Vapor Barrier Liner (Dampfsperrschicht für Schlafsäcke)

  • Kann mir jemand sagen wann ich einen Vapor Barrier Liner (VBL) verwenden sollte?


    • Ein VBL wird wohl nur bei hohen Minusgraden eingesetzt, brauche ich ein VBL daher auch im Winter in Deutschland oder sind unserer Winter zu warm?
    • Wie sehen beim Einsatz die Umgebungsbedingung aus?
    • Bei welchen Schlafsäcken macht es Sinn, nur bei Daune?
    • Ist es nur nötig bei längeren Touren (plus 2 Tage) wenn man keine Trocknungsmöglichkeit hat?
    • Was würde passieren wenn man keinen VBL benutzt?


    Anlass für diesen Thread hab ich FrankD Aussage aus dem Thread wintertauglicher Schlafsack im Fluchtgepäck genommen.


    Zitat von FrankD;59523

    Jep, habe den Defence 4 im Einsatz, bei zweistelligen Minusgraden nehme ich noch einen sog. Vapor Barier Liner, was nichts anderes ist, als eine Wasserdichte Tüte mit rein und einen Goretex Biwacksack drüber, damit ich die Eisschicht morgends nicht auf dem Schlafsack habe.


    Bis dahin hab ich Berichte die ich darüber gelesen habe immer als Urbane Legende von Leuten die nie draußen schlafen abgetan.
    Andererseits soll der VBL nur bei deutlichen Minusgraden eingesetzt werden, und da fehlen mir einfach die eigenen Erfahrung!


    Normaler Aufbau
    Wasserdichte Plane
    Unterlage (Isomatte)
    Schlafsack
    eventuell Biwaksack


    Wie sieht das Ganze mit einem VBL aus? Dachte ein Wasserdichte Tüte im Schlafsack ist ein "No-Go"! :staunen:


    Mir reichen Erfahrungen aus erster Hand! :Sagenichtsmehr: Hätte, wenn und aber...
    ...an dem Punkt bin selber schon angekommen. Jetzt brauche ich Infos von Leuten aus der Praxis und bei denen ich weiß das sie keine Tastatur-Helden sind, sondern dass was sie schreiben auch praktizieren. :face_with_rolling_eyes:


    Danke für eure Hilfe!


    Gruß
    Nachtfalke

  • 1. man benutzt ihn sowohl für Daunen wie auch für Kunstfaser
    2. man trägt saugfähige Wäsche im Schlafsack bzw. im Liner
    3. ich benutze ihn nur bei längeren Touren, 5 Tage +, und auch nur, wenn ich den Schlafsack im Zelt nicht trocknen kann (Zeltheizung usw)
    4. die Feuchtigkeit im Liner habe ich meist in der Kälte gefrieren lassen und dann ausgeklopft.
    5. solche Liner gibt es auch für die Füße (dünne Socken, Liner, dicke Socken)


    Das Problem ist, dass man in der Nacht bis zu einem halben Liter Schweiß ausdünstet. Fette und Salze legen sich dann an den feinen Härchen der Daune ab, und Verklumpen diese, beziehungweise brechen diese ab. Damit reduziert sich die Fähigkeit der Daune immer mehr, zu isolieren. Dies findet besonders im Bereich der Haare statt oder auch da, wo die nackte Haut direkt mit dem Schlafsack in Berührung kommt. Diese Verschmutzung des Innenlebens tritt bei allen Schlafsäcken ein - auch bei den Kunststofffüllungen.


    So gesehen ist die Lebensdauer eines Daunenschlafsacks und auch Kunstfaserschlafsack eben begrenzt.
    Je nach Benutzung ist der Daunenschlafsack nach 6-10 Jahre durch. Diesen Zeitraum kann man verlängern, in dem man die Daunen beim Hersteller oder in einem Bettenfachgeschäft reinigen lässt. Dies geht jedoch auch nur ein paar Mal.


    Nachtrag: Aus meiner Sicht macht ein VBL nur Sinn, wenn der Nutzer tatsächlich länger als eine Woche bei nahezu arktischer Kälte unterwegs ist und somit keine Möglichkeit des Trocknen hat. Bei stationären Aufenthalten in Hütten oder Zelten mit der Möglichkeit des Lüften, erschließt sich mir persönlich nicht so ganz die Notwendigkeit eines VBL.
    Wie geschrieben, dies ist meine persönliche Einschätzung!


