Sind Medikamente nach 40 Jahren Lagerung noch wirsam?

ACHTUNG! Diese Themen und Beiträge behandeln Gesundheitsthemen. Sie dienen nicht der Selbstdiagnose und ersetzen keine Arztdiagnose! Die Themen und Beiträge werden nach bestem Wissen und Gewissen (vorwiegend von Laien) erstellt. Der Betreiber des Forums kann Fehler, veraltete oder unvollständige Informationen oder womöglich gesundheitsgefährdende Inhalte nicht ausschließen und übernimmt keine Haftung für Folgeschäden, Verletzungen, usw. jeder Art die durch Anwendung der abgebildeten Informationen bei Ihnen oder Dritten womöglich auftreten. Die Nutzung dieser Informationen erfolgt auf eigene Gefahr!
  • Die kurze Antwort: Ja, manche.


    Das jedenfalls hat das Shelf Life Extension Program des US Verteidigungsministerium herausgefunden. Die Medikamente wurde teilweise bei Temperaturen von bis zu 45 Grad gelagert und zeigten da keine Verluste der Wirksamkeit. Die durchschnittliche Überlagerung war 5 Jahre.

    Hier ein pdf


    Meine Familie und und ich verwenden sehr selten Medikamenten. Wir bevorzugen selbst angebaute Naturkräuter.

    Trotzdem lagere ich eine Vielzahl von Medikamenten für Notfälle ein. Ob nun einfaches Patacetamol oder Ibuprofen, Cipro, Amo und Ceftri bis zu Adrenalin, Atropin und anderen Notfallampullen. So eine Hausapotheke zu erhaltrn kostet Geld und Zeit. Bisher habe ich "leicht" abgelaufene Medikamente nicht entsorgt sondern in die Box für Veterinärmedizin umgelagert.


    Bei der nächsten Inventur werd ich mal die US Miltär Ablaufdatum von Medikamenten genauer anschauen.


    Liebe Grüße aus Laos

    Vansana

  • Unser Arzt sagte immer: schau dir die Tabletten an. Wenn sie unverändert aussehen, dann sind sie noch gut. Es könnte sein, daß ihre Wirksamkeit ein wenig nachgelassen hat, aber das ist im Notfall hinnehmbar.

    Sind sie aufgeweicht, zerbröselt oder haben sie Flecken, dann werft sie weg.

    Angebrochene flüssige Arzneimittel sollten allerdings rasch aufgebraucht werden.

    Womit natürlich nicht Jod, Blau- und Silberspray oder -tinktur gemeint ist.

    Sondern Augen- und Ohrentropfen u.ä.

    Vielleicht kann da einer der Mediziner hier im Forum was dazu sagen.

  • Das jedenfalls hat das Shelf Life Extension Program des US Verteidigungsministerium herausgefunden.

    Wundert mich ehrlich gesagt nicht.


    Gerade bei Medikamenten, die aus Feststoffen ohne Fettanteil bestehen ist das durchaus realistisch. Oder solche, die aus einem einzigen Feststoff bestehen.


    Es ist wie mit Salz und Zucker: vor Feuchtigkeit geschützt gelagert sind sie praktisch unbegrenzt lagerfähig. (böse gesagt: aus diesem Grund dürften Globuli unbegrenzt lagerfähig sein...)


    Schwierig wird es tatsächlich bei Medikamenten, die aus Flüssigkeiten zusammengesetzt sind. Hier kann sich durch die Lagerung die Zusammensetzung verändern. (an anderer Stelle wurde mal beschrieben, wie überlagertes Mineralwasser über die Zeit an Inhalt verlor.)


    Gerade bei Medikamenten, die überlagert sind, würde ich besondere Vorsicht walten lassen. Auf der anderen Seite: in einer Notsituation, in der ich nicht davon ausgehen kann, dass nicht überlagerte Medikamente verfügbar sein werden, würde ich es darauf ankommen lassen. Getreu dem Motto: "Wenn dieses überlagerte Medikament den Tod oder schweres Leid verhindern kann, sollte es noch wirken, ist es gut. Anderenfalls wäre ich sowieso tot..."


    Ist im Zweifelsfall eine Güterabwägung.

    aus Niedersachsen, DE gesendet...


    "Der Klügere gibt nach! Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit." Marie von Ebner-Eschenbach


    Dorfleben. Entweder du liebst es oder du liebst es nicht. Es gibt kein Versuchen!


    "Dein Rad kann viel mehr, als du ihm zutraust. Das findet schon seinen Weg. Einfach laufen lassen, wenig bremsen, den Flow finden." (ein Freund zu einem Silk Road Mountain Race Teilnehmer)

  • Schätze mal, das hängt stark von der chemischen Zusammensetzung der Wirkstoffe, der HIlfsstoffe und der Verpackung ab: wie reagieren sie auf Sauerstoff (Oxidation), Feuchtigkeit, Temperatur (chemische Reaktionen laufen bei Wärme schneller ab), welche Einflüsse hat die Verpackung (Blister mit Weichmachern?), Rückstände in Behältern (in USA sind Pillen häufig in Gläsern/Bechern mit Schraubdeckel verpackt)? Was gast aus dem Dichtungsmaterial eines solchen Deckels aus? Strahlungseinflüsse? (UV-)Licht?


