Landwirte in der Krise!


  • Wir haben den Getreideanbau schon vor ca 10 Jahren aufgegeben. Gründe dafür gab es mehrere.
    wir hatten mehrere Grundstücke mit jeweils so um die 5-7 ar (500 - 700qm) angebaut. Leider waren das meistens recht schmale und dafür lange Grundstücke (jaja das badische Erbrecht). Mittlerweile sind wir bei Schneidwerken bei Mähdreschern angelangt die irgendwo bei 5 - 7m breite liegen. Damit kommt der Mähdrescher erst garnicht auf unsere Grundstücke rauf. Als wir aufgehört haben lag die Schneidwerkbreite bei ca. 4 - 5m. Erntezeit ist Hauptsaison fuer die Mähdrescherbesitzer. Da werden als erstes mal die Großbetriebe die das Geld bringen bedient und erst wenn die komplett abgeerntet sind ist der Kleinbauer mal dran. Und das auch nur wenn das Feld ohne zeitlichen Aufwand (Abbau des Schneidwerks) erreichbar ist. Für uns hat das immer bedeutet eine Woche lang mit Traktor und Hänger mit Getreideaufbau mehr oder weniger am Feld zu warten bis gerade mal einer Zeit hatte. Nachdem uns 2 mal die Ernte durch ein Gewitter nahezu komplett zerstört wurde nur weil kein Mähdrescher Zeit hatte haben wir aufgehört. Dazu kommt der immense Pestizideinsatz der beim Getreidebau notwendig ist. Achja und die Getreidepreise sind sowieso im Keller. Wir bauen heute hauptsächlich Kartoffeln, Wein, etwas Mais, Gemüse und Obst an. Dazu kommen ein paar Kühe des kleinen Mannes (Ziegen) und ein Schwein. Kartoffelanbau ist im Vergleich zum Getreideanbau viel anspruchsloser und ertragreicher. Von der notwendigen Weiterverarbeitung mal ganz abgesehen.
    Zur Lagerung. Kartoffeln mögen es kühl, dunkel und nicht zu trocken. Wir haben zum Glück noch einen tiefen Naturkeller mit Lehmboden darin halten sich Kartoffeln prima.


    @ Dagmar, Badener
    ich bin mal auf Eure Versuche gespannt. Wir haben es für uns obwohl wir die passenden Maschinen, Grundstücke und auch Erfahrung auf diesem Gebiet haben eingestellt.


    gruß wolpi

  • Hallo Luftikus,


    Zitat von Luftikus;38619

    ...Steckt Dir genau einen Quadratmeter Gartenfläche ab -
    ...im Herbst mietest Du dann einen Mähdrescher:face_with_rolling_eyes: oder erntest von Hand -
    die Körner im Mörser oder Getreidemühle mahlen und Brot backen -


    Das ist Polemik :winke: - es kann durchaus Sinn machen, ein kleines Getreide"feld" im Selbstversorgergarten einzuplanen. Ein paar hundert Quadratmeter erntet man auch mit Sensen (es gibt welche, die die Halme nach dem Schnitt "auffangen", damit das geschnittene Getreide nicht kreuz und quer fällt und das Garben machen unnötig erschwert). Das ist zwar mühsam, aber besser als im Winter hungrig dazusitzen.

    Zitat

    Nun kannst Du ausrechnen, wieviel Quadratmeter Garten vorhanden ist, ...


    ...was Dagmar durchaus vorgerechnet hat und auf 400qm Bedarf gekommen ist.
    Die Nutzgärten meiner "Ostverwandschaft" kommen durchweg auf 1.500 - 3.000 qm Fläche, da wurden zu DDR-Zeiten Kartoffeln, Rüben und auch mal Getreide angebaut - für den Eigenbedarf.


    Für "urban gardening" auf dem Balkon ists natürlich weniger geeignet. Da würde ich dann Zwiebeln und Kräuter bevorzugen.


    Zitat

    Ganz abgesehen davon, wenn Dir im Juli das Kleingetreidefeld verhagelt wird oder ein Platzregen alles niederdrückt und die Ähren am Boden faulen.

    ...das kann dem Gross-Getreidebauern aber genauso passieren, zählt nicht als Argument gegen einen Kleinanbau...:face_with_rolling_eyes:


    In jedem württembergischen Bauernhaus stand früher einmal ganz selbstverständlich die komplette Ausrüstung zur Getreideernte im kleinen Stil bereit, nicht zuletzt aus dem Grund, weil durch die "Erbteilung" die vererbten Anbauflächen immer kleiner wurden. Es musste jede nachfolgende Generation auf immer kleineren Flächen Getreide etc. anbauen.


