Österreich übt den Blackout

  • Und hat mit klaren Worten die Eigenverantwortung jedes einzelnen betont.


    https://diepresse.com/home/pan…en-aus-der-BlackoutUebung


    Zitat

    Aber Kickl ersuchte die Bevölkerung, sich vorzustellen, was sie im Fall des Falles tun würden. „Man kann sich einen Campingurlaub in den eigenen vier Wänden vorstellen, dann weiß man, was man benötigen würde.“ Je mehr Eigenverantwortung der Einzelne übernehmen würde, desto leichter wäre im Ernstfall die Arbeit aller Institutionen. Eine Fortsetzung der Übung sei garantiert und auch notwendig.


    https://www.kleinezeitung.at/o…ht-auf-Eigenverantwortung

    Zitat

    "Das Szenario eines Energiemangels ist nicht aus der Luft gegriffen", meinte auch Umweltministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP). Die durch den Klimaschutz bevorstehende Energiewende hin zu Sonne und Wind werde auch neue Herausforderungen auf dem Gebiet der Speicherung bringen. Laut Verkehrsminister Norbert Hofer (FPÖ) würde hier intensiv geforscht, um Energie etwa über Wasserstoff für einen späteren Zeitraum wieder verfügbar machen zu können.

    Ich verspreche mir viel davon, dass das Thema ernst genommen wird.

    Die Übung wurde auch zahlreich in den Privatradios publiziert. Im ORF Radio habe ich jetzt nicht soviel davon mitbekommen. Die höre ich aber auch seltener.

    Man tut sich insgesamt momentan leichter, das Thema bei Freunden anzusprechen und wird nicht gleich als Spinner abgestempelt.

    Lg

    "Wir brauchen kein Telefon, wir haben genügend Boten!" Britische Post 1878

  • „Camping in den eigenen vier Wänden“ - gefällt mir, das macht für viele das abstrakte Szenario begreifbarer.


    Aber man sieht auch and dieser Übung die Hilflosigkeit der beteiligten Stellen durchscheinen.

    Was nützt der Bevölkerung eine notstromversorgte Tankstelle. wenn die Leute kein Bargeld haben bzw. der Tankstellenautomat nur Karten akzeptiert, dieser aber Mangels funktionierender Online-Verbindung zur Bank außer Betrieb ist?


    Letztlich bleibt nur der Appell der Behörden an alle, zuhause zu bleiben und abzuwarten.


    Da aber bei einem Blackout die "Gleichzeitigkeit" der Lage über die gesamte Fläche das beherrschende Problem ist, bringt abwarten nichts: es kommt keine Hilfe vom Nachbarbezirk, weil der genauso betroffen ist. Und im europäischen Stromverbundnetz kommt, wenn's dumm läuft, auch keine Hilfe aus dem Nachbarstaat, weil er selber mit der Situation zu kämpfen hat.

    Und mit jeder Stunde, die man tatenlos abwartet, verschärft sich die Situation, bis man irgendwann immer mehr Tote hat: in den Pflegeheimen wg. ausgefallenen Hilfsgeräten, bei unentdeckten bzw. nicht mehr telefonisch meldbaren Verkehrsunfällen, bei Wohnungsbränden wegen Notbeleuchtung mit Kerzen und stark verzögerter Ankunft der Feuerwehren.


    Meiner Meinung nach muss man sobald die Lage "Blackout" festgestellt wurde, alle Kräfte mobilisieren und handeln:

    - Aufbau von lokalen Anlaufstellen, die zu Fuß erreichbar sind. Z.B. Feuerwehrmagazine oder Gemeindehäuser. Dort kann man Informationen bekanntgeben (Flipcharts/Wandzeitung), Erste Hilfe leisten (Rotkreuz-Ortsverein), eine Suppenküche einrichten, eine "Wärmestube" bereithalten, Feuerwehreinsätze anfordern usw. Man kann dort einen Fernseher und eine SAT-Schüssel aus dem Campingbereich aufstellen (läuft mit 12V aus einer Autobatterie) und versuchen, Informationen von außerhalb zu bekommen (wenn der Blackout nicht global ist, wird man diverse TV-Programme weiter empfangen können).


    - Diese Anlaufstellen kann man dann mit einem Melder-Netzwerk untereinander verknüpfen. Das können Fahrradkuriere übernehmen oder man legt Feldtelefonkabel (so man hat) oder nutzt Funktechniken.


    - Kommunale Verwaltungen (Rathäuser und Bezirksämter) sind ohnehin Bestandteil der Katastrophenschutz-Planung. Die örtlichen Anlaufstellen in den Stadtvierteln/Teilorten sollte man deshalb mit den Rathäusern vernetzen. Wenn die staatliche KatS-Infrastruktur halbwegs arbeitet, dann muss man versuchen, sich in diese Hierarchie einzuklinken.


