Eichenprozessionsspinner - Raupenallergie

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  • Hallo allerseits,


    in Recklinghausen (zumindest!) hat sich seit 2-3 Wochen eine phänomenale Hauterkrankung epidemieartig ausgebreitet. Die Menschen (ich einschließlich) sind übersät mit mit kleinen mückenstichartigen Schwellungen, obwohl keine Mücke zu sehen ist. Der lokale Ortssender "Radio FiV" spricht schon von "Phantom-Mücken". Die Schwellungen sehen aus wie Mückenstiche, sie erscheinen ebenso plötzlich und mit massiv stechendem Juckreiz - genauso wie ein Insektenstich. Aber sie sind kleiner. Pro Tag kommen etwa 5 - 10 neue hinzu.


    HIer nährt sich der Verdacht, dass es sich um eine allergieähnliche Reaktion auf den Eichenprozessionsspinner handelt. Dessen Härchen brechen durch Windzug weg und werden - offenbar so wie es aussieht - über weite Flächen wie z.B. eine ganze Großstadt geweht. Und das über Wochen. Wir reden hier ja nicht von einem Eichenwald, sondern von Straßenschluchten mit wenig bis gar keiner Baumvegetation.



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    Die kleinen Härchen der Raupen sind wie Glaswolle-Bruchstücke - sie lagern sich in der Kleidung ab, in Polstern, in der Bettwäsche und in Teppichen. Und sie lassen sich auch nicht rauswaschen, weil sie Widerhaken haben. Ich habe gelesen, dass das darin enthaltene Nervengift prinzipiell bis zu 8 Jahren potent sein kann. Das würde im schlimmsten Fall bedeuten, dass man immer und immer wieder kontaminiert wird.


    Ich habe den Gedanken, dass dies ein Thema insbesondere für alle sein wird, in deren Konzept ein Überleben im Wald vorkommt. Der Eichenprozessionsspinner tritt laut Pressebericht von Jahr zu Jahr in explosionsartiger Steigerung auf. Ganze Parks und Wälder werden derzeit gesperrt, weil die allergieähnlichen Reaktionen sich nicht nur auf die Haut beschränken, sondern auch Schleimhäute, Atemwege und Augen. Und auch schon eindringende Keime in aufgekratzter Haut können zu einem relevanten Risiko werden.


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    Meine bisherigen Experimente mit Kortisonsalben haben nur einen mäßigen, vorübergehenden bis gar keinen Erfolg gezeigt. H1-Anthistaminika wie z.B. Certirizin funktioniert zwar durchaus, es reduziert die Juckbelastung aber nur zum Teil. Die Frage ist ja auch, wie lange (evtl. dauerhaft?) muss man dann sowas einnehmen? Denn die Härchen bleiben ja lange Jahre potent, sie lassen sich nur zum Teil rauswaschen, und ständig kommen neue hinzu.


    Wikipedia schreibt darüber:

    Die sehr feinen Brennhaare der Raupe, die ein Eiweißgift namens Thaumetopoeinenthalten, können beim Menschen eine Raupendermatitis auslösen.

    Die Brennhaare der Raupe brechen leicht und werden bei günstiger Witterung durch Luftströmungen über weite Strecken getragen. Die alten Larvenhäute bleiben nach der Häutung in den „Nestern“, deshalb ist die Konzentration an Brennhaaren oft sehr hoch. Alte Gespinstnester, ob am Baum haftend oder am Boden liegend, sind eine anhaltende Gefahrenquelle. Die Raupenhaare sind lange haltbar und reichern sich über mehrere Jahre in der Umgebung an, besonders im Unterholz und im Bodenbewuchs (Gräser, Sträucher).

    Für den Menschen gefährlich sind die Haare des dritten Larvenstadiums (Mai, Juni) des Eichen-Prozessionsspinners. Sie halten sich auch an den Kleidern und Schuhen und lösen bei Berührungen stets neue toxische Reaktionen aus. Die (fast unsichtbaren) Brennhaare dringen leicht in die Haut und Schleimhaut ein und setzen sich dort mit ihren Häkchen fest. Die Raupendermatitis kann sich in drei verschiedenen klinischen Erscheinungsbildern zeigen:

    • Kontakt-Urtikaria (Quaddeln)
    • toxische irritative (Reiz auslösende) Dermatitis (Hautentzündung)
    • anhaltende Papeln (Knötchen), die an Insektenstichreaktionen erinnern.