    Nach dem das Getreide gemäht war, wurden Garben gebunden, dazu gab es teilweise von Kühen oder Pferden gezogene Garbenbindemaschinen. Die Garben wurden zuhause in der Scheune auf dem Boden mit Dreschflegeln gedroschen (manche hatten auch eine stationäre Dreschmaschine), anschliessend kam das Korn in eine Putzmühle, ein handbetriebenes Rüttelsieb mit Gebläse, dort wurde "die Spreu vom Weizen getrennt. Die Handmühlen aus der "guten alten zeit" werden nicht ohne Grund bis heute noch gebaut. Alles in allem eine zuverlässig funktionierende Low-tech-Prozedur. Solche Apparate sind auch relativ einfach zu bauen.


    Abgesehen davon muss man nicht unbedingt alle Geräte oder Arbeitsschritte alleine und autark beherrschen. Durch Arbeitsteilung konnte unsere Zivilisation überhaupt erst entstehen. Es spricht nichts dagegen, auch in einem "Post-Crash-Zeitalter" wieder Arbeiten zu teilen und z.B. das Getreide von durchs Land reisenden Dreschern mähen und dreschen zu lassen oder das Korn zur Mühle zu bringen und Mehl zu bekommen.


    Klar ist Kartoffeln anpflanzen im Garten scheinbar einfacher und die Tomaten und speziell Kürbis und Zucchini wachsen fast von alleine. Aber - wie Farm-of-five es treffend beschrieben hat, liefert das ganze Nassgemüse vergleichsweise wenig Kalorien und kaum Kohlehydrate, die satt machen. Feuchte Früchte sind problematisch zu lagern, dagegen ist trockenes Getreide jahrelang lagerfähig und taugt notfalls (wenn überlagert) immer noch als Tierfutter. Will man Tomaten, Gurken etc. lagerfähig machen, muss man eine Menge Zeit und Energie (Feuerholz) in das Haltbarmachen stecken.


    Aber jeder wie er will.


    Hier noch die On-Topic-Kurve: die moderne Landwirtschaft ist deshalb in der Krise, weil sie sich aus Gründen der Profitmaximierung und Arbeitserleichterung einer vereinfachten industriellen Hochleistungsproduktion verschrieben hat. Fast alle hauptberuflichen Landwirte haben heute nur ein wirtschaftliches Standbein und meistens auch nur einen Abnehmer. Milcherzeuger-Betriebe sind heute nicht mehr in der Lage, Kartoffeln anzubauen oder Brotgetreide. Sie bauen evtl. noch Grünfutter zur Silage-Herstellung an und fahren mit schwerem Gerät maschinell aus dem Silo geschnittene Futtermittelblöcke in den Stall mit mehreen hundert Kühen, während die Kühe "von selbst" an den halbautomatischen Melkstand gehen (vom Kraftfutter-Automat angelockt, der jede Kuh am Transponderhalsband erkennt und mit ihrer zur Milchleistung passenden Kraftfutterdosis versorgt). Ähnlich läuft es in Mastbetrieben, bei Kartoffelbauern oder Zuckerrübenproduzenten: sie alle verdienen ihr Geld mit einer auf ein Produkt ausgerichteten durchrationalisierten Produktion. Sinkt der Preis, hat der Bauer ein Problem.


    Vielseitige Erzeugerbetriebe mit Direktvermarktung ab Hof gibt es noch zu wenige, sind aber im kommen. Sie versuchen den Kunden durch ein vielseitiges Angebot hochwertiger Produkte zu locken. Dazu muss natürlich ein gewisser Aufwand getrieben werden, der Kunde erwartet einen Parkplatz, einen Hofladen, der wie ein kleiner Supermarkt im Prinzip alles bietet, was man zum Leben braucht. Daneben am besten ein kleiner Streichelzoo für die quengelnden Kleinen und schönes Wetter :Cool:




    Grüsse


    Tom

  • OT


    .....den Tomduly lese ich einfach gerne :lachen:

    Bin gerade dabei eine Windfege zu ersteigern ,weil ich überzeugt bin daß der Getreideanbau im kleinen Stil machbar ist.