    - Hat man den Eindruck, dass das ganze länger als ein paar Tage dauern könnte, sollte man auf lokaler Ebene u.a. freiwillige technische und medizinische Arbeitsgruppen bilden, die man aus geeigneten örtlichen Freiwilligen zusammenstellt (Aufrufe, sich zu melden in den Anlaufstellen). Die Arbeitsgruppen bekommen dann Aufgaben ähnlich wie beim Zivilschutz/Technischen Hilfswerk: provisorische Stromversorgungen (und sei es nur aus umgestrickten Photovoltaikanlagen und Autobatterien), Kommunikationsverbindungen (Funkamateure, CB-Funker), Wasseraufbereitung, Transport und Verteilung (Landwirte, Apotheken, Feuerwehr). Ähnlich geht man im medizinischen und sozialen Bereich und in der Lebensmittelversorgung vor. Geistliche und Pädagogen können "Kriseninterventionsteams" bilden.


    - Und zusätzlich zu allem sollte man versuchen, so etwas wie Alltag im Ausnahmezustand herzustellen (Betreuung und Schule für Kinder, Beschäftigungen für die Erwachsenen, Unterhaltung/Kultur zur Ablenkung)


    Grüsse

    Tom

  • Ich bin hier über eine Info-Broschüre des Landes Brandenburg gestolpert. Nachdem unser Sammel-Fred für diese Dokumente noch nicht steht, poste ich es einfach mal hier rein: Link.

    - Wer den Kampf nicht geteilt hat, der wird teilen die Niederlage -

    Bertold Brecht

  • PapaHotel: die Broschüre des Landes Brandenburg ist interessant, vor allem, weil sie relativ direkt und "hemdsärmelig" daher kommt, zwei der Empfehlungen aus der darin enthaltenen Tabelle sind mir aufgefallen:


    "...Auto niemals bis auf den letzten Tropfen Kraftstoff fahren; ggf. Treibstoffreserve anlegen..."


    Die meisten behördlichen Ratgeber machen um diesen Punkt einen Bogen, denn undokumentierte private "Treibstofflager" unbekannter Größe und irgendwelchen Behältern in irgendwelchen Räumen stellen auch ein ziemliches Brand- und Umweltrisiko dar.



    Und das hier (ausgerechnet in der Rubrik "Zubereitung von Speisen":


    "...Die Anschaffung eines Stromerzeugers für einen Haushalt ist für Stromausfälle ratsam.
    Aber auch ein Gasherd, Gaskartuschen, Campingkocher, ggf. Holzkohlegrill (im Freien!)
    leisten gute Dienste..."


    Die Stromerzeuger, die der Normalverbraucher aus dem Baumarkt kennt, taugen nur für kurzfristigen Betrieb, sind laut, haben keine Abgasableitung und passen eigentlich überhaupt nicht zu den Stromanforderungen eines Haushalts:

    nämlich durchgehend konstante niedrige Grundlast von einigen 10 Watt, alle halbe Stunde für ein paar Minuten eine Spitze von einigen 100 bis 1.000 Watt (wenn ein Aggregat anspringt) und alle paar Stunden Hochleistungsbedarf für 5-15 Minuten, wenn der Herd/Backofen an ist, gebügelt wird oder Wasch-/Spülmaschine ihr Wasser aufheizen.


    Ein Stromerzeuger, der das abdeckt, müsste also auf die maximale geforderte Leistung ausgelegt sein (z.B. 5.000W), aber die meiste Zeit quasi im Leerlauf arbeiten, was bei den meisten Stromerzeugern zu einer zappeligen Spannung führt. Der relative Spritverbrauch pro erzeugtem Watt dürfte im Leerlauf auf deutlich höher sein, als unter Last.


    Für Haushalte, speziell in der Stadt halte ich einen stabilen Gaskartuschenkocher für das Mittel der Wahl, den kann man halbwegs bedenkenlos in Innenräumen betreiben, stellt man sich auf den (ausgeschalteten) E-Herd und fertig ist der "Krisenherd".

    Wenn man sich von der Vorstellung verabschiedet, elektrische Großverbraucher wie Herd, Staubsauger etc. betreiben zu müssen, braucht man keinen Netzstrom. Notfalls stellt man seinen Haushalt auf "USB-Strom" um und nutzt das Smartphone als zentrales Hilfsmittel: Licht, E-Book, Spielkonsole, Musik, Radio, Tagebuch, Foto/Video-Dokumentation und mit etwas Glück ab und zu bzw. irgendwann wieder Kommunikation per Telefon, SMS oder Messenger oder später bei längerer Blackout-Dauer über WLAN-/Bluetooth-Netzwerke von Smartphones in Reichweite untereinander. Dann braucht man nur diverse USB-Powerbänke und Solarmodule oder hin und wieder mal ein Auto mit laufendem Motor, bei dem man während der Fahrt die USB-Geräte aufladen kann.


    Grüsse

    Tom