City Farming - Meine Kartoffeltonne

  • Ich habe gestern eine "Hinterlassenschaft" der Vorpächter umgewidmet: Eine Regentonne ohne Boden. Weiss-der-Geier, was die damit gemacht haben.




    Um eine City / Urban Farming Situation zu simulieren, habe die die Tonne auf die Terasse unseres Kleingarten gestellt, sie könnte also auch genauso gut auf einem Balkon, Flachdach, Hinterhof etc stehen. Die habe die Tonne ringsum mit Ziegelsteinen gesichert, weil es gestern windig war und ich nicht möchte, dass es mir die Tonne umhaut. Mir höherem "Füllstand" wird diese Sicherung wohl irgendwann nicht mehr nötig sein.



    Mein Sohn hat das Prinzip schon verstanden - erstmal muss Erde rein. Da ich keine Lust hatte, im garten ein Loch zu buddeln, habe ich handelsübliche Blumenerde genommen. Also das, was ein Stadtmensch am ehesten zur Verfügung hat. Ok. ich bin ja auch quasi ein Stadtmensch ...



    Ich hatte dann die (Schnaps?)Idee, sowas wie Bodenleben zu simulieren, also habe ich dann doch eine Schippe Gartenerde reingetan. Evtl. siedeln sich doch Mikroben an - ansonsten kommt morgen auch noch Kompost in die Tonne.



    Auf die Erde kommen die vorgekeimten Kartoffeln. keine Saatkartoffeln, sondern die "Linda" vom Demeterbauern und die Sorte, die im Netto unter "BioBio"Label verkauft wird. Mal sehen wie die Kartoffeln, die Blumenerde vertragen.



    Dann kommt nochmal Erde drauf und das Giessen nicht vergessen.



    Der Plan ist, immer neue Erde in die Tonne zu kippen, sobald die Kartoffeln oben rausgucken, um sie so in der Tonne anzuhäufeln.
    Derzeit ist noch nichts zu sehen, wie mein Jüngster festgestellt hat.


  • Die Tonne hat vermutlich befüllt Frost abgekriegt. So sahen zumindest meine ersten Tonnen aus.

    Ansonsten: Nette Idee, bin gespannt wie es weitergeht und wie reich die Ernte ausfällt! Eine landwirtschaftlich erfahrene Bekannte riet: die Kartoffel mag es nicht zu sonnig.

    Bärenstarke grüße
    Missy

  • Hallo,


    das Prinzip funktioniert bestens. Habe es letztes Jahr ausprobiert. Das die Tonne keinen Boden hat, ist bestens. Das Wasser muß abfließen können. Ich hatte eine intakte Tonne, ohne Abflußmöglichkeit und so mußte ich bei Regen ständig aufpassen. Das war letztenendes der Todesstoß der Kartoffeln: einmal übers Wochenende weg, vergessen abzudecken, keine Rettung, alles war verfault. Ärgerlich das es kurz vor der Ernte war, die viele, total durchwässerte Erde ließ sich nicht mehr trocknen.


    Es wäre eine sehr gute Ernte geworden, so waren es nur unglaublich viele verfaulte Kartoffeln. Ich hatte übrigens nur zwei (!) Saatkartoffeln, war für die Tonne absolut ausreichend. Es wäre, an der Anzahl der faulen geschätz, schon ca. 5-8 Kg Kartoffeln geworden. Meine zwei für die Kinder als Anschauungobjekt im Garten gepflanzten Saatkartoffeln haben sehr viel weniger Ertrag gehabt.


    Das mit der Sonne kann ich nicht bestätigen, beide Anbauarten hatten knalle Mittagssonne. Wichtig ist im normalen rechtzeitig zu häufeln und in der Tonne immer nach Wachstum sukzessive Erde nachkippen. Auf einem normalen Kartoffelfeld gibts ja auch keinen Schatten.


    Das ganze ist übrigens in dem hier im Forum schon öfters zitierten John Seymour "Vom Leben auf dem Lande" in seinem "Ablegerbuch" -Selbstversorgung aus dem Garten- auch sehr gut beschrieben. Wie übrigens andere raum-effiziente Lösungen auch, ohne das man gleich 1 oder 5 Morgen Land braucht.


    Gute Zeit ! ...und viel Erfolg!


  • Hallo Sunnhild,


    genialer Beitrag. Berichte doch bitte im Herbst über das Ergebnis - in Kilogramm.


    Übrigens auch geniale Sig :grosses Lachen:

    Zitat von Sunnhild;69260


    StGB §328, Absatz 2.3:
    Mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit Geldstrafe wird bestraft, wer eine nukleare Explosion verursacht.


    Kartoffelige Grüße (Ja, die Linda ist wirklich gut, die beziehen wir auch von einem Hofladen, kein Vergleich zu den "halbfest kochenden" Sorten aus dem Supermarkt, die weder Fisch noch Fleisch sind.)