    Hier ist noch ein Link, der einiges erklärt: http://www.andrewskurka.com/ad…ue/vaporbarrierliners.php

    25 OCTOBER 1415. AGINCOURT


    "We few, we happy few, we band of brothers;

    For he to-day that sheds his blood with me

    Shall be my brother; be he ne’er so vile,

    This day shall gentle his condition:

    And gentlemen in England now a-bed

    Shall think themselves accursed they were not here,

    And hold their manhoods cheap whiles any speaks

    That fought with us upon Saint Crispin’s day."




    Shakespeare- Henry V, Act IV, Scene III

  • Zitat von gerdd1;60051

    Nachtrag: Aus meiner Sicht macht ein VBL nur Sinn, wenn der Nutzer tatsächlich länger als eine Woche bei nahezu arktischer Kälte unterwegs ist und somit keine Möglichkeit des Trocknen hat.


    Der obrige Beitrag deckt sich vollkommen mit meinen Erfahrungen. Lediglich der Punkt mit länger als eine Woche. Silvester 2009/2010 war ich mit meiner Liebsten auf dem Uplandsteig unterwegs. In der Silvesternacht (-19°C) bin ich ziemlich fertig in den Schlafsack geschlüpft, der VBL war daheim geblieben. Nach der Nacht hatte ich solche Kältebrücken durch Eisbildung im Schlafsackgewebe, dass wir keine weitere Nacht draußen verbringen konnten.


    grüße,


    Frank

  • @gerd @FrankD
    Danke für eure Berichte!


    Welchen VBL habt ihr im Einsatz oder könnt ihr empfehlen?


    Weiß jemand wie man es früher ohne den VBL bei großer Kälte gemacht hat? Bin erst vor wenigen Wochen über die VBL Thematik gestolpert. Sind VBL so neu wie es mir vorkommt oder hat der "Reinhold Messner" früher einfach eine Mülltüte genommen?


    Kann mir irgendwie nicht vorstellen das die alten Bergsteiger so etwas wie einen VBL dabei hatten. Wahrscheinlich waren die einfach härter unterwegs, die haben sich an dem Eis im Schlafsack gewärmt. :Cool:


    Gruß
    Nachtfalke

  • Zitat von Nachtfalke;60118

    Welchen VBL habt ihr im Einsatz oder könnt ihr empfehlen?


    Ich empfehle jedem der es ausprobieren möchte erstmal das Survival Bag (5,- 255gr) von Coghlans zu nehmen. Das ist vom Material her eine robustere Mülltüte aber in 210x90cm. Falls man damit zurecht kommt kann man den dann immer noch als Rucksackliner etwas gekürzt benutzen und dann auf den etwas leichteren aber vor allem Mumienförmig geschnittenen Exped VBL Linerbag (30,-, 230gr) umsteigen. Freunde von mir nutzen den Western Mountaineering HotSac VBL, der zwar mit 130gr ziemlich leicht ist, aber mit 85€ auch ziemlich teuer.


    Was deine Frage zu dem, wie haben die das Früher gemacht angeht muss ich dir ehrlich gestehen: Ich habe keine Ahnung. Wie haben die früher lange Touren mit unsäglichen Schuhen, 40kg auf dem Rücken ohne Hüftgurt am Rucksack gemacht? Das vieles was früher gemacht wurde nicht wirklich gesund war, lässt sich spätestens dann erkennen wenn ein Archäologe einen Menschen aus dem Mittelalter ausbuddelt und sofort an der Knochendeformation an der Schulter erkennen kann, dass es ein Bogenschütze war. Oder die früheren Alpinisten mit selbst geschmiedeten Harken und das Seil um den Bauch gebunden. Nicht alles was man früher gemacht hat ist nachahmenswert. Jedenfalls für mich.


    liebe Grüße,


    Frank

  • Ich kann dir leider kein aktuelles Modell empfehlen, da ich kein aktuelles Modell besitze. Mein Teil ist schon etwas älter und kommt noch aus meiner aktive Zeit. Welcher Hersteller das war - keine Ahnung. Sie ist innen silbern bedampft worden... Ich weiß noch nicht einmal, wo sie ist und wo ich sie verräumt habe.


