Das 21. Jahrhundert gehört vermutlich den US Amerikanern und den Chinesen (Indern), auch die Rohstoffländer (UdSSR, Australien,... ?) werden viel zu sagen haben.
Ich gehe davon aus, dass die USA seit Jahren bemüht ist, Europa zu schwächen, wo es nur kann.
Deutschland verschwindet in der Bedeutungslosigkeit, auch die anderen alternden Länder in Europa, aber die EU als ganzes ist es nicht, das ist immerhin noch der größte Wirtschaftsraum der Welt. Und da Europa nicht einfach so "autark" sein kann ist es sehr wichtig, eine politische, wirtschaftliche und militärische Macht zu erhalten.
Nimm als aktuelles Beispiel die "seltenen Erden", da ist eine europäische Stimme mächtiger als eine deutsche.
Nimm so etwas wie das ungeliebte und unverstandene "Glühlampenverbot". Hätte Deutschland das eingeführt hätte das die Welt nicht gejuckt. Wenn es der größte Wirtschaftsraum der Welt macht, dann bedeutet das, dass weltweit Fabriken neu gebaut werden, um andere Leuchtmittel zu bauen. Es gibt jetzt die ersten guten LED Leuchten, die 60W und 80W Glühlampen vollständig ersetzen können. (außer als Heizung)
Noch sind die teuer, aber das ist nur eine Frage der Zeit. Ich schätze die Beschleunigung der Entwicklung hier auf den Faktor 5.
Nur der EU ist es möglich, Beschränkungen umzusetzen, z.B. Bleiverbot in Elektronik, Giftverbot im Kinderspielzeug, usw, usf...
Die EU kann auch neue Sachen einführen, z.B. die Pedelec Regelung. Wenn die bereits vorliegende EU Norm umgesetzt ist, wird man überall in der EU mit seinem Elektrofahrrad unter denselben Bedingungen einem Fahrrad gleich gestellt und kann sich damit völlig legal auf den Straßen bewegen. Dann gibt's noch die Sonderregelung der s-Pedelec. Den chinesischen Akkubauern kann man vorschreiben, welche Sicherheitsanforderungen die Akkus einhalten müssen, damit es uns nicht wie den Modellbauern geht, denen bisweilen mal die Garagen oder Häuser mit abbrennen.
Ob die Schweiz da jetzt mitzieht weiß ich nicht. Falls nicht, bewegt man ein nicht zugelassenen Motorfahrzeug im Straßenverkehr, wenn man die Grenze überschreitet. Die Strafen dafür sind garnicht mal so gering, den Unfall mit Versicherungsschaden mag man sich garnicht erst ausmalen...
Ohne Europa würde die deutsche Exportindustrie, die nach wie vor den Großteil der Produkte im Euro Raum absetzt weitaus mehr Probleme haben. Da wäre die Produktion in Osteuropa immer noch auf Kosten der Umwelt und damit preiswerter (der Unfall im Aluminiumwerk hat ja gezeigt, wie das mal war, die EU hat so etwas verboten, die Umsetzung war leider nicht schnell genug), große Exportmärkte würden wegbrechen, wenn andere Länder jetzt ihre Währung abwerten würden.
Ach ja, nach Ostdeutschland fließen aus EU Töpfen noch immer (bis 2013) Milliarden Euro(!) pro Jahr für Projekte, die Kommunen hier regen sich schon auf, wenn sie mal mehr als 20% Eigenkapital in die Hand nehmen müssen (was ich auch nicht gut finde, da hat man sich ne ganz üble Nehmermentalität heran gezogen)
Dann gibt es auch ganz praktische Vorteile. Eine Freundin von mir arbeitet in UK und sie hat eine reale Chance, Sozialleistungen in Europa zu bekommen, wenn sie auch welche eingezahlt hat.
Wir haben die offenen Grenzen dank Schengen, die überwiegend einheitliche Währung.
Schaut Euch doch mal den ganzen Zoll- und Versandaufwand in der Schweiz an, wenn ihr Euch ein Paket schicken lassen wollt. Ich hab mir 2004 eine digitale Spiegelreflex online in Slowenien gekauft, ganz easy per Überweisung bezahlt mit preiswertem Versand und die EU weite Garantie konnte ich denn tatsächlich in Deutschland in Anspruch nehmen.
Die Themen Völkerverständigung, Frieden, usw. brauche ich vermutlich nicht erwähnen.