    @wolpertinger,
    das badische Erbrecht :crying_face: macht mir hier am meißten zu schaffen bei der Suche nach Pachtgrundstücken.Es ist ein Jammer wenn guter Boden nur noch dafür Platz hergibt für 1 Reihe Obstbäume ,4m breit und 150 lang.
    Dazu meißt noch gefangen,trotzdem teuer.
    Hier um KA gibt es wahnsinnig viele Kleingrundstücke,total verwahrlost aber die Leute geben es nicht her.Ich suche 3 mal die Woche,bis ich irgendwie den Besitzer ausfindig gemacht habe,und dann geht nichts.

    LG badener

  • Zitat von wolpertinger;38628

    Zur Lagerung. Kartoffeln mögen es kühl, dunkel und nicht zu trocken. Wir haben zum Glück noch einen tiefen Naturkeller mit Lehmboden darin halten sich Kartoffeln prima.

    Mein Subjektiver Eindruck ist dass die naturbelassenen Kartoffeln (Dreckkruste) vom Bauern besser und länger halten als die gewaschenen aus dem Supermarkt.
    Kann natürlich auch einen andern Grund haben, die Dreckkrusten These ist für mich bis jetzt die plausibelste.


    Gruß
    Nachtfalke

  • Hallo,


    auf meinen letzten Beitrag ist ja schon eingegangen worden, da brauche ich nicht noch mal was dazu schreiben.


    Nur so als Tipp für diejenigen die vorhaben mehrere Hundert Quadratmeter oder auch bis zu 1 Hektar Getreide anzubauen. Es gibt bei Landmaschinenhändlern meist irgendwo in der hintersten Ecke alte Mähdrescher aus den 50-70 er Jahren. Die sind einfach aufgebaut und die Mähwerksbreite reicht von 1,80m bis zu 2-3 m. Die Kosten dafür halten sich auch in Grenzen.


    Und rein theoretisch (ausprobiert habe ich es aber noch nicht) müßte man mit dem Mähbalken, wenn man die Haspel deaktiviert, auch Weiden/Rasen mähen können. Ist ja so ähnlich wie so ein Messerbalken an den alten Traktoren - aber wie schon gesagt nur so eine Idee.


    Ich habe z.B. einen kleinen Claas Compact. Der hat gerade 1,80 m Mähbreite. Da meine in der Zukunft zu bearbeitenden Parzellen (insgesamt 6 Stück) jeweils so ca. 3000m² haben (ca. 50x60m) ist das die dafür genau passende Größe. Auf der Fläche kann man schon so mit einem Ernteergebnis von 1-2 Tonnen Weizen rechnen. Bei 1,50m Breite und einer Fahrgeschwindigkeit von 3km/H, wäre rein theoretisch nur 1 Stunde Arbeit zur Ernte notwendig. Da man aber wenden muss, etc. etc. gehe ich von einem Vormittag aus. Und da der Mähdrescher ja direkt vor Ort in der Scheune steht, bin ich unabhängig von Maschinenringen oder von Nachbarn die mir aushelfen.


    Dazu dann noch einige IBC Behälter zur Lagerung. Sind preisgünstig und ziemlich nagersicher. Nur trocken genug sollte das Getreide natürlich sein. Das wäre dann aber ein neuer Thread.


    Und mit diesem Ernteertrag kann ich mein Brot und meine Brötchen backen (oder auch Kuchen:lachen:) und habe auch genug für Hühner, Schweine, etc. übrig, um diese zu mästen.



    Dagmar

  • Servus Nachtfalke


    Stimmt.
    Wird mir von den örtlichen Landwirten immer wieder bestätigt.
    Liegt wohl tatsächlich an den Erdanhaftungen und der fehlenden stressigen Wäscherei.

  • Zum Thema Getreideanbau, im großen Maßstab wohlgemerkt. Und nur im großen Maßstab können wir die paar Milliarden ernähren, die auf unserem Planeten so rumlaufen. Wenn wir in unseren Gärten ein paar Quadratmeter als Hobby aussähen, kann das natürlich nachhaltig und sinnvoll geschehen.


    Getreideanbau ist ein ständiger Kampf gegen die Natur. Zuerst muss ich die Erde aufreissen bzw. alles was dort wächst zerstören. Nackte Erde ist ein zutiefst unnatürlicher Zustand und wird von der Natur mit allen Mitteln bekämpft. Alle einjährigen Pflanzen, zu denen alle unseren gebräuchlichen Getreidesorten zählen, haben gegen mehrjährige Pflanzen keine Chance. Nur unter großem Energieaufwand kann ich also die Voraussetzungen für den Anbau schaffen. Für den Wasserhaushalt des Bodens bedeutet diese Zerstörung nichts gutes. Als nächstes stellt sich die Frage der Düngung. Und der Herbizide, Pestizide, Fungizide. Die Natur verabscheut nicht nur ein Vakuum sondern auch Monokulturen und lässt sich vieles einfallen, um diesen Zustand zu bekämpfen. Wir müssen wiederum die Natur bekämpfen um unsere Ernten einfahren zu können, langfristig ist dieser Kampf aber nicht zu gewinnen. Der einzige Grund, warum wir diesen Kampf derzeit noch gewinnen ist billige Energie in Form von Erdöl. Erdöl betreibt unsere Maschinen, Erdöl (bzw. Erdgas) erzeugt Kunstdünger und die Segnungen der chemischen Industrie, Erdöl transportiert die Ernten quer durch die Welt.