    40 Jahre sind eine lange Zeit. Einfache chemisch stabile Basis-Substanzen, trocken, kühl und dunkel gelagert, stehen das sicher durch. Medikamente, die sich z.B. durch Feuchtigkeit auflösen sollen (Gelatinekapseln, Brausetabletten) werden das in 40 Jahren möglicherweise auch schon durch die Luftfeuchtigkeit tun. Filmtabletten könnten auch zerfallen, wenn der Schutzfilm mit der Zeit Feuchtigkeit durchlässt.


    Bei komplexeren Wirkstoffmolekülen ist der Einfluss von Oxidatoren oder schlicht von externer Energie (Licht, Strahlung, Wärme) vermutlich auch nicht zu unterschätzen.


    Möglicherweise zerfällt die Verpackung und die Medikamente sind nicht mehr geschützt. Plastik versprödet mit dem Verschwinden der Weichmacher, straff zugeschraubte Plastikdeckel reissen manchmal von selbst mit der Zeit, einfach, weil der spröder werdende Kunststoff der Vorspannung nicht mehr standhält.


    Bei Kunststoffverpackungen sind die Weichmacher aus meiner Sicht am kritischsten. Biphenyle haben hormonähnliche Wirkung. Wenn die in das Medikament übergehen, habe ich möglicherweise unfreiwillig ein neues Präparat geschaffen, dessen Wirkungen und Nebenwirkungen ich nicht kenne.

  • Ich hoffe es ist schon klar, dass ich keinem hier anraten würde ein Medikament zu schlucken, das schon 40 Jahre abgelaufen ist. Da brauchts ein Labor dafür. Eines dieser Medikamente war z.B. Pentobarbital ein Natriumsalz das im Labortest immerhin 100% wirksam war.


    Übrigens ist das Ablaufdatum auf Tamiflu von Roche schon mehrfach verlängert worden.


    Das British Antarctic Survey Medical Team hat auch eine interessante Studie zu abgelaufenen Medikamenten gemacht.


    Wenn ich meine kleine Sauerstoffflasche auffüllen lasse kommt auch ein Sticker mit einem 36 monatigen Ablaufdatum hinauf. Und natürlich mach ich dann nach 3 Jahren das Ventil auf und entsorge den abgelaufenen Sauerstoff.

  • Ich hoffe es ist schon klar, dass ich keinem hier anraten würde ein Medikament zu schlucken, das schon 40 Jahre abgelaufen ist.

    Dazu aktiv zu raten oder aufzufordern wäre mindestens fahrlässig.


    Bei uns im Labor machen wir regelmäßig Stabilitätsanalysen. Dabei geht es letztlich um die Wiederfindungsrate der gesuchten Substanz gegenüber dem Ursprungszustand. Dabei zeigt sich: insbesondere bei Substanzen, die der organischen Chemie zuzuordnen sind, kommen massiv Faktoren wie Temperatur, Lösungsmittel, Licht etc. zum Tragen. Bei anorganischen Substanzen ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass die Wiederfindungsrate auch nach vielen Jahren noch bei nahezu 100% liegt. Oder zumindest so hoch, dass man damit noch arbeiten kann.

    Okay, radioaktive Elemente nehme ich da mal raus. Da ist Zeit als solches schon mal ziemlich doof bei der Wiederfindungsrate. 🙄

    aus Niedersachsen, DE gesendet...


    "Der Klügere gibt nach! Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit." Marie von Ebner-Eschenbach


    Dorfleben. Entweder du liebst es oder du liebst es nicht. Es gibt kein Versuchen!


    "Dein Rad kann viel mehr, als du ihm zutraust. Das findet schon seinen Weg. Einfach laufen lassen, wenig bremsen, den Flow finden." (ein Freund zu einem Silk Road Mountain Race Teilnehmer)

  • Also es gibt dazu unter Medizinern einen alten "Apothekenumschau-Niveu" Spruch:


    Das einzige Medikament was toxisch und unberechenbar wird ist Insulin.... Alles andere wird nur schwächer oder wirkt nicht mehr.


    Das kann man sicherlich nicht zu 100% unterschreiben da wie bereits beschrieben je nach Lagerung und Verpackung sich da Bestandteile auflösen und/oder auch ineinander übergehen.

    Aber sicher ist es zu 96% wahr. Denn mir fallen auch spontan nur wenige Situationen ein wo ein Medikament sich so verändern kann, das man was völlig neues erhält. Nur Nebenwirkungen können z.B. stärker ausfallen wenn sich z.B. der Hauptwirkstoff hält und der Nebenwirkstoff zersetzt.

  • Die Tablettenform ist über 100 Jahre haltbar.

    Salben und Lösungen nicht.


    Du kannst jede Art von Schmerzmitteln in Tablettenform auch nach 100 Jahren noch nehmen. Wirken sie schwächer kannst du mehr nehmen.


    Von Antibiotika oder Medikamenten die eine bestimmte Konzentration benötigen solltest du die Finger lassen. Antibiotika werden gegen Bakterien eingesetzt. Ist die Dosis zu schwach überleben die Bakterien und sie entwickeln eine Resistenz.