    Die Hautreaktionen halten (unbehandelt) oft ein bis zwei Wochen an. Meist sind alle Hautbereiche betroffen, die nicht bedeckt waren. Die Haut- und Schleimhauterscheinungen können mit Kortisolpräparaten behandelt werden. Gegen den Juckreiz helfen Antihistaminika. Reizungen an Mund- und Nasenschleimhautdurch Einatmen der Haare können zu Bronchitis, schmerzhaftem Husten und Asthma führen. Hier wären Kortisonsprays und Sprays mit Bronchien-erweiternden Mitteln erforderlich. Selten ist eine stationäre Behandlung mit Infusion von Kortison oder Theophyllin notwendig. Begleitend treten Allgemeinsymptome wie Schwindel, Fieber, Müdigkeit und Bindehautentzündung auf. Selten sind allergische Schockreaktionen.

    Vorsichtsmaßnahmen

    • Grundsätzlich die Befallsgebiete meiden
    • Hautbereiche (z. B. Nacken, Hals, Unterarme, Beine) schützen
    • Raupen und Gespinste nicht berühren
    • Sofortiger Kleiderwechsel und Duschbad mit Haarreinigung nach (möglichem) Kontakt mit Raupenhaaren
    • Auf Holzernte- oder Pflegemaßnahmen verzichten, solange Raupennester erkennbar sind
    • Bekämpfung wegen gesundheitlicher Belastung und spezieller Arbeitstechnik nur von Fachleuten durchführen lassen.




    Hat jemand darüber hinaus Ideen oder Erfahrungen, welche anderen Wege man beschreiten könnte, sich vor diesen umherfliegenden Härchen zu schützen? Und wie man die wieder effektiv rauskriegt? Und was man machen könnte. um die allergieähnlichen Reaktionen des Körpers spürbarer zu lindern?


    Nette Grüße

    Gode

    7 Mal editiert, zuletzt von Gode_RE ()

  • Ich nehme seit Jahren Citzerezin. das allerdings wegen einem Allergischen Ausschlag. Man sollte das Zeug nicht länger wie ein halbes Jahr nehmen. Bei mir sind es jetzt über 6 Jahre, weil es sonst nicht auszuhalten ist.

    Aber kommen wir zum Eichenprozessionsspinner zurück. Auch der Landkreis Coesfeld hat ein enormes Problem damit. Meine bessere Hälfte reagierte auch darauf, allerdings mit Citerezin wurde es stark gelindert. Ich habe zum Glück wenig abbekommen, aber das nutzt wenig. Ständig kommen Tag für Tag neue Stellen dazu. Es kann einen schon recht nerven.

    Von der Politik wird das zwar noch runtergespielt, selbst Stadtverwaltungen sperren eher Gebiete ab als was dagegen zu tun. Und zu tun ist was. Man kann sie absaugen oder brennen.

    Ich fürchte, wenn nicht mehr dagegen unternommen wird, kann es irgendwann sogar zu Todesfällen kommen. Zumindest können Asthmaanfälle und Augenkrankheiten vermehrt auftreten.

  • Ich hatte das mal vor Jahren nach einer Wanderung im Wald. Zwar sind mir die Raupen nicht aufgefallen, aber ich nehme an, dass ich durch den Windschatten einer Ansammlung von Eichenprozessionsspiennern gelaufen bin.


    Jedenfalls hatte ich drei Tage lang am ganzen Körper, also auch an den Stellen, die bedeckt waren, diesen streuselkuchenartigen Ausschlag. Das war sehr unangenehm, allerdings fand ich den Juckreiz erträglich. Da sind imho einzelne Mückenstiche schlimmer. Auffällig war, dass die Quaddeln morgens weg waren und nachmittags wieder kamen. Ich gehe davon aus, dass das an der Schwankung des natürlichen Cortinsonspiegels im Körper gelegen hat. Ansonsten konnte ich keine negativen Auswirkungen wie Fieber oder Abgeschlagenheit feststellen.


    Gemacht habe ich dagegen nicht viel. Kaltes Duschen hat sowohl vom Juckreiz als auch vom Aussehen der Quaddeln her etwas Linderung gebracht. Nach drei Tagen war der Spuk dann verschwunden.