    Die Lösung, aus meiner Sicht ist die Viehhaltung. Sorry liebe Vegetarier und Veganer.


    Vieh hat schon lange vor unserem Eingreifen in Balance mit der Natur gelebt, mir ist aber nichts von natürlichen vorkommenden Getreidefeldern bekannt. Aus einer anderen Perspektive betrachtet könnte man sagen, dass wir die Sklaven des Getreides sind, alles in unserer Macht stehende tun, um die Verbreitung des Getreides auf der ganzen Welt zu fördern - auf Kosten aller anderen Pflanzen und Ökosysteme.


    Vieh baut Humus auf anstatt ihn zu zerstören.


    Vieh arbeitet rund um die Uhr für mich, auch wenn ich mein Mittagschläfchen halte.


    Vieh ist kein Nahrungskonkurrent den Menschen, wir können Grünfutter nicht verwerten, Tiere schon. Die Mär, dass ich auf einer bestimmten Fläche mit Getreide so viel mehr Menschen ernähren kann als mit Viehhaltung stimmt meiner Meinung nach nicht. Erstens gehen alle diese Rechenbeispiele davon aus, das dem armen Vieh Getreide gefüttert wird. Damit tue ich den Tieren aber nichts Gutes, die natürliche Nahrung von Kühen ist Gras. Klar wachsen Tiere schneller, wenn ich ihnen Getreide gebe, das tun meine Kinder mit Wachstumshormonen und anabolen Steroiden aber auch, und ich tu es trotzdem nicht. Zweitens wird die Frage der Düngung ausgeklammert, die Vegetarier-Kommune soll mir bitte mal erklären, woher sie denn ihren Dünger herbekommt.


    Jedes Tier liefert hochwertiges Eiweiß und Fett, Fett bzw. Öl aus Pflanzen war noch vor 50 Jahren hierzulande überhaupt nicht üblich und ist ähnlich aufwendig zu gewinnen wie Getreide.


    Alles Argumente die aus meiner Sicht für Viehhaltung sprechen, der einzige Nachteil ist der Flächenbedarf, etwas weniger als ein Hektar Grünland ist pro Erwachsenem zu rechnen. Dafür ist das ein hundertprozentig nachhaltiges System, was unser derzeitiger Getreideanbau bzw. Landwirtschaft allgemein nicht ist. Es stellt sich natürlich auch Frage der langfristigen Gesundheit bei einer sehr eiweißreichen Kost, Generationen von sich ständig vergrößerndem Getreidekonsum haben wohl ihre Spuren hinterlassen. Ich kenne einige Menschen persönlich, die mit einer Art Atkins-Diät (viel Eiweiß) sehr zufrieden sind und als anekdotischer Beweis können meine Großeltern herhalten, die haben zu jeder Mahlzeit Unmengen Fleisch gegessen und wurden beide sehr alt. Ich könnte mir vorstellen, dass Probleme mit viel Fleischkonsum eher eine Frage der derzeitigen Qualität des Fleisches sind, als eine Frage des Prinzips. Was glaubt ihr?

  • Hi farm of five!
    Die ersten beiden Absätze gehe ich konform mit Dir, danach rümpft sich meine Nase.
    Leider kann ich das hier nicht weiter ausführen oder begründen, sonst könnte das zu Stuß erklärt und der Thread geschlossen werden.
    Nur soviel: ich habe bereits andere langfristig funktionierende Landwirtschaften gesehen.
    Beste Grüße

  • Zitat von farm of five;38700

    Vieh hat schon lange vor unserem Eingreifen in Balance mit der Natur gelebt, mir ist aber nichts von natürlichen vorkommenden Getreidefeldern bekannt. Aus einer anderen Perspektive betrachtet könnte man sagen, dass wir die Sklaven des Getreides sind, alles in unserer Macht stehende tun, um die Verbreitung des Getreides auf der ganzen Welt zu fördern - auf Kosten aller anderen Pflanzen und Ökosysteme.


