Strompreis in Spanien steigt und steigt

  • Die Hintergründe dazu sind sehr interessant:

    Trotz massiver Mehrwertsteuersenkung ist Elektrizität so teuer wie nie zuvor. Das treibt die Inflation hoch und droht sich nun zu einer Regierungskrise auszuwachsen


    Täglich findet eine Versteigerung statt. Die letzte eingekaufte MWh bestimmt den Preis für den gesamten Strom. Energien, die nicht gespeichert oder abgeschaltet werden können, wie Sonne, Wind oder Atomenergie, werden zum Preis von null Euro angeboten. Was das Ganze so teuer macht, ist Erdgas. Der Preis dafür ist im letzten Jahr um 400 Prozent gestiegen, die nötigen CO2-Rechte um hundert Prozent. Gas bestimmt selbst dann den Strompreis, wenn es gar nicht zum Einsatz kommt.


    Denn die großen Energieversorger, die in allen Energiequellen tätig sind, nutzen ihre Monopolstellung aus. Sie geben den Preis für mit Erdgas erzeugter MWh bekannt und bieten dann Strom aus Wasserkraftwerken ein wenig billiger an. Natürlich bekommen sie den Zuschlag. So verkaufen sie dann die MWh aus Wasserkraftwerken für bis zu 140 Euro, obwohl die Erzeugung gerade einmal drei Euro kostet. Im trockenen, heißen Sommer laufen die spanischen Stauseen in Rekordgeschwindigkeit leer.

    Gerade in Ländern im Mittelmeerraum, wo viele Heizungen mit Strom funktionieren, könnte das bei einem strengen Winter zu großen Problemen, vor allem bei den armen Teilen der Bevölkerung führen.

  • Das zeigt einmal mehr, wie wichtig es ist, sich wenn möglich eine mindenstens teilweise Energie-Autarkie zu verschaffen. Allzu schnell wird man sonst zum Spielball gieriger Energiekonzerne.

    Die Party ist vorbei!

  • Leider sind nicht die Energiekonzerne die Preistreiber beim Strom.

    :thinking_face: mummhhh naja... dafür müssen diese Unternehmen ja auch selten/nicht für die dabei verursachten Schäden aufkommen, die dann von eben diesen dabei auch eingenommen Steuergeldern bezahlt werden müssen...:exclamation_mark:


    Einfachmal die Schlagworte:


    Atomausstieg/Rückbau/Kosten oder auch Eon/RWE/Deal/Bundesregierung googeln und Du bekommst auch andere Ansichten/Fakten zum überlegen...

    "Normatilät tsi legidilch enie statsiticshe Häunufg mögilhcer Wahcsrheinlicheikten!"

    Meine wichtigsten Ressourcen sind Zuversicht, mein Wissen, Ideen, handwerkliches Geschick und die verknüpfte Improvisation davon!

    Sicherheit ist relativ und erfordert der alltäglichen Anwendung meiner intelligenten Beurteilung selbiger!

    Gruß derSchü

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  • Spanien hatte vor kurzem ein neues Tarifsystem für die Endkunden eingeführt, das man wahlweise nutzen kann. Der Strompreis ist darin tageszeitabhängig und kostet unter der Woche tagsüber jetzt deutlich mehr als vorher, dafür ist er nachts und am Wochenende günstiger.


    Was aus dem Standard-Artikel nicht hervorgeht, ist ob die heftigen Preisschwankungen nur an der Strombörse stattfinden, oder ob sie quasi in Echtzeit an die Verbraucher durchgereicht werden (was ich mir nicht vorstellen kann). Laut Google beträgt der aktuelle Endverbraucher-Strompreis in Spanien etwa 22 Cent/kWh. Der Standard schreibt, dass die MWh Strom aus Wasserkraft für 140 Euro verkauft wird. Das wären 14 Cent/kWh.


    Spanien irrlichtert schon länger etwas seltsam durch den Strommarkt, da scheint es halt auch sehr mächtige Lobbygruppen zu geben. Siehe die irre Sonnensteuer, die 2015 eingeführt und 2019 wieder abgeschafft wurde, die es unter drastische Strafen stellte, Solarmodule zu betreiben, ohne eine Steuer auf die installierte Leistung und eine Steuer auf den selbst erzeugten und selbst verbrauchten zu bezahlen. Das hatte dazu geführt, dass der Solarstrom-Markt in einem der sonnenreichsten Länder Europas innerhalb weniger Jahre quasi abgewürgt wurde.

  • Was aus dem Standard-Artikel nicht hervorgeht, ist ob die heftigen Preisschwankungen nur an der Strombörse stattfinden, oder ob sie quasi in Echtzeit an die Verbraucher durchgereicht werden (was ich mir nicht vorstellen kann).

