrank)... sicher ist.... mampf...

  • Meine Oma war aus Tetschen die konnte auch fantastisch Kochen besonders süsse Mehlspeisen. Wer von euch kennt Stopperle (oder Stoperlen kann mich nicht mehr so genau daran erinnern) und wenn sie einer kennt, kann mir jemand das Rezept geben?


    Ich weis es leider nur noch zum Teil die Zutaten: Kratoffeln kalt durch eine Kartoffelpresse gedrückt, Mehl, Ei, Salz, Butter


    Gruß



    DosenBurger

  • Zitat von Clearfix;28461

    wie wäre es wenn ich ein paar Bilder poste? :face_with_rolling_eyes:


    PILTER POSTEN


    nu klaar


    Wikiwert


    ja nee iss klaar :devil:


  • Was gabs denn dazu? Ich kenn Stopperle mit Kraut und Speck, aber wenn wir hier gerade über süße Mehlspeisen reden...? Problem ist halt das die Gerichte von Region zu Region andere Namen hatten.

  • das erinnert mich an diesen belgischen "Luikse Stroop" (im Rheinland wohl "Apfelkraut" genannt):
    so ein zäher Sirup aus eingekochten/aufkonzentrierten Äpfeln mit Birnen (bzw. z.T. auch anderen Obstsorten)


    hier http://de.wikipedia.org/wiki/Apfelkraut ne kurze Beschreibung:

    Zitat

    Apfelkraut war bereits bei den Germanen bekannt, die Apfelkraut ohne Zuckerzusatz vor allem aus nicht lagerfähigem Fallobst in breiten, flachen Töpfen mit großer Oberfläche zum Verdunsten gekocht haben, dabei ist ein Gesamtzuckergehalt von über 50 % erreichbar, was das Kraut haltbar macht und so vor der Erfindung der industriellen Zuckerherstellung im 18. Jahrhundert ein universelles Süßmittel darstellte. Birnen haben einen höheren Zuckergehalt, und wurden dem Apfelkraut beigemischt, um für die Haltbarkeit einen höheren Zuckeranteil zu erreichen. ...


    Gemäß Lebensmittelbuch (Leitsätze für Obsterzeugnisse) wird 1000 g Apfelkraut aus mindestens 2700 g Obst (Äpfeln und Birnen) hergestellt, dabei aus mindestens 2100 g Äpfeln, sowie ... Der natürliche Pektingehalt der Äpfel unterstützt die Gelierung des Produktes. ... Neben dem Apfelkraut gibt es auch das Birnenkraut, welches überwiegend aus Birnen, das Apfel-Birnenkraut und ... Eine Variante aus Lüttich (Delice de Liège) enthält zusätzlich Datteln, auch eine aus Aprikosen hergestellte Variante ist im Handel erhältlich.


    PS:
    wäre vielleicht was für einen herbstlichen Forums-Workshop?
    (wenn bei guter Obsternte - schwankt ja von Jahr zu Jahr - irgendwo reichlich Fallobst einzusammeln ist?!)

  • Clearfix
    Dazu gabs zerlassene Butter und geröstete Semmelbrösel mit Zucker gemischt.
    Am nächsten Tag wurden die restlichen Stopperle angebraten.


    Die Stopperlen waren ähnlich wie die Bayrischen Schupfnudeln oder Fingernudeln aber viel lockerer.


    Gruß


    DosenBurger

  • So, jetzt reichts aber!!!! :crying_face:

    Sonst fahr ich dieses Wochenende schnell mal 1800km für ein heimatliches Essen... *roarr*

    Das mit dem Workshop ist eine gute Idee, Fallobst kann ich genügend beisteuern...

    Man darf in der Demokratie eine Meinung haben, man muss nicht. Es wäre ganz wichtig, dass sich das mal rumspricht: Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal Fresse halten."
    Dieter Nuhr


  • Dürfte dann das Grundrezept sein:
    http://www.tschechische-kueche.de/kartoffelknoedel/
    Anstatt Knödel zu formen machst du einfach dicke Nudeln daraus, bei uns gabs das dann immer als Mohnnudeln mit gemahlenen Mohn, Zucker und zerlassener Butter. Alternativ konnte man auch gemahlene Haselnüsse oder Mandeln nehmen. Wenns mal schnell gehen muss kann man auch Spiralnudeln kochen und dann einfach Mohn-Zucker drüber geben, geht schnell und mein Sohn isst es gerne.


    Obwaldner
    Bei uns gabs heute Pflaumenknödel mit Vanillesauce. :grosses Lachen:

  • :explodieren:Ich brauch jetzt dann bald eine FLUCHAUSRÜSTUNG! :banghead:

    Zum Glück war die Oma meiner Frau von drüben, da sollte es doch bald mal wieder was geben!

    Hach, Grossmutters Apfelstrudel mit Zimt und dazu noch die grossen Krapfen mit Marillenmamelaad gfillt! Und Palatschiiiiiiiiiiiinken. In allen Variationen. Mit viiiiel Puderzucker und so richtig fluffig.
    OIder a Tafelspitz mit frischgeriebenem Hren, dazu Petersilerdäpfel und einen frischgepflückten Löwenzahnsalat mit Ei, unser traditionelles Osteressen. Nach dem Steak zum Frühstück.

    Grossvaters Blutwurst mit Rosinen und Reis, scharf angebraten und dazu a Pilzpfanderl frisch aus dem Wald mit Eierschwammerln, Petersilien und Ei, frischgeriebenem Pfeffer und zum Nachspülen einen selbergebrannten Slivovka.... *seufz*



    Ich geh jetzt den Kühlschrank plündern. ScheiXX auf die guten Vorsätze!!!

    Bis bald

    Obwaldner

    Man darf in der Demokratie eine Meinung haben, man muss nicht. Es wäre ganz wichtig, dass sich das mal rumspricht: Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal Fresse halten."
    Dieter Nuhr