    Vieh baut Humus auf anstatt ihn zu zerstören.


    Hallo farm of five,


    es gibt durchaus Möglichkeiten Getreide anders als die bekannten Monokulturen anzubauen. Zum Beispiel kann man bei Weizen Klee als Untersaat mitaussäen. So hat man nach der Ernte direkt nutzbares Grünfutter und der Weizen profitiert vom Klee als Stickstoffsammler.


    Weiterhin ist es für jeden Boden tödlich wenn jedes Jahr Getreide angebaut wird. Man braucht einen Fruchtwechsel, sonst gehen die Erträge jedes Jahr zurück.


    Ideal ist ein Betrieb mit Getreideanbau und Viehhaltung. So können die Flächen abwechselt mit Getreide und Viehfutter (Mais, Legumniosen, Raps, Klee etc.) bestellt werden. Der Mist vom Vieh kann wiederrum als Dünger genutzt werden, so kommt man (fast) ohne Kunstdünger aus!


    Bei der Abhängigkeit von Erdöl/Erdgas für Dünger, Spritzmittel etc. stimme ich dir voll zu. Deshalb sind aus meiner Sicht kleine Gemischtbetriebe (Getreide + Vieh) am besten.


    Viehhaltung kann sogar sehr schädlich sein, man muß sich nur die Versteppung und Wüstenbildung in Afrika anschauen. Dort werden durch hohen Viehbesatz und Überweidung jedes Jahr große Flächen Land verwüstet und für immer unbrauchbar.


    Auch die großen Mastbetriebe bei uns sind sehr kritisch zu betrachten. Die Betriebe müssen Eiweißfutter zukaufen und könne die Gülle mangels Fläche nicht verwerten.


    Also die Aussage Vieh ist besser als Getreideanbau kann man so nicht stehen lassen. Vieh und Getreide ergänzen sich aus meiner Sicht perfekt.


    Grüße, Hans

  • Hallo farm of five,


    interessante Sichtweise, muss ich mal länger darüber nachdenken.


    Habe dazu aber gleich mal einige Fragen. Wenn ich selber als Einzelperson so 2 Hektar Land habe, dann könnte das vielleicht mit dem Fleischkonsunm funktionieren, aber das würde bedeuten, daß wenn man die landwirtschaftlichen Flächen nimmt die z.B. in Deutschland (oder auch Österreich) zur Verfügung stehen, es dann nur noch für sehr wenige Menschen reichen würden, die Bevölkerung müsste also massiv schrumpfen - und das weltweit.


    Gras fressende Tiere, da fallen mir momentan nur Rinder, Schafe, (eingeschränkt) Ziegen, Gänse und Kaninchen ein. Gerade bei Rindern habe ich aber das Problem, daß die ja ziemlich arbeitsaufwändig sind - z.B. jeden Tag die Milch "abpumpen":lachen:- oder denkst du da an Wildrindhaltung, falls ja an welche Rasse?


    Aber jetzt muss ich mal im Netz gucken, welche Zahlen ich zu deiner Theorie noch finde. Wie hoch der Fleischertrag pro Hektar und Rasse ist, etc.



    Dagmar

  • Zitat von Hans1981;38709

    - - - bei Weizen Klee als Untersaat - - - Fruchtwechsel, - - - kleine Gemischtbetriebe (Getreide + Vieh) am besten.

    Viehhaltung kann sogar sehr schädlich sein, man muß sich nur die Versteppung und Wüstenbildung in Afrika anschauen. Dort werden durch hohen Viehbesatz und Überweidung jedes Jahr große Flächen Land verwüstet und für immer unbrauchbar.

    Auch die großen Mastbetriebe bei uns sind sehr kritisch zu betrachten.



    farm of five hat recht und die Einwände von Hans lassen sich auch bei Viehaltung berücksichtigen.
    Überweidung kann leicht verhindert werden, indem die Tiere nicht überall alles abfressen können (Zäune, dichte Hecken auch auf Erdwällen). Im übrigen muss man nicht alle Kühe jeden Tag melken, die "Arbeit" könnte man auch den Kälbern überlassen...
    Dann gibts da noch die Ziegen und Schafe, Karnickel, Hühner und Gänse; auch Schweinehaltung in naturnaher Umgebung macht nicht arg viel Arbeit und gibt gutes Fleisch und Fett. Nach einem Jahr kann der Auslauf der Tiere verlegt werden, und am alten Platz ist guter Boden für Feldbau.
    Das Problem der riesigen ungesunden Mastbetriebe könnte so gelöst werden, daß diese nur bei eigener ausreichender Grundfläche zum Futteranbau genehmigt werden und eine artgerechtere Haltung als bisher vorgeschrieben ist.
    Zum Thema der Überbevölkerung: ich glaube auch, daß es viele überflüssige Menschen gibt, die Platz und Ressourcen verbrauchen, ohne selber eine angemessene Gegenleistung für Mutter Erde zu erbringen. Das Problem wird demnächst in altbewährter Naturmethode gelöst sein.