    Und, ich habe die Safttüte nur benutzt, wenn es gar nicht anders ging. Ich mag das Teil einfach nicht.


    In der Zeit vor den modernen Geweben hatte ich einen US-Schlafsack der doppellagig ist. Innenschlafsack mit Daune und einen drumherum mit Kunstfaser. Das Teil wird heute noch verkauft.... http://www.asmc.de/de/Schlafsa…eme-Cold-neuwertig-p.html ist halt etwas schwerer mit 4,5 kg, er hat aber seine Aufgabe sehr gut erfüllt.

    25 OCTOBER 1415. AGINCOURT


    "We few, we happy few, we band of brothers;

    For he to-day that sheds his blood with me

    Shall be my brother; be he ne’er so vile,

    This day shall gentle his condition:

    And gentlemen in England now a-bed

    Shall think themselves accursed they were not here,

    And hold their manhoods cheap whiles any speaks

    That fought with us upon Saint Crispin’s day."




    Shakespeare- Henry V, Act IV, Scene III

  • Ich benutze den von FrankD schon genannten VBL


    http://www.sackundpack.de/prod…ath=1_45&products_id=1843


    Und kann den uneingeschränkt empfehlen bin sehr zufrieden damit.


    Wenn es richtig kalt ist kann schon eine Nacht reichen das einem die wärmende Daunenschicht "zusammenklappt". Hab das leider selbst erleben müssen auf einer Wanderung in Schweden. Da war die Nachtruhe dann in den frühen Morgenstunden vorbei, mir ist es dann noch gelungen den Schlafsack in der Nähe vom Lagerfeuer auf zu tauen und ihn zu trocknen.


    Alternativ könnte man für den Anfang, oder wenn man nur eine Nacht zum Test draußen verbringen will, auch sich Kleidung als VBL anziehen. Zum Beispiel einen Regenanzug (diese preiswerten nicht atmungsaktiven Anzüge (Hose+Jacke) aus Plastik) kommt nur drauf an das keine Feuchigkeit von einem selbst in die Isolation gelangt.

  • Ich hab noch leichten Nylon Ripstopp Stoff (Silikon beschichtet) übrig vom Tarp-Bau.


    Bei 5 Euro für den laufenden Meter, kostet mich selbst der Test nur 10 Euro. Falls es nichts für mich ist, teile ich die 2m lange Tüte , klebe die entstandenen Röhre wieder zu und habe zwei wasserdichte Säcke.


    Der Selbstbau dürfte eventuell sogar etwas leichter sein!


    Gruß
    Nachtfalke

  • Nachtfalke:


    wenn du diese Überlegung umsetzt, dann passe bloss auf, das ich mich nicht eines Nachts anschleiche und dir die Tüte am Kopfende zuklebe!! :Rol:


    Ein letzter Scherz, in diesem Jahr... :face_with_rolling_eyes:


    LG
    DOC

    Erlebnisorientierter Prepper - LH Ultras

  • Aus dem Thread "Der Wald - Rückzugsort im Krisenfall, Beitrag #42:



    Jetzt wird zwar ein wenig intim, aber ich verrate Dir, ich bin ein Vielschwitzer.


    Und warum, wache ich dann morgends nur in leicht klammer Skiunterwäsche auf?
    Warum hab ich nach 3 Tagen (wie gesagt Vielschwitzer) in der Kunstfaster Eisbrocken am morgen wenn ich keinen VBL benutze?


    Trockene, skandinavische Kälte macht vieles einfacher, das stimmt schon, aber selbst dort hatte ich Probleme.


    liebe Grüße,


    Frank

  • Zitat von FrankD;68887

    Und warum, wache ich dann morgends nur in leicht klammer Skiunterwäsche auf?
    Warum hab ich nach 3 Tagen (wie gesagt Vielschwitzer) in der Kunstfaster Eisbrocken am morgen wenn ich keinen VBL benutze?


    Naja, die 500ml +/- verteilen sich dann eben auf die lange Unterwäsche und auf das Aufquellen der Haut, das kann mit "leicht klamm" dann schon hinkommen, dann musst Du eben tagsüber Haut + Unterwäsche statt des Schlafsacks von der Feuchtigkeit der Nacht befreien.


    Am Kernproblem, dass die Haut Feuchtigkeit abgibt ändert der VBL ja nichts, also das was sonst als Eis im Schlafsack ist, ist dann eben auf der Haut und im Sack.