  • Bisher waren die Auftretenserscheinungen auf Wälder und Parks begrenzt. Jetzt sind bereits unsere Städte und Vororte davon betroffen, in denen es gar keine Eichenvegetation gibt. Ich glaube, das Problem ist in seiner Dimension gar nicht bekannt oder bewusst. Vorsätzliche Ignoranz vermute ich da nicht dahinter. Sondern wir sind in diesem Jahr von der Dimension überrannt worden. Ich bin besorgt, dass es zunehmen wird. Duschen und Kleidung wechseln jedenfalls reicht nicht mehr, weil die Härchen weiterhin fliegen,

  • Hab ich noch nie von gehört. Danke für den Hinweis! Leider kann ich auch keine Lösung oder Erleichterung anbieten.


    In der Wohnung (die durch die Kleidung auch belastet sein könnte) hilft vielleicht ein HEPA-Filter? Aber sobald du dich draußen aufhältst, kannst du wenig machen.


    Vielleicht mal einen Hautarzt fragen, ob es eine Desensibilisierung wie bei anderen Allergien gibt?

  • Bei uns ist die Feuerwehr mittlerweile auch bald täglich im Einsatz und sammelt die Viecher ein. Am Wochenende habe ich auf Autobahnrastplätzen auch einige abgesperrte Bereiche gesehen.

    Bin mir nur noch nicht ganz so sicher ob die Tierchen sich so stark vermehrt haben oder warum das früher kein Thema war. Sind ja nicht neu bei uns. Aber bis vor wenigen Jahren hatte ich nichts davon gehört.

  • Vielleicht mal einen Hautarzt fragen, ob es eine Desensibilisierung wie bei anderen Allergien gibt?

    Hm, kann ich mir erst mal nicht vorstellen. Denn ich hatte ja deshalb auch von "allergie-ähnlichen" Reaktionen gesprochen, weil es gar keine "Allergie" in dem Sinne ist, sondern eine toxische Vergiftung mit einem Nervengift. Die Körperreaktionen sind allerdings wie bei einer Allergie, daher findet man unter dem Begriff "Raupenallergie" auch manchmal die Umschreibung "Pseudoallergie".


    Jedenfalls führt das erst mal zu einer Histaminausschüttung, daher sind so Antihistamine wie Certirizin auch offenbar wirksam. Ob allerdings eine Desensibilisierung bei einer Pseudoallergie funktiionieren würde, weiß ich nicht. Es liegen ja in dem Sinne keine "verlernbaren Muster" vor, sondern es ist ja tatsächlich ein Nervengift. Darauf zu reagieren "verlernen" wir vielleicht besser nicht, wer weiß vor was der Körper sich dann evtl. nicht mehr zu schützen weiß. Dermatologen könnten das sicher besser erklären, als ich ...

  • Bin mir nur noch nicht ganz so sicher ob die Tierchen sich so stark vermehrt haben oder warum das früher kein Thema war. Sind ja nicht neu bei uns. Aber bis vor wenigen Jahren hatte ich nichts davon gehört.

    Ich nehme an, dass die von der Trockenheit und der Hitze im vergangenen und diesem Jahr profitieren. Das kann man ja auch bei ein paar anderen Insektenarten beobachten, Feuerwanzen und Zecken beispielsweise. Die treten in diesem Jahr auch an Stellen auf, an denen zumindest ich die nie bemerkt habe. Könnte auch sein, dass die Eichen sich sonst mit irgendwelchen eigenen Stoffen wehren und damit einen Teil der Raupenpopulation vernichten, das aber wegen des Trockenstresses jetzt nicht mehr so hinbekommen.

  • Moin!

    Die Mistviecher haben sich bei uns stark vermehrt, sie stammen AFAIK aus dem Mittelmeerraum ...


    Forstwirtschaftlich ist ihr Schaden überschaubar, so dass es hier keine zwingende Notwendigkeit zur Bekämpfung gibt. Somit haben die Tierchen immer einen komfortablen Rückzugsraum!


    Es gibt einige Nutzinsekten und ein Bakterium, welche die früheren Larven/Raupenstadien bekämpfen. Letzteres kann auch als Spritzbrühe ausgebracht werden.

    Abbrennen der Nester ist umstritten, ich nehme an wegen des möglichen

    Kolateralschadens.

    Wegen der fehlenden Bekämpfungspflicht kann man nicht einfach auf die Kommunen eindreschen, die dem Problem zumeist nur hinterher rennen können. Sobald auch nur eine Eiche auf Privatgrund steht, poppt das Problem sofort erneut auf, wenn ein einziger Falteres nachts schafft diesen Baum zur Eiablage anzufliegen!


    CU

    ksbulli

    Hier wird das Licht von Hand gemacht ... und der Motor gehört nach hinten!