  • Hallo,

    Ihr berücksichtigt aber doch schon,daß die heutige Weltbevölkerung niemals ernährt werden könnte wenn kein Getreide vorhanden ist ?
    Dazu gehört auch Reis ,siehe Asien.
    Gesundschrumpfen ist in dem Zusammenhang ein ganz böses Wort.

    Domestizierung von Tier und Pflanze hat diesen enormen Bevölkerungszuwachs,den Fortschritt (?) etc. ermöglicht und auch verursacht( sehe dies durchaus negativ)

    Wäre interessant zu errechnen wo wir stünden wenn dies so nicht geschehen wäre .Wären wir überhaupt da ? Also wir hier aus dem Forum ?
    Wenn die deutsche Bevölkerung so mal knapp 1 Million oder weniger wäre,weil der Nahrungsmangel eine größere Population gar nicht zuließ ?
    Technische Entwicklung,humanistische etc. wären genauso langsam gestiegen,also evtl. wären wir vielleicht erst im frühen Mittelalter.

    Wenn es möglich wäre nun gänzlich auf Viehwirtschaft umzusteigen würde das Millionenfachen Hungertod bedeuten ,will wohl keiner haben.

    Wurde schon geschrieben,die Mischung machts,aber nur für den Einzelnen.Für die Weltbevölkerung ist das nicht möglich,reicht schon jetzt nicht mehr aus.

    LG badener

  • Zitat von Luftikus;38715


    Zum Thema der Überbevölkerung: ich glaube auch, daß es viele überflüssige Menschen gibt, die Platz und Ressourcen verbrauchen, ohne selber eine angemessene Gegenleistung für Mutter Erde zu erbringen. Das Problem wird demnächst in altbewährter Naturmethode gelöst sein.



    :staunen: Na dann pass gut auf daß Du nicht dazu gehörst.....

    alles andere was ich dazu zu sagen hätte......editiere ich lieber gleich im Kopf :Sagenichtsmehr:

  • bommel: Warum sollte der Thread geschlossen werden, solange du nicht beleidigend wirst. Darum gehts doch hier, verschieden Standpunkte zu formulieren und vielleicht eine andere Sichtweise kennenzulernen. Ist schon klar das meine Argumente etwas überspitzt formuliert sind, soll ja auch ein Denkanstoss sein.


    Der Status quo ist aber auch unbefriedigend, zur Zeit ist die Landwirtschaft Teil des Problems und nicht Teil der Lösung. Im Moment habe ich so meine Zweifel, ob es überhaupt eine gute Lösung gibt, ich kenne sie jedenfalls nicht. Sich selber eine Insel der Seligen aufzubauen, während rundherum alles zum Teufel geht, funktioniert nicht.


    Hans1981: Bin ich ganz auf deiner Seite, ich bin nicht gegen den Getreideanbau generell, ich selber und einige meiner Tiere brauchen ja auch teilweise Getreide, es geht mir darum den Schwerpunkt etwas zu verschieben, weg von den Einjährigen Pflanzen bzw. nur so viel wie absolut notwendig.


    Die Situation in Afrika von wegen Überweidung kenne ich nicht, ich kann nur von meiner Lage vor Ort ausgehen. Die natürliche Vegetation in Mitteleuropa ist erstmal Wald. In dem Moment wo ich den Wald abholze, zerstöre ich die natürliche Ordnung und pfusche in der Natur herum. Meinen Grund frei von Bäumen zu halten erfordert auch schon ständige Eingriffe. So gesehen ist Weidehaltung bei mir auch schon ein Schritt in die falsche Richtung. Am schlimmsten sind aber die Einjährigen Pflanzen, der Energieaufwand steigt nochmals und die Biodiversität sinkt noch mehr und als Schlusspunkt sehe man sich die Getreidefelder in Kanada oder im amerikanischen Mittelwesten an, da war ich schon und es ist gruselig.