    In Echtzeit nicht, aber laut Artikel rechnet die Regierung mit einer Preissteigerung von 25% für die Konsumenten.

  • Nichts für ungut, aber dieses Geschreibsel ("Artikel" ist definitiv ein zu beschönigender Ausdruck) ist schlicht und ergreifend Schrott!


    Er ist inhaltlich irreführend, tendenziös geschrieben und voller Auslassungen. Ich vermute mal, dass der Autor schlicht den falschen Stromtarif gewählt hat und jetzt sauer ist, weil das immanente Risiko schlagend geworden ist. Wie heißt es so schön: Gier frisst Hirn!

    Erinnert mich an jenen Artikel im Standard, wo sich eine (ich benutze den Ausdruck jetzt bewusst) Journaillistin beklagt hat, weil sie doch tatsächlich wegen Falschparkens einen Strafzettel bekommen hat! Wo doch die Einfahrt (vor der sie geparkt hat) derzeit gar nicht benutzt wird...



    Tatsache ist: Ja, am Spotmarkt (=Kurzfristimarkt, also heute für morgen) gibt es derzeit (aber nicht nur in Spanien, auch in Deutschland, Österreich und weiteren Ländern) sehr hohe Preise. Das liegt aber schlicht und ergreifend am Preisbildungsmechanismus (der seit 2002 nicht verändert wurde; Stichwort "merit order") in Kombination mit der derzeitig besch...eidenen Lage am Gasmarkt.


    Die merit order-Systematik besagt kurz zusammengefasst: Die Erzeugungsanlagen werden von billig nach teuer gereiht. Z.B. Wasserkraft vor Kohlekraft vor Gaskraftwerken.

    Jenes Kraftwerk, welches gerade noch ausreicht, den Bedarf zu decken, bestimmt den Preis für alle Kraftwerke.


    Man kann also nicht (wie im Artikel dargestellt) ein Gaskraftwerk für die Belieferung anmelden und dann ein Wasserkraftwerk dafür arbeiten lassen. Weil das Wasserkraftwerk nämlich in dieser Rechnung schon inkludiert ist.



    Weiters betrifft die aktuelle Situation nur jene Kunden, die spotmarktabhängige Tarife haben. Bei uns ist z.B. Awattar hourly so ein Tarif. Der schwankt derzeit auch so zwischen ca. 8 und 20 ct/kWh (also 80 bis 200 €/MWh) - nur für den Energieanteil! Netzentgelte, Steuern und Abgaben kommen da noch dazu...

    Bei uns (D/AT) haben traditionell Größtkunden solche Tarife. Allerdings haben die auch a) Einkäufer, die sich mit dem Markt beschäftigen und b) persönlich zugeordnete Berater, die ihre Kunden beraten und ggf. Vorsichtsmaßnahmen gegen steigende Preise anbieten, um sich zumindest teilweise dagegen abzusichern.


    Es gibt aber auch eine steigende Anzahl an Anbietern, die solche Tarife für Privatkunden aufgelegt haben bzw. anbieten. Hier gibt es aber keine entsprechende Beratung und damit ist der Endkunde (sofern er sich nicht aktiv damit auseinandersetzt) den Preisschwankungen unmittelbar ausgeliefert.

    Oft werden (bzw. wurden) solche Modelle damit beworben, dass man mit diesem Tarif quasi "wie ein Großkunde" von den günstigen Spotmarktpreisen profitieren kann. Was prinzipiell auch korrekt ist. Allerdings wird halt gerne verschwiegen, dass bei langfristigen Tarifen der Lieferant ein entsprechendes Risiko einpreisen muss, was den Preis zwar etwas teurer macht, dafür aber prognostizierbar und eben vor solchen Extremen schützt.



    Jetzt bin ich kein Profi am spanischen Strommarkt und kann daher nicht sagen, wie viele Endkunden solche Tarife gewählt haben. Definitiv lässt sich aber sagen: Jeder Kunde, der so einen Tarif wählt, will von den zumeist (im Vergleich zum langfristigen Terminmarkt) etwas günstigeren Spotmarktpreisen profitieren. Allerdings gilt wie fast immer im Leben: Wo viel Chance, da auch viel Risiko. Und das ist halt in diesem Sommer schlagend geworden.

    Sich jetzt dann zu beschweren, dass die Strompreise so hoch sind ist wie sich zu beschweren, dass man die Aktie X zum falschen Zeitpunkt gekauft hat.

    Die Judikatur nennt diesen Sachverhalt schlicht: Motivirrtum!

    Arbeite, als wenn du ewig leben würdest. Liebe, als wenn du heute sterben müßtest.