    Matthias

    They who can give up essential liberty to obtain a little temporary safety, deserve neither liberty nor safety.
    Benjamin Franklin (1775)

  • Wieviel Fläche misst die Grundfläche für das Fass, bzw. wieviel Sonnenfläche kriegen die Kartoffeln total mit gewachsenem Kraut? Nimmt mich Wunder, ob der Nettoertrag höher ist, als auf gewoehnlichem Boden.
    Bei mir Kriege ich um die 7 kg Agria pro m² Fläche, notabene seit 4 Saisons selbst gezogen.


    Gruess, deali

  • Hallo Sunnhild,


    nach einigen Versuchen mit Kartoffeltürmen und -tonnen. Wenn noch nicht befüllt - denke die erste Lage wird schon drin sein..., ungefragt meine Tipps:


    Statt nur mit Erde aufzufüllen, nimm eine Lage von 5 cm Stroh auf die Saatkartoffeln. Dann eine Lage Erde. Ich nehm in den Tonnen gerne lehmhaltige Erde, die hat ein höheres Wasserspeicherungsvermögen.


    Auf die Erde wieder neue Kartoffeln legen, nicht so dicht wie auf dem Beet, aber bei deinem Fass schon 2 bis 3 Saatkartoffeln.


    Dann wieder Stroh, Erde und Kartoffeln.


    Die Ausbeute ist sehr gut.


    Als Blickfänger: Seitlich Löcher einbohren (Durchmesser 3 cm) unnd rankende Kapuzinerkresse einsäen. Sieht dann auch an der Seite nett aus


    Viel Spass beim Kartoffeln...


    Grüsse Andi

  • meint ihr nicht, dass die Tonne viel zu hoch ist?


    Kartoffeln brauchen ja reichlich Sonnenlicht.

    Aus gegebenem Anlass: ich distanziere mich hiermit ausdrücklich gegen jeden Form von Gewaltphantasien gegen andere, den Staat oder staatliche Organe. Ich betreibe prepping als Krisenvorsorge und als Hobby und tausche mich hier mit Gleichgesinnten aus.

  • Danke für die nette Idee!
    Ich habe mal ne vieleicht doofe frage:

    Woran erkenne ich wann die Kartoffeln reif sind?Oder macht das nur einen schlechteren Ertrag wenn ich die zu früh ausbuddel?
    Da bei mir eine Tonne ohne Verwendung rumsteht möchte ich das gerne auch mal ausprobieren.
    Die keimenden Kartoffeln habe ich schon,dank meiner Frau die nicht gekocht hat^^

  • Meine Landwirtfreundin sagt dazu: Erst ausbuddeln, wenn das "grün" über der Erde welk wird. Sonst sind die Kartoffeln zu klein und "das macht nen leeren Magen!"
    Sie mußte mich immer zügeln: "Nein, Missy, nicht ausbuddeln!" Als ich ihr von meiner kärglichen Ernte berichtete sagte sie "Tja, selbst schuld, hättst noch warten müssen!"

  • Reifezeit von Kartoffeln


    [QUOTE=Satras;69360Woran erkenne ich wann die Kartoffeln reif sind?[/QUOTE]


    Hallo Satras,


    Die Reife hängt von der Sorte ab.


    Bei Frühkartoffeln buddelst Du bereits bei noch grünem Kraut die Kartoffeln raus. Reife ist dann gegeben, wenn die Kartoffeln eine erste festere Schale entwickelt haben. Grab nur soviel aus, wie innerhalb von 2 - 3 Tagen gegessen wird. Du kannst auch die Frühkartoffeln länger drin lassen, Zahl und Größe nehmen weiter zu. Aber Du hast dann halt noch keine Kartoffeln vor August/September. Frühkartoffel-Sorten lassen sich auch schlecht einlagern. Werden hart und ungenießbar.


    Bei Lagerkartoffeln warten, warten und warten. Die Kartoffeln wachsen ab einem bestimmten Zeitpunkt auch ohne Kraut weiter. Optimal ist, wenn Du Spätkartoffeln (gleich Lagerkartoffeln) nach dem Abtrocknen kühl und trocken einlagern kannst.


    Übersicht der Reifezeit:
    sehr früh, 71 bis 76 Tage
    früh, 76 bis 80 Tage
    mittelfrüh, 85 bis 95 Tage
    mittelspät, 105 bis 130 Tage
    spät, 118 bis 132 Tage
    sehr spät, 135 bis 140 Tage


    In der Tonne, da sich dort mehr Wärme aufbaut, verkürzt sich die Reifezeit um ca. 10 Tage. Bei der Tonne aber aufpassen, dass die Kartoffeln weder versaufen noch es zu trocken ist.


    Hoffe die Infos helfen die weiter


    Grüsse Andi

  • Danke für die Antworten.Jetzt hab ich mal nen Überblick.Die Sorte der Kartoffeln die ich einpflanzen werde heißt Solara.Lässt sich wohl auch einlagern.

    Ich werde der Tonne unten ein paar kleine Löcher gönnen.Bietet sich eh an,da es im Garten derzeit ein mittleres Wühlmausproblem gibt.

    Auf Platten gestellt sollte das mindestens etwas Schutz bieten denke ich.