    @Dagmar: Meiner Meinung nach war die Landwirtschaft historisch gesehen nicht die Lösung auf das Problem des Bevölkerungswachstums sondern die Ursache. Gibt es irgendjemanden hier der der Meinung ist, unser Planet kann 8, 10 oder 12 Milliarden Menschen nachhaltig ernähren? Ich sehe da nur drei Möglichkeiten. Erstens eine sofortige Reduktion der Bevölkerung, das möchte ich jetzt gar nicht näher diskutieren. Zweitens ernähren wir sie eben nicht nachhaltig, dann kommt Punkt eins eben später dran, hoch zehn. Oder wir warten drittens auf einen Deus ex Machina, es hat ja immer wieder technologische Sprünge gegeben die vorher nicht vorauszusehen waren.


    "Grünfutterquoten" von Tieren aus der Literatur, das sind dann auch Wurzeln, Blätter von Bäumen etc. dabei, alles was ich nicht extra jedes Jahr anbauen muss:
    Kühe, Schafe 100%
    Pferde 95%
    Hasen 65%
    Truthahn 50%
    Schweine 50%
    Hühner 20%


    Ich will jetzt aber gar nicht zu sehr ins Detail gehen, erstens ist das kein How-to Thread sondern es geht mehr um allgemeine Fragen der Landwirtschaft, zweitens fehlt uns nach zwei Jahren hier auf der Farm in vielen noch die Erfahrung, ist eine steile Lernkurve für ein Stadtbubi und Stadtmädi. :lachen: Dafür hat man einen von Traditionen freien Blick auf die ganze Sache, zum Beispiel habe ich noch immer keinen Traktor und hab auch nicht vor, mir demnächst einen anzuschaffen, alles eine Frage der Kosten/Nutzen Rechnung. Für die 100 Maschinenstunden die ich im Jahr brauche, brauch ich keinen eigenen, da ist es mir auch egal, was meine bäuerlichen Nachbarn von mir denken, der eine hat ganze sieben verschiedene Traktoren auf dem Hof stehen. Laut seinen Aussagen ist es so für ihn einfacher, da braucht er nicht jedes mal umhängen bzw. ummontieren.


    Das bringt mich auch schon zum letzten Punkt, mein Nachbar ist jeden Tag noch bis Mitternacht auf seinen Maschinen unterwegs. Das bringt ihm zwar meine Hochachtung ein was seine Arbeitsleistung betrifft, ich könnte das sicher nicht durchhalten, das will ich aber auch gar nicht. Ich bin seit zehn Jahren in verschiedenen Berufen selbstständig und die Lebensqualität und das Geld muss am Ende des Tages auch stimmen. Das ist in der Landwirtschaft auch heute möglich, ist zumindest meine Überzeugung.

  • @Badener: Wir reden hier wohl eher von einem milliardenfachen Hungertod, und das wird noch zu meinen Lebzeiten passieren, wenn nicht noch ein Wunder geschieht. Traditionelle Jäger und Sammler hatten auch immer Strategien gegen Bevölkerungswachstum, sei es Kindsmord in vielen Varianten oder personalintensive Stammesfehden oder eine spezielle Form der Frührente. China hat es ja selbst in einem totalitären Staat nicht geschafft, die Bevölkerungsexplosion einzudämmen.

  • Zitat von Luftikus;38715


    Zum Thema der Überbevölkerung: ich glaube auch, daß es viele überflüssige Menschen gibt, die Platz und Ressourcen verbrauchen, ohne selber eine angemessene Gegenleistung für Mutter Erde zu erbringen. Das Problem wird demnächst in altbewährter Naturmethode gelöst sein.


    Nettes Menschenbild, echt ... *brechtüte such*
    Ansonsten hab ich ja bis zu dem zitierten Beitrag interessiert mitgelesen, aber jetzt :Sagenichtsmehr: :zipper_mouth_face:

  • Im Grunde wurde das, was hier diskutiert wird, schon an anderer stelle wissenschaftlich erarbeitet. Ich habe es an anderer Stelle schon mal gepostet kopiere es hier aber nochmal rein weil es einfach passt.


    Schaut euch mal das Szenario von Dennis L. Meadows welches er für den Club of Rome erarbeitet hat an. Dann seht ihr ein Szenario was nicht bloß auf Mutmaßungen basiert sondern auf zahlen und Fakten.


    http://de.wikipedia.org/wiki/Die_Grenzen_des_Wachstums
    http://www.s-engert.de/club_of_rome.htm


    In den Zahlen steckt unheimlich Sprengstoff wenn man sich überlegt das für 2050 eine Weltbevölkerung von ca. 9 Milliarden Menschen prognostiziert wird. Meadows geht davon aus das 2100 aber nur noch 3 Milliarden Menschen die erde bevölkern. Das wäre ungefähr die Hälfte der Bevölkerung von heute. Ich glaube nicht das dies einfach so leise vonstatten geht.