    Die Meinungen gehen da extrem stark auseinander, das ist auch Geschmackssache (genauso ob man jetzt auf Baumwolle, Seide oder Kunstfaser angenehmer schläft), aber pauschal das Schlafen in der Plastiktüte empfehlen würde ich niemals machen, da gehört wohl weitaus mehr Erfahrung dazu also beim einfachen Schlafen im Schlafsack.


    mfg

    Aus gegebenem Anlass: ich distanziere mich hiermit ausdrücklich gegen jeden Form von Gewaltphantasien gegen andere, den Staat oder staatliche Organe. Ich betreibe prepping als Krisenvorsorge und als Hobby und tausche mich hier mit Gleichgesinnten aus.

  • Das Kernproblem ist, dass ich nachts schwitze. Dieser Wasserdampf ist zuerst in den inneren Schlafsackschichten noch dampfförmig. Irgendwo innerhalb der Schlafsackisolation ist der Taupunkt, wo der Schweiß flüssig wird und schließlich gefriert. Das ist bei 1-2 Nächten kein Problem, danach sinkt die Isolationsfähigkeit des Schlafsacks imens ab.


    Lösungen dazu sind entweder einen "warmen" Schlafort schaffen, z.B. Schneehöhle mit Teelicht oder eben der VBL. Im gegensatz zu Cephalotus empfehle ich das schlafen in einem VBL bei Übernachtungssituationen im deutlich 2 stelligen Minusbereich über einen längeren Zeitraum (>3 Nächte). Dies gilt natürlich nur dann, wenn ich wirklich bei diesen Themperaturen mehr oder weniger ungeschützt draußen schlafen muss. Bereits eine Schneehöhle mit einer Kerze mag die Themperatur so drastisch verändern, dass der VBL sinnlos wird.


    Alle mit denen ich mich bisher unterhalten habe und die negative Erfahrungen damit gemacht haben haben den Fehler gemacht VBL bei zu warmen themperaturen aus zu probieren. So ein guter Spezi von mir, der sich eine Schneehöhle grub, eine Kerze aufstellte und dann in seinem Schlafsacksystem derart schwitze, dass er morgends in einer 2,5ltr Fütze aufwachte (gemessen mit seinem Kochgeschirr). Erst zu hause viel ihm auf, das in so einer Schneehöhle gut und gerne mollig warme -5°C werden, auch wenn draußen der Wind bei minus 15 pfeift.


    Braucht man nun wirklich einen VBL? Nein. Es ist ein sehr spezieller Ausrüstungsgegenstand. Selbst in der übelsten Krise wird es wohl möglich sein einen geschützten Unterschlupf zu finden und sei es ein Laubschlafsack den man um den eigenen Schlafsack herum baut oder bei vorhandenem Schnee ein Iglus, ein Quinzhee oder eine Schneehöhle.


    Zusammenfassung:
    - Nix mit im eigenen Saft schmoren, passiert nur bei falscher Anwendung
    - Braucht man nur wenn man vor hat bei wirklich tiefen Themperaturen mehr oder weniger ungeschützt draußen zu liegen


    grüße,


    Frank

  • Seit etwa 15 Nächten draussen habe ich einen VBL von Exped, nicht am Stück manchmal eine Nacht manchmal 2-5 Nächte. bei warmen Wetter, so +5° bis +13°


    Dabei schlüpfe ich fast nackt in ein Seideninlet und dann den VBL drüber und so in einen Daunenschlafsack mit 300g Daunen, Darüber kommt meistens noch ein Biwacksack.


    Ich schwitze zu beginn wenig und später gar nicht mehr, glaube ich.
    Am Morgen ist das Seideninlet nur ein bisschen klamm. So kann ich auch bei nebeligem Wetter nach dem Frühstück gleich weiter. Das Seideninlet ist schnell trocken.


    Gestern hatte ich ohne den VBL geschlafen, ich hatte ihn nach dem Anstrengenden Tag einfach vergessen. Heute Morgen war der Schlafsack so Nass, dass ich froh wahr nicht noch eine Nacht draussen verbringen zu müssen.


    Für mich gilt, immer mit VBL.


    Liebe Grüsse
    draussen

    Draussen zählt nur das Beste