  • Andi
    "Bei Lagerkartoffeln warten, warten und warten. Die Kartoffeln wachsen ab einem bestimmten Zeitpunkt auch ohne Kraut weiter. Optimal ist, wenn Du Spätkartoffeln (gleich Lagerkartoffeln) nach dem Abtrocknen kühl und trocken einlagern kannst."


    Wie das? Ohne Photosynthese?


    Ich ziehe.jeweils das Kraut, wenn es welk wird und lasse die Lagerkartoffeln bis spät im Oktober in der Erde. Die faulen sind dann verfault/erkennbar, und nur noch die Guten drin.

  • Zitat von Cephalotus;69357

    meint ihr nicht, dass die Tonne viel zu hoch ist?


    Kartoffeln brauchen ja reichlich Sonnenlicht.



    Der Trick an der Sache ist ja, sofort wieder Erde reinzukippen, wenn die Kartoffelnkeime sich blicken lassen, bis die Tonne vol ist. Das Kartoffelkraut guckt dann oben raus. Rein theoretisch, wie es praktisch aussieht, wird dieser Sommer zeigen.
    Bislang lassen sich aber noch keine blicken.


    Andi, danke für den Tipp mit dem Stroh, ich werde mal schauen, wo ich welches auftreiben kann. Wobei die Verwendung von Stroh ja nicht in meinen "City Farming mit einfachsten Mitteln" Test passt.


    Deali, es geht mir nicht um den Ertrag pro qm, sondern um einen Test, ob man tatsächlich ganz ohne Acker oder Garten Kartoffeln selber ziehen kann mitten in der Stadt. Z.b. auf einem Flachdach oder einem betonierten Hinterhof.
    Die Idee kenne ich schon länger und bevor ich die kaputte Regentonne weghaue, schau ich lieber, ob ich noch etwas sinnvolles damit anfangen kann.
    "Man darf nichts umkommen lassen!", wie Pippi Langstrumpf schon sagte.

  • Sunnhild, in Ordnung. Flachdach und betonierter Grund lasse ich gelten, wäre Schade um den ungenutzten Platz...
    Ich bin vielleicht einfach ein wenig uebermotiviert, wenn's ums Gärtnern geht. :)

  • Hallo,


    auch ich habe das 1. Mal einen Kartoffelturm, die ersten Triebe gucken inzwischen raus. Sobald sie die ersten Blätter haben, werde ich die nächste Lage Stroh und Komposterde draufkippen. Mal sehen, was das gibt! Ach so, Dünger beim Start und einmal etwas später nicht vergessen! Ich habe Kartoffeldünger genommen.


    Liebe Grüße,
    Toerti

  • Komisch, die Linda versenke ich dieses Jahr auch erstmal in einer Kartoffeltonne. :)
    Diese Sorte hat uns nach der Verkostung eines kleinen Aktionspaketes bestehend aus 7 verschiedenen Sorten, am besten geschmeckt.


    Mal testen ob das funktioniert. Laut dem Buch von John Seymour soll es ja eine reichhaltige Ernte werden. Wenn man aber den Begriff Kartoffeltonne bei Google eingibt und die Ergebnisse verfolgt, werden die Erwartungen etwas gebremst. Scheint wohl nicht bei jedem so gut zu funktionieren. Na schaun mer mal.


    Ich hab mir noch so gedacht, wenn die Kartoffeltonne durch unterlegen von einem Holz oder ähnlichem ein klein wenig nach Süden neigt, bekommt sie doch auch mehr Sonnenlicht ab, oder?

    Wer sich in die Natur begibt, der lernt beim allerbesten Meister! (Erwin Thoma)

  • Am besten wäre ein modulares System mit Ringen, die man dem Erdniveau anpassen könnte. Die Lichtausbeute wäre optimiert. Es geht ja am Schluss immer um die Photosyntheseleistung, gespeicherte Solarkalorien.

  • Meine Tonne ist jetzt auch seit zwei Tagen fertig bestückt.
    Da wohl doch mehrere diese Methode gerade ausprobieren wäre es nett wenn wir am Ende die Ergebnisse und Methoden vergleichen könnten.Ich werde jedenfalls zwischendurch auch mal ein Paar Bilder reinstellen.

  • Hallo deali,


    hast recht - so abolut gehts wirklich nicht. Ohne Kraut wächst nix mehr. Aber bei teilweise verwelktem Kraut findet schon noch ein Wachstum statt. Was ohne Kraut noch wächst, ist die Schale. Die wird härter. Und damit die Lagerfähigkeit besser.


    Meinst du mit den faulen Kartoffeln die Mutterknolle? oder warum faulen teilweise deine Kartoffeln?


    Grüsse Andi

  • Andi
    Nein, nein, nicht die Mutterknolle, die ist nicht mehr faul, sondern matschig. :)
    Das Problem sind die Knollen, die nicht gesund sind. (Kraut- und Knollenfaeule?) Wenn die zu früh rausgenommen werden, dann hat man ein Problem im Winterlager, weil andere Knollen vom Faulsaft angesteckt werden (schon deshalb immer luftig lagern!). Wenn man die Kartoffeln aber später erntet, dann sind die potentiellen Faulen schon beim einsammeln ziemlich gut erkennbar, und die Problematik tritt später nur reduziert auf.


    Gruess