    Gruß KUPFERSALZ

  • Nicht OT, glaube ich:face_with_rolling_eyes:


    Nicht zuviel gegen Luftikus schießen! Im Grunde hat er doch Recht!


    Sowas liest sich ja immer böse, aber man sollte wirklich mal darüber nachdenken.


    Nur sollte man es vielleicht so schreiben (sensibler, leichter verdaubar):

    Zitat

    Zum Thema der Überbevölkerung: ich glaube auch, daß es zu viele Menschen gibt, die zuviel Platz und Ressourcen verbrauchen, ohne Mutter Erde ausreichend zu achten.


    Der Mensch ist auf der Welt das einzige Wesen, welches über das natürliche Maß hinaus lebt und mehr Ressourcen verbraucht als auf natürliche Weise wieder aufgebaut werden können.
    Wäre der Mensch nicht aufgrund seiner dummen Intelligenz (so gemeint!) in der Lage, sämtlichen anderen Lebewesen den Lebensraum streitig zu machen, würde die ganz natürliche Auslese der Natur auch beim Menschen wirken.


    Gen-Technik, Kunststoff, Kunstdünger, Industrialisierung...all das hatte die Natur sicher nicht eingeplant.


    Ackerbau und Viehzucht in dem Maße, wie es heute weltweit betrieben wird, ist vielleicht für die Menschheit zur Versorgung notwendig (????) aber für alle anderen Lebenwesen auf Dauer tödlich.
    Auch für Ackerbau und Viehzucht stehen nicht unbegrenzte Flächen zur Verfügung.
    Ohne Natur dazwischen kann man irgendwann nämlich aufhören zu säen und zu füttern, weil ohne ein funktionierendes Ökosystem wird der Mensch nicht überleben.
    Landwirte in der Krise...schönes Thema!
    Ohne ein grundsätzliches Umdenken kann es so nicht weiter gehen.
    Die Schlagworte dafür findet man hier ja schon:
    Nachhaltigkeit, Sortenreichtum, ökologische Landwirtschaft, keine Großbetriebe mehr, kein Gen-Saatgut usw.


    ww

  • Zitat von woodworker;38763

    .......
    Die Schlagworte dafür findet man hier ja schon:
    Nachhaltigkeit, Sortenreichtum, ökologische Landwirtschaft, keine Großbetriebe mehr, kein Gen-Saatgut usw.


    ww


    An der Wahrheit der Aussage ist nur eine Sache zu bemängeln - es ist der komplette Gegensatz zum Kapitalismus/dem menschlichen Wunsch nach Wachstum.


    In großem Stil ist es definitv NICHT machbar, damit die gesamte Bevölkerung zu ernähren.Womit wir wieder bei Luftikus wären: Harte Worte - und sicherlich auch nicht mit der sozialen Komponente zu vertreten aber dass ist Krieg/Massenmord/Vergewaltigung auch nicht und trotzdem passiert es tagtäglich.


    Aber solange es ein paar Menschen schaffen eine Gemeinschaft aufzubauen die sich unabhängig machen indem sie sich z.T. selbst versorgen besteht für diese Gruppe nicht die Gefahr in den Topf zu fallen der "zuviel" ist.


    Interessantes Thema...

  • Zitat von Fetzi;38766

    An der Wahrheit der Aussage ist nur eine Sache zu bemängeln - es ist der komplette Gegensatz zum Kapitalismus/dem menschlichen Wunsch nach Wachstum.


    In großem Stil ist es definitv NICHT machbar, damit die gesamte Bevölkerung zu ernähren.
    ...
    Interessantes Thema...


    Leider ist es mit dem jetzigen System auch jetzt schon nicht möglich die gesamte Bevölkerung zu ernähren - obwohl genug Nahrungsmittel für alle produziert werden!
    Aber der Kapitalismus hat ja auch nicht das Ziel alle zu ernähren.
    Also muß uns was wirklich neues einfallen, wenn wir als Menschheit überleben wollen.

    Der Optimist glaubt in der besten aller Welten zu leben.
    Der Pessimist denkt: Der Optimist hat recht, alle anderen Welten sind noch schlechter.


    BZHYY65R