Mein Großvater ist noch mit nem Hurra in den Zug gestiegen, um es den Franzmännern, Itakern, Thommies und Russen mal so richtig zu besorgen und der war davon überzeugt, dass es Sinn ergibt, "die anderen" zu vernichten. Der hat bis zum Ende auch nicht verstanden, dass das auch nur Menschen sind, die ihr Leben leben möchten.
Das ist für mich vollkommen absurd und ich fühle mich dem europäischen Gedanken verbunden. Wenn das bedeutet, dass man Geld Richtung Griechenland schiebt (ist doch eh nur von der linken Tasche der Banken in die rechte), dann soll das halt so sein.
Was hab ich denn davon, wenn Griechenland im Chaos versinkt? Man muss das Geld ja nicht verschenken, sondern wird schon irgendwelche Bedingungen aushandeln.
Aber dazu braucht es eben eine europäische Politik, weil das nicht vermittelbar ist?
Und dann gibt es sowas wie die derzeitige Regierung in Ungarn mit ihrem katastrophalen Mediengesetz. Auch da hat nur die EU die Macht und die Legitimation, dem Einhalt zu gebieten und ich bin zuversichtlich, dass das auch gelingen wird.
Und schlussendlich denke ich, dass Europa ein Modell für die Welt werden muss.
Wir bekommen einige globale Probleme (Hunger, Bevölkerungsentwicklung, Klimawandel, Ressourcenverlust, Artenvernichtung) einfach nicht in den Griff und steuern dort auf monströse Probleme zu, weil keiner bereit ist, Zugeständnisse zu machen und nur die eigenen Interessen sieht. In der Spieltheorie ist das das Gefangenendilemma, wo jeder das für sich bessere wählt und so alle gemeinsam den größtmöglichen Schaden nehmen.
Wir haben in der EU einige wirklich gute Gesetze hinbekommen, das kann ich zumindest in dem kleinen Bereich behaupten, indem ich mich auskenne.
Der Welt wäre z.B. aus meiner Sicht z.B. sehr viel gedient, wenn es eine globale Steuer auf CO2 und Ressourcenausbeutung gäbe, so dass die Vernichtung der Lebensgrundlagen endlich mal bestraft und nicht belohnt wird. Eine "global governance" vergleichbar mit dem, was es auf der EU Eben gibt, könnte dies umsetzen, ansonsten bleibt eigentlich nur noch auf Wunder zu hoffen.
Im Grunde genommen ist mir der Typ an survival Gedanke zuwider, der darauf basiert, die Welt sehenden Auges in die Katastrophe zu führen, um dann in der Apokalypse ein bisschen mehr m leben zu bleiben als die anderen. (es wäre allerdings naiv, das auzuschließen, von daher...)
Mir wäre viel lieber, wenn wir das gemeinsam hinkriegen würden, die Welt hätte nach wie vor die Ressourcen dazu und mein Lebensglück steht und fällt nicht damit, ob ich jetzt 30% mehr oder weniger Wohlstand habe (und deswegen immer finanzielle Wahlversprechen an mich anklicke), sondern mit ganz anderen Themen wie Sicherheit, Frieden, Selbstverwirklichung, Zeit, Freunde, evtl. mal Kinder, usw, usf...
Deswegen sehe ich für mich weitaus mehr Chancen als Europäer des 21. Jahrhunderts als als Deutscher des 20. Jahrhunderts.
Deswegen bin ich für Europa und das bedeutet auch Solidarität. Wenn man eine Gemeinschaft hat, kann man nicht den schwächsten rausschmeißen, weil er unbequem ist oder nen Fehler gemacht hat. Das würde man in einer "Survival Gesellschaft" auch nicht tun.
Wem "die Griechen" zu abstrakt sind, der soll einfach mal seinen Urlaub dort verbringen (ist ein schönes Land) und sich dort mal mit den Jugendlichen unterhalten, die praktisch keine Jobs finden können. Es ist wichtig, den Menschen hinter Entscheidungen auch ein Gesicht zu geben.
Das heißt nicht, dass ich das alles gut heiße, was da in Brüssel passiert (das System der Agrarsubventionen ist in meinen Augen der pure Irrsinn), aber der Grundgedanke stimmt. Hätte man in Deutschland die Weimarer Republik doch nur zu verbessern versucht, statt sie gleich wieder abzuschaffen, als sie im Volk unbeliebt war...
Meine Meinung.
mfg
PS: Ich wage es, Dir den link zum Artikel einer links lastigen (aber imho sehr guten) Zeitung zukommen zu lassen:
http://www.zeit.de/2010/21/Europa-Habermas